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KAPITEL V

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Ich schreibe mich in der Kompanie F der Freiwilligen der 9. Kavallerie ein – Unsere Mission – In Kansas City – Die Verfolgung von Price – Die Armee in Spring field – Vereinte Rache an den Partisanen – Hauptmann der Kompanie D der 18. Kansas Miliz – Major der 21. Kansas Miliz – An der Grenze zu Missouri – Der Kampf mit Joe Shelby – Die Osteopathie in Gefahr – Den Tod unter der Flagge des Waffenstillstandes begraben – Das Regiment erlebt eine Überraschung

Im September 1861 schrieb ich mich in Fort Leavenworth in die neunte Kavallerie, genauer gesagt, in die Kompanie von Hauptmann T. J. Mewhinne ein. Das Regiment bestand hauptsächlich aus Männern aus Kansas, die dort in der Auseinandersetzung um die Sklaverei bereits ihre Feuertaufe erhalten hatten. Gleich nach der Einschreibung bezogen wir unsere Kleidung und unsere Ausrüstung. Wir wussten, was wir taten und waren ausgezogen, einen sehr ernsten und erfolgreichen Kampf zu führen. Von Leavenworth aus wurden wir nach Kansas City beordert, um unsere Ausrüstung zu komplettieren, uns in die Brigade von James H. Lane einzugliedern und die Westarmee zu organisieren. Nach kurzer Zeit bekamen wir Marschbefehl nach Springfield. Wir verließen Kansas City am Tag, als Mulligan Lexington an General Price verlor. Jede Nacht kampierten wir dort, wo vorher Price genächtigt hatte, bis wir auf diese Weise Springfield erreichten. Während jenes Marsches schien die Rebellenarmee zu wissen, dass sie Verfolger im Rücken hatte. Obwohl wir während des Marsches nicht in Sichtweite der Konföderierten gelangten, sammelten wir viele der Flaggen ein, die Price zuvor in die Brise gepflanzt hatte. In Pleasant Hill, Greenfield und auch an anderen Stellen wurden die Sterne und Balken eingeholt, um den Sternen und Streifen Platz zu machen.

Viele loyale Herzen, die während Prices Durchmarsch geflüchtet waren, kamen aus den Wäldern und Gebüschen, um sich uns anzuschließen und unsere Zahl zu vergrößern. Unsere Brigade war beim Erreichen von Springfield um einiges größer als bei unserem Auszug aus Kansas City. Wir erreichten Springfield kurz bevor General Fremont vom Kommando der Westarmee abgezogen wurde. Die Armee in Springfield umfasste ungefähr 120.000 Mann, und eine 400 Meter lange Artillerie säumte die Ost- und die Westseite eines 40 Hektar großen Feldes.

Wir blieben etwa bis zum 1. November in Springfield. Anschließend wurden wir ins Fort Scott abkommandiert, daraufhin zu verschiedenen Stellen entlang der Grenze von Missouri, bis wir schließlich Harrisonville erreichten, wo wir Winterquartier bezogen. Während des Winters wurden wir regelmäßig von Heckenschützen belästigt, die nicht nur unseren Soldaten auflauerten und sie erschossen, sondern auch loyale Zivilisten nicht verschonten. Diese Partisanen sorgten für eine derartige Verstimmung, dass die Colorado Brigade unter Oberst Ford, dem wir zugeteilt waren, auszog, um Rache am Feind zu nehmen. Die Colorado Truppe bestand aus Kavallerie, und in Truppen von 20 Mann reinigten sie das Land von Kansas City bis an den Osage Fluss. Mir wurde berichtet, dass sie 700 Mann in 11 Tagen töteten. Ich zählte 62 frische Gräber auf einem Friedhof nahe Harrisonville. Eine Zeit lang danach gab es keine weiteren Belästigungen durch Partisanen mehr.

Am ersten April 1862 wurde das dritte Bataillon der neunten Kavallerie von Kansas aufgelöst und man entließ mich aus dem Dienst.

Ich ging nach Hause, organisierte die Miliz in Kansas und am 15. Mai 1862 wurde ich zum Hauptmann der Kompanie D der 18. Miliz von Kansas ernannt. Ich erhielt die Order meine Leute einmal die Woche auszubilden und den so genannten Alten Santa Fe Trail zu kontrollieren, der von Kansas City ins alte Mexiko führte. Mein Revier erstreckte sich von Ost nach West durch Douglas County. Ich führte die Ausbildung fort, bis ich zur Neuorganisation des 18. Regiments, dessen Major ich werden sollte, abgestellt wurde.

Einige Monate darauf kam ein weiterer Befehl, sich mit einigen anderen Bataillonen zu vereinigen. Dazu wurde ich verlegt und gleichzeitig zum Major der 21. Kansas Miliz ernannt. Ich versah diesen Dienst bis Herbst 1864, als General Curtis am 10. Oktober an die Frontlinie zwischen Missouri und Kansas berufen wurde, um General Price zu bekämpfen, der früh am Morgen in Kansas City oder Independence erwartet wurde.

Milizen wurden von Kansas eilig so lange an die Grenzen beordert, bis sie eine Stärke von 27.000 Mann erreicht hatten. Einschließlich General Tottens Armee zählten wir insgesamt 35.000. Wir wurden südlich von Westport stationiert und bildeten eine 16 Kilometer lange Schlachtlinie. Am Donnerstag und Freitag, dem 22. bzw. 23. Oktober tobten bei Lexington und Independence heftige Kämpfe.

Am Morgen des 24. Oktober wandte Price sich nach Westen, formierte seine Leute und eröffnete die Schlacht über eine Strecke von 10 Kilometer von Westport aus südlich in Richtung Little Blue. Der Angriff war vehement, und wir bekämpften die Truppen Joe Shelbys, Quantrells und vieler anderer Kommandanten.

Gegen vier Uhr am Samstag, dem 24. Oktober wütete der Kampf entlang der ganzen Linie, von Westport bis nach Little Blue, wo die 21. Kansas Miliz stationiert war. Da er sich östlich der Linie befand, hielt uns Joe Shelby für Eindringlinge und gab seiner Überzeugung mit Kugelhageln Ausdruck. Wir empfanden dies als eine unzivile Art auf Besuch kommende Nachbarn zu behandeln und antworteten ihm mit ebenso heißem Feuer. Die 21. Kansas Miliz hielt, umgeben von Feuer Rauch und Blut, tapfer stand. Ich dachte an die gute alte Ermahnung der Schrift, das ‚Geben seliger als Nehmen‘20 sei und sagte den Jungs, dass sie ihr Bestes geben sollten. So gaben wir ihnen 42 Runden. Dabei bekamen sie nicht nur eine einzige Belohnung, sondern jeder erhielt sogar eine persönliche Belohnung.

In der heißesten Phase des Kampfes durchschlug eine Kugel die Klappen meines Rockes und riss ein Paar Handschuhe mit, die ich dort hineingesteckt hatte. Eine weitere Kugel durchschlug den Rücken meiner Jacke genau über den Knöpfen und hinterließ einen 15 Zentimeter voneinander entfernten Ein- und Austritt. Hätten die Rebellen gewusst, wie nahe sie daran waren die Osteopathie zu erschießen, wären sie vielleicht nicht so sorglos gewesen.

In diesem Kampf ritt ich auf demselben Maultier, das mich schon in Kansas über den Balken getragen hatte. Die Reaktionen dieser Kreatur auf die dicksten Kugelhagel waren äußerst amüsant. Sie schien den Eindruck zu haben, es handele sich lediglich um Stechfliegen, während ich ziemlich überzeugt davon war, dass es sich um Bleikugeln handelte.

Es gab einige eigenartige Ereignisse während dieser Auseinandersetzungen. Einige Jungs fielen auf die Knie und beteten zum Herrn um Rettung. Unter solchen Umständen hielt ich es allerdings für besser, die Andacht zu unterbrechen und den Feind, der uns mit Blei überschüttete, direkt in der Frontlinie zu bekämpfen. Ich sprang von meinem Maultier, stellte mich direkt hinter die Soldaten und brach das Gebet ab. Sie schlossen auf und hielten sich während des gesamten Kampfes wacker.

Wir hielten die Stellung, bis Prices Kräfte sich zurückzuziehen begannen. Sie ließen 52 tote Männer und 127 Pferde zurück, die uns in die Hände fielen. Kurz nach Abzug des Feindes legte die Nacht ihren freundlichen Mantel über die Szene und verbarg den Schrecken des Krieges vor unseren Augen. Unser Regiment marschierte drei Kilometer Richtung Westen, dann sechs nach Norden, einen nach Osten und erreichte so das Camp von Shawneetown. Um sechs Uhr am kommenden Morgen eröffnete die Artillerie unter General Totten das Feuer auf Westport. Über 10 oder 13 Kilometer südlich fielen 28 Stellungen mit kleinen Waffen in diesen Chor ein, der einen höllischen Krach entlang der ganzen Linie machte. Das schwere Feuer hielt bis etwa acht Uhr an, als General Price begann, sich Richtung Süden zurückzuziehen. Wir folgten ihm über eine Strecke von 144 Kilometer, während derer wir immer wieder in Scharmützel verwickelt wurden, 28 Kanonen eroberten und schließlich fast vor Fort Scott standen.

An dieser Stelle beschlossen wir Price nicht länger zu eskortieren und überließen ihn sich selbst. Da wir stattdessen den konföderierten General Marmaduke in schlechter Gesellschaft vorfanden, luden wir ihn ein, uns nach Hause zu begleiten und da wir darauf vorbereitet waren, auf unserer Forderung zu bestehen, stimmte er widerwillig zu. Er hatte anscheinend doch noch einen Hang zu den ‚Sterne und Balken‘.

Nach dem Rückzug von Price verstummten die Waffen für einige Zeit. Sie hatten bereits ganze 32 Kilometer zurückgelegt, als das Feuer erneut begann.

Dem Feind wurde erlaubt seine Toten zu begraben und bald darauf trafen 140 unserer tapferen Feinde mit der Fahne des Waffenstillstandes, die wir immer respektierten, in unserem Lager ein. Ich forderte den Hauptmann und seine Leute auf abzusitzen und die Waffen niederzulegen, was sie befolgten. Daraufhin sollte der Befehlshaber seine Leute vor mir in einer Reihe formieren und ich ließ eine Wache für ihre Waffen abkommandieren. Ich wandte mich an den Hauptmann:

„Na, wie wär’s mit einem Happen?“

„Auf jeden Fall, Major“, gab er zur Antwort. Dann sagte ich so ernst, wie es mir möglich war:

„Ich möchte Sie bitten mir fünf Minuten zuzuhören, was ich zu sagen habe und ich möchte nicht einen Muskel zucken sehen, bis ich fertig bin!“

Dann schilderte ich den Schrecken des Krieges und die extremen Maßnahmen, die manchmal vonnöten sind. Ich erwähnte, dass die Rebellen viele unserer Männer erschossen hatten. Obgleich sie unter der Flagge des Waffenstillstandes zu uns gekommen wären, gedächte ich sie und ihren Hauptmann zu erschießen. Im selben Moment erbleichten alle Wangen und ihr Atem ging schnell. Einige waren kurz davor etwas zu erwidern, als ich mit den Worten schloss:

„Ich meine, ich werde Euch allen das Maul stopfen mit Essen und Kaffee, da ich alle Eure Sorgen in Freude verwandeln möchte.21 Rührt Euch, geht zum Kommissionär und schlagt Euch die Bäuche voll!“

Der Hauptmann und seine Offiziere schlugen mir freundlich auf die Schulter und bedauerten, dass der Krieg uns zu Feinden gemacht hatte (die wir doch eigentlich aufgrund des Naturrechts Freunde sein sollten). Sie drückten ihre Hoffnung aus, der Friedensengel möge bald seine weißen Flügel über unserem geliebten Land ausbreiten. Die Rebellen genossen das Mahl offensichtlich, und ohne Zweifel war es für sie das erste gute Essen seit Tagen.

Nachdem wir, wie bereits erwähnt, Price über 144 Kilometer verfolgt hatten, zogen wir in Kansas auf der Höhe von De Soto ein. Am Dienstagmorgen, dem 27. Oktober 1864 bekam ich den Befehl das 21. Regiment aufzulösen und heimzugehen. Ich behielt diesen Befehl für mich und beschloss mir auf Kosten meiner Jungs einen kleinen Scherz zu erlauben und ihren Mut zu testen.

Ich ließ das ganze Regiment in Reihe Aufstellung nehmen und hielt eine Rede, in welcher ich von einem langen Marsch und aussichtslosem Kampf sprach, den wir noch vor uns hätten. Ich betonte, dass ich von niemandem, der nicht bei seinen vollen Kräften sei, verlange, diesen schweren Marsch auf sich zu nehmen und in einen schrecklichen Kampf verwickelt zu werden. Falls sich jemand zu krank fühle, matt oder zu schwach, uns zu begleiten oder irgendeinen anderen Grund hätte, diese Torturen nicht zu ertragen, der wäre auch nicht gezwungen uns zu begleiten. Alle, die freiwillig mit mir durch alle Kämpfe und Gefahren gehen wollen, sollten sechs Schritte vortreten. Etwa ein Drittel trat vor und sie erklärten so ihr Einverständnis, mir überall hin zu folgen. Dann las ich mit lauter Stimme den Befehl zum Auflösen des Regiments vor und sagte jenen, die sich nicht wohl genug fühlten uns zu begleiten, sie möchten sich im Hospital melden und sich in die Obhut des Arztes begeben. Den anderen aber rief ich zu: „Jungs, wir gehen nach Hause!“

Jubel und schallendes Gelächter übertönten jede weitere Äußerung und innerhalb von 10 Minuten hatten wir nicht einen kranken Mann mehr im Regiment. Das Regiment wurde aufgelöst und wir gingen alle nach Hause. So endete meine Erfahrung als Soldat.

Das große Still-Kompendium

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