Читать книгу Sklavenschwester - Arik Steen - Страница 12

München, Innenstadt

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Zur gleichen Zeit waren Mikael und die beiden Schwedinnen in einem Modehaus. Linnea war wie ein Duracel-Hase. Es sah aus, als hätte sie einen genauen Plan. Im Prinzip lief sie aber einfach nur los.

«Schau dir diesen Mantel an!», sagte Linnea: «Der ist doch Klasse.»

«Wir haben Sommer!», lachte ihr Onkel.

«Den kann man auch im Sommer tragen!»

«Ja, über dem Arm!» grinste er spöttisch.

«Sehr witzig. So warm ist es abends in Deutschland ja auch nicht.»

«Also einen Mantel würde ich jetzt auch nicht kaufen!», sagte Saga kopfschüttelnd.

«Wenigstens eine von euch ist vernünftig!», Mikael setzte sich auf einen Stuhl

«Wie wäre es mit einem Strohhut!», lachte Linnea und setzte diesen ihrem Onkel auf: «Der passt ganz gut zu deinem Kopf ... wegen des Strohs, meine ich!»

«Ha ha ha!», sagte er beleidigt: «Ich hätte doch lieber ein Bier trinken sollen.»

«Nun gut, dann mach das doch!»

«Ich dachte, wir wollen uns einen Bikini kaufen!», meinte Saga und schaute nach den Orientierungsschildern.

«Ich denke, dazu müssen wir einen Stock höher!», Mikael zeigte auf ein Schild.

«Du brauchst doch jetzt sicherlich ein Bier, oder? Dann können wir in Ruhe einen Bikini suchen!», meinte seine Nichte.

«Später!», sagte er: «Ich habe entschieden, dass es dafür noch zu früh ist!»

«Ja, ist klar!», sagte Linnea und meinte dann ernst: «Nein wirklich. Geh dein Bier trinken. Wir machen das wohl besser alleine!»

«In Ordnung!», seufzte er: «Wir treffen uns in einer halben Stunde am Marienplatz, okay?»

«Sagen wir in einer Stunde!», verbesserte seine Nichte.

«In einer Stunde? Wow!» Er überlegte sich, wie viele Biere nötig waren, um diese Zeit zu überbrücken: «Okay. Ihr seid die Gäste!»

«Danke, Onkel!», sagte Linnea und gab ihm einen Kuss auf die Wange.

Während Linnea bereits die Bikinis durchschaute, blickte Saga auf ihr Handy, dass eine Nachricht anzeigte: «Hallo Saga. Sei um 15 Uhr im Café Rischart am Marienplatz!»

Saga war völlig überrascht über die Antwort. Ihre Schwester klang nicht gerade überrascht. Vielleicht hatte ihre Mama doch etwas verraten. Zuzutrauen war es ihr. Dann schrieb sie: «In Ordnung. Finde ich das Café denn ohne Probleme?»

«Ja, das wirst du schon finden!», kam die Antwort.

«Ich habe ein Treffen um 15 Uhr mit meiner Schwester!», meinte sie dann zu Linnea.

«Cool!», sagte ihre Freundin: «Dann viel Spaß. Aber jetzt lass uns einen tollen Bikini suchen, hier gibt es ein paar schöne Modelle!»

Saga freute sich ihre Schwester wiederzusehen. Gut ein Jahr war das nicht der Fall gewesen. Selbst Weihnachten war Lova in Bayern geblieben. Saga wusste gar nicht so genau, ob sie den kennenlernen wollte. Lova hatte seltsame Dinge erzählt. Von irgendwelchen sexuellen Spielchen, die ihre Schwester angeblich so toll fand. Aber Saga hatte nicht allzu genau zugehört.

«Habt ihr eure Bikinis?», fragte Mikael.

Linnea nickte: «Ja. Haben wir. Saga trifft jetzt ihre Schwester. Was machen wir?»

«Wir könnten ein Bier trinken gehen!», lachte er.

«Wo sind deine schwedischen Gene? Du denkst ja wie ein Deutscher!»

«Nein, ernsthaft jetzt. Ich zeig dir den Viktualienmarkt!»

Das Café Rischart ist eines der beliebtesten Cafés in ganz München und sicherlich sein Bekanntestes. Es liegt sehr zentral direkt am Münchner Marienplatz und ist meist bis auf den letzten Platz besetzt. Man muss sich Zeit lassen, um einen Tisch zu ergattern. Es gibt jedoch auch einige recht kleine Tische, die man schneller bekommt.

Ihre Mutter hatte von diesem Café erzählt und vom Schokoladenkuchen geschwärmt. Saga betrat das Lokal und war sofort fasziniert von der riesigen Theke, in der eine enorme Menge an Kuchen ausgestellt war.

Saga fand glücklicherweise ein nettes Plätzchen und setzte sich. Gespannt schaute sie abwechselnd zur Türe und dann wieder zum Handy. Es war bereits zehn nach drei und ihre Schwester war noch nicht zu sehen.

«Hallo Saga!»

Saga schaute sich überrascht um: «Woher kennen Sie meinen Namen?»

«Ich bin der Herr und Gebieter deiner Schwester!», sagte Daniel.

«Der was?», fragte Saga. Sie verstand kein Wort.

«Deine Schwester ist meine Lustsklavin!», meinte er und es klang so, als wäre es das Normalste auf der Welt.

«Sie ist was?», fragte Saga entsetzt.

Er antwortete nicht auf ihre Frage, sondern setzte sich: «Und ich möchte, dass auch du eine Lustsklavin wirst ...»

«Ich?» Sie wurde rot. Sie verstand nicht so richtig, was er wollte.

«Ja, du! So wie deine Schwester.»

«Ich versteh das nicht ...», sagte sie leise. In ihrer Stimme klang Nervosität mit.

«Hat sie dir nie davon erzählt?», fragte der Mann.

Saga schaute schüchtern auf ihren Kaffee: «Nun ja, eigentlich schon. Aber ich dachte, das wäre eher ein Spaß von ihr gewesen ...»

«Was hat sie erzählt?»

Sie wurde erneut rot und schaute sich nervös um. Dann flüsterte sie leise: «Das sie einem Mann als ... na ja, Sklavin dient ...»

«Deine Schwester hat sich dafür entschieden!», lächelte er: «Und ich möchte auch dich zu einer Sklavin machen!»

«Ich ... ich bin nicht so wie meine Schwester ...», sagte Saga unsicher.

«Ich weiß!», sagte er ruhig: «Du bist die Schüchterne.»

«Ja ... nein ... ich meine. Ich bin halt einfach anders!»

«Man hat auf dich gewartet! Allerdings wusste keiner, dass du so schnell kommen würdest», sagte er: «Du bist die Sklavenschwester!» Seine Stimme hatte etwas Bestimmendes. Gerade so als würde er genau wissen, was er wollte und sich das auch nehmen. Seine Stimme war ruhig und doch schaffte sie Unruhe. In ihrem Kopf hämmerten die Gedanken.

«Aber wenn ich nicht möchte?», fragte Saga.

«Nun, es ist deine Entscheidung!», erwiderte er: «Aber ich fände es schade. Du bist unglaublich schön. Schöner als deine Schwester dich jemals hätte beschreiben können.»

Saga wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. Deshalb sagte sie nur: «Danke!» Sie schaute nervös auf ihr Handy. Es gab einen Ton von sich. Eine Nachricht auf Facebook.

«Du hast eine Nachricht bekommen?», fragte er: «Nun, von deiner Schwester ist sie nicht.»

«Nein!», meinte Saga: «Von meiner Freundin!»

«Was schreibt sie?»

Sie wusste nicht so richtig, ob sie es ihm sagen wollte oder nicht. Eigentlich ging es ihn nichts an. Dennoch verriet sie den Inhalt: «Sie schreibt, dass sie irgendeinen Fußballer des FC Bayern München gesehen hat!»

«Interessant!», sagte er: «Und sie steht auf ihn?»

«Keine Ahnung. Kann schon sein. Sie spricht oft von Fußballern. Oder schreibt halt auf Facebook oder WhatsApp.»

Er lächelte süffisant: «Sie teilt, liked und kommentiert also viel über Stars?»

«Ja!», sagte Saga.

«Und du?»

«Manchmal. Keine Ahnung. Wenn einer süß ist.»

«Süß», wiederholte er grinsend: «Okay.»

«Sportler, Sänger, keine Ahnung, alle Möglichen ...»

«In eurer virtuellen Welt sind diese Männer Helden für euch, oder? Aber ihr kennt nur das, was euch in den Medien aufgetischt wird!»

«Keine Ahnung, wie meinst du das?»

«Nun ja!», meinte er: «In der virtuellen Welt haben wir viele Ideale. Viele Vorbilder und Idole. Aber keines kennen wir genauer. Wir kennen kaum ihre Fehler und Probleme. Wir kennen nur das, was sie uns präsentieren. Und wenn wir doch mal ein Skandal finden, dann ist das oft gar nicht so schlimm. Wenn wir von jemand begeistert sind, dann schauen wir schnell über ihre Fehler hinweg. Stell dir vor, du würdest die gleichen Fehler bei einem Menschen in deiner Umgebung sehen ...»

«Keine Ahnung!», sagte Saga: «Aber stimmt schon ...»

«Die virtuelle Welt gaukelt uns etwas vor. Sie gibt uns sogar vor, wie wir denken sollen. 90 Prozent unserer sozialen Kontakte sind nur virtuell oder werden zumindest überwiegend virtuell gepflegt. Ist das erstrebenswert?»

«Ich weiß es nicht, ich habe mir noch nie Gedanken darübergemacht.»

«Unser Leben rast. Es geht schneller vorüber als vor 50 Jahren. Weil wir unser Leben mit Internetschrott zumüllen. Unser Gehirn verarbeitet ständig irgendwelche Kommentare, sinnlose Phrasen auf Facebook oder auf Twitter. Das Schöne bleibt oft auf der Strecke, nämlich das eigene Erlebnis! Wir müssen viel mehr unser eigenes Leben leben, statt das zu leben, was andere teilen oder uns vorkauen ...»

Saga schaute ihn nur an. Oh Gott, wurde das jetzt eine Predigt?

«Was willst du erleben?», fragte er.

«Keine Ahnung ...»

«Etwas Greifbares, etwas Reales, oder? Nicht etwas, dass jemand Anderes gepostet hat.»

«Ja, schon!»

«Ich wette, deine Pussy schmeckt genauso süß, wie die deiner Schwester!», sagte er.

Saga hatte das Gefühl vor Scham im Boden zu versinken. Sie schaute sich um. Keiner der anderen Gäste schaute her. Alle waren zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Aber er gab sich nicht einmal die Mühe leise zu sprechen. Sie antwortete darauf nicht.

«Hat dich jemals einer geleckt?», fragte er.

Sie schüttelte verlegen den Kopf: «Nein!»

«Hat dich überhaupt schon jemals ein Mann berührt?»

Sie verneinte wieder.

«Du bist eine Jungfrau?», fragte er, obwohl er die Antwort bereits von ihrer Schwester kannte.

«Oh Gott, können Sie das bitte lassen?», fragte sie flüsternd.

Er grinste sie an: «Ist es dir peinlich?»

«Ja, schon ein wenig!», sagte sie. In ihrem ganzen Leben hatte sie noch nie mit jemandem Details über derart private Sachen ausgetauscht: «Ich dachte eigentlich, ich könnte heute meine Schwester hier treffen!»

«Heute leider nicht!», sagte er: «Da muss ich dich enttäuschen.»

«Warum nicht?», fragte Saga.

Er lächelte: «Du stellst die falschen Fragen.»

«Ich wollte meine Schwester eigentlich überraschen!», meinte Saga etwas unsicher.

«Das habe ich mir gedacht!», meinte er sanft: «Sie hat viel von dir erzählt!»

«Okay!?», erwiderte Saga seufzend. Sie wusste nicht wirklich mit dieser Situation umzugehen: «Weiß sie denn überhaupt, dass ich in München bin?»

Er beantwortete ihre Frage nicht, sondern schaute ihr tief in die Augen: «Möchtest du die Welt deiner Schwester kennenlernen? So, wie sie wirklich ist?»

«Ich weiß es nicht, ich ...», Saga stotterte. Sie wusste wirklich nicht, was sie sagen sollte.

«Lass dir Zeit», meinte er: «Wie lange bist du hier?»

«Zwei Wochen!», antwortete sie.

«Okay, und wo wohnst du?»

Saga wusste nicht, ob sie darauf antworten sollte. Sie kannte diesen Mann überhaupt nicht. Aber in jedem Fall hatte er das Handy ihrer Schwester.

«Sag schon!», meinte er befehlend und doch in gewisser Weise so, dass es abschreckte.

«Mit meiner Freundin in Bad Tölz. Bei ihrem Onkel!»

«Okay!», sagte er: «Lass dir Zeit mit der Entscheidung. Und wenn du die Welt deiner Schwester kennenlernen möchtest, dann melde dich.»

Sie schaute ihn an und spürte seinen tiefen, durchdringenden Blick, sodass sie sofort wieder zu Boden schauen musste.

Daniel stand auf und ging.

Saga saß da. Sie starrte auf den Tisch. Er hatte zehn Euro hingelegt. Das reichte auch für ihren Kaffee.

Sie nahm ihr Handy und tippte für Linnea eine Nachricht: «Ich bin fertig, wo seid ihr?»

«Warte! Wir kommen zum Marienplatz!»

Saga ging hinaus. Sie wartete vor dem Café. Es dauerte auch nicht lange, bis die beiden kamen.

«Und?», fragte Linnea: «Hat sich deine Schwester gefreut?»

«Ja ...», log Saga. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Vermutlich war es eine dumme Idee ihre Freundin anzulügen. Aber sie wusste einfach nicht, was sie machen sollte.

Glücklicherweise ging Linnea gar nicht näher drauf ein: «Cool. Freut mich für dich. Wir wollen noch ein bisschen durch die Stadt gehen. Vor allem will ich auch das Hofbräuhaus ...»

«Bla bla bla!», das war alles was Saga hörte. Ihre Gedanken waren völlig woanders. Wer war dieser Mann? Wo war ihre Schwester?

Vom Marienplatz zur Frauenkirche, weiter Richtung Odeonsplatz, zum Hofbräuhaus und zurück zum Marienplatz. Saga bekam nicht allzu viel mit. Immer wieder war sie mit den Gedanken wo ganz anders: bei ihm ... und das änderte sich auch nicht auf der Rückfahrt.

«Hey, alles klar bei dir?», fragte Linnea. Sie waren bereits auf dem Weg nach Bad Tölz: «Du hast nicht mehr allzu viel geredet.»

«Alles in Ordnung!», meinte Saga: «Ich krieg alles mit!»

«Sicher. Ungefähr so viel wie ein 90-jähriger auf einem Rockkonzert!», lachte Mikael.

«Du warst schon mal auf einem Rockkonzert?», fragte Saga und lächelte ein wenig.

«Nein, aber er ist 90!», lachte Linnea laut: «Du hast mitbekommen, dass wir noch was Essen gehen wollen?»

«Ja, in irgendeinem Gefängnis!»

Mikael seufzte: «Es heißt zwar Jail House. Aber es ist kein Gefängnis!»

«Ja, habe ich schon verstanden.»

Die Bayerische Oberlandbahn fuhr im Bahnhof in Bad Tölz ein.

«Laufen wir dort hin?», fragte Linnea.

Er schüttelte den Kopf: «Nein, wir müssen mit dem Auto fahren!»

Linnea schaute Saga an: «Bist du noch bei uns?»

«Sicher, ja! Warum fragst du?»

«Weil du aussiehst, als wärst du gedanklich völlig woanders!»

«Nein, bin hier!», meinte Saga. Doch sie wusste, dass Linnea recht hatte. Sie konnte das Erlebnis vom Nachmittag einfach nicht vergessen. Der angebliche Herr und Meister ihrer Schwester hatte sie aus dem Konzept gebracht.

Sklavenschwester

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