Читать книгу Namenlos oder Kreuz As... und die Morde enden nie - Angelika Nickel - Страница 11
9. Mutter Elise
Оглавление… Mutter Elise bot Salvo Barutti an Platz zu nehmen, ums sich gleich darauf ihm gegenüber an ihren antiken Schreibtisch zu setzen.
»Signore Barutti, Commissario, wie Sie wahrscheinlich schon wissen, muss Schwester Pia wieder zurück nach Frankfurt...«
Barutti setzte sich aufrecht hin. Überrasccht sah er die Oberin an. »Nein, das ist mir neu. Sie hat mir nichts davon gesagt.«
»Es kommt zur Verhandlung, und Schwester Pia muss hin, sie ist als Zeugin vorgeladen.«
»Haben sie die Kerle geschnappt?«
»Dem Anschein nach, ja. Und Schwester Pia soll wohl aussagen, was sie in jener Nacht, als Bell vergewaltigt worden ist, beobachtet hat.«
Salvo hob verwundert die Brauen. »Hat denn Pia etwas gesehen? Davon weiß ich ja gar nichts.« Salvo konnte sich gar nicht vorstellen, dass Schwester Pia mehr gewusst haben sollte, als das, was sie ihm erzählt hatte. Mutter Elise neigte den Kopf. »Ein wenig mehr hat soe wohl gesehen...«
»Wieso weiß ich dann nichts davon?«
»Commissario Bell hatte sie darum gebeten. Sie wollte nicht, dass Sie alles haarklein erzählt bekommen.«
»Aber wieso denn das?«
»Sie ist ein junges Mädchen... ES war ihr einfach peinlich, und unangenehm.«
»Was soll das denn? Sie kann doch nichts dafür, dass sie vergewaltigt worden ist!«
»Sie ist fünfzehn, Commissario.«
»Ich spreche mit ihr.«
Die Mutter Oberin hob abwehrend die Hand. »Nein, tun Sie das nicht. Warten Sie, Commissario, bis sie selbst auf Sie zukommt und von alleine zu erzählen beginnt. Bell, sie möchte nichts mehr von ihrem Leben von früher wissen. Sie will ja noch nicht einmal mit ihrem richtigen Namen angesprochen werden. Seit sie hier ist, ist sie für alle nur Bell. Den Namen, den Sie ihr bei ihrer Ankunft in Sizilien gegeben haben. Und diesen Namen will sie beibehalten. Mit ihrer Vergangenheit hat das arme Kind nach außen hin ganz abgeschlossen.«
»Das kann sie nicht. Das gibt sie nur vor. Schon gar nicht, wenn man bedenkt, dass sie schwanger ist...«
Elise nickte. »Schwanger von einem Vergewaltiger.« Sie schwieg einen Augenblick, griff nach ihrem Füller und drehte ihn zwischen den Fingern. »Das ist auch der Grund, Commissario, weshalb ich Sie zu mir gebeten habe. Bisher ist immer Schwester Pia ihre Vertraute gewesen, hat sie durch die Schwangerschaft begleitet. Aber jetzt...« die Oberin sah Salvo traurig an, »jetzt, wo Pia fort muss... Ich wollte Sie bitten, Commissario Salvo Barutti, für die beiden Monate von Bells Schwangerschaft, sie noch ein klein wenig mehr fürsorglich zu betreuen, als Sie es ohnehin schon tun. Glauben Sie, dass das möglich ist? Dass Ihr Beruf Ihnen die Zeit gibt, sich Bell ein klein wenig mehr anzunehmen?«
Barutti sah zur Decke. Er hatte keine Ahnung, wie er dieser Bitte zeitlich nachkommen sollte, bei seinem Beruf. Als er Bells trauriges Gesicht vor seinem geistigen Auge sah, nickte er. »Ja, Mutter Oberin, ich werde mein Bestes tun. Müssen die Verbrecher eben noch ein bisschen warten. Oder meine Kollegen müssen etwas mehr von ihrer eigenen Zeit opfern. Irgendwie wird es schon gehen. Wenn Bell mich braucht, wünscht,, dass ich ihr in den letzten beiden Monaten, anstelle von Pia, beiseite stehe, dann werde ich das auch tun.«
Mutter Elise stand auf, reichte ihm über den Schreibtisch hinweg die Hand. »Ich wusste, Commissario, dass ich mich auf Sie verlassen kann.«
Barutti stand ebenfalls auf, verabschiedete scih von der Oberin und ging zur Tür. Als er sie gerade hinter sich schließen wollte, hörte er die Mutter Oberin leise »Danke, Salvo.« sagen ...