Читать книгу Wie aus einer Radtour eine Weltreise wurde. Vom Improvisieren und kleinen & großen Abenteuern. - Annika Wachter Roberto Gallegos Ricci - Страница 9

Der Elefant im See Tag 36, Kilometer 1400, Südwesten der Slowakei

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POSITIV Breiter perfekt ebener Donauradweg, schöne Innenstadt in Bratislava NEGATIV Hinter Bratislava wird es etwas eintönig GELERNT Die kreativ bunte Vorstellungskraft läuft im Dunkeln auf Hochtouren

Nach über einem Monat im Sattel erreichen wir die Slowakei. Das erste Land, in dem wir beide vorher noch nie waren und in dem wir die Sprache nicht verstehen.

Am späten Nachmittag radeln wir auf einem breiten Radweg vorbei an einem kleinen See. Perfekt! Hier stellen wir gleich das Zelt auf. Der Ort ist absolut idyllisch, der See liegt klar und spiegelglatt da. Wir sehen den ganzen Abend über keine Menschenseele und genießen die Ruhe. Es wird Nacht, und wir schlafen gut, bis sich plötzlich etwas Riesiges gleich neben unserem Zelt austobt. Sofort sind wir hellwach. Es klappert, platscht und klatscht so laut, als sei dort ein Elefant im See. Wir liegen mucksmäuschenstill da, die Schlafsäcke bis zur Nase hochgezogen, starren einander in die Augen und lauschen. Was kann das nur sein? Es muss größer sein als ein Wildschwein und schwerer als ein Hirsch, denn es macht einen Wahnsinnsradau. Ausgerechnet jetzt fällt mir ein, dass während Robertos Kindheit mal alle Tiere aus einem privaten Zoo in Tijuana ausgerissen und durch die Straßen gezogen sind – Flusspferd, Tiger und Puma eingeschlossen. Waren da heute nicht Plakate für einen Wanderzirkus? Welche Geräusche machen Elefanten eigentlich, wenn sie nicht tröten? Nachschauen kommt jedenfalls nicht infrage. Das Tier scheint unsere Anwesenheit noch nicht bemerkt zu haben, und wir wollen es gern dabei belassen. Nach einer Weile entfernt sich das Tier, und für den Rest der Nacht kehrt wieder Ruhe ein. Wir verbleiben verwirrt und etwas verängstigt liegen, sind aber auch müde genug, sodass wir ziemlich schnell wieder einschlafen.

Am nächsten Morgen sind wir gerade dabei, unsere Siebensachen zu packen, als ein junger Mann mit seinem Hund neben uns stehen bleibt. »Sagt bloß, ihr habt da gezeltet?«, fragt er erstaunt auf Englisch. »Das hätte ich mich nicht getraut, bei all den Bibern!«, erklärt er und blickt nach oben in die Baumkronen. Wir folgen seinem Blick, und erst jetzt wird uns klar, dass die Bäume zu allen Seiten um unser Zelt herum angenagt sind, gefährlich schief stehen und dass wir ein riesiges Glück haben, dass es nicht windiger ist. Jetzt wissen wir auch, was es mit unserem nächtlichen Elefanten auf sich hatte: Das ohrenbetäubende Klatschen in der Nacht war der Biberschwanz auf der Wasseroberfläche und das Klappern das Annagen der Bäume! Nur gut, dass unser Gegenüber keine Ahnung hat, was sich in der Vorstellungskraft von uns Outdoor-Anfängern heute Nacht abgespielt hat.


Im Kinderanhänger mit der wasserdichten Abdeckung Marke Eigenbau befinden sich zwei Reiserucksäcke für den Fall, dass uns das Radeln nicht gefällt.

Wie aus einer Radtour eine Weltreise wurde. Vom Improvisieren und kleinen & großen Abenteuern.

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