Читать книгу Sklavenschwester - Arik Steen - Страница 13
Giesinger Bräu, 19.00 Uhr
ОглавлениеDaniel setzte sich zu mir: «Sitzt du hier schon wieder oder immer noch?»
«Wieder!», meinte ich und blätterte in meiner Zeitung: «Schon vergessen, dass ich eine Kundin von dir in der Zwischenzeit betreut habe? Diese Beate Müller. Eine Sächsin.»
«Sie ist nicht einfach, ich weiß!»
«Weil sie Sächsin ist?», grinste ich.
«Nein!», schüttelte er den Kopf: «Ich meinte jetzt trainingstechnisch!»
Ich nickte: «Sie hat die ganze Zeit davon gequatscht, dass sie es nicht mit der Ernährung hinbekommt. Nun, da kann sie trainieren, wie sie möchte. Mit dem Abnehmen wird das nichts!»
«Ich erklär ihr das auch immer wieder!», seufzte Daniel.
«Wie ist es gelaufen?»
«Du hast alles mitgehört!», meinte er und hielt sein Handy hoch. Er hatte es das Gespräch lang angehabt.
«Nicht alles. Ich hatte ja noch eine Kundin da. Aber das Meiste!»
«Und?»
Ich grinste: «Du hast viel gelernt von mir. Die Predigt über die sozialen Netzwerke, die hätte genau so von mir sein können!»
«Trotzdem habe ich ein ungutes Gefühl. Ich meine ... ich weiß einfach nicht, ob ich es Lova nicht doch sagen soll!»
«Das hat noch Zeit. Noch ist nichts passiert!», meinte ich: «Trinkst du ein Bier mit?»
«Sicher!», sagte er: «Immerhin sind wir in einer Brauerei!»
«Bist du immer noch hier oder schon wieder?», fragte jemand hinter mir. Ich drehte mich um und erkannte den Braumeister des Giesinger Bräu: «Warum stellt mir heute jeder diese Frage?»
Der Bierbrauer grinste: «Nun ja, vielleicht bist du zu oft hier!»
«Man kann nicht oft genug hier sein!», grinste ich und zeigte auf Daniel: «Darf ich vorstellen, das ist Daniel. Einer meiner Fitnesstrainer!»
Daniel gab dem Braumeister die Hand: «Freut mich!»
«Das ist Steffen. Derjenige, der hier dafür sorgt, dass das Giesinger seinen besonderen Geschmack hat!», stellte ich nun auch den Bierbrauer vor: «Man beachte die Gummistiefel. Sein Markenzeichen!»
Daniel grinste, er erinnerte sich an eine Geschichte, die ich ihm erzählt hatte: «Das ist also der Münchner Braumeister, der beim Oktoberfest nicht ins Bierzelt gekommen ist, weil er Gummistiefel trug?»
«Genau. Der bin ich!», lachte Steffen: «Und dabei war ich in voller Tracht. Nur eben die Gummistiefel störten den Türstehern beim Marstall!»
«Gab es denn keine Möglichkeit dies irgendwie zu klären?», fragte Daniel überrascht.
«Nein!», meinte Steffen: «Es war einfach nicht das passende Schuhwerk! Und das Marstall-Zelt war damit erledigt.»
Ich nahm ein Bier, stellte es dann ab und sagte: «Das ist so eine Münchner Geschichte, die man sich gerne erzählt.»
«Lasst euch euer Bier schmecken!», sagte Steffen: «Ich bin dann mal wieder unten bei den Kesseln.»
Einen Moment lang saßen wir schweigend da und tranken eine Giesinger Erhellung.
«Wie geht es weiter?», fragte Daniel.
«Wir können das nicht planen!», sagte ich: «Aber irgendwann müssen wir sie ein wenig zu einer Entscheidung herausfordern!»
«Du willst das wirklich durchziehen?», fragte er.
Ich nickte: «Ja, das will ich.»
«Das Eigenartige ist, dass ich es nicht einschätzen kann, wie es sich entwickelt!»
«Gott, das wäre auch langweilig!»
«Aber was erzähle ich Lova?», fragte Daniel: «Ich meine, ich habe ihr Handy mitgenommen!»
«Sie hat es liegen gelassen!», sagte ich.
«Das macht keinen Unterschied. Ich habe es genommen und die Nachrichten durchgesehen. Und dann habe ich ihrer Schwester geantwortet. Beziehungsweise: du hast ihr geantwortet!»
«Du wirst Lova erst einmal gar nichts sagen!», meinte ich.
«Ein wenig habe ich schon ein schlechtes Gewissen. Immerhin ist es ihre Schwester. Sie würde sie bestimmt gerne sehen und ...»
«Du hast Angst, dass es Ärger gibt?», grinste ich: «Komm schon. Das Leben ist viel zu kurz um Angst zu haben!»
Er seufzte: «Du bist im Endeffekt schlimmer als die Charaktere, die du in deinen Büchern beschreibst!»
«Moment!», erwiderte ich: «Wer hat denn das Handy entwendet und mir die Nachricht gezeigt?»
«Herrje! Wir hatten gestern über ihre Schwester geredet und dann kommt diese Nachricht. Mein Gott, ich musste dir das doch zeigen!»
«Und du hast dich mit ihrer Schwester schon getroffen!»
Er schüttelte den Kopf: «Weil du ihr eine Nachricht geschrieben hast, dass wir uns treffen! Aber egal wie ich es drehe und wende. Am Ende bin ich schuld!»
«Du willst das genauso wie ich!», sagte ich leise: «Also stell dich nicht so an. Spiel das Spiel mit!»