Читать книгу Wie aus einer Radtour eine Weltreise wurde. Vom Improvisieren und kleinen & großen Abenteuern. - Annika Wachter Roberto Gallegos Ricci - Страница 7

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Zentral- und Osteuropa


Nostalgie in Skopjes Haupt- und Nebenstraßen.

»Wo geht es hier bitte nach Malaysia?«

Tag 1, Kilometer 30, Bremen und Niedersachsen

POSITIV Flache fahrradfreundliche Landschaft, die Leute sagen »Moin«, gut ausgeschilderte Wege (wenn man drauf bleibt), viele Märchenstädte NEGATIV Wind und Nieselregen GELERNT Einfach mal machen, es muss auch nicht alles ausgereift sein

Es fängt gerade an zu tröpfeln, da sehen wir einen Fußgänger mit seinem Hund an der nächsten Kreuzung. Wir fahren langsam weiter und halten direkt neben ihm. »Entschuldigung, wo geht es denn bitte zurück zum Weserradweg?«, frage ich. Er mustert uns kurz, zeigt nach links und erklärt uns grob den Weg. Ein typisch wortkarges, aber hilfsbereites Nordlicht. Neugierig, aber zurückhaltend. Wir bedanken uns und wollen schon weiterziehen, da gibt der Spaziergänger sich einen Ruck und fragt, wo wir denn hinwollen mit alldem Gepäck. »Nach Malaysia!«, antworten wir stolz. Da ist er aber baff. Verlorenen Fernradlern läuft man im niedersächsischen Lunsen wohl nicht alle Tage über den Weg. Sein Blick schweift von meinem mit Kabelbindern am Lenker befestigten Fahrradkorb über die nagelneuen, aber sehr einfachen Fahrradhelme und bleibt schließlich an meiner orangenen einzelnen Fahrradtasche aus Stoff hängen. »Und wo seid ihr gestartet?«, fragt er weiter. Kurz wechseln Roberto und ich einen betretenen Blick. »In Bremen«, antworte ich schließlich etwas kleinlauter. Es kostet den guten Herrn sichtlich alle Kraft, ein spontanes Lachen zu unterdrücken. »Jo, na denn. Gute Fahrt!«, sagt er, zieht kurz an der Hundeleine und lässt uns links liegen. Bremen liegt genau 30 Kilometer weiter nördlich, und der gute Lunsener hat uns kein Wort geglaubt und uns sicherlich für Spinner gehalten. Und wer kann es ihm schon verübeln?

Es ist eigentlich alles ganz gut gelaufen, bis wir uns den Bogen über Verden sparen und lieber die direkte Strecke fahren wollten. Auf der Fahrradkarte sah das ganz einfach aus. In der Theorie sieht aber vieles einfach aus.

Wir treten an diesem Tag noch weitere 25 Kilometer lang in die Pedale und zelten schließlich vorm Ortsschild von Hoya zwischen zwei Maisfeldern. 55 Kilometer im Sattel, das ist meine persönliche Bestleistung. Meine längste Fahrradtour. Meine erste Mehrtagestour. Das erste Mal wild zelten in Deutschland. Und heute ist erst der Anfang. Es ist Tag eins von einer Reise, die uns in über fünf Jahren um die Welt führen würde. Aber als wir an diesem Abend auf unseren Isomatten sitzend die müden Beine massieren und uns ein einfaches, aber kalorienreiches Abendessen zubereiten, wissen wir das natürlich noch nicht.


Unser erster gelb-grün-blauer Weserradweg-Wegweiser! In Jeans und mit einem Secondhand-Discounter-Fahrrad zu 75 Euro sehen wir aus wie Tagesausflügler.


Geschafft! Unser erster Tag als Radreisende liegt hinter uns, wir haben Blut geleckt und freuen uns schon auf den nächsten Tag.

Wie aus einer Radtour eine Weltreise wurde. Vom Improvisieren und kleinen & großen Abenteuern.

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