Читать книгу Ein MORDs-Team - Der komplette Fall Marietta King - Andreas Suchanek - Страница 10

Ein Sonntag

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Als Randy die Augen aufschlug, verfolgte ihn der Albtraum noch einen Moment in die Wirklichkeit. Ein lachender Pratt Thompkins stand auf der Spitze eines schwarzen Turms, von dem Randy gerade in die Tiefe stürzte. Da es keinen Boden gab, fiel er immer weiter und weiter, bis er endlich aus dem Schlaf hochschreckte.

Mason steckte den Kopf zur Tür herein. »Alles okay? Du hast geschrien.«

Der Freund war schon geduscht und trug frische Klamotten.

»Alles super«, erwiderte Randy. Schlagartig kamen ihm die gestrigen Ereignisse wieder in den Sinn. Er betastete sein Gesicht.

»Keine Angst, der Doc hat die Wunden geklammert. In ein paar Tagen sieht man nichts mehr davon«, erklärte Mason. »Du kannst also ruhig weiter mit Danielle flirten.«

»Was?!«

»Als ob mir das nicht aufgefallen wäre.« Sein Kopf verschwand. »Im Bad liegen frische Klamotten. Geh lieber duschen, die Mädels kommen gleich.«

Für einen Augenblick starrte Randy mit offenem Mund auf den Türspalt. Wie um Himmels Willen kam Mason auf den Gedanken, dass er mit Danielle – ausgerechnet! – geflirtet hätte? Er hatte nicht das geringste Interesse an ihr.

Was soll's.

Er verschwand im Bad.

Als er die Treppe herunterkam, lag das Erdgeschoss ausgestorben vor ihm. Von der Terrasse drangen Stimmen an sein Ohr. »Ah, hier seid ihr.«

Beim Anblick von Randy lächelte Danielle und atmete auf. »Hey, Nerd. Ich dachte schon, du hast ernsthaft was abbekommen.«

»Also, wenn man es genau nimmt …«

»Ach, hör auf zu prahlen«, sagte Mason grinsend. »So ein kleiner Fenstersturz ist doch nichts.«

Olivia grinste ebenfalls.

Von der Anspannung, wie er sie gestern auf der Rückfahrt erlebt hatte, war nichts mehr zu spüren.

Randy nahm Platz. Der Tisch war mit Tellern und Tupperschalen bedeckt, auf denen Brötchen, Brot, Marmelade und Wurst lagen. Dazwischen standen allerlei Säfte in Glaskaraffen, Tee und Kaffee in Kannen. Es war ein Wunder, dass Mason nicht schon alles verputzt hatte, der Freund atmete Essen förmlich ein und hatte ständig Hunger. »Wo sind deine Eltern?«

Mason schnaubte. »Glücklicherweise am Strand. Meine Mum wollte erst nicht weg, weil sie sich so große Sorgen um dich gemacht hat. Sie hat dir aber was dagelassen, Moment.« Er verschwand im Haus und kam mit einem kleinen Teller zurück, auf dem Lakritzstangen lagen. »Mit vielen Grüßen. Ich glaube, sie würde dich auch adoptieren, wenn sie könnte.«

»Was hast du ihr denn erzählt?«, fragte Danielle.

»Das Gleiche, was wir dem Doc erzählt haben. Wir waren am Crest Point, haben dort mit den anderen gefeiert und sind dann etwas zu mutig geworden.«

Randy war die Lüge unangenehm, aber die Wahrheit würde ihnen tatsächlich nur Scherereien einbringen. Er griff nach Brötchen und Wurst und begann zu essen. »Hat sie es geglaubt?«

»Ich denke schon.«

Danielle nickte. »Meine auch. Leider hat Silverman auch meinen schlechten Umgang erwähnt. Ich habe gesagt, dass ich reiten gehe.«

In den nächsten Minuten schlugen sie sich die Bäuche voll.

»Ich habe gestern noch mein Auto geholt und es in die Werkstatt gebracht«, sagte Olivia und nahm einen großen Bissen von einem Brötchen mit Erdbeermarmelade. »Und das zerbrochene Fenster im Tarnowski-Haus habe ich mit einer Plane abgeklebt. Das wird einstweilen halten. Bis der Nachlassverwalter aber mal wieder vorbeischaut, müssen wir das erledigt haben.«

»Danke«, sagte Mason. »Das kriegen wir schon irgendwie hin. Bleibt nur die Frage, was Thompkins eigentlich wirklich wollte. Wieso will er mich verprügeln, um eine Nachricht zu übermitteln?«

Auf diese Frage wusste niemand eine Antwort.

»Aber damit dürfte klar sein, dass er es war, der dir den Stoff untergeschoben hat«, sagte Danielle. »Oder er hat es jemand anderem gegeben, der das erledigt.«

»Das muss er getan haben«, sagte Randy. »Thompkins käme am Tag nicht in die Schule. Irgendwer hätte ihn gesehen. Nein, er muss jemanden damit beauftragt haben. Das klärt zwar nicht das Warum, aber wenn wir denjenigen finden, kriegen wir es vielleicht raus.«

Olivia zog ihr Pad hervor und legte es auf den Tisch. »Momentan hängt er wieder im Crest Point ab«, sagte sie. »Aber wenn er heute auf Tour geht, hängen wir uns an ihn dran. Für das, was er gestern getan hat, verdient er eine ordentliche Abreibung. Vorzugsweise durch den Sheriff.«

Randy sah die Hoffnung, die in Masons Gesicht aufblitzte. Der Freund wollte unter allen Umständen seine Unschuld beweisen. Blieb nur zu hoffen, dass ihnen das auch gelang.


*


Drei Stunden klebten sie an Thompkins wie ein zweiter Schatten. Dank des Senders konnten sie stets außer Sichtweite bleiben, verloren aber nie die Spur. Mittlerweile musste Thompkins zu Ohren gekommen sein, dass Randy den Sturz überlebt und nur ein paar Blessuren davongetragen hatte. Mason fragte sich unweigerlich, ob der Mistkerl Randy wirklich hatte töten wollen – und warum. Die Tatsache, dass eigentlich er das Ziel gewesen war, machte es nicht besser.

»Ein netter kleiner Flitzer«, sagte Olivia gerade.

Da ihr Auto sich noch in der Reparatur befand, hatte Danielle für Ersatz aus dem Fuhrpark ihres Vaters gesorgt. Da eine Verfolgungsjagd mit der Familienlimousine Aufsehen erregt hätte, hatte stattdessen ein schwarzer Mercedes CLS herhalten müssen.

Die gepolsterten, mit Luftdruck verstellbaren Sitzkissen, die Kirschholzarmaturen und die Sprachsteuerung machten jedoch recht schnell deutlich, dass auch dieses Auto nichts an Komfort vermissen ließ.

Obwohl Mason schnelle Autos liebte, ertappte er sich dabei, immer öfter tief in den Sitz zu rutschen. Olivias Fahrstil passte einfach besser in einen Hindernisparcours als die Innenstadt. Vermutlich bereute Danielle es zutiefst, dass sie Olivia hinter das Steuer gelassen hatte.

»Er fährt Richtung Industriegelände«, sagte Mason.

Olivia riss den CLS in eine Rechtskurve, grinste breit und gab Gas. Wenigstens eine hatte ihren Spaß. Die Straßen waren glücklicherweise leer.

Die meisten Familien befanden sich am Strand, die Jugendlichen im Crest Point. Er selbst war damals auch jeden Sonntag dorthin verschwunden und hatte mit den anderen Party gemacht.

Das Hafenviertel lag verlassen vor ihnen. Mehrere Verladekräne ragten hoch in die Luft empor, Schiffscontainer stapelten sich in gigantische Höhen.

»Hoffentlich fallen die nicht um«, sagte Danielle, während sie ängstlich nach oben schaute.

Mason behielt das Display im Auge. »Geradeaus«, dirigierte er Olivia. »Er ist zu den verlassenen Fabrikhallen gefahren. Da, jetzt hält er an.«

Der Hafen war eine Subkultur für sich. Ein Teil davon war längst für die Tourismus-Industrie erschlossen, die mit jedem Jahr wuchs. Im Sommer kamen die Leute, um über die Promenade zu flanieren und den Strand zu genießen, im Winter boomten die Skipisten und mietbaren Bungalows.

Der industriell genutzte Teil des Hafens hatte lange Zeit brachgelegen, bis das Fracking begonnen hatte. Das Verfahren war umstritten, und nicht umsonst wurde der Hafen alle paar Wochen von Umweltschützern belagert, die den Abtransport von verladenem Öl und Gas verhindern wollten.

Randy hatte Mason erklärt, dass Fracking nichts anderes bedeutete, als dass ein Gemisch aus Wasser, Sand und chemischen Zusätzen unter hohem Druck in tief im Erdreich gelegene Gesteinsschichten gepresst wird. Das Gestein würde dadurch aufgebrochen, die darin gebundenen Gas- und Ölvorkommen freigesetzt.

Ein findiger Geschäftsmann hatte gehandelt und einen Vertrag mit der Stadt geschlossen. Weit vor der Küste von Barrington Cove lag das kleine Angel Island. Lange Jahre war die gesamte Insel durch den Zirkus bekannt gewesen, der dort dauerhaft seine Zelte aufgeschlagen hatte. In den 80er Jahren war es jedoch zu einer Katastrophe gekommen, die für die Schausteller alles verändert hatte. Mit dem Zirkus war es bergab gegangen, bis er schließlich seine Pforten schloss. Heute gab es dort nur noch die Ruinen von alten Fahrgeschäften, Tierkäfigen und Wurfbuden.

Auf der anderen Seite der Insel hatte besagter Geschäftsmann in den tieferen Gesteinsschichten jedoch gebundenes Öl und Gas entdeckt. Seitdem wurde Fracking eingesetzt, um die Rohstoffe herauszulösen. Über Spezialtanker wurden sie zum Hafen gebracht und in die größeren Städte verschifft, die per Pipeline an das ganze Land angebunden waren.

Randy hatte sich darüber ziemlich aufgeregt. Vor zwei Wochen hatte er Mason quasi dazu gezwungen, mit ihm ein Transparent zu basteln und sich den Protestlern anzuschließen. Natürlich hatte das nichts gebracht.

»Dort vorne ist die Lagerhalle«, sagte Randy. Der Freund saß neben Danielle auf dem Rücksitz, lugte aber die ganze Zeit über Masons Schulter auf das Pad. Wie ihm das bei Olivias Fahrstil gelang, war Mason ein Rätsel. »Halt hier besser an, Olivia.«

»In Ordnung.« Fast schien es ihr leid zu tun, schon stoppen zu müssen.

Beim Aussteigen umklammerte Danielle ihre Handtasche.

»Willst du die nicht lieber hier lassen?«, fragte Randy.

Sie grinste böse. »Vergiss es. Sicher ist sicher. Da drin habe ich alles, was ich brauche.«

»Jetzt kommt endlich«, sagte Mason. »Am besten teilen wir uns auf.«

»Alter, du solltest mehr Horrorfilme schauen«, bemerkte Randy. »Willst du, dass ich aus dem nächsten Fenster fliege?«

»Randy hat Recht«, sagte Olivia. »Wir bleiben dieses Mal schön zusammen. Und vorzugsweise werden wir nicht entdeckt.« Sie nahm Mason das Pad aus der Hand. »Er ist definitiv in diesem Gebäude. Leider wissen wir nicht, wie es im Inneren aussieht.«

Das Gebäude war eher eine Fabrikhalle, deren ehemals weiße Wände rußverschmiert waren. Die Fenster schauten fast blind in die Umgebung, einige davon hatten Randalierer mit Steinen eingeworfen. Hier war schon jahrelang niemand mehr gewesen – zumindest offiziell.

Gemeinsam schlichen sie zu einer unscheinbaren Tür an der Seite. Sie war verschlossen, doch das Fenster daneben hing nur noch in den Angeln. Mason schob es auf und kroch hindurch. Die anderen folgten dichtauf, wobei Randy bei jedem Geräusch zusammenzuckte. Das schlechte Gewissen machte sich wieder in Mason breit. Am liebsten hätte er den Freund im Auto warten lassen.

»Hört ihr das?«, frage Olivia leise.

Sie blieben stehen und lauschten. Tatsächlich waren ganz deutlich zwei Stimmen zu vernehmen.

»Da streitet jemand«, flüsterte Randy.

»Das eine ist definitiv Thompkins«, sagte Olivia. »Aber wer ist der andere?«

Sie gingen in Richtung der Stimmen, darauf bedacht, über keines der überall herumliegenden Holzbretter zu fallen oder Zementbrocken zu kicken. Hier würde alles überlaut widerhallen und sie verraten.

Schließlich erreichten sie die Halle und duckten sich hinter ein paar gestapelten Holzpaletten.

»… ich die an der Backe«, sagte Thompkins.

»Verdammt«, flüsterte Randy. »Das ist Brian Bruker.«

Der Sohn des Sheriffs stand mit geballten Fäusten vor dem Dealer und sah so aus, als würde er jeden Moment auf ihn losgehen. »Ich sollte das Zeug nur deponieren«, sagte er. »Und Collister hat es nicht anders verdient! Mit dem Rest will ich nichts zu tun haben!«

Thompkins lachte auf. »Ganz so einfach wird es nicht. Mein Boss will, dass alles hieb- und stichfest ist. Und als Sohn des Sheriffs wird niemand deine Aussage anzweifeln. Es ist ganz einfach: Mit den Drogen hat der Sheriff – dein Dad! – einen Indizienbeweis. Was jetzt noch fehlt, ist eine Aussage. Du erzählst einfach, dass du Mason Collister beim Dealen beobachtet hast. Mehr ist gar nicht notwendig.«

Mason ballte die Fäuste. Randy hielt ihn am Arm fest, damit er nicht losstürmte.

»Du kannst dich natürlich auch weigern. In dem Fall, fürchte ich, wird euer heißgeliebtes Basketball-Team allerdings den nächsten Captain verlieren«, erklärte Thompkins. »Du weißt ja, wie die Schule mit Skandalen umgeht. Und deinem Dad täte es auch nicht gut. Ist nächstes Jahr nicht Wahljahr? Da käme es wirklich blöd, wenn Collister davonkommt, aber stattdessen deine Beteiligung nachgewiesen wird. Nicht einmal dein sauberer Herr Vater kann dann noch etwas für dich tun. Ruhm ist so eine Sache, weißt du. Schau dir Collister an, der war mal ganz oben.«

Brian schnaubte. Zwischen zusammengebissenen Zähnen stieß er hervor: »Von mir aus. Aber danach ist Schluss.«

»Wunderbar. Geht doch.«

Damit schien das Gespräch beendet. Brian stapfte ohne ein weiteres Wort an ihnen vorbei. Augenblicke später knallte eine Tür. Mason wollte aufspringen und sich jetzt wirklich auf Thompkins stürzen, doch Randy und Danielle drückten ihn wieder zu Boden.

Thompkins zog ein Smartphone aus der Tasche und wählte eine Nummer. »Ja, ich bin‘s. Sheriff junior ist wieder in der Spur. Aussage und Beweis in Kombination bringen Collister in den Jugendknast. Verstehe. Nein, der Kleine hat nur ein paar Schürfwunden, nichts Ernstes. Aber wenn das kein Signal ist … In Ordnung. Heute Abend? Aber … Natürlich, Boss. Ich werde da sein. Bei Dämmerung. Bin ja sowieso fast immer dort. Haha.« Er beendete die Verbindung. »Verdammt!«

Thompkins schob das Gerät in die Hosentasche und rauschte davon.

Entsetzt stand Mason auf und starrte seine Freunde an. »Was geht hier eigentlich ab?«


*


Um kein Risiko einzugehen, fuhren sie auf direktem Weg zurück zum Tarnowski-Haus. Immerhin konnte Thompkins jederzeit zurückkommen, wer wusste schon, ob er nicht ein weiteres Treffen im Lagerhaus vereinbart hatte.

Mason war noch immer stinksauer, was auch Randys beruhigende Worte, dass sie jetzt ja wussten, wer in die Sache verstrickt war und Bruker auffliegen lassen konnten, nicht verhinderten. Dass Brian Bruker ihm die Drogen untergeschoben hatte, war schon schlimm genug, doch bei der Sache schien es sich um weit mehr zu handeln als zuerst angenommen. Hinter Thompkins stand noch jemand, der es auf Mason abgesehen hatte. Aber wer? Und warum?

Sie gingen hinunter in den geheimen Raum, und irgendwie schien erst dort die Spannung von ihnen abzufallen. Danielle sank in den Ohrensessel, Randy in den zerschlissenen Bürostuhl, der hinter dem alten Computer stand. Olivia setzte sich auf den Rand des Schreibtisches, während er selbst auf und ab ging. »Das kann doch alles nicht sein.«

»Immer mit der Ruhe«, sagte Olivia. »Fassen wir zusammen, was wir wissen.«

»Brian Bruker hat Mason die Drogen ins Schließfach gelegt«, begann Randy. »Damit er von der Schule fliegt.«

»Aber das ist nicht alles«, fügte Danielle hinzu. »Die wollen auch, dass er verhaftet wird. Die Polizei kennt kein Pardon, wenn es um Black Flash geht. Das Zeug verbreitet sich wie ein Lauffeuer. Der Pfleger im Altenheim meiner Granny hatte es auch intus.«

»Aber warum ich?« Mason verstand es einfach nicht. »Habe ich während meiner Zeit als abgehobener Profisportler jemandem derart auf die Füße getreten, dass der sich jetzt rächen will?«

»Das ist eine gute Frage«, sagte Olivia. Sie schaute nachdenklich ins Nichts, hatte das Kinn auf die Handballen gestützt. »Noch interessanter ist aber die Frage, wer hinter all dem steckt. Immerhin übt er problemlos Kontrolle über einen gut vernetzten Dealer aus. Er hat also Macht und Geld. Das ist niemals ein anderer Schüler.«

Ratloses Schweigen.

»Vielleicht hast du mal jemanden beim Sport fertiggemacht und sein Dad will sich jetzt rächen«, überlegte Randy laut.

»Echt jetzt?« Mason funkelte ihn an.

»Ich mein’ ja nur. Keine Ahnung.«

»Diese Sache ist größer, als wir das alle gedacht haben«, sagte Olivia. »Wenn jemand mit Geld dahintersteckt, wird es schwierig. Bevor wir den Sheriff einschalten können, brauchen wir hieb- und stichfeste Beweise.«

»Gerade jetzt, wo sein Sohn in der Sache mit drin steckt«, sagte Mason. »Brian ist ein feiges Arschloch. Leider lässt sein Dad nichts auf den Sohnemann kommen. Der könnte das Rathaus in die Luft jagen – und der Sheriff würde ihm auf die Schulter klopfen.«

Obwohl die Lage deprimierend war, bemerkte Mason, wie er ruhiger wurde. Er wusste nicht, ob es daran lag, dass er kaum noch etwas zu verlieren hatte, oder einfach die Umgebung auf ihn wirkte: der Geruch nach altem Papier und muffigen Sitzbezügen, die Unordnung und all die Gegenstände aus den 80ern.

Kurz fragte er sich, wer dieser Billy Tarnowski wirklich gewesen war, wie er gelebt, gearbeitet, gedacht hatte. Sie standen mitten in seinem Allerheiligsten und wussten nichts über den Mann. Trotzdem fühlte Mason sich mit ihm verbunden. Auch Tarnowski hatte ein Verbrechen aufklären wollen. Ihm war es scheinbar niemals gelungen – und natürlich war ein Mord ein ganz anderes Kaliber –, doch er hatte nie aufgegeben.

»Ich denke, wir werden heute Abend einen kleinen Ausflug machen«, sagte Mason schließlich. »Wer immer dieser Boss von Thompkins auch ist, ich brenne darauf, ihn kennenzulernen.«

»Wenn wir deinen Namen reinwaschen wollen, brauchen wir aber Beweise«, gab Randy zu bedenken. »Vielleicht sollten wir den Sheriff dazu holen.«

»Auf keinen Fall«, sagte Danielle. »Dieser Idiot kann sich doch nicht einmal alleine die Schuhe zubinden. Olivia macht die Fotos und dazu benutzen wir ein Richtmikrofon. Das wäre doch gelacht, wenn wir das nicht alleine auf die Reihe bekommen.«

Sie legten noch ein paar Details fest, dann machten sie sich daran, das benötigte Equipment zu beschaffen.


*

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