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2 – Kolasa

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Die Zigarette im Aschenbecher qualmte vor sich hin.

Es klopfte an der Tür, doch der Major antwortete nicht. Zu sehr war er in sein Telefonat vertieft, als dass er das Klopfen überhaupt wahrgenommen hätte.

Der Mann klopfte nochmals gegen die Tür, dieses Mal lauter. Es glich fast einem Hämmern, und seine Knöchel taten ihm bereits weh.

»Wart‘ mal Kleines, ich glaube, es hat geklopft.« Major Kolasa wandte den Kopf Richtung Tür. »Ja!«, rief er, und drückte die Kippe im Ascher aus. Er war dabei, mit dem Rauchen aufzuhören, so dass die meisten seiner Zigaretten vor sich hin qualmten.

Leutnant Damir Groskow öffnete mit einem Ruck die Tür. »Herr Major, es ist schon wieder passiert!«, stammelte er aufgeregt.

Kolasa schlug ein Bein übers andere, während er sich in seinen Stuhl zurücklehnte. »Nur mit der Ruhe Groskow. Wo brennt’s denn?“

»Ein Mord, Major, schon wieder eine Frauenleiche.«

Der Major zog eine Braue hoch, und steckte sich eine Kippe an, ohne dabei den Blick vom Leutnant zu wenden. »Wo dieses Mal? Wieder in einer Spelunke?«

Groskow schüttelte den Kopf. »Nein, im Wald hat man sie gefunden.« Der Mann setzte sich seinem Chef gegenüber. »Das ist schon die …«

Kolasa winkte ab, und der Leutnant schwieg auch sofort.

»Mir brauchen Sie nicht zu sagen, die wievielte Frauenleiche das ist. Ich kann rechnen, Groskow.«

Der Mann fuhr zusammen. Mit eingeknickten Schultern saß er da. »Ich habe einen Suchtrupp losgeschickt. Aber bisher haben die Hunde keine Spur aufgenommen.«

Major Kolasa ließ sein Gegenüber nicht aus den Augen. Zu lange kannte er Groskow schon, um nicht zu wissen, dass da noch etwas war, was er ihm bisher noch nicht gesagt hatte. »Das ist doch noch nicht alles, oder?«

Groskow fühlte sich unwohl unter dem Blick seines Chefs. Er kam sich ertappt vor, dabei hatte er doch gar nichts getan, außer, dass er noch nicht alles erzählt hatte. Er druckste herum, nahm die angebotene Zigarette, die ihm Kolasa hin hob, und steckte sie ungeschickt an. »Die Leiche, sie ist an der Grenze gefunden worden. Es könnte von daher sein, dass der Mörder gar nicht aus unserer Gegend ist«, erklärte er und verschluckte sich dabei am Rauch.

»Hat irgendjemand etwas gesehen, vielleicht Wanderer?«, hakte der Major nach.

»Es gibt da ein Pärchen, die sind der Meinung, dass sie einen Wagen davon rasen gesehen haben. Aber richtig sicher sind sie sich nicht. Die Aussagen der beiden sind zu widersprüchlich.«

»Widersprüchlich? Was habe ich darunter zu verstehen?«

Groskow drückte die Zigarette aus. »Die Frau meint, dass es ein dunkler Volkswagen war, der Mann ist der Meinung, dass es sich um einen inländischen Kombi gehandelt habe.«

»Also wie immer. Der eine sagt dies, der andere das.« Kolasa lehnte die Arme auf seinen Schreibtisch. »Haben sie wenigstens einen Teil des Nummernschilds erkannt?«

Wie es sich Kolasa bereits gedacht hatte, schüttelte sein Untergebener auch dieses Mal nur mit dem Kopf.

»Wie hätt’s auch anders sein können.« Er stand auf. »Ist die Leiche noch am Tatort, oder muss ich in die Gerichtsmedizin?«

»Gerichtsmedizin«, antwortete der Mann knapp.

»Gut, fahre ich eben zu den Leichenaufschneidern. Und Sie, Leutnant, sehen zu, ob es nicht doch noch jemanden gibt, der etwas beobachtet hat, womit wir auch etwas anfangen können.«

»Chef, Major, es war Wochenende, was, wenn es ein Ausländer war, der die Tote bei uns abgelegt hat?«

»Sie deuten an, dass der Tatort wo ganz anders gewesen sein könnte«, brummte der Major. »Das zeigte den Fall in einem völlig anderen Licht.«

Damir Groskow krauste die Stirn. »Was wollen Sie damit sagen, Major Kolasa?«

»Dass es durchaus sein kann, dass wir mit der Polizei aus einem anderen Land zusammenarbeiten müssen. Doch das muss sich erst noch herausstellen, ob ich mit meiner Vermutung richtig liege. Ich will der Gerichtsmedizin nicht vorgreifen, von daher, vertagen wir weitere Mutmaßungen darüber auf später.« Ohne ein weiteres Wort rauschte er an Groskow vorbei. Im Hinausgehen schnappte er nach seiner Jacke, und hoffte, dass seine alte Karre ihm diesmal gnädig gesonnen war und auch anstandslos ansprang. Er hatte das Auto noch nicht sehr lange, dafür umso mehr Ärger, seit er es hatte.

Wie oft schon hatte er später kommen oder früher gehen müssen, nur weil diese Schrottlaube einfach machte, was sie wollte. Einen Mercedes hätte ich mir kaufen sollen, damit wäre ich sicherlich besser gefahren, überlegte er, während er zu seinem roten Polski Fiat eilte.

Dass er über den neuerlichen Frauenmord vergessen hatte, sein zuvor geführtes Telefonat zu beenden, kam ihm nicht in den Sinn.

Adda Fried

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