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KAPITEL I

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Erste Lebensjahre – Schultage und der schonungslose Stock – Ein Hundekenner – Mein Feuersteinschloss – Gewehr – Der erste Herd und die erste Nähmaschine – Das Ende der Welt kommt – Meine erste Entdeckung in der Osteopathie

Ich nehme an, ich habe mein Leben wie alle anderen Kinder mit einer tierischen Form, einem Verstand und mit Bewegung und alles in richtiger Reihenfolge begonnen. Ich glaube, ich habe geschrien und alle natürlichen Erwartungen an ein Baby erfüllt. Meine Mutter war wie andere Mütter mit fünf oder sechs Kindern, welche die ganze Nacht zu ihrem Vergnügen weinten. Mit vier oder fünf Jahren bekam ich meine erste lange Hose und damit war ich der Mann im Hause. Zu gegebener Zeit wurde ich in die Schule, die in einem Blockhaus untergebracht war, geschickt. Dort unterrichtete ein alter Mann namens Vandeburgh. Er sah weise aus, wenn er sich von seinen Pflichten ausruhte. Diese bestanden darin kleine und große Mädchen und Jungen von sieben Uhr morgens bis sechs Uhr abends zu verprügeln, lediglich unterbrochen von einigen wenigen Unterrichtsstunden in Buchstabieren, Lesen, Schreiben, Grammatik und Arithmetik. Es folgte der Schulschluss, begleitet von Ermahnungen, sofort nach Hause zu gehen, nicht auf dem Nachhauseweg zu balgen und am kommenden Morgen pünktlich um sieben Uhr wieder da zu sein, um weitere Prügel in Empfang zu nehmen. Dies ging so lange weiter, bis die Mädchen und Jungen nicht mehr genug Aufmerksamkeit besaßen, um ihre Lektionen zu wiederholen. So ließ er uns für schlechtes Buchstabieren auf einem blanken Pferdeschädel sitzen und beglich unsere ‚Sünden‘ mit dem ‚schonenden Stock‘, den er – je nach Situation – aus 12 Stöcken auswählte, die ihm bis sechs Uhr abends bei der Ausübung seiner Prügel dienten.

1834 zog mein Vater von diesem Ort der Folter in Jonesville, Lee County, Virginia, nach New Market, Tennessee. In dieser Stadt wurde ich 1835 zusammen mit zwei älteren Brüdern zur weiteren Ausbildung auf das Holston College geschickt, das unter der Aufsicht der Methodistenkirche stand. Die Schule wurde von Henry C. Staffel geleitet, einem Mann von hohem kulturellen Niveau, den Kopf voller Grips und ohne eine Spur Gewalt in seiner Arbeit.

1827 wurde mein Vater von der Methodistischen Konferenz zum Missionar für den Einsatz in Missouri ernannt. Wir sagten dem feinen Ziegelgebäude des Colleges in Holston ‚Auf Wiedersehen‘ und erreichten nach einer siebenwöchigen Reise unser neues Ziel. Dort befanden wir uns in einem Land ohne Schulen, Kirchen oder Zeitschriften, sodass meine Schulzeit hier zunächst einmal endete. 1839 engagierten mein Vater und sechs oder acht andere J. D. Halstead, der uns nach bestem Vermögen unterrichten sollte. Er tat dies in den Jahren 1839/40 sehr streng, jedoch nicht so brutal wie Vandeburgh. Der Frühling 1840 führte uns von Macon County nach Schuyler County, Missouri, wo ich bis 1842 keinen weiteren Unterricht erhielt. Erst im darauf folgenden Herbst fällten wir drei Bäume und bauten ein Blockhaus. Es maß 5,40 auf 6 Meter, war 2,10 Meter hoch und besaß einen Eingangsflur. Um das Licht zu verstärken, das sonst nur durch die Spalten in der Verschalung der Decke herein schien, und das wir zum Lesen und Schreiben benötigten, fehlte an jeder Seite ein Balken. Diese Lehrinstitution wurde von John Mikel aus Wilkesborough, North Carolina, geführt. Er erhielt pro Kopf für 90 Tage $ 2. Wilkesborough war gut zu seinen Schülern, die unter seiner Führung rasche Fortschritte machten. Im Sommer 1843 wurde der Unterricht für drei Monate von John Hindmon aus Virginia übernommen. In dieser Zeit konnte eine deutliche Zunahme der mentalen Fähigkeiten bei den Schülern beobachtet werden. Anschließend kehrten wir in das alte Blockhaus zurück und lernten im Herbst unter der Anleitung von Pfarrer James N. Calloway aus Smiths Grammatikbuch. Er unterrichtete seine Klasse über vier Monate in allen englischen Fächern und erwies sich als großer und gutmütiger Mensch. Die Liebe und das Lob aller, die ihn kannten, begleitete seinen Abschied aus unserer Mitte.

Im Frühjahr 1845 kehrten wir nach Macon County zurück. Die Schule hier wurde damals von G. B. Burkhart geleitet. Da wir uns aber nicht verstanden, ging ich einfach nicht mehr hin. So blieb ich eine Weile zu Hause und besuchte dann eine Schule in La Plata, Missouri, die unter der Leitung Reverend Samuel Davidsons von der presbyterianischen Kirche Cumberland stand. In jener Zeit war ich viel mit John Gilbreath zusammen, einem der besten Menschen, den ich je kennen gelernt habe. Er und seine gute Frau waren wie Vater und Mutter für mich und ich kann nicht genug freundliche Worte für sie finden. Nun bedeckt sein Grab meinen besten und mir liebsten Freund. Sie öffneten mir ihre Türen und ließen mich und einen guten Schulfreund John Duvall (mittlerweile seit langem tot) in ihr Heim. Morgens, abends und an Samstagen hackten mein Freund und ich Holz, melkten Kühe, halfen Mrs. Gilbreath bei der Pflege ihrer Babys und übernahmen so viel Hausarbeit, wie wir nur konnten. Wenn wir gingen, weinte sie wie eine Mutter, die ihre Kinder ziehen lassen muss. Es gibt viele Menschen, von denen ich mit gleichem Lob sprechen könnte, aber Raum und Zeit erlauben es an dieser Stelle nicht. Im Sommer 1848 kehrte ich nach La Plata zurück und besuchte eine Schule, die sich unter der Leitung des genialen Mathematikers Nicholas Langston befand und die sich folglich ganz der Wissenschaft der Zahlen widmete. Ich blieb bei ihm, bis ich die dritte Potenz und Quadratwurzel im dritten Abschnitt von Rays Arithmetik beherrschte. Damit endete meine Schulzeit in La Plata.

Der Leser darf dabei aber nicht denken, dass ich meine ganze Zeit damit verbracht hätte Unterricht in Blockhäusern zu bekommen.

Ich war wie alle Jungen ein wenig faul und ganz versessen aufs Gewehr. Ich hatte drei Hunde, einen Spaniel für das Wasser, einen Hund für die Fuchsjagd und eine Bulldogge für Bären und Pumas. Jahrelang besaß ich eine altes Feuersteinschlossgewehr, die gespannt werden musste, zischte und krachte. Du siehst also, um das zu treffen, was man sich vorgenommen hatte, musste man eine ganze Weile still halten, und wenn das Pulver auf der Pfanne feucht geworden war, noch viel länger. Es konnte kein Schuss abgegeben werden, bis das Zischen aufhörte und das Feuer bis zum Zündloch und dem Pulverreservoir reichte. Um das Ziel zu treffen, waren Kunstfertigkeit und starke Nerven nötig.

Ich war als Hundekenner bekannt und wurde als Autorität auf diesem Gebiet behandelt. Damit ein Hund ein wirklich großartiger Jagdhund wird, muss er eine flache, breite und dünne Zunge besitzen, dazu tief angesetzte Augen und lange sehr breite und etwas oberhalb angesetzte Ohren, die bis etwa 8 Zentimeter unterhalb des Unterkiefers reichen. Wenn es ein guter Waschbärhund sein sollte, musste seine Schnauze schwarz sein und der Schwanz lang und sehr dünn. Diese Art von Welpen verkaufte ich für einen Dollar das Stück. Wenn ich mit meinem altmodischen Feuersteinschlossgewehr bewaffnet und von meinen drei Hunden begleitet in den Wald ging, warteten diese, bis ich einem von ihnen zurief „Schnapp’ ihn, Drummer!“ Dann stürzte Drummer sich auf die Fährte. Wenn ich Eichhörnchen jagen wollte, warf ich einen Stock in den Baum und rief: „Folg’ ihm, Drummer!“ Nach kurzer Zeit hatte das treue Tier ein Eichhörnchen gefangen. Auf Rehjagd ging ich gegen den Wind, wobei Drummer dicht hinter mir blieb. Witterte er das Reh, kam er nach vorn und ging direkt unter meiner nach vorne gerichteten Flinte. Ich wurde jedes Mal durch sein Schwanzwedeln davor gewarnt, dem Wild zu nahe zu kommen, und es so bereits aus seiner Deckung hochzujagen.

Das alte Feuersteinschlossgewehr besaß ich unter Van Buren und Polks Regierung, aber als Harrison, genannt der ‚alte Tipp‘, den Posten übernahm, hatte ich bereits ein Gewehr mit verdeckter Zündung. Ab da war ich ein richtiger ‚Mann‘. Ganz großes Ehrenwort: Wenn ich den Auslöser betätigte, löste sich der Schuss sofort und ich konnte Rehe im Laufen erlegen. Schrotflinten waren in dieser Zeit nicht verbreitet, aber die Grenzlandbewohner wurden sehr gewandt in der Nutzung des Repetiergewehrs.3 Ich konnte einen Falken, eine Wildgans und jeden Vogel treffen, der nicht zu hoch und zu schnell für die Reichweite des Gewehres flog. Ich erlegte eine große Anzahl Rehe, Truthähne, Adler, Wildkatzen und Füchse. Im September 1839 fingen mein Bruder Jim und ich 16 Füchse auf einmal. Ich fürchte, manch einer könnte dies für eine übertriebene Anekdote halten. So möchte ich erklären, dass in diesem Sommer und Herbst eine Art Seuche unter den Füchsen umging, sodass wir sie kraftlos und zitternd im heißen Straßenstaub liegen fanden, als hätten sie Fieber oder Schüttelfrost. Es gelang ihnen nicht vor uns davon zu laufen. Danach habe ich nie wieder versucht einen Fuchs einzuholen.

Die 16 Füchse nützten uns allerdings nichts, da Felle im September nicht einen Cent wert waren. Im darauf folgenden Winter fingen wir einen Nerz und beschlossen, ihn auf dem Markt zu verkaufen, da wir neues Blei für die Jagd brauchten. Ich sattelte mein Pferd Selim und ritt nach Bloomington (ungefähr 15 Kilometer entfernt), um mein Nerzfell gegen Blei einzutauschen. Ich machte das Tauschgeschäft mit meinem guten Freund Thomas Sharp (einem Onkel von Pfarrer George Sharp aus Kirksville), der auch noch weitere Felle von Waschbären und Opossums erwarb. Ich bestieg Selim für den Heimweg, um Jim von der Nachfrage nach Nerz-fellen zu berichten, für die wir fünf Cents pro Stück bekamen. Nach kurzer Zeit schoss ich ein Reh und hatte so ein weiteres Fell für unseren Handel. Meine ‚gewaltigen‘ 50 Cent trug ich in Form von Pulver, Blei und Zündhütchen nach Hause.

In den frühen Vierzigern hatte ich vor dem Jüngsten Gericht oder einem ähnlich schlimmen Unheil sehr viel Angst. Mir wurde von Zeichen und Halbzeichen berichtet, die das ‚Kommen des Endes‘4 ankündigten, bis ich fast um meinen jungen Verstand gebracht wurde.

Die Menschen waren so weise geworden, dass sie bereits wussten, wann die großen Räder der Zeit aufhören würden sich zu drehen. Aber die Geschichte vom Jüngsten Gericht war nichts gegen die wunderbare Erfindung, die ein weiser Mann gemacht hatte, welche Nähmaschine genannt wurde. Sie schaffte mehr als 100 Stiche in der Minute. Ich hatte davon im Methodistischen Christlichen Advokaten aus New York gelesen und erzählte es meinem Kumpel Dick Roberts. Er hielt die Geschichte für eine Lüge und wollte das nicht ‚schlucken‘, denn seine Mutter war die beste Näherin im County und schaffte „[…] nicht mehr als 20 Stiche.“

Nicht alle wundervolle Dinge, von denen ich gehört hatte, teilte ich Dick mit. Ich wollte ihm sagen, dass ‚Schwester Stone‘5, die nur ungefähr 6 Kilometer entfernt wohnte, mir berichtete, sie hätte einen Kochofen aus dem Osten mitgebracht. Sie konnte Kaffee machen, Fleisch braten, kochen, Brot backen, Sirup machen und alles andere gut gar kochen. Meiner Glaubwürdigkeit zuliebe beschloss ich erst einmal die Geschichte zu überprüfen, bevor ich sie Dick erzählte.

Meinem Vater erzählte ich, dass ich auf die Suche nach entlaufenen Rindern gehen würde. Er antwortete nur kurz mit „OK“ Da ich einige Sonntage zuvor in der Kirche gewesen war, glaubte er mir, während ich in Wirklichkeit Schwester Stones neuen Kochofen sehen wollte und das Übel in Kauf nahm, damit das Gute gelänge. Ich bestieg Selim und gab ihm die Sporen in die Flanken, sobald ich außer Sichtweite meines Vaters gelangt war. So brachten wir die ungefähr 6 Kilometer rasch hinter uns und ich erreichte Schwester Stone.

„Hallo Schwester, haben Sie vielleicht in den letzten ein zwei Tagen hier in der Gegend eines unserer Rinder gesehen?“

„Nein“, sagte sie, „aber steige doch ab und komme herein!“

Ich schlitterte ein bisschen zu schnell von Selims Rücken und fragte:

„Könnte ich ein Glas Wasser haben?“ „Ja, gerne, das Wasser ist gerade sehr warm!“

Während ich trank, lenkte sie meine Aufmerksamkeit auf ihren Kochofen. Ich fragte sie alles über die Kochkraft und sie erklärte mir alles. Ich fragte, ob sie auch Weizenküchlein machen könne.

„Aber ja, warte doch ein paar Minuten, ich mache Dir welche.“

Sie machte es vollkommen und ich schlug mir den Bauch mit Brot und Milch voll. Ich dankte ihr für ihre Freundlichkeit, bestieg Selim und fand gleich darauf die verloren gegangenen Rinder, von denen ich bereits vorher wusste, wo sie sich aufhielten. So erfuhr mein Vater nie, dass ich in ein klitzekleines Bisschen gelogen hatte.

Kurz darauf begegnete ich Dick und berichtete ihm von meiner Ofengeschichte. Er bedachte mich mit einem ungläubigen Blick, stellte die Geschichte aber nicht infrage. Ich nehme an, er fürchtete, dass ich ansonsten seine Gefühle verletzen und ihm eins auf die Nase geben könnte. Dieser Ofen galt als so ein Zeichen dafür, dass das Ende kommen würde und die Nähmaschine war ein weiteres.

Dies geschah zu einer Zeit, als Millers Prophetie, dass das Ende der Welt gekommen sei, vielen Menschen große Angst bereitete und sie Vorbereitungen für das große Ereignis trafen.6 Ein guter Mann hatte ein schönes Schwein, das er für das Abendmahl des Erlösers rösten wollte. Er war sehr empört, als er erfuhr, dass Er gar kein Schweinefleisch isst. So waren die Geschichten in dieser frühen Zeit der Zeichen und Wunder! Dieser fromme Mann begegnete zur gleichen Zeit einem Indianer, der die Nacht bei ihm verbringen wollte: „Chee muckeeman!“ [ – sagte er.] Um dem weißen Mann zu erklären, dass er die Nacht in seinem Haus zu bleiben wünsche, weil er Angst vor Schnee habe, machte der Indianer eine Menge rätselhafter Gesten zum Himmel und zur Erde. Der gute Mann ließ ihn eintreten im Glauben, dass es sich möglicherweise um den Erlöser handele. Er empfand es als großen Verlust kein Hebräisch zu sprechen, um den Erlöser zu verstehen und war sehr überrascht, dass dieser wiederum kein Englisch sprach. Nach einer Weile kam Bill Williams vorbei, sagte „Sago, Towanin“, und begann eine freundliche Unterhaltung mit Towanin dem Häuptling der Sac-Indianer.7

90 % der Amerikaner wissen nichts über das Leben und die Realität eines Pioniers im Westen. Es ist ein bereicherndes Vergnügen von diesen Geschichten zu lesen, wenn sie von jemanden geschrieben wurden, der seine Kindheit, seine Jugend und sein Alter im Westen mit den Mühen der Besiedlung und Zivilisierung des Landes verbracht hat, in welchem heute Eure glücklichen Heime als Wahrzeichen der Zivilisation stehen. Der Verstand8 und die Energie dieser Tage sind meist mit den Toten vergessen, aber die Gräber sind gefüllt mit einigen der großen Köpfe Amerikas, unter denen sich Boone, Benton und Legionen gleich guter Menschen befinden. Ihre Stimmen sind verstummt, ihre Taten sind auf der Straße des Ruhms geblieben. Es waren jene Männer und Frauen, welche die Wildnis zähmten, welche die Felder rodeten und bestellten und so Mühsale und Gefahren beseitigten. Sie hatten ihren Komfort für das Wohl zukünftiger Generationen aufgegeben, lebten unter bescheidenen Bedingungen und standen Wache, bis Schulen und Zivilisation in unserem wilden Land gebaut und der Verstand der Menschen unterrichtet wurde, um ein anderes Leben zu leben. Ihr seid nun reich durch das Erbe, das Euch durch das Blut und den Schweiß der Pioniere hinterlassen wurde. Auch wenn Du in Anbetracht ihres Aberglaubens und ihrer Betrübnis lächelst, bist Du doch in Respekt an diese Erinnerung gebunden.

Nach vielen Tagen begann die durch Miller entfachte Angst zu verblassen. Die Gesellschaft der Miller-Anhänger gehörte der Vergangenheit an und ihrer Possen erinnerte man sich nur noch als amüsante Anekdoten.9

Meine Erfahrungen in diesem wilden Grenzland waren sehr unterschiedlich. Wie wenige andere kam ich in den Genuss von Abenteuern. Mein Vater konnte alle Arten von Arbeit verrichten: Er war predigender Arzt, Farmer und ein praktisch veranlagter Reparaturschlosser. Meine Mutter war von Natur aus Mechanikerin, webte Stoff, schneiderte Kleider und machte vollkommene Pasteten. Sie glaubte daran, dass ‚seltener Einsatz des Stocks das Kind verziehe‘ und nutzte ihn in homöopathischen Dosen. Mein Vater sagte immer:

„Wenn Du was zu essen haben willst, halt den Mund auf. Wenn Du Verstand in Deinen Kopf bekommen willst, sei offen. Wenn Du ein Pferd reiten willst, steige auf seinen Rücken und wenn Du ein kunstfertiger Reiter werden willst, bleibe drauf sitzen.“

Meine Mutter sagte immer:

„Wenn Du Milch trinken willst, kippe sie in Deinen Mund und nicht auf Deine Kleidung. Es gibt nur einen Weg Milch zu trinken!“

Als Farmer schloss mein Vater, dass sich eine kleine Unterrichtseinheit im Kornfeld gut für mein Können als Schlosser eignen würde, sodass er mir in jungen Jahren so lange beibrachte, die Herde beisammen zu halten und die Pflichten des Farmlebens zu erfüllen, bis ich die Herde anleiten und Eggen, Pflüge und Schneidemaschinen beherrschen konnte. Wenn ich abends vom Kornfeld kam, ließ mich mein Vater beim Füttern der Schweine ausruhen. Mir machte die Arbeit nichts aus, aber es waren Aufgaben, die mich langweilten. Wenn ich am alten Dan, dem Farbigen, vorüber kam, sagte er: „Die Grohne iss’ für die Gläubigen […]“ und viele andere solcher Aufmunterungen, so zum Beispiel: „Geh’ und holl’ de Eier!“, „Mach’ ein kleines Feuer für de Braten!“ und dann sang er das „Süße, süße Auf Wiedersehen“ zu meiner Erbauung.10 Zu gegebener Zeit kam ich in mein ‚Trottelalter‘, in dem ich für eine ganze Weile blieb. Ich war ungeschickt, ignorant und schlampig, bis ich ernsthaft die Ausbildung meiner Mutter genoss, während der sie Seife und Ruten freigiebig benutzte. Es sah so aus, als hätte ich mehr Flausen im Kopf denn je. Sie gab mir zwei Eimer und einen Becher und hieß mich Kühe melken und ich solle mich beeilen, damit ich ihr und Daniel beim Scheren der Schafe helfen konnte. Um sieben Uhr waren wir bereits im Schafpferch. Der alte Dan sagte: „Fang mir das Schaf da!“ Mutter wiederholte: „Fang mir das Schaf da!“ und Tante Becky echote: „Fang mir eins!“ In diesem Moment kam die alte schwarze Rachel rein und sagte: „Ich will auch eins!“ Und genau an dieser Stelle war es mit dem Trottel vorbei. Als ich auch ihr ein Schaf einfing, sagte der alte Rammbock: „Zeit für Musik“, und stieß mich mit seinem Schädel, sodass ich hinfiel und alle anderen lachten. Aus diesem Vorfall lernte ich, immer vor, hinter, über und unter mich zu blicken; nach links und rechts und nie in des Feindes Land zu schlafen, sondern immer wachsam zu sein.

Als meine Lehrer meinten, ich sei hinreichend erzogen, um in die bessere Gesellschaft eingeführt zu werden, erlaubten sie mir, Dan in den Forst zu begleiten, um dort bei der Auswahl und dem Schlagen des Holzes, beim Abbrennen des Buschwerkes und in der Vorbereitung des Bodens für die Bearbeitung mit dem Pflug unterwiesen zu werden. Da der alte Dan meine ‚Wahrnehmungsfähigkeit‘ noch einmal aufleben ließ und mit mir so lange ‚Rammbock‘ spielte, bis ich jeden Ast klein wie einen Finger bemerkte, ging alles – bis auf ein-, zweimal – gut. Dann schloss er mit dem Sprichwort:

„Reinlichkeit ist Frömmigkeit. Ich möchte den ganzen Müll hier aufgeräumt haben, jede Hand voll!“ Am Mittag gab er das ersehnte Signal:

„Komm’ wir geh’n zum Essen!“

Als wir zum Haus kamen, trafen wir auf Tante Becky, die uns berichtete, der Prediger sei zum Essen gekommen. Ich solle sein Pferd tränken, es absatteln und striegeln, dann könne ich ins Räucherhaus kommen und mir mein Stück Pastete abholen. Leider war es nicht so groß wie mein Hunger. Aber Tante Becky hatte mir etwas mitzuteilen.

„Was ist?“, fragte ich.

„Vielleicht wird dieser Mann eines Tages Dein Onkel sein. Wenn Du im Räucherhaus bleibst und hier auf den Nachtisch wartest, bringe ich Dir einen Teller mit Hähnchenmägen hinaus.“

Ich nahm sie beim Wort und bekam meine Hähnchenmägen und sie bekam den Prediger und wurde die Frau dieses reitenden Wanderpredigers. Nicht lange nach diesem Ereignis schien es mir, ich wolle auch reitender Wanderprediger werden. Ich bestieg Pferde, Maulesel und Kälber und versuchte auszusehen wie der Prediger. Mein liebstes geistliches Ross war ein Kalb mit stattlichem Schritt. Ich führte es am Halfter hinaus auf die Wiese, stieg auf seinen Rücken und begann Prediger zu spielen. Alles ging gut und ich begann schon über meine Bestimmung nachzusinnen, als sich unter der Nase meines Kalbes eine Schlange ringelte und sich mein Predigertum über den Boden verteilte, bevor sich das Kalb auf mir ausstreckte, als hätte es schon immer dort gelegen. Ich möchte dieses Kapitel meiner Jugenderfahrungen mit einem Ereignis abschließen, das, so einfach es auch war, als meine erste Entdeckung in der Wissenschaft der Osteopathie gelten kann. Bereits seit früher Kindheit hasste ich Medikamente. Mit etwa 10 Jahren bekam ich plötzlich starke Kopfschmerzen. Ich knüpfte mir aus dem Pflugseil meines Vaters zwischen zwei Bäumen eine Schaukel. Da mein Kopf aber zu sehr schmerzte, um Bewegung zu ertragen, ließ ich das Seil bis auf 15 – 25 Zentimeter auf den Boden herab, legte ein Tuch über die Mitte und nutzte das Seil so als schwebendes Kissen. Ich lag ausgestreckt auf meinem Rücken und stützte meinen Nacken darauf. Ich fühlte mich sofort leichter und fiel in einen leichten Schlaf, aus dem ich ohne Kopfschmerzen erwachte. Da ich zu dieser Zeit nichts über Anatomie wusste, verschwendete ich keinen Gedanken daran, wie ein Seil die Kopfschmerzen und die sie begleitenden Magenschmerzen überwinden konnte. Seit dieser Entdeckung nutzte ich diese Konstruktion immer dann, wenn ich ein solches Ungewitter aufziehen fühle. Es vergingen 20 Jahre bevor der Keil des Schließens mein Gehirn erreichte und ich erkannte, dass ich die Aktion der großen okzipitalen Nerven ausgesetzt und den arteriellen und venösen Blutfluss harmonisiert hatte, was Erleichterung bedeutete – wie der Leser versteht. Ich habe 50 Jahre lang seit meiner Kindheit daran gearbeitet, meine Kenntnis über die Funktion des Lebensmechanismus zu verbessern und Erleichterung und Gesundheit zu bewirken. Heute wie vor 50 Jahren glaube ich, dass die Arterien den Fluss des Lebens, der Gesundheit und der Linderung darstellen und ihre Versumpfung oder Verunreinigung Krankheit zur Folge haben.

Das große Still-Kompendium

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