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Der Chremonideïsche Krieg (267–261 v. Chr.)

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Die Bewohner des griechischen Festlands und der Ägäis hatten von Freiheit und Autonomie ihre ganz konkreten Vorstellungen: Sie wollten frei sein in der Außenpolitik ihrer Städte; frei von königlichen oder anderen Garnisonen; frei von Tributzahlungen; und frei in der Verwaltung ihrer internen Angelegenheiten. Die dominante Stellung des makedonischen Königs beschnitt viele dieser Freiheiten. Diejenigen, die sie verloren, waren nur allzu gern bereit, jedem zu glauben, der ihnen versprach, sie wiederherzustellen. Antigonos Monophthalmos machte sich diese Sehnsucht 311 v. Chr. als Erster zunutze (s. S. 51), doch auch andere hellenistische Könige versuchten in ihrem Umgang mit griechischen Gemeinwesen, von dieser Freiheitsliebe zu profitieren, indem sie sie zu einem Aufstand aufwiegelten, der einen ihrer Gegner schwächen würde. Stützpunkte in Zentral- und Südgriechenland waren für die Könige von Makedonien von entscheidender Bedeutung, da sie über eingeschränktere Ressourcen verfügten als die Ptolemäer und Seleukiden und da ihr Pool an Arbeitskräften vergleichsweise klein war. Im Grunde wachten die Antigoniden über den gesamten Verkehr in Griechenland, denn sie kontrollierten Demetrias in Thessalien, die beiden wichtigsten Städte auf Euböa, Chalkis und Eretria, die Festungen auf dem Mouseion-Hügel in Athen und den Hügel von Mounychia im Piräus sowie die Zitadelle von Akrokorinth am Eingang der Peloponnes. Demetrias, Chalkis und Akrokorinth waren daher später als die „Fesseln Griechenlands“ bekannt. Immer, wenn poleis aufgrund der Expansion eines Königs ihre Autonomie bedroht oder verloren sahen, suchten sie das Bündnis mit einem anderen König oder anderen poleis oder Städtebünden und griffen für den Kampf um ihre Freiheit zu den Waffen. Soviel zum Hintergrund des Chremonideïschen Krieges.

Im Jahr 268 v. Chr. schlug der athenische Staatsmann Chremonides in der athenischen Volksversammlung einen Bündnisvertrag zwischen Athen, Sparta, ihren jeweiligen Verbündeten und Ptolemaios II. vor. Diese Allianz war gegen Antigonos Gonatas gerichtet. Das Ziel der Griechen war klar: Sie wollten sich der makedonischen Besatzung entledigen. Ptolemaios II. zielte darauf ab, Gonatas zu schwächen. Die Ptolemäer hatten traditionell ein großes Interesse an der Ägäis, da sie durch den Nesiotenbund (Koinon ton Nesioton), einen Zusammenschluss der Kykladeninseln, mehrere Inseln kontrollierten. Der Oberbeamte dieses Bundes (nesiarchos) stand im Dienst des Königs. Sein unmittelbarer Vorgesetzter war der ptolemäische Admiral Philokles, der zugleich König der phönizischen Stadt Sidon war. Antigonos’ Präsenz in der Ägäis und die Tatsache, dass er über Häfen verfügte, behinderten die ptolemäische Oberhoheit auf dem Meer. Vielleicht standen hinter Ptolemaios’ Beteiligung an diesem Krieg aber auch weitreichendere Ambitionen.

Für Ptolemaios’ Politik einer Vorherrschaft auf See und einer Führungsrolle in Griechenland zeichnete vor allem seine Frau Arsinoë (s. Abb. 7) verantwortlich. Bevor sie 279 v. Chr. ihren Bruder heiratete, war sie nacheinander mit zwei makedonischen Königen vermählt gewesen: Lysimachos und Ptolemaios Keraunos. Das Königreich, das jetzt Gonatas regierte, war einst ihr Königreich gewesen. Ihr einziger überlebender Sohn aus der Ehe mit Lysimachos, Ptolemaios Epigonos (der Nachgeborene), war ein erklärter Feind von Gonatas und hatte bereits versucht, den Thron von Makedonien zu gewinnen. Es ist fraglich, ob das Königspaar von Ägypten konkrete Pläne verfolgte, in Makedonien zu herrschen oder direkte Kontrolle über Griechenland zu etablieren. Sie waren aber möglicherweise darauf aus, eine Hegemonialstellung über die Griechen zu erlangen, ähnlich der, die Philipp II. und Alexander innegehabt hatten.

Abb. 7 Goldmünze mit Arsinoë II. Philadelphos; 3. Jahrhundert v. Chr.

Die Menschen aus dem näheren Umfeld Ptolemaios’ II. übernahmen die Idee, die Griechen unter einem einzigen Anführer zu vereinigen, um diejenigen zu bekämpfen, die ihre Freiheit bedrohten. In Plataiai, wo die Griechen 479 v. Chr. auf griechischem Boden die persische Armee endgültig besiegt hatten, bewarb Glaukon, ein Athener im Dienst des Königs, die Idee von griechischer Freiheit und Eintracht, indem er ein Opfer zu Ehren von Zeus Eleutherios (Freiheitsbringer) und Homonoia (Eintracht) finanzierte. In Athen verbreitete Glaukons Bruder Chremonides denselben panhellenischen Geist. Indem er an die Perserkriege erinnerte und Ptolemaios als Vorkämpfer griechischer Freiheit pries, rechtfertigte er das Bündnis zwischen Athen, Sparta und Ptolemaios II., und zwar mit den folgenden Worten:

Früher waren die Athener, die Lakedämonier und ihre jeweiligen Verbündeten durch eine gemeinsame Freundschaft und ein gemeinsames Bündnis miteinander verbunden, und gemeinsam fochten sie viele glorreiche Schlachten gegen jene, die versuchten, die Städte zu versklaven, wobei sie sich selbst Ruhm erwarben und den anderen Griechen die Freiheit brachten. Und nun, da ähnliche Umstände ganz Griechenland widerfahren sind aufgrund jener, die versuchen, die Gesetze und traditionellen Verfassungen einer jeden Stadt abzuschaffen, zeigt König Ptolemaios, der Politik seiner Vorfahren und seiner Schwester folgend, großen Eifer für die gemeinsame Freiheit der Griechen. Das Volk der Athener hat ein Bündnis mit ihm geschlossen und ein Dekret erlassen, das die übrigen Griechen zu derselben Politik anhält.

Aus Ptolemaios’ Perspektive würde ein Krieg „für die gemeinsame Freiheit der Griechen“ seinen größten Gegner in Griechenland und der Ägäis schwächen.

Militärische Einsätze gab es in Attika, auf der Peloponnes und auf vielen ägäischen Inseln. Das antimakedonische Bündnis war zunächst siegreich, doch Ptolemaios versäumte es, trotz seiner Flottenoperationen in der Ägäis, eine schlagkräftige Unterstützung bereitzustellen. Das Umland Athens wurde geplündert, die Bevölkerung litt unter Nahrungsmittelknappheit, und die Allianz musste zwei schwere Rückschläge einstecken: die Niederlage und den Tod des spartanischen Königs Areus 265 v. Chr. in der Nähe von Korinth sowie den Verlust der athenischen Flotte 261 v. Chr. bei einer Seeschlacht in der Nähe von Kos. Athen, durch Belagerung, Blockade und Überfälle auf sein Umland in die Knie gezwungen, beinahe ohne Getreide und seiner Flotte beraubt, musste 261 v. Chr. kapitulieren. Die Stadt sollte mehr als 30 Jahre lang unter makedonischer Kontrolle bleiben. Die Athener hatten in ihrem Kampf um Freiheit versagt. Die Idee einer panhellenischen Allianz geriet über die nächsten 40 Jahre in Vergessenheit, und Sparta zog sich wieder einmal von der panhellenischen Bühne zurück. Was Athen und Sparta nicht geschafft haben, sollte später einem Staatsmann aus Sikyon gelingen.

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