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Von den Göttern gesandt

Nachdem die Götter die Welt erschaffen hatten, blickten sie stolz und schwanzwedelnd auf ihr Werk. Wunderschöne Landschaften hatten sie kreiert und natürlich jede Menge Bäume modelliert, damit die Geschöpfe, die sie nach ihrem Abbild gestaltet hatten, das Hinterbein heben und nach Herzenslust markieren konnten.

Die Götter, Gottvater Bello und seine Gattin Bella, hatten den ganz großen Wurf gelandet, als sie ein Rudel Hunde auf dem von ihnen geschaffenen Planeten platzierten. Canis lupus familiaris, vierbeinige Wesen, mit kurzen oder langen Beinen, manche hatten Steh-, andere Schlappohren, dazu kleine, spitze, platte oder große Schnauzen, bevölkerten von nun an die neue Welt.

Ein besonderes Augenmerk richteten die Götter bei der Gestaltung der Hunde auf den Schwanz, auch Rute genannt, der in unzähligen Variationen erschaffen wurde. An diesem Körperteil konnte man sofort die Gemütsverfassung des Hundes erkennen. Bei der Vielfalt der Körperbehaarung, dem Fell, das die neuen Weltenbürger trugen, hatten sich die Götter in ihrer Fantasie wahrhaft selbst übertroffen. Alle Farben waren zu finden, satte Brauntöne, blond in allen Abstufungen, vom tiefen Schwarz bis zum blendenden Weiß. Manche Hunde trugen ihr Fell kurz und glatt, andere wiederum lang und lockig.

Sah man ihnen in die Augen, erkannte man sofort, dass diese Lebewesen ein Geschenk der Götter waren. Ihr Blick zeugte von Treue, Stolz, Verstand und Gefühl.

Bello und Bella blickten zufrieden auf das von ihnen konzipierte Hundeparadies mit großen Wiesen zum Herumtollen und weichen Körbchen zum Ruhen. Der Hundekuchen wuchs auf Bäumen und fiel, wenn er reif war, den Bewohnern dieses Schlaraffenlandes in die Schnauze. Alles schien gut.

Doch nix da! Die Hunde beschwerten sich bei Gottvater Bello und der Göttin Bella über das eintönige Leben, welches ihnen auf Erden zuteilwurde. Den ganzen Tag herumtollen und Hundekuchen futtern war ja ganz nett. Doch das konnte nicht alles sein. Es fehlte an Aufgaben aus dem Bereich der Dressur und der Pädagogik. Vielleicht wäre eine Art Haustier nicht schlecht? Natürlich nicht nach eigenem Ebenbild. Eventuell ein anderes Modell, etwas auf zwei Beinen, das die Hundekuchen von den Bäumen pflücken konnte und man so nicht immer warten müsste, bis die Dinger herunterfallen.

Bello und Bella fackelten nicht lange und formten ein Menschenpaar, Frauchen und Herrchen, damit dieses fortan dem Hunde untertan sei. Die Hunde wollten ihnen viele wichtige Dinge beibringen, die ein Hundeleben spannender und unterhaltsamer machen sollten, zum Beispiel Stöckchenwerfen, Bauchkraulen und vieles mehr. Doch dies gestaltete sich schwierig. Es gab Menschen, die waren gefügig und lernwillig, andere wiederum bockig und dumm. Das Experiment „Hund mit Mensch“ ging erst einmal tierisch in die Hose.

Die Tibet-Terrier, eine Hunderasse, die auf dem Dach der Welt zu Hause ist, wurden dazu auserkoren, die aus den Fugen geratene Beziehung zwischen Hund und Mensch wieder ins Lot zu bringen. Tibet-Terrier verfügen über einen eisernen Willen und eine fast überirdische Intelligenz. Ihnen würde es gelingen, den Menschen klar zu machen, wer der Herr in der Hundehütte ist. Das Dach der Welt mit dem Himalaya Gebirge ist dem Thron der Götter am nächsten. Es gibt daher nur kurze Kommunikationswege und der Plan wurde schnellstens umgesetzt.

Die Nachkommen des Rüden „Hassan von Changthang“ sollten die Menschheit in ihre Schranken weisen, natürlich gewaltlos, allein durch die Kraft des Willens und der Intelligenz.

Im Oktober 1999 wird ein Wurf Welpen geboren und dies ist die Geschichte des Ururururenkels von Hassan dem I., der als Vierter seines Wurfs das Licht der Welt erblickt. Und wie man es bei einem Tibet-Terrier nicht anders erwartet, so ist er sich seines göttlichen Auftrages bewusst.

Ein Abgesandter der Götter

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