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Amerika trifft auf Japan – Postmoderner Urknall, der erste Kinofilm Star Wars bzw. A New Hope und die erste Trilogie (Filme IVVI)

Obwohl American Graffiti sich zum Kassenerfolg entwickelt hatte, fiel es Lucas schwer, für die Produktion des ersten Star Wars-Films überhaupt einen Geldgeber zu finden. Sämtliche Studios, an die er Anfragen richtete, sagten nach kurzer Bedenkzeit ab. Mit einem Budget von 11 Millionen US-Dollar, das Lucas nach langen Verhandlungen mit Unterstützung des aufgeschlossenen Produzenten Alan Ladd Jr. mit 20th Century Fox aushandeln konnte, zählte Star Wars Mitte der 1970er Jahre wahrlich nicht zu den Großproduktionen Hollywoods. Rückblickend erklärte Lucas einmal scherzhaft, der innerhalb von 70 Tagen in Tunesien, London und Kalifornien gedrehte Film sei das teuerste Low-Budget-Movie aller Zeiten gewesen. Das spätere Einspielergebnis von international 775,4 Millionen US-Dollar veränderte rückwirkend das gesamte Science-Fiction-Genre.

Im Unterschied zu Stanley Kubricks 2001 – A Space Odyssey (2001 – Odyssee im Weltraum, 1968) verarbeitete Lucas in seiner Saga auch Einflüsse, die sich deutlich von den üblichen technologischen und naturwissenschaftlichen Reflexionen des Genres entfernten. Die kosmische Macht der Jedi-Ritter wurde von den Schriften des Schamanismus-Experten und Schriftstellers Carlos Castaneda beeinflusst. Die Erweiterung der Macht durch den praktizierenden Zen-Buddhisten Irvin Kershner, der die Regie für den zweiten Film The Empire Strikes Back – also den zweiten Film der mittleren Trilogie – übernahm, erinnern hingegen an einen Schnellkurs in asiatischer Philosophie: Zen oder die Kunst des Bogenschießens verwandelte sich in »Use the Force, Luke!« oder die Kunst, einen Todesstern mit nur einem Treffer zu versenken. (In Japan steht die Kunst des Schwertziehens Iaidō in hohem Ansehen: Man zieht das Schwert – und der Kampf ist bereits beendet bzw. der Bessere hat überlebt.)

Das Prinzip der systematischen Vermischung unterschiedlicher Einflüsse bestimmte von Anfang an die Produktion von A New Hope. Zur Einstimmung auf die Dreharbeiten zeigte Lucas seiner Crew die Filme Silent Running (Lautlos im Weltraum, 1972), Satyricon (1969), 2001 – A Space Odyssey (1968) und C’era una volta il West / Once Upon a Time in the West (Spiel mir das Lied vom Tod, 1968). Douglas Trumbulls engagierte Öko-Science-Fiction Silent Running diente als Inspiration für die vermenschlichten Roboter. Am Ende dieses Films retten drei entfernte Verwandte R2‑D2s und Vorläufer des Roboters Wall-E (2008) zu den Klängen eines melancholischen Songs von Joan Baez die letzten erhaltenen Pflanzen der untergegangenen Erde in einem durch das All treibenden Gewächshaus.

Auch wenn Lucas die ästhetischen Ambitionen Kubricks teilte, Science-Fiction aus dem Bannkreis der Pappmaché-UFOs und Gummi-Monster befreien zu wollen, diente 2001 – A Space Odyssey dennoch auch in einigen entscheidenden Punkten als Kontrastfolie. Der Alltag, in dem phantastische Tierwesen nicht erst mühevoll gesucht werden müssen, sondern sich wie selbstverständlich in der Raumhafenkneipe der Wüstenstadt Mos Eisley einfinden, verknüpft wie in Fellinis Satyricon Surrealismus und Gewöhnliches. Sergio Leones epochaler Western C’era una volta il West setzte nicht nur wie Star Wars ein märchenhaftes »Es war einmal …« vor ein Genre, das traditionell mit einer konkreten Verortung assoziiert wird. Die markante Musik von Ennio Morricone stilisierte das Geschehen zur Tragödie.

Star Wars. 100 Seiten

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