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Sofja Petrowna Lichutina

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Inhaltsverzeichnis

Jene Dame . . . Aber jene Dame war Sofja Petrowna; ihr müssen wir sogleich viele Worte widmen.

Sofja Petrowna zeichnete sich durch einen mehr als üppigen Haarwuchs aus, und sie war außerordentlich schlank; würde sie ihre schwarzen Haare auflösen — diese schwarzen Haare würden ihre ganze Gestalt einhüllen, bis über die Knie; und sie waren so schwarz, daß es keinen schwärzeren Gegenstand gab. Sei’s die Fülle ihrer Haare oder deren Schwärze, aber Sofja Petrownas Oberlippe zeigte einen Flaum, der ihr für später mit einem regelrechten Schnurrbärtchen drohte. Sofja Petrowna besaß einen ungewöhnlichen Teint, ihre Gesichtsfarbe war einfach die Farbe der Perle, vom Weiß der Apfelblüten, doch mit zartem Rosa dazu.

Die Äuglein Sofja Petrownas waren keine Äuglein, sondern — wenn ich nicht fürchtete, prosaisch zu werden, ich sagte: — Riesenaugen, von dunkler, blauer — von dunkelblauer Farbe. Diese Augen waren bald funkelnd, bald matt, bald schienen sie stupid, wie abgefärbt — und sie schielten. Ihre hellroten Lippen waren groß, viel zu groß, aber . . . die Zähnchen (ach, die Zähnchen!): wie Perlen waren die Zähnchen! Und dazu — ein kindliches Lachen . . . Dieses Lachen gab den vorstehenden Lippen einen besonderen Reiz; und ein besonderer Reiz lag in der schlanken, wieder allzu schlanken Gestalt: ihre Bewegungen, auch die ihres nervösen Rückens, waren bald rasch, bald träge — bis zur Häßlichkeit plump.

Sofja Petrowna trug ein schwarzes Wollkleid, das im Rücken geknöpft war.

Ach, Sofja Petrowna.

Sofja Petrowna Lichutina bewohnte eine kleine Wohnung in der Moikastraße; grelle, lärmende Farben fielen dort wie Kaskaden von den Wänden nieder: feuerrote, himmelblaue; japanische Fächer, Spitzen, Anhängsel, Schleifen; an den Lampen Atlasschirme und Atlasflügel, die tropischen Schmetterlingen glichen; es war, als schwebte ein Schwarm dieser Schmetterlinge, die Wände verlassend, um Sofja Petrowna Lichutina.

Sofja Petrowna behängte die Wände mit japanischen Landschaften; was diesen Landschaften gänzlich fehlte, war die Perspektive. Aber auch in den Zimmern, vollgestopft mit Sofas, Puffs, Fächern und lebenden japanischen Chrysanthemen — fehlte die Perspektive; die Perspektive ergab nur der Atlasalkoven, aus dem Sofja Petrowna hervorschwebte, das flüsternde Schilf über der Tür, durch die sie gleitend hereinschritt; der Berg Fusi-Jama — der farbige Hintergrund für ihre prächtigen Haare; es muß gesagt sein: wenn Sofja Petrowna Lichutina in ihrem rosa Kimono des Morgens von der Tür zum Alkoven schwebte, war sie eine echte kleine Japanerin. Perspektive aber gab es hier keine.

Es waren winzige Zimmerchen; und jedes füllte ein riesengroßer Gegenstand aus. Das Bett war dieser riesige Gegenstand im winzig kleinen Schlafzimmer; die Wanne war es im winzigen Badezimmer; im Salon war es — der hellblaue Alkoven; Tisch und Kredenz waren es im Speiseraum; dieser Gegenstand im Dienstbotenraum war das Dienstmädchen; dieser Gegenstand im Herrenzimmer war selbstredend der Gatte.

Woher also sollte hier Perspektive kommen?

Alle sechs Zimmerchen wurden durch Dampfheizung erwärmt, und in der Wohnung erstickte man deshalb fast vor feuchter Treibhauswärme; die Fensterscheiben schwitzten; und die Besucher Sofja Petrownas schwitzten; ewig schwitzten die Dienstboten und der Gatte; Sofja Petrowna selbst war mit leichter Dunstwolke bedeckt, wie die japanischen Chrysanthemen mit Tau.

Wie konnte nun in diesem Treibhaus eine Perspektive entstehen?

Und es gab auch keine.

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