Читать книгу Adda Fried - Angelika Nickel - Страница 16
13 – Stranguliert
ОглавлениеSie brauchten eine Weile, bis sie Bobrowski endlich unter all den Menschen wiedergefunden hatten.
»Karel, was ist deiner Meinung nach, die Todesursache?« Kolasa stand vor dem Gerichtsmediziner und schaute ihn abwartend an.
»Das ist doch offensichtlich, dass die Frau stranguliert worden ist. Meiner Meinung nach, wenn sie viel Pech hatte, sogar mit ihrem eigenen Schal.«
»Ts, ts, ts, ich glaub’s ja nicht«, empörte Adda sich wieder einmal. »Ob das ihr Schal oder der des Mörders war, ist doch echt schnuppe. Erdrosselt bleibt erdrosselt, da kommt’s nicht darauf an, wessen Schal das gewesen ist, mit dem ihr der Hals zugezogen worden ist. Oder was sagst du, Edgar?«
»Kommissarin Fried hat Recht. Unterm Strich ist es völlig gleich, vom wem der Schal oder was auch immer, gewesen ist, mit dem die Hilde Hahnbügel ermordet worden ist.«
»Da irren Sie beide sich, aber doch sehr«, widersprach Karel Bobrowski. »Der Fund des Tatwerkzeugs, wenn ich einen Schal einmal so nennen darf, könnte Spuren zum Mörder aufweisen, sofern der Schal von ihm und nicht von dem Opfer gewesen wäre.«
Braun nickte; und auch Adda schloss sich seinem Nicken, wenn auch zögernd, an.
Kolasa hingegen klopfte dem Mann auf die Schulter. »Wusst‘ ich’s doch, alter Knabe, dass du einen Hinweis für uns hast.«
Doch Karel winkte ab. »Nein, Kolasa. Ich würde das nicht einen Hinweis nennen. Ein Hinweis wäre es, hätten wir den Schal am Tatort gefunden. Doch soweit ich weiß, war nichts desgleichen am Fundort. Ein Tatort war es ja nicht, den kennen wir letztendlich auch noch nicht«, unterbrach er sich selbst in seiner Ausführung. »Wie gesagt, Fundort nicht gleich Tatort. Hätten wir allerdings den Tatort, wäre es möglich, dass dort auch das Tatwerkzeug, sprich der Schal, zu finden wäre. Doch leider kennen wir den nicht, und tappen somit weiterhin im Dunkeln. Es sei denn«, er machte eine erwartungsvolle Pause; und die Gesichter der Drei ruhten auf ihm.
»Ja was denn, Herr Gerichtsmediziner. Was wollen Sie uns sagen«, hakte Adda ungeduldig nach.
»Ein weiteres Opfer«, setzte Bobrowski an, wurde jedoch postwendend von Adda Fried unterbrochen. »Jetzt aber! Wie können Sie nur hoffen, dass es noch eine Frau trifft!«
»Sie hätten mich ausreden lassen sollen. Ihr Deutschen und eure Ungeduld. Nervig ist das«, beschwerte sich der Mann. »Was ich andeuten wollte, und damit habe ich keineswegs ein neues Opfer gemeint, ist das, dass, wenn der Täter schon einmal zugeschlagen haben sollte, sich vielleicht ein Verbindungspunkt oder irgendein Hinweis finden lassen könnte, sofern es Parallelen zu den Fällen gäbe, um dass man sie auch automatisch miteinander in Zusammenhang führen und vergleichen könnte.«
Braun krauste die Nase. »Eigentlich war das nicht mein Fall, von daher habe ich nur das, was sich in meiner Erinnerung aus einem Gespräch mit meinem Kollegen Krämer, niedergelassen hat. Doch wenn mich nicht alles täuscht, hat der Krämer etwas erwähnt, das darauf schließen ließ, dass die Vermisste, als was die Hilde Hahnbügel bisher bei uns geführt worden ist, nicht das erste Opfer war. Krämer hat von Anfang an einen Zusammenhang zu einem anderen Mordopfer gehabt. Zumindest glaube ich, dass es so gewesen war. Doch es ist auch kein Problem, ich kann den Alfred anrufen, wenn wir’s gleich hier und jetzt, genau wissen müssen.«
»Was passiert eigentlich mit der Leiche von Frau Hahnbügel?«, erkundigte Adda sich, ohne auf Edgar Braun einzugehen.
»Was mit der wird?« Die Frage zwängte sogar in das ausgelaugte Gesicht des Gerichtsmediziners, ein zaghaftes Lächeln. »Die geht natürlich mit euch zurück nach Deutschland.«
»Wie bitte?« Adda kreischte fast. Sie sah die Leiche schon in Edgar Brauns Auto auf der Rückbank liegen. Nein danke, mit ’ner Leiche auf der Sitzbank wollte sie auf gar keinen Fall zurückfahren. »Kommissar Braun, komm mir bloß nicht auf die Idee, die Tote in deinem Wagen nach Deutschland zurückzubringen.«
Braun prustete drauflos. »Entschuldigung, aber ich konnte einfach nicht mehr an mich halten«, lachte er und schaute Adda belustigt an. »Liebe Adda, ich mag ein dickes Fell haben, aber ganz ehrlich, auch ich wollte keine Tote in meinem Auto spazieren fahren.«
»Da bin ich aber beruhigt.« Sie ließ ihrer Erleichterung freien Lauf.
»Soll ich bei eurer Dienststelle anrufen, oder macht ihr das selbst?«, wollte Kolasa wissen.
»Anrufen, in Deutschland? Wozu?« Adda schaute den Major fragend an.
»Ich rufe den Krämer an. Der soll alles in die Wege leiten, um dass auf dem schnellsten Weg ein Leichentransportfahrzeug nach hierher losgeschickt wird, das unsere Tote, zurück nach Deutschland überführt.« Braun zog sein Handy aus der Hosentasche. Doch auch er bekam in der Leichenhalle keinen Empfang. Er verabschiedete sich von Karel Bobrowski und verließ die Leichenhalle, in die gerade wieder drei weitere Leichensäcke hineingetragen wurden.
Kurz danach kamen auch Kolasa und Adda aus der Halle heraus; Braun hatte im selben Augenblick sein Telefonat beendet. Er wandte sich an die beiden: »Krämer nimmt die Sache in die Hand. In ungefähr drei Tagen, schätzt er, müsste der Überführungstrupp hier sein.«
»Bis dahin könnt ihr gerne noch weiterhin meine Gäste sein«, bot Kolasa sofort an.
»Wozu das? Wieso müssen wir in diesem Land warten, um dass die Frau abgeholt wird?« Adda war schon wieder kurz davor, ihr Schmollgesicht aufzusetzen.
»Weil einer von euch deutschen Kommissaren dabei sein muss. Die Tote muss einem von euch offiziell übergeben werden. Auch das Protokoll dazu, darf dabei nicht vergessen werden«, klärte der Major Adda Fried auf.
»Ach du meine Güte, da krieg’ste doch die Motten«, regte Adda sich auf. »Papierkram, Protokolle und all so ’n Zeugs, damit hab ich wahrlich nichts am Hut.« Sie schwenkte den Blick zu Braun hin. »Das überlasse ich ganz dir, Edgar.«
»Zu gütig, beste Adda.«
Kolasa grinste. »Ihr zwei habt ‘ne bestimmte Art der Arbeitsaufteilung, wie mir scheint.«
Sie bestiegen wieder den rostigen Fiat Kolasas und fuhren zurück auf dessen Anwesen.