Читать книгу Petersburg - Andrei Bely - Страница 26
Die Besucher Sofja Petrownas
ОглавлениеSofja Petrowna unterhielt nicht ihre Besucher: war dieser ein junger Mann aus der Gesellschaft, der das Vergnügen liebte, dann hielt sie es für nötig, zu all seinen witzigen, nicht ganz witzigen sowie ganz ernsten Worten zu lachen; sie wurde purpurn vor Lachen, und ihre kleine Nase bedeckte sich mit Schweißperlchen; der mondäne junge Mann wurde, weiß Gott weshalb, auch purpurn, und seine Nase bedeckte sich mit Schweißperlchen; der mondäne junge Mann wunderte sich über das junge, aber doch unmondäne Lachen und räumte Sofja Petrowna innerlich einen Platz unter den Demimondänen ein. Inzwischen erschien auf dem Tisch eine Sammelbüchse mit der Inschrift »Für wohltätige Zwecke«, und Sofja Petrowna Lichutina rief lachend: »Sie haben wieder eine ‚Fifka‘ gesagt — Sie haben zu zahlen.« Sofja Petrowna hatte seit kurzem eine Sammlung zugunsten der Arbeitslosen angelegt, und jeder, der eine gesellschaftliche ‚Fifka‘, d. h. eine gewollte Dummheit, sagte, mußte — zahlen; das Wort Fifka leitete sie von »fi . . .«4) ab. Und Baron Ommau-Ommergau, der gelbe, Ihrer Majestät Kürassier, Graf Awen, der blaue Kürassier, der Leibhusare Sporyschew und Werhefden, Sekretär im Amte Ableuchows, lauter mondäne junge Leute, sprachen eine »Fifka« nach der anderen und warfen eine Silbermünze nach der anderen in die Büchse.
Warum kamen nur zu ihr so viele Offiziere? Mein Gott, sie tanzte ja auf Bällen; war hübsch, ohne Demimondäne zu sein; und schließlich war sie selbst Offiziersgattin.
War ihr Besucher Musiker oder Musikliebhaber, erklärte ihm Sofja Petrowna, daß ihre Götter — die Duncan und der Nikisch seien (sie sagte aber Dunkàn und Nikìsch), daß sie selbst Meloplastik zu erlernen gedenke, um den Walkürenflug in — ja, man denke nur! — in Bayreuth zu tanzen. Doch erschüttert durch die falsche Aussprache der Namen kam der Besucher bald zu dem Schlusse, Sofja Petrowna Lichutina sei nichts weiter als einfach ein Gänschen; und sein Verhalten wurde ein wenig »ungezwungen«; inzwischen aber brachte das sehr hübsche Stubenmädchen das Grammophon ins Zimmer: und aus der Kehle des roten Blechrohres ergoß sich über den Gast der Flug der Walküre.
Sofja Petrownas Besucher zerfielen in zwei selbständige Gruppen: die zur Gesellschaft Gehörenden und die sozusagen Besucher, die keine waren, denn sie waren — gern Gesehene — etwas für die Seele; diese sozusagen Besucher gaben sich keine Mühe — nicht die geringste! —, in das Treibhäuschen zu gelangen. Mit Gewalt fast lockte sie Engel Peri — wie die Offiziere sie nannten — zu sich; und war das geschehen, dann erwiderte sie sofort den Besuch; in ihrer Gesellschaft saß Engel Peri mit geschlossenem Mündchen: sie lachte nicht, kokettierte nicht im geringsten, war äußerst schüchtern und, während die sozusagen Besucher stürmisch miteinander debattierten, war sie stumm. Man hörte »Revolution — Evolution«. Und wieder »Revolution — Evolution«. Immer über dasselbe debattierten die sozusagen Besucher; es war nicht die Jeunesse doré, es war die einfache, arme Jugend, Studierende, die mit den Fremdwörtern: soziale Revolution und soziale Evolution stolzierten. Engel Peri verwechselte konsequent diese beiden Worte.