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KAPITEL II

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Die wilden Tiere im Grenzland – Herr Cochrans Hirsch – Der Hirschfuß – Verfolgt von einem Bock – Ich fange einen Adler – Nachtjagd – Das Jagdhorn meines Bruders Jim – Die Philosophie der Skunks und Bussarde – Melken unter Schwierigkeiten – Von einem Puma angegriffen

Ein Bursche im Grenzland erfährt manch aufregendes Abenteuer mit wilden Tieren, von denen ein Stadtjunge nur aus Büchern weiß. Durch Beobachtung lernt er mehr über die Gewohnheiten und das Verhalten wilder Tiere als durch eine Unterrichtseinheit in Naturgeschichte, da er das große Buch der Natur ständig vor sich aufgeschlagen hat.

Kurz nachdem mein Vater nach Missouri übergesiedelt war – ich war etwa acht Jahre alt – vertrieb ich mir meine Zeit mit meinen jüngeren, drei und fünf Jahre alten Brüdern im Garten, als etwa 400 Meter entfernt ein gewaltiger Schuss hinterm Haus zu hören war. Meine Mutter kam zu uns gerannt:

„Habt ihr das große Gewehr da im Westen gehört?“ Wir bejahten. Sie sagte:

„Ich glaube, Richter Cochran hat einen Bock geschossen. Er wollte an der Wasserquelle nach Hirschen schauen, die dort das aus dem Hügel tretende Wasser trinken und hat uns Wildbret zum Abendessen versprochen.“

Wir waren sofort Feuer und Flamme und kletterten den Zaun hoch. Meine Brüder John, Jim und Ed, meine Mutter und die kleinen Mädchen standen in der Tür und alle Augen blickten gespannt zu der 400 Meter entfernten Hirschtränke. Jeder Nerv in unseren Körpern war angespannt, unsere Augen weit offen, damit wir als erste Richter Cochran sehen konnten. Nach kurzer Zeit trat er auf eine Lichtung und wir sahen ihn im gleichen Augenblick. Ich hüpfte auf und ab und Jim folgte meinem Beispiel. Schon erreichte der Richter unseren Hof, aber lange bevor er uns erreichte, riefen wir ihm zu, ob er einen Hirsch getötet habe. Er antwortete:

„Ja, ich habe einen kapitalen Bock geschossen und ihr bekommt alle ein feines Wildbret zum Mittag – wie versprochen.“

Er fragte uns, ob wir so etwas schon gegessen hätten. Wir verneinten, wir hätten so etwas noch nie gesehen, geschweige denn probiert. Er sagte, der Hirsch läge oben an der Quelle, er müsse ein Pferd satteln, um ihn zu holen. Als er sein Pferd bestieg, fragte er mich, ob ich ihn zum Hirsch begleiten wolle, woraufhin ich mich hinter ihm in den Sattel schwang. In wenigen Minuten erreichten wir die Quelle und saßen bei dem Hirsch ab, welcher das Wunderschönste war, was ich je gesehen hatte. Er erstreckte sich etwa 1,50 Meter von der Nasenspitze bis zur Schwanzspitze, war gut einen Meter hoch und sein Schwanz maß nahezu 30 Zentimeter. Seine Füße und sein Maul ähnelten denen der Schafe, nur dass seine Hufe um einiges spitzer waren. Sein Fell hatte die Farbe irischen Whiskys und seine Beine waren sehr dünn und muskulös, nicht breiter als ein Besenstiel aber beinahe 1 Meter lang. Ich dachte „Oh! Wie schnell musste er rennen können, bevor er sein Leben ließ, um unseren Tisch zu zieren.“ Wenn er einen Hügel herunter rennt, kommt ein Hirsch mit einem Satz gut 15 – 18 Meter weit. So weit, wie ein Junge mit sechs oder sieben Sprüngen. Er kann über einen Mann hinweg springen, ohne dessen Hut zu berühren.

Bald waren wir mit dem Hirsch am Haus. Wir zogen ihn ab und hängten ihn zum Auskühlen in einen Baum, sodass wir ihn erst zum nächsten Frühstück statt am Abend essen konnten. Am nächsten Morgen waren wir bereits früh aus den Federn. Mutter kochte einen großen Topf voll und trug alles auf einem großen Teller in der Mitte des Tisches auf. Es war das köstlichste Essen, das ich jemals gegessen habe. Möglicherweise machten der Appetit eines Jungen und meine regelmäßigen körperlichen Anstrengungen das Fleisch zu dem zartesten Fleisch, das ich je kostete. Bevor ich das Thema Hirsch verlasse, möchte ich noch von einem Abenteuer berichten, dass ich zwölf Jahre später, als ich bereits beinahe ein erwachsener Mann war, mit einem verwundeten Bock hatte. Ich war mit meinem Gewehr und meinen drei Hunden draußen, als ich ein Geräusch durch den Busch auf mich zupreschen hörte und der Bock auch schon in Sicht kam. Es war ein Neunender und beinahe dreimal so groß wie jener von Richter Cochran. Ich realisierte die Gefahr, die von einer Begegnung mit solch einem Monster ausgeht, falls ich mit meinem Schuss nicht treffen würde. Als mir klar wurde, dass ich zwar im Falle eines Treffers in Sicherheit war, der Hirsch mich aber anderweitig töten würde, sofern mich meine Hunde nicht retteten, riss ich mein Gewehr hoch, als er nur noch wenige Meter entfernt war. Der Schuss ging los und der Bock zu Boden. „Halleluja! Tom ich hab’ ihn!“ Mein Bruder Tom war keine 15 Meter hinter mir. Ich ging auf den Hirsch zu und glaubte ihn tot, als er bei meinem Näherkommen den Kopf hob und versuchte mich anzugreifen. Ich hatte keine Zeit zu verlieren und kletterte in weniger als null Sekunden auf einen Baum, wobei ich genug Geistesgegenwart besaß mein Gewehr bei mir zu behalten. Von meinem Ast aus lud ich nach und schoss auf den Hirsch, bis er erlegt war. Meine drei Hunde zerrten die ganze Zeit an ihm und ich musste sehr vorsichtig dabei sein den Hirsch zu erlegen, ohne meine Hunde, mit denen der Hirsch um sein Leben kämpfte, zu erschießen. Ich habe Männer im Todeskampf miteinander raufen sehen, aber ich glaube nicht, dass mir je eine verzweifeltere Begebenheit begegnet ist als diese. Ich war nicht der erste gewesen, der auf den Bock geschossen hatte, denn als wir ihn häuteten, fanden wir mehrere Kugeln in seinen Flanken. Alle hatten einen lebenswichtigen Punkt verfehlt.

Eines Nachts, es war dunkel und der Schnee fiel in dichten Flocken, befand ich mich etwa drei Kilometer von zu Hause entfernt, ohne Hunde und ohne mein Gewehr. Als ich einen vor mir stehenden, nicht mehr als 4 oder 6 Meter messenden Baum hinauf blickte, sah ich ein Objekt, von dem ich nicht sagen konnte, um was es sich handelte. Ich nahm also einen Knüppel und warf ihn in die Baumkrone. Mein Messer, das ich gewöhnlich am Gürtel trug, zückte ich vorsichtshalber, falls sich das Objekt als Puma oder irgendein anderes gefährliches Tier herausstellen sollte. Der Knüppel traf und das Objekt stürzte zu Boden. Es suchte sein Gleichgewicht und machte sich auf einen Kampf gefasst, aber ich ergriff einen weiteren Knüppel, drückte das Objekt auf den Boden und hielt es mit meinem Fuß fest. Aufgrund der Dunkelheit stellte ich erst beim Befühlen fest, dass ich einen Adler gefangen hatte. Er hatte eine Spannweite von sicher 2 Meter und maß einen Meter vom Schnabel- bis zur Schwanzspitze. Die hinteren Krallen maßen 8 Zentimeter und seine Beine waren lang wie Besenstiele. Ich klemmte ihn unter den Arm, hielt seine Füße fest und brachte ihn gesund und heil heim. In einer anderen Nacht brachte ich zwei kahlköpfige Adler nach Hause. Wenn man einen Adler nachts erschreckt, fällt er immer auf den Boden und kann ganz leicht gefangen werden.

Mein Vater besaß eine Farm und baute große Mengen von Korn an. Er hatte einen Haufen Pferde, Maultiere, Rinder, Schafe und Schweine, die sich davon ernährten, sodass unsere Ernte zu Hause verbraucht wurde. Wir hatten so viel Korn zu dreschen, dass wir gezwungen waren sehr früh mit dieser Arbeit zu beginnen, um alles einzulagern, bevor das kalte Wetter begann. Als wir alle noch Teens waren, mein ältester Bruder 19, der nächste 17, und ich etwa 15, sammelten wir das Korn von morgens früh bis abends spät, fütterten das Vieh, aßen zu Abend und bereiteten uns für eine gute Jagd auf Waschbären, Füchse, Opossums und Skunks vor. Wir trugen immer ein Gewehr, eine Axt, ein großes Schlachtermesser und um Feuer zu machen Feuerstein und Stahl mit uns. Wir besaßen ein poliertes Rinderhorn, das wir so laut blasen konnten wie die Hörner, welche die Mauern von Jericho zu Fall gebracht hatten.11 Da mein Bruder Jim ein guter Redner war, machten wir ihn zum Chef-Hornbläser. Er ging in den Garten, holte tief Luft und blies und blies und zerriss die Luft kilometerweit damit, während sich die Hunde knurrend und heulend um ihn sammelten. Nie hat man so eine süße Musik gehört, wie mein Bruder Jim und die Hunde sie machten. Kurz nachdem diese Melodie begann, waren wir aufgereiht und bereit zum Abmarsch; vordere, mittlere, und hintere Ränge. Ab ging es in den Wald auf die Jagd nach Opossums, Iltissen, Waschbären, Wildkatzen und Füchsen. Alle Klassen von ‚Schädlingen‘ jagten wir. Auf der Waschbärenjagd hielten wir außer zwei Hunden, Drum und Rouser, alle hinter uns zurück. Ihre Schnauzen waren schwarz, ihre Ohren lang und dünn und ihre Ruten sehr schmal. Wenn wir zuerst Waschbären haben wollten, hießen wir Jim für Waschbären blasen. Er konnte das sehr gut. Bei seiner Musik verschwanden Drum und Rouser in die Dunkelheit und durchbrachen nach wenigen Minuten auf ihrer Fährte die Stille mit ihrem Jaulen und Japsen. Das Bellen der Hunde zeigte unseren geübten Ohren, hinter welcher Art von Wild sie her waren. War das Gebell laut und langsam, waren wir ziemlich sicher, dass sie einen Waschbären aufgespürt hatten. War das Gebell schnell und scharf, konnten wir auf einen Fuchs wetten. Wenn sie laut und schnell bellten, rechneten wir mit einem Iltis. Handelte es sich aber um einen Skunk, rannten wir hinter den Hunden her, so schnell uns unsere Füße trugen und riefen Jim gleichzeitig zu, sie mit dem Horn zurückzurufen. Wenn die Hunde etwas von dem Gestank eines Skunks abbekamen, war ihr Geruchssinn für die weitere Jagd verdorben. Manchmal besaß ein junger unerfahrener Hund die Kühnheit einen Skunk zu stellen. Dann blieb uns nichts anderes übrig, als das Horn zum Rückzug zu blasen und nach Hause zu gehen. Das Skunk besitzt zwei wundervolle Eigenschaften: Es kann stärker und schneller stinken als jedes andere Tier. Wenn man es nicht tötet, sondert es seinen gesamten ekligen Gestank ab und verschwindet, denn dies sind die Kraft und Qualität, welche die Natur ihm gegeben hat. Ich rate Euch nie einen Skunk zu töten, es sei denn ihr lasst den Körper liegen, wohin er gefallen ist, denn auf diese Weise verschwindet der Gestank erstaunlich schnell. Im Skunk findet ihr eine der schönsten Lektionen der Natur: Es gibt nur ab, was es von seinem Umfeld aufgenommen hat.

Der Iltis ist der Skunk des Bodens und stinkt schlimmer als alle anderen am Boden lebenden Tiere zusammen. Der Bussard ist der Skunk der Lüfte, der nur wenig besser in seiner Stinkkraft ist als der Skunk des Bodens. Sein Schnabel ist eine wundervolle Konstruktion zum Schneiden und Zerreißen von Fleisch. Davon abgesehen sind Hals und Halswirbelsäule wie bei einem gewöhnlichen Truthahn geformt. Die Natur hat reichlich für alles gesorgt, was sich bewegt, sich verteidigt und lebt, von den gewaltigen Löwen des Dschungels bis zur Ameise auf dem Boden.

Etwa im Jahre 1852 tötete ich eine große Anzahl Hirsche. Ich häutete und salzte sie, trocknete das Fleisch und versorgte damit nicht nur mich selbst, sondern auch meine Nachbarn mit allem Nötigen. Eines Nachmittags erlegte ich einen sehr schönen jungen Bock und brachte ihn nach Hause in den Räucherofen. Meine Kleidung, mein Sattel und sogar das Pferd waren blutgetränkt. Es war bereits spät, als ich mich umgezogen hatte und einen Eimer nahm, um meine Kuh im Unterstand neben dem Pferdestall zu melken. Dort befanden sich etwa 20 große Schweine. Ich hatte mich gerade gesetzt und zu melken begonnen, als alle Schweine aufsprangen und auf die entgegengesetzte Seite rannten und in großer Angst umherschnupperten. Ich suchte nach dem Grund für ihre plötzliche Flucht und sah draußen auf der Ebene, in einer Distanz von nur neun Meter, einen riesigen Puma. Er maß sicher gut drei Meter von der Nasen- bis zur Schwanzspitze und war einen ganzen Meter hoch. Ich melkte in einen Aluminiumeimer, was eine Menge Lärm machte, sodass der Puma weder mich noch die Schweine belästigte, sondern aus dem Hof sprang und im Wald verschwand. Dort begann er zu jaulen und heulen wie eine Frau in Bedrängnis. Mir gefiel diese Musik sehr gut, allerdings hörte sie sich noch schöner an, je weiter sie sich entfernte. Ich war froh, dass er so wenig von mir hielt und meine Gesellschaft nicht mehr länger in Anspruch nehmen wollte. Zweifellos hatte das Blut an Pferd und Sattel ihn zu mir geführt. Ich habe ihn nicht gefragt und kann nur annehmen, dass er ziemlich scharf auf einen Happen Wildbret war.

Als ich mich ein andermal mit meinem Ochsenkarren auf dem Heimweg befand, begegnete ich drei Pumas auf der Straße, zwei alten und einem jungen Tier. Ich hatte weder Gewehr noch Messer zur Verteidigung mit, und hätten sie angegriffen, wären ich und meine Ochsen ihnen sicher zum Opfer gefallen. Meine Hunde sahen die Biester und starteten einen lautstarken Angriff, sodass die Pumas auf einen Baum flüchteten. Ohne Frage waren sie zum Sprung bereit, um aus meinen Ochsen ein Festmahl zu machen. Obwohl sie in der Baumkrone in Sicherheit waren, fauchten sie leidenschaftlich herunter und stierten uns hungrig an. Als ich mit der Peitsche knallte, hörte es sich wie eine Pistole an, sodass die Pumas sich tiefer in den Wald flüchteten. Ich eilte mit meinem Ochsenkarren auf dem schnellsten Wege nach Hause, meine Haare standen mir steif wie Stricknadeln zu Berge und mir war seitdem nie mehr danach, einem weiteren Puma zu begegnen.

Meine Erfahrungen im Grenzland waren für mich in so vielfältiger Weise hilfreich, dass ich sie gar nicht alle aufzählen kann. Auch für meine wissenschaftlichen Forschungen sollten sie von unschätzbarem Wert sein. Bevor ich überhaupt begann Anatomie aus Büchern zu lernen, wusste ich darüber bereits aus dem großen Buch der Natur bestens Bescheid. Das Häuten von Eichhörnchen brachte mich in den Kontakt mit Muskeln, Nerven und Venen. Die Knochen, die das Fundament des wundervollen Hauses bilden, in dem wir leben, waren, noch bevor ich die schwierigen Namen lernte, welche die Wissenschaft ihnen gegeben hatte, seit jeher mein Studienobjekt gewesen. Da der Pferdeschädel in meiner ersten Schule als Sitzgelegenheit für den trägen Schüler diente, glaubte ich, es sei charakteristisch für einen guten Pferdesinn gewesen, dass er mir zu der wesentlichen Erkenntnis verhalf, Medikamente seien schlecht für den Körper und die Wissenschaft der Medizin, wie gerade einige bedeutende Ärzte selbst erklärt hatten, sich ganz einfach als Humbug erweise.12

Aber ich schweife vom eigentlichen Anliegen dieses Kapitels ab, in dem ich einige meiner Abenteuer aus meiner frühen Zeit im Grenzland zum Besten geben wollte. Meine Abenteuer beschränkten sich nicht allein auf Pumas, Hirsche, Skunks und Waschbären. Wir hatten einen weitaus subtileren Feind. Sein Biss war giftig und bedeutete oft den Tod. Ich meine damit die Schlangen von Missouri in der Frühzeit. Ich habe Tausende von ihnen getötet, kleine und große, lange und kurze, zwischen 15 Zentimeter und 3 Meter, alle Farben rot, schwarz, blau, grün, kupferfarben, gepunktet – gefährlich und harmlos. Sie waren so häufig im Wald und in der Prärie in jenen Tagen anzutreffen, dass man immer einen Knüppel in der Größe eines Wanderstabes, gut einen Meter lang zur Verteidigung bei sich tragen musste. Alle trugen etwas in der Hand, um die Schlangen während der warmen Zeit zu töten. Viele Arten waren sehr giftig. Ich erinnere mich an einen Mann namens Smith Montgomery, der während der Ernte in den bloßen Fuß gebissen wurde. Der Biss traf eine Vene, die das Blut zum Herzen transportiert. Er schrie: „Eine Klapperschlange hat mich gebissen!“ und lief auf die anderen Männer zu, aber bereits nach etwa sechs Schritten sank er auf den Boden und war augenblicklich tot. Das Gift der Klapperschlange erzeugt ein taubes Gefühl, das sich im ganzen Körper ausbreitet. Lungen und Herz hören auf zu arbeiten, wenn das vergiftete Blut das Herz und die großen Blutgefäße erreicht.

Klapperschlangen sind unbeugsame Gegner. Ich habe einen 30 Zentimeter hohen Ring aus Heu zusammengelegt und angezündet. Als er ringsherum brannte, warf ich eine Klapperschlange hinein. Sie hat gekämpft und sich gewunden, bis sie steif wie ein Wanderstock und der ganze Körper bereits gekocht war. Ihr seht, sie haben Schneid bis zum Ende.

Als ich mit meinem Freund Jim Jessee durch den Wald zog, sahen wir vor uns eine knapp 2 Meter lange Klapperschlange. Ich schlug Jim vor einen ganz besonderen Spaß mit ihr zu treiben. Ich zog mein Messer und schnitzte aus einem starken Ast eine Forke mit der ich die Schlange im Nacken an den Boden nagelte. Mit einem anderen Ast öffnete ich ihren Rachen und füllte ihn mit Hirschhornsalz (aqua ammonia). Dann ließ ich sie los und trat einen Schritt zurück. Zu unserer großen Überraschung machte sie daraufhin keine Dummheiten mehr. Das Ammonium hatte seine Wirkung nicht verfehlt. Ich band das Schwanzende an einen Busch unter der Annahme, dass sie nur vorübergehend außer Gefecht gesetzt sei. Nach sechs Stunden fand ich sie tot und von grünen Fliegen umschwärmt. Durch dieses Experiment lernte ich, dass Ammonium den Erreger der Schlangen neutralisiert. Seitdem benutze ich in allen Fällen von Schlangenbiss Ammonium als Gegenmittel.13 Wenn es nicht bei der Hand ist, würde ich Soda oder ein anderes Alkali mit gleichem Erfolg nutzen, auch wenn die Wirkung nicht ganz so gut ist. Ich rate Euch, immer ein wenig Ammonium bei Euch zu tragen, wenn ihr unter Schlangen wandelt. Und wenn euer Hund bei der Schlangenjagd tollwütig wird und Euch beißt, tragt Schwefelsäure verdünnt zu drei Teilen mit Wasser auf und der Erreger wird Euch nichts anhaben, da er alkalisch ist und mit der Säure reagiert. Ein Mädchen ist einmal von einem tollwütigen Hund ins Gesicht gebissen worden. Dabei entstanden zwei 5 Zentimeter lange Risse. Sie wurde von mir auf die beschriebene Weise über 10 Tage behandelt. Ihr Gesicht heilte und sie ist noch immer am Leben. Obwohl dies bereits 30 Jahre her ist, hat sie nie Anzeichen einer Tollwut gezeigt, während das ganze Vieh, das von demselben Hund gebissen wurde, zu Grunde ging.

1847, als die Vereinigten Staaten von Amerika und Mexiko wie zwei Tigerinnen miteinander kämpften, wollte ich auch gegen die Mexikaner kämpfen. Da ich noch nicht volljährig war, verweigerte mir mein Vater die Erlaubnis zum Militär zu gehen. Bei einem Ausritt schäumte mir das Blut über und ich hielt mich für fähig wie Samson, John Sullivan, Fitzsimmons und Corbet auf dem Schlachtfeld zu kämpfen, als ich etwa 100 Schritt vor mir etwas auf der Straße liegen sah. Es sah aus wie eine Bahnschwelle oder ein Balken und maß etwa acht oder zehn Zentimeter im Durchmesser. Ich schenkte ihm keine besondere Aufmerksamkeit, bis ich direkt an die Stelle kam. Dort stellte ich fest, dass er verschwunden war. Da es ein besonders heißer Tag war, glaubte ich mich schon eingeknickt und den Balken nur im Traum erblickt zu haben. Plötzlich fiel mein Blick am Straßenrand entgeistert auf die Spur einer Schlange.

Der Abdruck im weichen Staub war ungefähr 3 Zentimeter tief und über 30 Zentimeter breit. Als ich die Schlangenspur erkannte, wurde mir klar, dass ich eine Menge Krieg haben konnte, ohne nach Mexiko gehen zu müssen. Ich folgte der Spur in das hohe Unkraut und fand Herrn Schlange aufgerollt. Er hätte bestimmt einen halben Scheffel ausgefüllt, erhob seinen Kopf 60 Zentimeter über den Boden und fixierte mich mit seinen Augen. Der Kopf maß direkt hinter den Augen bestimmt 8 Zentimeter in der Breite. Ich wusste nur zu gut, dass diese Schlange, wenn sie 3 Meter lang war, mindestens ebenso weit springen konnte. Wegzulaufen wäre feige gewesen, kämpfen zu gefährlich. Mir kam der Gedanke, wie es aussehen würde, wenn ein junger Mann, der doch in Mexiko kämpfen wollte, vor einer Schlange davon laufen würde. Ich hatte die Schlange bereits gesehen und konnte niemandem mehr erzählen, sie hätte sich bereits aus dem Staub gemacht, und ich hätte sie nicht mehr finden können. In meiner Not nahm ich den schweren Steigbügel aus Eisen samt Riemen vom Sattel und näherte mich dem Kommando mit schlotternden Knien. Die Schlange hatte Musik aus 29 Klappern der hinteren Ränge ihrer Armee bestellt. Mit leiser Stimme gab ich das Kommando zum Angriff und durch eine schnelle kreisende Bewegung mit dem Steigbügel, welcher bestimmt eineinhalb Pfund wog, trennte ich den Kopf des Generals vom Rumpf und nahm seine ganze Armee gefangen. Ich reihte sie zur Parade auf und stellte fest, dass sie ganze drei Schritte und 30 Zentimeter lang war, bestückt mit 29 Klappern von je 20 Zentimeter und somit über 3 Meter in ihrer Gesamtlänge maß. So endete mein größter Schlangenkampf.

Da die Schlange ein Symbol für Gift ist, und alle Medikamente giftig sind, kann man diese Auseinandersetzung als ersten erfolgreichen Kampf zwischen Osteopathie und Gift bezeichnen.

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