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Der Offizier Ssergeij Ssergeijewitsch Lichutin
ОглавлениеUnter den Studierenden befand sich eine häufige Besucherin des Hauses Lichutin, eine in diesem Kreise geschätzte Persönlichkeit: die Studentin Warwara Ewgrafowna.
Unter dem Einfluß der Studentin gab sich Engel Peri dazu her, einen — denken Sie! — Meeting zu besuchen. Unter dem Einfluß der Studentin stellte auch Engel Peri die Sammelbüchse mit der verschleierten Inschrift »Für Wohltätigkeit« auf den Tisch. Die Büchse war natürlich nur für die Besucher bestimmt; die zu den sozusagen Besuchern Gehörenden waren vom Zahlen befreit; die Zahlenden waren Graf Awen, Baron Ommau-Ommergau, Sporyschew und Werhefden. Unter dem Einfluß der Studentin begann Engel Peri die O.-Schule zu besuchen und ochste verständnislos das »Manifest« von Karl Marx. Zu dieser Zeit nämlich besuchte sie täglich der Student Nikolenka Ableuchow, den sie ohne Risiko sowohl mit Warwara Ewgrafowna (die in Nikolenka verliebt war) als auch mit Ihrer Majestät gelbem Kürassier bekannt machen konnte: der Sohn Ableuchows war natürlich überall willkommen.
Übrigens huschte Engel Peri seit einiger Zeit heimlich zu den Spiritisten hinüber, im Hause der Baronin . . . (na, wie heißt sie nur?), die ins Kloster gehen wollte.
Seit dieser Zeit auch lag auf Sofja Petrownas Tischchen ein prachtvoll gebundenes Büchlein »Der Mensch und sein Körper« von einer gewissen Henri Besançon (Sofja Petrowna hatte wieder die Namen verwechselt: es war nicht Henri Besançon, sondern Anni Besant).
Ihre neue Passion verheimlichte Sofja Petrowna sorgfältig sowohl vor dem Baron Ommau-Ommergau wie auch vor Warwara Ewgrafowna; und aufs Verheimlichen verstand sich Engel Peri in bewunderungswürdiger Weise: so ist Warwara Ewgrafowna bei ihr nie auf Graf Awen und Baron Ommau-Ommergau gestoßen. Was dahinter gesteckt haben mochte — weiß der Himmel!
Es gab noch einen unter den Besuchern Sofja Petrownas; einen Offizier, Ssergeij Ssergeijewitsch Lichutin; eigentlich war er ihr Gatte; er war irgendwo in der Proviantverwaltung tätig; frühmorgens verließ er das Haus; vor Mitternacht erschien er nie wieder; gleich sanft begrüßte er die Besucher und die sozusagen Besucher; mit derselben Sanftheit sprach er aus Höflichkeit eine »Fifka« und zahlte eine Münze; oder er nickte bescheiden bei den Worten Revolution — Evolution, trank eine Tasse Tee und ging in sein Zimmer. Im Grunde genommen wäre Ssergeij Ssergeijewitsch Lichutin den Besuchern wie den sozusagen Besuchern gern ferngeblieben. Im Grunde genommen hätte er gern die Spiritistensitzungen bei der Baronin besucht; doch lag es ihm fern, seinen bescheidenen Wunsch als Gatte geltend zu machen; denn er war kein Despot: Sofja Petrowna liebte er mit der ganzen Kraft seiner Seele; ja, noch mehr: er hatte vor zweieinhalb Jahren gegen den Willen seiner Eltern, steinreicher sibirischer Gutsbesitzer, geheiratet; sein Vater verfluchte ihn deswegen und entzog ihm das Geld; da trat er, unerwartet für alle, bescheiden in das Gregorische Regiment ein.
Und noch ein Besucher war da: der schlaue Kleinrusse Lipantschenko; er war ein sinnlicher Mensch und nannte Sofja Petrowna nicht Engel, sondern Herzchen; doch hielt er sich in den Grenzen der Höflichkeit und durfte ins Haus kommen.
Der gutmütige Gatte Sofja Petrownas verhielt sich mild gegen die revolutionären Freunde seiner teuren Hälfte; gegen ihren mondänen Bekanntenkreis verhielt er sich mit unterstrichenem Wohlwollen; den Kleinrussen Lipantschenko aber duldete er bloß.