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12 – Anruf aus Deutschland

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Gerade als Kolasa auf den Hals der Toten deuten wollte, beugte Adda sich über Hildes Leichnam. Mit Argusaugen beäugte sie die Male am Hals der Frau.

»Dir ist es auch aufgefallen, Frau deutsche Kommissarin«, stellte er fest, als er der Kommissarin aus Deutschland bei der Arbeit zusah.

»Sicher sind mir die Male sofort ins Auge gestochen«, antwortete sie, ohne dabei den Blick von der Toten zu lassen. Mit dem Finger zeigte sie auf die Stellen am Hals der Frau, ohne sie dabei jedoch zu berühren. »Erwürgt, vielleicht«, überlegte sie.

Doch Kolasa schüttelte den Kopf. »Eher weniger.« Auch er beugte sich über den Leichnam und besah den Hals der Toten genauestens. Zu dumm, dass er, wie so oft, wieder einmal seine Brille zuhause vergessen hatte. Er wandte sich an Adda: »Ob ich mir die einmal kurz ausleihen dürfte?«, fragte er, und zeigte dabei auf ihre Brille.

Adda schob eine Augenbraue hoch. »Wenn’s unbedingt sein muss. Aber setz sie bloß nicht auf, sonst weitest du mir womöglich noch die Bügel aus. Dein Kopf ist immerhin breiter als meiner.«

Kolasa nahm ihr grinsend die Brille ab und hob sich die Gläser vor die Augen, dabei betrachtete er nochmals die Male am Hals Hilde Hahnbügels. »Nein, die Frau ist auf keinen Fall mit bloßen Händen erwürgt worden.«

»Vielleicht mit Handschuhen an?«, warf Braun seine Theorie dazwischen.

»Nee, nee, Edgar. Danach schaut’s auch nich‘ aus. Oder was meinst du, Herr Major?«

»Pah, keine Ahnung, was das war, wodurch die Frau zu Tode gekommen ist. Aber bloße Hände waren das sicherlich nicht.«

Die Möchtegern-Miss-Marple betrachtete sich erneut den Hals der toten Frau. Plötzlich kam ihr ein Gedanke. »Was, wenn es ein Halstuch war, mit dem der Frau die Luft abgeschnitten worden ist?«

Der Major nickte, und auch Braun, nachdem er Adda zur Seite geschoben und sich ebenfalls den Hals der Frau angesehen hatte. »Ich tendiere auch dazu, dass die Frau mit einem Schal oder etwas in der Art, erdrosselt worden ist«, stimmte er den anderen bei.

Addas Handy läutete. »Wer will denn jetzt schon wieder etwas von mir«, schimpfte sie, da sie es gerade jetzt nicht mochte, unterbrochen zu werden. Dennoch blieb ihr nichts anderes übrig, als mit dem Handy nach draußen zu gehen, da sie in der Leichenhalle keinen Empfang hatte. »Bin gleich zurück. Muss dran gehen, ist Friedel, meine Tochter«, sagte sie mit einem entschuldigenden Lächeln, und eilte hinaus vor die Tür. Kaum draußen, meldete sie sich: »Elfriede, was um alles in der Welt, willst du ausgerechnet jetzt von mir? Hab eigentlich gar keine Zeit für dich.«

»Du hast keine Zeit für mich. Na toll. Aber ich darf Zeit für dich haben, und dich an deiner Frittenbude vertreten. Wie finde ich denn das! Überhaupt, kannst du mir einmal sagen, wo du dich zurzeit aufhältst, und wann du endlich wieder gedenkst, deinen Imbiss selbst zu übernehmen?« Frieda hörte sich zornig an. »Ich habe nämlich auch noch etwas anderes zu tun, als für dich Frikadellen zu verkaufen.«

»Jetzt reg‘ dich aber wieder mal ab«, schimpfte Adda in ihr Handy. »Ich hab dir doch gesagt, dass ich mit Edgar nach Polen muss, eines Falls wegen. Na und wo sonst, als in Polen, sollte ich sein? Du hast mich übrigens bei der Arbeit gestört. Wir waren nämlich dabei, die Todesursache von der Hilde herauszufinden.«

»Von wem? Wer ist Hilde? Kenne ich die?«

»Elfriede, die kannst du gar nicht kennen. Die Hilde, sie ist das jüngste Opfer des Frauenmörders«, klärte sie ihre Tochter auf.

»Reichen dir die Leichen in Mannheim noch nicht, musst du nun auch noch welche in Polen suchen?«, kam es verzweifelt von ihrer Tochter.

»Jetzt halt aber mal die Luft an. Du tust ja gerade so, als wenn ich etwas dafür könnte, dass die Tote aus Deutschland kommt und vom Mörder im Polen-Ländle abgelegt worden ist.« Adda schaute hinter sich. Zu lange wollte sie die beiden Kommissare nicht alleine lassen. »Hör zu, wir telefonieren ein andermal. Ich muss jetzt wieder zu den anderen«, sagte sie und hängte ab, ohne ihrer Tochter die Möglichkeit zu einer Antwort geben zu haben.

Kurz darauf zwängte sie sich wieder zwischen die beiden Kommissare und hörte deren Unterhaltung zu, während sie die Tote weiterhin aus den Augenwinkeln heraus, betrachtete.

Adda Fried

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