Читать книгу Adda Fried - Angelika Nickel - Страница 17
14 – Wein und Amore
Оглавление… Hilde färbte ihr Haar nach Anweisung. Mit einer Haube über dem nassen Haar ging sie ins Wohnzimmer zurück.
Ihre Mutter war heute nicht da. Zusammen mit einer alten Schulfreundin war sie für einige Tage aufs Land gefahren. Seit Tagen hatte sie keine neuerlichen Schübe noch ließ sie die MS allzu sehr leiden. Von daher hatte sie kurzerhand dem Angebot der Schulfreundin zugestimmt und Hilde alleine zurück gelassen.
Hilde war das nur recht. Seit ein paar Wochen hatte sie sich mit Orlando geschrieben, und gestern endlich, ihn auch persönlich kennen gelernt. Für morgen Abend hatten sie sich erneut verabredet.
Als sie nach der ersten Verabredung wieder zuhause gewesen war, hatte sie an sich herunter geschaut und festgestellt, dass sie einiges an sich tun musste, um mit dem guten Aussehen des Mannes auch mithalten zu können.
Mit ihrer Haarfarbe wollte sie angefangen haben, hatte Hilde sich zum Vorsatz gesetzt.
Ihr Blond war mit den Jahren ausgeblichen und weiße Strähnen hatten sich dazwischen gestohlen. Damit sollte es allerdings ab sofort vorbei sein, hatte die Frau sich vorgenommen, und sich am nächsten Tag eine Blondierungscreme gekauft, die sie soeben aufgetragen hatte, und die nur noch ihrer Einwirkzeit bedurfte, um ihr Haar wieder golden glänzen zu lassen.
Das Blondierungsmittel kribbelte auf ihrer Kopfhaut, doch das machte der Frau nichts aus. Sie fühlte, wie sie sich veränderte. Äußerlich, als auch innerlich. Noch niemals in ihrem Leben hatte sie die Chance gehabt, sich begehrenswert vorgekommen zu sein. Zu früh hatte sie ihr eigenes Leben für das ihrer Mutter aufgegeben. Doch das sollte anders werden!
Hilde liebte ihre Mutter von ganzem Herzen, und dennoch war der Zeitpunkt gekommen, sich endlich von ihr abzunabeln. Es konnte nicht länger angehen, dass, wenn sie Urlaub machten, sie mit ihrer Mutter zusammen, sich auch noch das Bett teilte noch, dass ihre Mutter weiterhin dermaßen über ihr Leben verfügte, wie sie es all die Jahre mit einer Selbstverständlichkeit getan hatte, die Hilde niemals hätte zulassen dürfen. Auch Hilde hatte ein Recht auf ihr eigenes Leben. Und Orlando war der Mann, der ihr den Ausstieg aus ihrem alten ermöglichte, das wusste, fühlte sie, tief in sich drinnen.
Ein scheues, aber glückliches Lächeln zog über ihr Gesicht und blieb darin haften.
Nur eins bereitete ihr noch Probleme: Bisher wusste sie noch nicht, wie sie ihrer Mutter beibringen sollte, dass sie nicht mehr jeden Tag für sie da sein würde, sondern, dass sie einen Mann kennen und lieben gelernt hatte, für den sie ihr altes Leben aufgeben und ein neues beginnen, wollte.
»Beim Essen«, überlegte sie, »werde ich Mutti es wissen lassen«, nahm sie sich vor.
Während sie sich die Blondierungscreme aus den Haaren wusch, dachte sie darüber nach, welche caritative Organisation sie damit betrauen sollte, sich um ihre Mutter zu kümmern, an den Tagen, an welchen sie auf Hilfe von Dritten angewiesen sein würde.
Zufrieden mit sich und ihren Überlegungen für die Zukunft, rubbelte sie ihre Haare trocken, und sah dabei einer glücklichen Zukunft entgegen - glaubte sie, naiv, wie sie war!
Wie sehr sie sich jedoch irren sollte, wie wenig Schönes die Zukunft für sie bereithielt, konnte die einsame Frau zu diesem Zeitpunkt nicht ahnen.
Woher hätte sie auch wissen sollen, dass der charmante Orlando Ramirez ein gesuchter Frauenmörder war …
Orlando Ramirez, mit Wein und vorgegaukelter Amore hatte er der Frau den Kopf verdreht. Ihr Liebesgeflüster in die Ohren gesäuselt, das sie blind jedes seiner Worte glauben ließ.
…