Читать книгу Namenlos oder Kreuz As... und die Morde enden nie - Angelika Nickel - Страница 13

11. Die Niederkunft

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Salvo Barutti hielt Bells Hand. »Keine Angst, Kleines, es wird alles gut.«

Mit ihren großen blauen Augen blickte sie ihn ängstlich an. »Ich hab´ solche Angst, Babé.«

Babé, irgendwann hatte Bell ihn so genannt. Hatte sich versprochen, als sie seinen Nachnamen sagte, und siet der Zeit war er für sie nur noch Babé. Und wenn er ganz ehrlich war, dann gefiel ihm das. Nie zuvor hatte ihm jemand einen Spitznamen gegeben. Selbst in Schulzeiten war er immer nur Salvo gewesen. Er drückte ihre Hand, hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. »Wenn alles vorbei ist, Bell, dann machen wir drei für ein paar Tage irgendwo Urlaub. Du kannst dir ja schon mal überlegen, wo du gerne hinwillst.«

»Commissario, Sie müssen jetzt gehen.« Mutter Elise drängte Salvo von Bell weg. »Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Bell ist in guten Händen. Die Klinik hat bereits alles für die Geburt vorbereitet. Nur, wenn sie jetzt nicht endlich ins Krankenhaus kommt, Signore Barutti, dann kommt das Kind schon hier und Sie müssen womöglich noch den Geburtshelfer spielen.« drohte sie, mit ausgestrecktem Zeigefinger, lachend.

So blieb Salvo nichts anderes übrig, als Bell an sich vorbei zu lassen. »Ich komm´ dich im Krankenhaus besuchen, Kleines. Versprochen!«, rief er Bell hinterher, während sie von zwei Nonnen zum Krankenwagen gefürht wrude.

Salvo fuhr nach Hause, duschte, rief danach im Präsidium an und teilte mit, dass er für heute nicht mehr zurück ins Büro kommen würde. Anschließend fuhr er zu Magdalena, die ein kleines Lädchen mit allerlei Dingen hatte. Dort kaufte er einen Steiff-Teddybären und fuhr ins Krankenhaus. Jetzt würde das Kind wohl da sein.

Auch wenn es das Resultat einer Vergewaltigung war, hatte sich Bell in den letzten Monaten auf das Baby gefreut. Sie hatte ihre Hand auf ihren Bauch gelegt und ihn lächelnd angesehen: »Es strampelt, Babé, es strampelt.« hatte sie dann immer wieder mit Stolz gesagt und ihn mit glücklichen Augen angesehen. Die Tragödie, die zu ihrer Schwangerschaft geführt hatte, hatte sie total aus ihrem Gedächtnis verdrängt.

Mit dem Teddybären im Arm, ging er ins Krankenhaus. Erkundigte sich nach ihrem Zimmer und fragte nach, ob das Kind denn schon geboren sei. Daraufhin bat man ihn, auf den behandelnden Arzt zu warten, der ihm mehr Auskunft geben dürfte, als die Schwester an der Rezeption.

Salvo ging aufgeregt im Wartezimmer, in das man ihn geschickt hatte, auf und ab. Als die Tür sich öffnete und ein Arzt hereinkam, lief er sofort auf ihn zu. »Wie geht es ihr, Dottore?«

»Calzo, Dottore Calzo.« stellte sich der Arzt vor.

»Salvo Barutti. Commissario Barutti.« Salvo streckte dem Arzt die Hand entgegen.

»Wenn Sie mir bitte in mein Büro folgen würde.« Dottore Calzo ging voraus, Salvo folgte ihm.

Zwei Krankenpfleger mit einem Babykasten liefen an ihnen vorbei.

Salvo dachte sich nichts weiter dabei, als er versuchte einen Blick auf das Baby zu erhaschen, das in dem Wärmekasten lag. So in etwa musste auch Bells Baby aussehen. Und sein Herz klopfte bei de Vorstellung vor großväterlicher Vorfreude. Denn wie ein werdender Großvater war er sich in den letzten Monaten immer mehr vorgekommen. Und es erfüllte ihn, wenn er ganz ehrlich sein sollte, mit Stolz. Bell war ihm wie eine Tochter ans Herz gewachsen. Um nichts in der Welt wollte er nochmals ein Leben ohne sie führen. Und jetzt kam auch noch Babygeschrei dazu. Wie sehr er sich doch darauf freute! Bei sich zuhause hatte er bereits ein Zimmer mit vielerlei Babysachen gefüllt. Als Wandfarbe hatte er sich für ein zartes Gelb entschieden. Gelv, mit vielen kleinen Clowns, Elefanten und Trommlern dienten als Motiv. Eine richtig schöne Kindertapete. Er hatte auch ein Bettchen und eine Wickelkommode gekauft. Salvo freute sich schon auf Bells Gesicht, wenn sie ihn zum ersten Mal mit ihrem Kind besuchen kommen würde.

»Nehmen Sie Platz, Commissario. Bevor Sie das Mädchen sehen können, müssen wir erst miteinander reden.«

Salvos Magen krampfte sich zusammen. War mit Bell etwas passiert? Dem Baby? Hatte es Komplikationen gegeben und das Baby womöglich gar nicht überlebt? Heilige Madonna, bloß nicht, das würde Bell das Herz brechen, und seines gleich mit.

»Was ist mit Bell? Gab es Komplikationen bei der Geburt? Bitte, Dottore, reden Sie!« Salvos Hände wurden feucht. Angstschweiß! Angst vor der Antwort des Arztes. Angst vor einer schonungslosen Wahrheit.

»Nein, keine Sorge. Beiden geht es gut. Für das, dass es sich noch um so ein junges Mädchen handelt, ist die Geburt reibungslos verlaufen.«

»Gott sei Dank.« Erleichtert atmete Salvo auf. Jetzt durfte er wieder in seinen Gedanken das Babyquaken hören, wenn Bell mit ihm da sein würde. Wenn beide in dem gemütlichen Kinderzimmer übernachten würden, in das er auch für Bell ein schönes Himmelbett gekauft und reingestellt hatte.

Der Arzt stand auf. Er lief zum Fenster. Warum musste ausgerechnet er diese Botschaft überbringen? Ihm war sehr wohl der Teddybär im Arm des Commissarios aufgefallen. Ein Teddybär! Der Mann auf dem Stuhl, er freute sich auf das Kind, hatte sogar schon einen Teddybären gekauft.

Warum musste ausgerechnet er nun die Welt des Kommissars zerstören? Reichte es nicht schon, dass er dies bereits schon bei der jungen Mutter hatte tun müssen?

Dottore Garni Calzo fühlte sich so unwohl in seiner Haut wie schon lange nicht mehr. Er räusperte sich. »Commissario Barutti...« setzte er zur Beichte an, brach aber wieder ab und sah Barutti betrübt an...

Namenlos oder Kreuz As... und die Morde enden nie

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