Читать книгу Star Wars. 100 Seiten - Andreas Rauscher - Страница 9

Оглавление

Vorspiele – THX 1138 und American Graffiti

George Lucas wurde 1944 in der nordkalifornischen Kleinstadt Modesto im San Joaquin Valley geboren. Sein Vater betrieb einen kleinen Gemischtwarenladen und eine Walnuss-Farm. Seine Mutter kümmerte sich als Hausfrau um ihn und seine drei Schwestern. Zu seinen ersten prägenden Kinoerfahrungen zählte der Abenteuerfilm King Solomon’s Mines (König Salomons Diamanten, 1950). Im Fernsehen liefen Serials wie Flash Gordon und Buck Rogers, die einen prägenden Einfluss auf Star Wars haben sollten.

Als Jugendlicher kultivierte er eine Vorliebe für Autorennen, die sich in seinen Filmen in einer Faszination für Geschwindigkeit und selbstkonstruierte Wagen und Raumschiffe niederschlägt. Durch einen folgenschweren Autounfall, den Lucas zwei Tage vor seinem High-School-Abschluss nur knapp überlebte, nahmen seine Pläne, Rennfahrer zu werden, ein vorzeitiges Ende. Er begann Anthropologie und Philosophie zu studieren und experimentierte gleichzeitig mit 8-mm- und 16-mm-Aufnahmen.

Im Unterschied zu American Graffiti erschien mir sein Erstlingswerk, der experimentelle Science-Fiction-Film THX 1138, zunächst deutlich abstrakter und mysteriöser, wie eine Zeitkapsel aus einem vergessenen Seitenarm der Filmgeschichte. Für die Spurensuche nach Lucas’ künstlerischem Selbstverständnis erwies sich der Film später jedoch als umso relevanter. In seinen beiden ersten Filmen etabliert Lucas zwei Bewegungen, die sich in seinen späteren Filmen immer wieder finden sollten. In der Dystopie THX 1138 steht eine geradlinige Fluchtbewegung im Mittelpunkt. American Graffiti rückt dagegen als Hommage an die frühen 1960er Jahre die Rundfahrt, inklusive diverser Schlenker und Umwege, zu prägnanten Rock-’n’-Roll-Klassikern in den Mittelpunkt. Entscheidend an beiden Bewegungen ist, dass die Filme die Durchquerung des filmischen Raums und die Dynamik des Geschehens in den Mittelpunkt stellen. Doch wie sah das aus?

Zunächst zu American Graffiti: In einer Spätsommernacht des Jahres 1962 verbringen vier Freunde ihren letzten gemeinsamen Abend in der kalifornischen Kleinstadt Modesto, in der Lucas auch aufgewachsen war. Die Schwierigkeiten, auf denkbar dilettantische Weise mit einem gefälschten Ausweis Alkohol zu kaufen, und das leicht melancholische Gefühl, in einer Stadt umherzustreifen, die man bald verlassen wird, erwiesen sich als universell verständliche Sinnsuche.

Bilder und Songs vermittelten über alle amüsanten Anekdoten hinaus zugleich eine leise Melancholie. Diese Wirkung setzt sich für mich unmittelbar im Used-Future-Look der ersten Star Wars-Filme fort. Der Blick auf Technik und Fahrzeuge, die zwar vielleicht poliert wurden, aber zugleich auch deutliche Gebrauchsspuren aufweisen, gehört zu den ästhetischen Qualitäten der Inszenierung. Lucas und der Soundtüftler Walter Murch verliehen auch der akustischen Ebene einen besonderen Schliff, der die filmische Wirklichkeit flüchtiger und dadurch glaubwürdiger erscheinen ließ. Die im Film verwendeten Songs wurden so abgespielt, dass sie sich anhörten, als würden sie aus einem fahrenden Auto kommen. Der Erfindungsreichtum der Sound-Effekte in den Star Wars-Filmen, die einen eigenen akustischen Alltag für die weit entfernte Galaxis definieren, wird bereits in diesem Verfahren vorgebildet. Wie die Avantgardisten des Cinéma pur gewinnt Lucas später im Schnitt dem Material neue Bedeutungen ab, die sich durch die Veränderung einer Einstellungsfolge oder das Zusammenspiel von Bild und Ton ergeben. Andererseits empfindet es Lucas im Unterschied zur ganz auf Reflexion angelegten Avantgarde auch als durchaus befreiend, wenn der ebenso perfekte wie aseptische Kontrollraum eines Raumschiffs bei Kubrick lieber von einer Horde Wookies aufgemischt wird.


Während bei Stanley Kubricks 2001 – A Space Odyssey (2001 – Odyssee im Weltraum; linke Seite) alles ebenso symmetrisch wie sauber ist, besticht Star Wars (rechte Seite) durch gepflegtes Chaos.

Star Wars. 100 Seiten

Подняться наверх