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Die Erfindung des Blockbusters

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Brian De Palma brachte den Ansatz der eher formalistisch ausgerichteten New-Hollywood-Fraktion um die movie brats einmal sehr gut auf den Punkt, als er erklärte, dass es sich um den alten Widerstreit zwischen Form und Inhalt handelt. Man könne mit filmischen Formen experimentieren, wenn man sich jedoch auf die dadurch geschaffene filmische Welt einlässt, muss man auch deren Konflikte entsprechend ernst nehmen und verfolgen. Spielberg und Lucas reflektieren diesen Ansatz zwar nicht so ausgiebig wie der Film-Philosoph Brian De Palma. Dafür setzt das dynamische Duo, das gemeinsam für die Indiana Jones-Filme und einzeln für einige der erfolgreichsten Filme der Filmgeschichte von Star Wars bis E. T. verantwortlich zeichnet, De Palmas Paradigma der ernst zu nehmenden Spielwelt am konsequentesten um. Im Unterschied zu den einfallslosen Fließbandproduktionen anderer Blockbuster prägte die Filme von Spielberg und Lucas immer eine künstlerische Leidenschaft, ein Faible für individuelle Themen und ein ausgesprochen kreativer Umgang mit unterschiedlichsten Einflüssen aus allen Bereichen der Filmgeschichte.

Ganz im Gegensatz zu einer beliebten Cineasten-Legende haben Spielberg und Lucas nicht ihre Seele an den schnöden Mammon der Blockbuster-Produktion verkauft. Doch im Unterschied zu traditionelleren Vorstellungen des Films als Kunstform behandeln sie die Verweise auf Science-Fiction-Serials und alte Pulp-Abenteuerfilme mit der gleichen Ernsthaftigkeit, mit der Scorsese das Erbe des Neorealismus und Brian De Palma die Spannungsmechanismen Hitchcocks für sich entdeckt hatten. Der mit Steven Spielberg seit dem UFO-Drama Close Encounters of the Third Kind (Unheimliche Begegnung der dritten Art, 1977) befreundete François Truffaut lobte an den Arbeiten seines jüngeren Kollegen einmal sehr treffend, dass Spielberg es schaffe, den Alltag phantastisch und das Phantastische alltäglich zu behandeln.

Dass es gelingt, das Phantastische glaubwürdig zu vermitteln und zugleich das Abenteuerliche im Alltäglichen zu entdecken, setzt voraus, dass Setting und Spielregeln eines Genres ernst genommen und zugleich gekonnt und kreativ weiterentwickelt werden. Das gilt für beide Ausnahmeregisseure: Der Anspielungsreichtum in den Filmen von Lucas und Spielberg funktioniert dabei nicht nach dem in den 1980er Jahren beliebten ironischen Selbstverständnis der Postmoderne. Eine distanzierte, kennerhafte Haltung ist in den Star Wars- und Indiana Jones-Filmen jederzeit möglich. Wenn jemand aber derart vom Geschehen auf der Leinwand ergriffen ist, dass er oder sie im Eifer des Gefechts die Mehrdeutigkeit vergisst, begrüßen Spielberg und Lucas diese Reaktion und unterstützen sie mit allen spätromantischen Pauken und Trompeten, die ihnen ihr Komponist John Williams zur Verfügung stellen kann.

Star Wars. 100 Seiten

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