Читать книгу Die Friedensformel - Annabelle Laprell - Страница 4

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Amy wachte an diesem Morgen auf, weil ihr riesiger Hund Jessy ihr das Gesicht abschleckte. Schlaftrunken kraulte sie der Hündin die Ohren.

Erschrocken hob Amy den Kopf, als ihre Mutter ohne Ankündigung in ihr Zimmer kam und mit ihrem französischen Akzent flötete: »Amy, Liebling. Isch wollte disch noch einmal an das Cape erinnern, das isch dir ‘erausgelegt ‘abe. ‘Eute ist schließlich ein besonderer Tag. Da soll deine Kleidung edel wirken. Darin wirst du aussehen …«

»Ja, Mom«, unterbrach Amy ihre Mutter genervt. »Wie werde ich darin aussehen? Wie eine Presswurst im Superheldenkostüm oder wie im Sinne von: Meine Mutter ist Modedesignerin und ich mache Werbung für sie?«

Sofort sah Amy den verletzten Gesichtsausdruck ihrer Mutter.

»Sorry, Mom. War nicht so gemeint«, rief sie ihrer hinausstürmenden Mutter hinterher.

Das hässliche Teil wollte Amy aber trotzdem nicht anziehen, was sollte Valery denn denken? Wobei – ihre beste Freundin war eh viel hübscher. Selbst in einem Kartoffelsack sähe sie noch wie eine Prinzessin aus.

Mit einem genervten Blick betrachtete Amy ihren Schreibtischstuhl, über den der Modeteufel in Person das Cape gehängt hatte. Sie stand auf und legte das Kleidungsstück diskret in den Schrank, ehe sie an den Röcken vorbeigriff, von denen ihre sich Mutter wünschte, sie würde sie tragen. Amy verabschiedete sich stöhnend von ihrem bequemen Pyjama und musste ein bisschen springen, damit ihre fülligen Schenkel in die Jeans passten. Irgendwann gab ihre Hose nach und sie konnte den Knopf schließen. Dabei hüpfte ihr Bauch über dem Hosenbund auf und ab.

Anschließend fischte sie eine Bluse aus dem Schrank, die ihrer Figur schmeichelte. Während Amy sich Ohrringe für den Tag aussuchte, gingen ihr die Worte ihrer Mom durch den Kopf: Heute ist schließlich ein besonderer Tag.

Das stimmte sicherlich, doch sie hatte das alles nie wirklich verstanden.

Valery könnte ihr die ganze Angelegenheit noch unendlich oft erklären, das würde nichts daran ändern. Schließlich konnten nicht alle so gut in Naturwissenschaften sein wie ihre Freundin. Hinzu kam, dass nicht jeder Mensch mit einem Astrophysiker als Vater gesegnet war. Amy hatte nur eine Mutter vorzuweisen, die in Mode geradezu verliebt war, während ihr Vater – ein absoluter Waffennarr – das Dasein eines Büroangestellten fristete.

Bevor Amy ins Bad ging, drehte sie sich zu ihrer Fensterbank um, auf der ihre sieben Kakteen standen. »Na, James, Robert, Adam, Matt, Jacob, Sam und Timur, wie sehe ich aus?«

Keine Antwort, wie üblich.

Wann immer Amy wegen eines Jungen Liebeskummer hatte, tauchte Valery mit einem Kaktus als Geschenk auf, mit dem Amy den betreffenden Jungen jagen sollte. Das hatte sie zwar kein einziges Mal getan, aber irgendwie war der Anblick von Amys Fensterbank gleichermaßen tröstlich wie deprimierend.

Während die Jungen Valery nur so hinterherliefen, schaute Amy niemand auch nur von der Seite an. Aber was war sie schon – einen Meter fünfzig groß und dazu übergewichtig – gegen die wunderschöne langbeinige Valery mit ihren grünen Augen und den blonden Haaren, die die perfekten Beach-Waves hatten?

Im Bad entdeckte Amy unter dem Waschbecken eine Packung mit ihren Lieblingsdonuts. Die hatte sicherlich ihr Vater hier für sie deponiert, damit sie die Kalorienbomben fand, bevor ihre Mutter es tat. Schon länger hegte sie den Verdacht, dass er sich ihre Zuneigung mit Gebäck und Süßigkeiten erkaufen wollte. Als könne er damit seine ständige Abwesenheit überdecken, wenn er auf Waffenmärkten unterwegs war oder mit seinen Freunden zum Schießen ging.

Gefrustet machte Amy das Radio an, bevor sie nach ihrer blauen Zahnbürste griff.

Die Präsidentin der Vereinigten Staaten berichtete voller Enthusiasmus: »… an diesem Tag, auf den wir alle gewartet haben. Denn heute wird Alfred Simons endlich seine Friedensformel bekannt geben.«

Während der Moderator voller Begeisterung zu sein schien, verdrehte Amy nur die Augen. Sie schaltete das Radio sofort wieder aus. Hatte man denn wirklich keine Ruhe davor?

Überall hörte man ununterbrochen davon. In der Schule war das Thema zu einem beliebten Politik- oder auch Philosophiereferat geworden. In England wurde Alfred Simons sogar als Nationalheld gefeiert und das alles, weil dieser Wissenschaftler vor fünf Jahren etwas Unglaubliches berechnet hatte: Das Einschmelzen aller roten Zahnbürsten der Marke Dentashine zu einem gigantischen Globus wirkte irgendwie neutralisierend gegenüber dem C02. So hatte er es tatsächlich geschafft, den Klimawandel zu stoppen.

Für Amy selbst war es schwierig nachzuvollziehen, wie er so simpel und gleichsam bizarr ein Problem hatte lösen können, das die Menschheit durch jahrelange Achtlosigkeit hervorgerufen hatte.

So seltsam das alles auch klang, es schien zu stimmen: Laut den Wissenschaftlern war die Lufttemperatur seit der Fertigstellung des »roten Riesenglobus« nicht weiter gestiegen. Es passierten keine Umweltkatastrophen mehr und die Natur erholte sich allmählich, als könne sie wieder durchatmen.

Die Menschen jedoch lebten so ineffizient wie nie zuvor. Amys reicher Cousin hatte sich letzte Woche fünf Jetskis für den Sommer gekauft. Aber Amy schweifte von den heutigen Geschehnissen ab.

Heute war also der erste Juni und endlich würde Alfred Simons verkünden, was seine neue Formel, »die Friedensformel«, zu bedeuten hatte. Angeblich hatte er berechnet, wie Weltfrieden herbeizuführen sei.

Amy tappte in die Küche, in der sie augenblicklich von der schwanzwedelnden Jessy begrüßt wurde. Ihre Mutter hatte bereits den Frühstückstisch gedeckt. Mit einem lauten »Plumps« ließ sich Amy auf einem Stuhl nieder und füllte sich eine Schüssel mit Milch. Als ihre Mutter einen Bleistift hervorkramte, schüttete Amy sich eine großzügige Portion von den ungesüßten Cornflakes hinein und peppte sie mit ein paar Teelöffeln Zucker auf.

Die ungezuckerten Bio-Cornflakes schmeckten wahrscheinlich nur Food-Bloggern mit einem »richtigen Lifestyle«. Das war die Sorte Mensch, die dann auf YouTube zeigten, wie man eine Woche im Voraus gesundes Essen kochte und sich mit grünen Smoothies angeblich entgiftet. Doch in gewisser Weise empfand sie auch Bewunderung für diese Menschen. Sie selbst schaffte es kaum eine Woche auf ihre Donuts zu verzichten.

»Wann musst du heute ins Atelier, Mom?«

Ihre Mutter hatte wieder einmal begonnen, irgendein Kleidungsstück auf einer weißen Serviette zu skizzieren.

Sie schaute kurz auf, bemerkte, dass Amy nicht das Cape trug und antwortete: »Wenn isch mein Croissant aufgegessen ‘abe. Du siehst ‘übsch aus, Liebling.« Obwohl ein wenig Ironie hinter diesen Worten steckte, riss sich Amy zusammen.

»Danke«, murmelte sie.

Unter dem Tisch fütterte sie Jessy mit der Rohkost, die ihre Mutter eigentlich für sie geschnitten hatte. Ihr Handy vibrierte leise.

»Ich bin da«, lautete Valerys Nachricht.

Normalerweise klingelte sie oder quatschte noch ein paar Minuten mit ihrer Mutter, Jeanette. Hatte sie vielleicht ein schlechtes Gewissen wegen gestern und wollte deswegen nicht reinkommen?

»Ich muss jetzt zur Schule. Noch einen schönen Tag, Mom. Ich habe dich lieb«, verabschiedete sich Amy eilig. Auch wenn die Motivation nicht groß war, musste sie zur JRA, der Jane River Advanced.

Ihre Mutter schaute kurz von der Serviette auf und nickte ihr lächelnd zu. Während sich Amy ihre neonpinke Schultasche über die Schulter warf, sagte ihre Mutter noch: »Ach, Liebling. Bitte iss das Gemüse, das isch dir für die Schule geschält ‘abe, anstatt es an irgendwelsche ‘unde zu verfüttern.«

Ertappt ließ Amy die Tür heftiger ins Schloss fallen, als es nötig gewesen wäre.

Ihre Freundin schob ihre Sonnenbrille nach oben und schien angespannt zu warten, als Amy mit verschränkten Armen auf Valerys Cabrio zuging.

»Wo ist denn Dra-ven?«, fragte Amy vorwurfsvoll. »Muss er heute etwa den Bus nehmen?«

Verlegen fummelte Valery an dem Lenkrad herum. »Es tut mir leid, dass ich dich gestern versetzt habe. Draven fährt heute bei Luke mit«, erklärte sie schuldbewusst.

»Es ist schon okay«, antwortete Amy beschwichtigend, ehe sie es mit einem kleinen Lächeln versuchte.

Sie konnte Valery einfach nicht lange böse sein. Gestern war sie so wütend auf ihre Freundin gewesen, dass sie kein einziges Wort mit ihr gesprochen hatte. Doch jetzt knickte sie schon wieder ein.

Während sie sich auf den Beifahrersitz setzte, verschwieg sie Valery, was ihr »Es ist schon okay« wirklich bedeutete: Sie hatte den ganzen Weg zur Schule laufen müssen, weil ihr der Bus vor der Nase weggefahren war. Als sie verschwitzt durch das Schultor gerannt kam, hatte ihr letzter Schwarm Timur – Kaktus Nummer sieben – sie ein »schnaubendes Nilpferd« genannt.

Valery schien von Amys Unbehagen nicht viel zu merken.

»Hast du Paul heute schon gesehen?«, fing sie unbekümmert ein normales Gespräch an.

Paul war der Name des Postboten, den Amy seit einiger Zeit ziemlich süß fand. Er war Mexikaner und echt attraktiv. Immer wenn ein neuer Kaktus seinen Platz auf Amys Fensterbank fand, erinnerte sie sich an Paul zurück.

»Nein, leider nicht«, stöhnte sie auf. »Das kommt immer auf seine Route an, wann er bei uns vorbeikommt.«

»Das ist wirklich ärgerlich«, entgegnete Valery. »Vielleicht musst du einfach mal deine Chance ergreifen, wenn du ihn siehst. Lade ihn doch mal ein.«

Amy lachte auf. »Etwa auf ihn zugehen, im Sinne von: Ich stehe auf dich, willst du etwas mit mir unternehmen?«

Valery grinste ermutigend. »Das klingt nach einem guten Anfang.«

Amy war sich sicher, dass Valery kein Problem hatte, einen Jungen anzusprechen. Schließlich war sie eine Göttin, eine sportliche Göttin, um genau zu sein. Einen Großteil ihrer Freizeit verbrachte Valery mit dem Schwimmen, was ihr zu ihrer natürlichen Schönheit auch noch eine gute Figur verschaffte.

»Warst du heute schon trainieren?«, erkundigte sich Amy.

Die Augen ihrer Freundin begannen zu leuchten. »Nein. Aber gestern war ich anderthalb Stunden mit Draven schwimmen.«

Kein Wunder, dass Valery und Draven so schlank und durchtrainiert waren. Beide wirkten wie aus einer Werbung für Sportbekleidung. Sport machte ihr selbst auf gar keine Weise Spaß, da Amy sich dafür für zu dick hielt.

»Du weißt, dass ich dich dafür bewundere«, sagte sie offen.

»Dafür, dass ich so oft trainiere, oder wie lässig ich an deinem Postboten vorbeifahre?«

Erschrocken schaute Amy in alle Richtungen, doch sie konnte den braungebrannten Paul auf seinem Fahrrad nirgends entdecken.

»War nur ein Scherz«, lachte Valery auf.

Als sie auf den Parkplatz der Highschool fuhren, bog gleichzeitig Lukes rostiger Toyota um die Ecke. Das Auto gab bei jedem Meter bedrohliche Geräusche von sich, die klangen, als müsse es jede Sekunde auseinanderfallen. Die Jungs stiegen aus und Draven warf ein »Hi Amy!« in ihre Richtung. Während Valery und Draven sich zur Begrüßung leidenschaftlich küssten, inspizierten Luke und Amy etwas beschämt den Boden.

Kurz darauf nahm Valery ihre Hand, um sie lachend in Richtung der Aula zu ziehen. »Schnell, Mäuschen. Ich will auf gar keinen Fall Alfred Simons neueste Erkenntnisse verpassen!«

Genervt stöhnte Amy auf. »Jetzt fang nicht wieder davon an.«

Valery gelang es, ihnen einen Weg durch die Schülermenge zu bahnen. Es war ein Phänomen, dass beinahe jeder freundlich lächelnd beiseitetrat, wenn Valery irgendwohin ging. Ihre beste Freundin schien allerdings kaum Notiz davon zu nehmen. Sie war damit beschäftigt, ihre Bewunderung für Alfred Simons auszusprechen.

Worte wie »Genie«, »neue Weltanschauung« und »Ordnung des Universums« schafften es nicht, Amys Begeisterung zu wecken. Da fand sie es eindeutig spannender, über Paul oder das Schwimmen zu reden. Möglichst würdevoll ging Amy an Kaktus Nummer fünf – Jacob – vorbei und suchte nach freien Sitzplätzen.

»Ich will ganz nach vorne«, verkündete Valery.

Obwohl Amy sich, so weit es ging, nach hinten setzen wollte, um möglichst wenig von dieser Veranstaltung mitzubekommen, hatte Valery ihre Freunde bereits auf freien Stühlen in der ersten Reihe platziert. So schnell konnte man gar nicht reagieren. Mr. Heavens, der Physiklehrer, fummelte aufgeregt an den Kabeln des Beamers herum, als er Valery bemerkte. Die beiden tauschten sich kurz über ihr offensichtliches Interesse des heutigen Tages aus, dann half Valery Mr. Heavens, das Gerät richtig anzuschließen.

»Sie haben mir heute den Tag gerettet, Valery«, bedankte er sich. Lachend kehrte ihre beste Freundin zu ihnen zurück, wobei sie Draven ein beschwichtigendes Lächeln schenkte.

Wie konnte der denn ernsthaft auf so einen alten Mann wie Mr. Heavens eifersüchtig sein? Aber irgendwie konnte Amy es verstehen. Schließlich war sie selbst manchmal auf Draven eifersüchtig, weil Valery so viel Zeit mit ihm verbrachte.

Als die Schulglocke läutete, bemerkte Amy, dass auch der Schulleiter an dem feierlichen Akt teilnahm. In so einem schicken Anzug hatte sie ihn noch nie gesehen. Nachdem die Schülerschaft die Nationalhymne gesungen hatte, erschienen große schwarze Ziffern auf der riesigen Leinwand.

»Da ist endlich der Countdown«, raunte Valery ihr zu und ergriff ihre Hand so fest, dass Amy fürchtete, ihre Finger würden brechen.

Obwohl Amy dieses Thema immer noch nicht interessant fand, ließ sie sich allmählich von der Vorfreude ihrer besten Freundin anstecken. Als sie registrierte, dass sich Wachmänner vor jeden Ausgang der Schulaula postiert hatten, machte sich Unruhe in ihr breit. Nervös tippte sie ihrer Freundin auf die Schulter und deutete auf die Uniformierten.

»Das habe ich schon vorab gelesen«, flüsterte Valery. »Die sind heute weltweit im Einsatz, um für Sicherheit zu sorgen.«

Amy fand die Tatsache, Menschen mit Waffen aufzustellen, wenn man doch Weltfrieden erreichen wollte, sehr ironisch.

»Schau mal, meine neue Handyhülle«, sagte Valery und reichte ihr das Handy. Sicherlich ahnte ihre Freundin, wie nervös die ernsten Männer an den Ausgängen sie machten und wollte sie ablenken.

Auf der bedruckten Plastikschale war Draven mit Valerys Schlange Spaghetti zu sehen. Das versetzte Amy einen Stich. Früher hatte die Hülle ein Foto von Valery und ihr im Partnerlook gezeigt.

»Hübsch«, murmelte Amy. Der Ablenkungsversuch hatte kein bisschen funktioniert. Sie wackelte mit ihren Beinen hin und her, viel unruhiger als vorher.

Der Countdown endete, es wurde still in der Aula. Zuerst lief ein kurzer Film, der die Ereignisse der letzten fünf Jahre zusammenfasste. Die Stimmung der Schüler war gemischt. Einige Teenager waren zutiefst beeindruckt von der Situation und offensichtlich gespannt auf das, was kommen würde. Andere waren einfach nur froh, dass der Unterrichtsbeginn nach hinten verschoben wurde.

»Doch dann bestätigten die angesehensten Wissenschaftler weltweit die Formel und die Suche nach den roten Zahnbürsten von Dentashine nahm ihren Lauf«, hallte es aus den Lautsprechern.

Ein Schüler, der nicht an die Formel von Alfred Simons glaubte – einige hielten den Klimawandel generell für einen Schwindel, – rief spöttisch: »Was ist es denn dieses Mal? Grüne Zahnbürsten?«

»Alfred Simons sollte lieber in die Zahnbürstenindustrie investieren, anstatt so `nen Scheiß zu machen!«, machte sich ein anderer lustig.

Sie wurden allerdings schnell von den anwesenden Lehrern ermahnt. Mr. Heavens schaute sie so böse an, dass sich keiner mehr traute, auch nur mit der Wimper zu zucken.

Schließlich ging es zur Sache. Alfred Simons persönlich erschien auf dem Bildschirm. Er hatte sich für diesen Anlass sichtlich schick gemacht. Der Mann trug nicht sein übliches Nerd-Shirt, sondern einen richtigen Anzug.

Amy konnte die Augen nicht von der Leinwand nehmen, denn jetzt hatte die Faszination auch sie gepackt. Heute Morgen waren das nur Worte im Radio gewesen, doch nun stand die Weltgeschichte kurz davor, sich zu ändern. Auch Draven war offensichtlich aufgeregt, denn sie hörte das altbekannte Sprühen seines Nasensprays.

Wie hypnotisiert schauten alle Anwesenden nach vorne.

Alfred Simons begann zu sprechen: »Als ich damals die Formel gegen den Klimawandel öffentlich machte, wollte mir zuerst niemand glauben. Ich fühlte mich elend und ausgeschlossen. Als meine Berechnungen dann doch zutrafen, kontaktierten mich Politiker aus der ganzen Welt mit vielen verschiedenen Intentionen. Doch eines wünschten sich fast alle: Weltfrieden.«

Ein verständnisvolles Lächeln erschien auf den Lippen des Wissenschaftlers, ehe er skeptisch die Augenbrauen zusammenzog. »Ich war mir anfangs nicht sicher, ob ich die Formel für Frieden finden könnte und ob das überhaupt eine gute Idee wäre. Vor nicht einmal vier Jahren wurde dann darüber abgestimmt, dass ich es zumindest versuchen sollte. Deswegen stehe ich heute hier.«

Es war, als wäre der Saal der Aula mit einem Gel ausgefüllt, sodass sich keiner bewegen konnte. Amy wagte kaum zu atmen.

»Zu dem wissenschaftlichen Teil komme ich später.«

Mit einem Blick auf ihre Freundin sah Amy, dass Valery nach diesem Kommentar genervt mit den Augen rollte. Sie konnte es wahrscheinlich gar nicht abwarten, ein seltsames Gewusel von Zahlen und Zeichen in sich aufzusaugen, das sicherlich folgen würde.

»Damit Weltfrieden eintreten kann …« Alfred Simons machte eine dramatische Pause. Fast erwartete Amy, dass nun ein Werbespot käme. »… muss ein Mensch Selbstmord begehen.«

Der Wissenschaftler war zwar nicht wirklich in diesem Raum, doch er schien auf Valery und Amy herabzublicken, als würde er sie wahrhaftig sehen. Als er dann auch noch den Namen der Person nannte, die sich für Weltfrieden umbringen sollte, nahmen sich die beiden Freundinnen an die Hand und starrten sich geschockt an. Es fehlte nicht viel und Amy wäre vor Schreck gestorben.

Die Friedensformel

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