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2 Was wir über gutes Lehren und Lernen wissen

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Was wir über gutes Lehren und Lernen wissen

Weder die richtige Methode noch das eine universelle didaktische Konzept garantieren «gutes Lehren und Lernen». Selbst die Forschungsergebnisse über die Wirkung von handlungsorientiertem Unterricht sind äusserst widersprüchlich (Nickolaus, 2008). Weniger die Methoden selbst als vielmehr die Qualität des Unterrichts haben einen Einfluss auf den Lernerfolg bei den Lernenden (Nickolaus, 2008, Helmke, 2004, Meyer, 2004). Methoden helfen uns allerdings bei der Umsetzung. Folgende übergeordnete Faktoren werden von der aktuellen Forschung für das Gelingen von Lernprozessen herausgestellt:

Faktor Was ist damit gemeint? Methodische Beispiele
Inhaltliche Klarheit Transparenz Struktur •Das Ziel der Lernveranstaltung ist den Lernenden bekannt. Aufgabenstellungen sind den Fähigkeiten der Lernenden angepasst. Der inhaltliche Ablauf ist den Lernenden jederzeit bewusst. Der Inhalt ist in zusammenhängende Abschnitte unterteilt. Die Lernenden können einen persönlichen Bezug durch Reaktivierung der Erfahrungen und der Vorkenntnisse herstellen. Der Unterrichtsverlauf orientiert sich an einem roten Faden und an der Zielerreichung. •Die Unterrichtsschritte folgen einer inneren Logik und sind nicht beliebig aneinandergereiht. Der Unterricht wird mit einem klaren und beabsichtigten Lernprozessmodell geplant. Er zielt auf den Erwerb konkreter Kompetenzen und verfolgt entsprechende Lernziele. Lehrende und Lernende wissen immer, in welcher Phase sie sich befinden. Die methodischen Schritte sind folgerichtig und den Kompetenzen und Lernzielen angepasst. Es ist ein grundlegendes Prinzip erkennbar wie: –Vom Konkreten zum Abstrakten –Vom Abstrakten zum Konkreten –Von der Fremdsteuerung zur Selbststeuerung –Vom Einfachen zum Komplexen –Von der Distanziertheit zur Nähe •Der methodische Grundrhythmus ist in voneinander abgegrenzte Phasen gegliedert. Die Lernenden wissen immer, was sie zu tun haben. Die Aufgaben sind eindeutig formuliert. Es besteht Regelklarheit und den Akteuren ist bewusst, welche Rolle sie einzunehmen haben. –Partnerinterview mit Leitfragen –Agenda –Informierender Einstieg –Advance Organizer –Lernzielkontrollen –Sandwich –Gelenkstellen –Methodenwechsel (in Abstimmung mit Zielen) –Schriftliche Aufträge –Zurückhaltendes Verhalten während individueller und kooperativer Phasen
Sinnhaftigkeit •Die Lehrperson zeigt auf, worauf die neue Lerneinheit aufbaut und wo sie hinführt. Die Lernenden haben die Möglichkeit, eigene Bezüge herzustellen. Die Einführung ins neue Thema ermöglicht den Lernenden, ihre eigenen Interessen zu entwickeln. Die Lernenden bringen sich mit eigenen Impulsen und Fragestellungen ein. –Advance Organizer –Planungsbeteiligung –Problemspeicher –Reflexionsmethoden –Portfolioarbeiten –Lernjournal –Feedbackmethoden
Methodenvielfalt •Lehrende verwenden eine Vielfalt von Methoden. Die methodischen Kleinformen werden den Lernzielen entsprechend eingesetzt. Zwischen ihnen werden die Übergänge fliessend und sinnstiftend gestaltet (keine Aneinanderreihung beliebiger Methoden). Die Lehrenden können auch ausserhalb der Planung zusätzliche Methodenentscheidungen fällen. –Sandwich –Kleinformen von Methoden –Handlungsorientierte Methoden
Klima Interaktion •Unter den Lernenden und zwischen Lernenden und Lehrenden herrscht gegenseitiger Respekt. Es halten sich alle an die gemeinsam erstellten Regeln. Regelverletzungen werden wahrgenommen und geahndet, ohne aber die Störung überzubewerten. –Kriterienbasierte Bewertung von Lernleistungen –Sachbezogene und wertschätzende Rückmeldungen –Kooperative Lernformen ermöglichen und unterstützen
Adaptivität Passung •Die Lehrperson ist in der Lage, auf Abweichungen zwischen Planung und aktueller Lernsituation zu reagieren. Das heisst, sie kann ihr Interaktionshandeln der aktuellen Situation der Lerngruppe wie auch einzelner Lernenden anpassen. –Prozesshafte Rückmeldungen –Formative Lernzielkontrollen –Didaktische Weichen
Nutzung der Unterrichtszeit (time on task) •Die durch den Stundenplan vorgegebene Unterrichtszeit wird optimal für das eigentliche Lernen genutzt. –Organisatorisches und Störungsanfälliges zu Beginn oder am Ende des Unterrichts klären –Rhythmisierung mit klaren Gelenkstellen –Schriftliche Aufträge mit Verständnissicherung
Üben Selbststeuerung und Unterstützung •Dem Üben wird genügend Zeit eingeräumt. Dies nicht nur in der Form von Hausaufgaben, sondern auch während des Unterrichts. Die Übungen sind gut erklärt und dem Leistungsvermögen der Lernenden angepasst. Die Lernenden haben die Möglichkeit, ihrem Leistungsvermögen entsprechend Übungen auszuwählen. Während der Übungsphasen wird eine ungestörte Lernatmosphäre eingefordert. Die Lernenden erhalten auch Anleitung bezüglich Arbeits- und Lernstrategien. –Rhythmisierung –Schriftliche Aufträge –Übungen zur Auswahl mit deklarierten Kriterien –Klare Signale für ruhiges Arbeiten –Auch Lehrperson kommuniziert nur im Flüsterton –Modelling von schwierigen Übungen
Lernumgebung Organisation •Es wird darauf geachtet, dass das Lernmaterial bereitsteht und den Lernenden ohne grössere Umstände zugänglich ist. •Die Infrastruktur ist zweckmässig vorbereitet. –Unterrichtsunterlagen –Lehrperson nutzt individuelle Phasen dazu, die nächsten vorzubereiten
Leistungserwartung •Die Lehrperson orientiert sich an den Vorgaben von Lehrplänen und strebt die Erreichung der Lernziele an. Die Erreichung der Lernziele wird kontinuierlich überprüft und im Sinne einer steten Verbesserung den Lernenden zurückgemeldet. Die Lernenden werden weder über- noch unterfordert, sondern gemäss der «Zone der nächsten Entwicklung» (Vigotzki, 1978) gefordert und gefördert. –Individuelles Lerntempo zur Zielerreichung ermöglichen –Repetitionen einbauen –Abfragen und Sichtbarmachen der Ressourcen –Formative Lernleistungskontrollen –Individuelle Beratung und Förderung
Situierung •Zwischen der Lernsituation und dem Berufsalltag, aber auch dem persönlichen Alltag besteht ein direkter Bezug. Bei der Annäherung an das Thema, beim Erarbeiten neuen Wissens, beim Üben und Anwenden in Transfersituationen sollen wenn möglich Beispiele aus der Praxis herangezogen werden. –Problembasiertes Lernen –Fallbeispiele –Fallstudien –Umsetzungsaufgaben –Portfolioarbeiten –Projekte
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