Читать книгу Auf Wiedersehen, Noel - Antonia Conrad - Страница 12
9
ОглавлениеDie nächsten Tage im Krankenhaus waren wundervoll. Vivienne war ein tolles Mädchen. Ich weiß nicht, wie wir uns so schnell so nah gekommen waren, doch es war lustig und erleichternd, mit ihr ein Zimmer zu teilen. Am nächsten Tag kamen Viviennes Eltern zu Besuch, die uns einen großen Blumenstrauß mitbrachten.
Ich konnte von Tag zu Tag besser und schmerzfreier atmen, und langsam verheilten alle unsere Brandwunden und entwickelten sich zu Narben. Heute war Dienstag, und wir unterhielten uns den ganzen Tag bis meine Mutter am Nachmittag mit strahlenden Augen Kekse vorbei brachte.
Sie erkundigte sich, wie es uns ginge, nahm mich in den Arm und streichelte Vivienne kurz übers Haar. Ich griff als erster in die Tüte und schob mir einen Keks in den Mund, als ich plötzlich erstarrte und mir klar wurde, dass Vivienne mit den komplett verbundenen Händen nicht essen konnte. Also setzte ich mich auf ihre Bettkante, nahm einen Keks und ließ sie abbeißen.
Es schmecke so gut, sagte sie mit vollem Mund und wir mussten beide über sie lachen. Sie schloss die Augen, um mich nicht ansehen zu müssen, weil sie dann noch mehr hätte lachen müssen und alles heraus geprustet hätte. Doch ich hörte auf zu lachen, damit sie in Ruhe essen konnte, außerdem tat das Lachen weh. Wir aßen zusammen alle Kekse auf, und dann las ich ihr ein Buch vor. Ich hatte es in dem großen Schrank gefunden. Es war braun und die Seiten waren sehr vergilbt.
Ich las ihr vor, bis es draußen dämmerte und die Krankenschwester herein kam. Das einzige Problem war, dass das Buch auf Italienisch geschrieben war und wir beide kein Wort davon verstanden. Die Krankenschwester teilte uns mit, dass es mir schon ein bisschen besser ginge und Vivienne wahrscheinlich länger als bis Sonntag im Krankenhaus bleiben müsse. Als die Krankenschwester uns eine gute Nacht gewünscht und aus dem Zimmer verschwunden war, schalteten wir das Licht aus.
Als ich gerade meine Augen schließen wollte hörte ich, wie Vivienne sich bewegte und verkrampft atmete. Ich öffnete die Augen und fragte, was los war. Sie flüsterte, sie habe schreckliche Schmerzen. „Soll ich die Schwester rufen?“ fragte ich aufgebracht. „Nein“, erwiderte sie und ich konnte hören, wie ihre Stimme leiser wurde und dann schluchzte sie. Ich schob meine Bettdecke beiseite und stand auf. Leise lief ich hinüber zu ihrem Bett und nahm vorsichtig ihre verbundene Hand. Einen Moment lang sagten wir nichts, und dann lächelte sie und flüsterte „Gute Nacht, Noel“, „Gute Nacht, Vivienne“ sagte ich.