Читать книгу Perry Rhodan 153: Der Tross des Kriegers (Silberband) - Arndt Ellmer - Страница 11

6. Verschollen

Оглавление

Die Sonne Cepor stand bereits innerhalb der Galaxis Erendyra. Sie pulsierte in unregelmäßigen Abständen zwischen drei und 40 Tagen. Trotz dieser Extreme hatte der zweite der acht Planeten, Nagath, intelligentes Leben hervorgebracht.

Im Minimum der Pulsation war Cepor ein Stern des Spektralklassentyps G0, war etwa so groß wie Sol, und auf der Oberfläche herrschten Temperaturen von nur 5500 Grad Celsius. In der Maximumphase wuchs Cepor auf das Dreifache, die Oberflächentemperatur stieg auf 6500 Grad, und der Stern gehörte somit zur Klasse F0.

Die wegen der unregelmäßigen Pulsation auftretenden Phänomene sorgten für merkwürdige Verhältnisse im System. Während des Minimums traten starke Hyperemissionen auf, die das gesamte fünfdimensionale Spektrum umfassten und sogar bis in den psionischen Bereich strahlten. In dieser Phase waren Psi-, Hyper- und Normalfunk bis über die Umlaufbahn des zweiten Planeten hinaus ebenso unmöglich wie Raumflug auf Enerpsi- oder einfacherer Basis. Im Maximum verschwanden diese Störungen nahezu vollständig. Cepor wies dann ein fast normales Spektrum auf.

Ferner gab es eine Abhängigkeit zwischen der Umlaufbahn des Planeten Nagath und der Pulsationsfolge. Näherte Nagath sich dem sonnenfernsten Punkt seiner Bahn, wurde die Pulsationsfolge schneller. Im Aphel selbst, der fernsten Position, betrug der Wechsel vom Maximum zu Maximum nur drei Tage.

Bis der Planet seine sonnennächste Position erreichte, nahm die Pulsationsfolge kontinuierlich ab. Gleichzeitig wurden die Minimumphasen immer länger und hatten im Perihel eine Dauer von 40 Tagen. Die Hyperemissionen wurden in dieser Zeit extrem heftig. Das Minimum bewirkte zugleich, dass Cepor in der Annäherung nicht aufgeheizt wurde und der Planet keinem unerträglichen Temperaturanstieg ausgesetzt war.

Nagath durchmaß 11.666 Kilometer und war damit wenig kleiner als die Erde. Es gab keine Jahreszeiten im üblichen Sinn, da die Polachse senkrecht zur Umlaufbahn stand. Die sehr elliptische Bahn variierte in ihren Halbachsen zwischen 112 und 224 Millionen Kilometern, was im Durchschnitt ebenfalls Terra entsprach. Ein Nagath-Jahr dauerte 671 Tage.

Der Planet wies eine auch für Menschen gut atembare Sauerstoffatmosphäre auf und hatte reichhaltiges Leben hervorgebracht. Dass sich im Äquatorbereich Glutwüsten erstreckten, die Pole indes unter ewigem Eis erstickten, tat dem keinen Abbruch. In den gemäßigten Zonen lagen breite Dschungelgürtel.

Longasc hatte Nagath nie betreten, den Planeten nicht einmal angeflogen. Das Ceporsystem war sogar in den untersten Kreisen der Shabaren wegen der pulsierenden Sonne gefürchtet.

Der Raumfledderer war dennoch von seiner Behauptung überzeugt, dass Nagath von intelligentem Leben bewohnt wurde. Woher er das wusste, vermochte er nicht zu sagen. Er erwähnte in dem Zusammenhang den Begriff »Tiermeister«, ohne ihn näher deuten zu können.

»Eine Menge Daten«, meinte Ronald Tekener. »Leider nichts, was belegen würde, dass dieses Sonnensystem einen klaren Bezug zu dem ominösen Krieger Kalmer hat.«

»Vielleicht doch: Nagath besitzt dreiunddreißig Monde. Für einen sonnennahen kleinen Planeten soll das recht erstaunlich sein. Ich meine, ich weiß es nicht so genau ...«

Der Smiler verzog das Gesicht. »Ich habe schon Planeten gesehen, die hundert und mehr Monde hatten, oder sogar zweihundert Sonnen.«

»Es gibt auch da Gerüchte«, entsann sich der Raumfledderer. »Monde haben einen besonderen Sinn in Erendyra.«

»Gerüchte helfen uns nicht weiter.« Tekener erhob sich und beendete damit die Unterhaltung. »Wir sehen uns Cepor und Nagath aus der Nähe an. Ebenso den Tross des Kriegers. Uns hilft alles weiter, was eine Spur zu den Besatzungen der beiden TSUNAMIS sein könnte.«

»Wir verlassen das psionische Transportfeld in zwei Minuten!«, meldete die Vishna-Stimme des Schiffes. »Wie gewünscht, außerhalb des Systems.«

Schon Sekunden nach der Rückkehr in den Normalraum stellte das Virenschiff zahlreiche Ortungsdaten zur Verfügung. Die genaue Vermessung des Ceporsystems lief. Ronald Tekener pfiff anerkennend durch die Zähne, als er regen Raumschiffsverkehr erkannte. Es handelte sich durchweg um kleinere Verbände.

»Longascs Informationen über Nagath können bestätigt werden«, kommentierte das Schiff. »Der Planet wird sich in zwei Tagen der Position nähern, an der die vierzigtägige Phase größter Hyperemissionen beginnt. Die Aussagen über den Zusammenbruch des Raumverkehrs und der Kommunikation im Innenbereich des Systems scheinen absolut zutreffend.«

»Ich bin doch kein Lügner!«, protestierte der Raumfledderer.

»Wir treffen zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt ein«, fuhr das Schiff fort. »Von einer Landung auf Nagath rate ich dringend ab.«

»Wenn ich Antworten auf meine Fragen bei den Raumschiffen im System finde, kann mir Nagath gestohlen bleiben«, sagte der Smiler. »Wenn nicht ...« Er ließ den Satz offen.

Mit Restfahrt trieb die LASHAT der fernen Sonne und ihren Planeten entgegen. Aus den Ortungen kristallisierte sich allmählich ein klares Bild heraus. Das Gros der Schiffe sammelte sich im Bereich von Nagath, zwischen den Umlaufbahnen des zweiten und des dritten Planeten, mied aber jede Abdrift in Richtung der Sonne. Auch fiel auf, dass keine Schiffe zur Landung ansetzten. Nagath schien tabu zu sein.

»Der Tross des Kriegers«, stellte Longasc fest. »Ein kleiner Teil erst. Es werden bald noch viel mehr Schiffe eintreffen.«

»Ich würde gern eine Erkundung mit der PROSPEKTOR 2 fliegen«, bat Pathythia Baal. »Nur aus der Distanz beobachten ...«

»Zweihundertachtundachtzig Lichtminuten erscheinen mir bislang ausreichend«, lehnte Tekener das Ansinnen ab.

»Eine weitere Beobachtung!«, meldete Vi. »Es befinden sich dreiunddreißig auffällige Objekte im Anflug auf Nagath: absolut regelmäßig geformte Achtundvierzigflächner. Ihr größter Durchmesser beträgt jeweils an die siebzig Meter.«

»Ein Hexakisoktaeder«, stellte Falco Hoelzel fest. Er streichelte den Distelfrosch, der sich an seine Beine schmiegte.

»Ein was?«, fragte Path.

»Hex mal okta ist achtundvierzig«, feixte Hoelzel. »Sechs mal acht, Mädchen. So werden Diamanten geschliffen.«

»Vi, zeig uns so ein Gebilde aus der Nähe!«, verlangte Tekener.

Er hatte kaum zu Ende gesprochen, da entstand höchstens 40 Zentimeter vor seinem Gesicht ein mehrere Zentimeter durchmessender Kristall.

»Das meint Falco!«, ereiferte sich Pathythia, die das Bild aus ihren Gedanken heraus geformt hatte. Tek starrte auf einen funkelnden Diamanten, dessen Lichtbrechung überwältigend war. Als er danach fasste, glitten seine Finger, ohne auf Widerstand zu stoßen, hindurch.

»Realer geht es nicht«, bedauerte Path. »Ich bin wieder einmal nicht in Form.«

Die Projektion, die Vi inzwischen aufbaute, war deutlich größer, unterschied sich ansonsten aber kaum vom Bild der Holografin. In der optischen Wiedergabe brach sich lediglich das Licht der nahen Sonne Cepor.

»Was ist das?« Tekener deutete auf kleine, längliche Objekte, die Vi mit der Projektion abbildete. »Kannst du das vergrößern?«

Das Virenschiff separierte einen der dicken Striche. Im Zoom wurden die Ränder unscharf und verschwommen; die große Entfernung machte sich trotz der hochgenauen Ortung bemerkbar.

»Höchste Auflösung«, sagte die Vishna-Stimme.

Der dicke Strich mutete plötzlich an wie ein Sarg. Die eingeblendete Maßskala verriet, dass das Gebilde knapp acht Meter lang war und weniger als drei Meter dick.

»Ich kann etwa dreißig dieser Kleinschiffe in der Umgebung eines jeden Diamantraumers lokalisieren«, ergänzte Vi. »Sie bilden eine Art Eskorte.«

»Sargflotten bringen mich zur Trauer«, seufzte der Raumfledderer. In seiner Stimme lag erstmals ein unverkennbares Mitgefühl.

»Sie stimmen dich traurig?«, fragte Jennifer Thyron.

»Trauerzüge«, blubberte der Distelfrosch, und gab damit den Pulks der sargähnlichen Kleinschiffe einen Namen.

»Du betonst das so merkwürdig, Longasc«, fuhr die Xenopsychologin fort, ohne auf Plumps Geplapper einzugehen.

»Diese Schiffe erinnern mich an ein altes Lied, das ich vor sehr langer Zeit gehört habe.« Der Shabare fühlte sich merklich unwohl, er wand und drehte sich unruhig. »Vielleicht ist es auch gar nicht so wichtig.«

»Ich würde es dennoch gern hören!«, drängte Jennifer.

»Wenn die Särge entstehen, werden Monde vergehen«, trällerte der Raumfledderer ziemlich schräg. »Dann sollst du singen – von den Elysischen Ringen.«

»Was bedeutet der Text, Longasc?«, bohrte Tekener.

»Ach, weißt du, Träger des Fehdehandschuhs ...« Mehr brachte der Shabare nicht hervor. Er bemühte sich, Tekeners Blick auszuweichen.

»Ich will die Wahrheit hören!«, sagte Tek. »Andernfalls setze ich dich mit deiner CANTLERY im Leerraum aus – weit weg von jeder Galaxis!«

Der Raumfledderer zuckte zusammen. Er machte eine hilflose Geste. »Ich bin nur ein Mitläufer aus der untersten Charge des Trosses«, jammerte er. »Wenn ich etwas sage, was sich als falsch herausstellt, wirst du mich ebenso verbannen.«

Ronald Tekener ging auf den Shabaren zu und griff mit beiden Händen nach dessen Schultern. »Du hast schon Schlimmeres als mich überstanden, bestimmt. Also, ich bin ganz Ohr.«

»Ich meine, irgendwo habe ich es schon einmal verlauten gehört, dass die ... Trauerzüge Bomben tragen. Kann eure unsichtbare Positronik das Ziel der dreiunddreißig Pulks bestimmen? Macht dich die Zahl nicht stutzig? Nagath hat dreiunddreißig Monde!«

Vi veränderte die Projektionen hin zur zweidimensionalen Darstellung, weil so die Konstellation deutlicher wurde. Da waren 33 gelbe Punkte, die Monde des Planeten. Ebenso viele grüne Punkte standen für die Trauerzüge, und rote Linien zeigten die Flugroute des jeweiligen Pulks.

»Mir fallen gleich sämtliche Terkonitzähne aus dem Gesicht!«, staunte Falco Hoelzel. »Keine der roten Linien kreuzt eine andere.«

»Das ist eindeutig«, bestätigte Tekener. »Das Ziel der Trauerzüge sind die Monde Nagaths. Du bist mit weiteren Erklärungen dran, Longasc.«

»Die Särge bringen ihre Bomben oder was sie sonst an technischen Wunderdingen haben, zu den Monden. Geheimnisvolle Mächte gehorchen dem Ewigen Krieger. Sie sind seine Architekten, die Bauherrn der Ringe, der Elysischen Ringe.«

»Drück dich deutlicher aus! Vor allem, rede nicht um den heißen Brei herum!«, verlangte der Aktivatorträger energischer. Longasc brauchte offensichtlich ab und zu eine Aufmunterung.

»Die Bomben werden die Monde atomisieren«, sagte der Raumfledderer. »Die aufgelöste Materie wird sich schnell verteilen. Das macht irgendein technischer Trick, eine Art Transmittereffekt. Aus dem Staub werden schillernde Ringe, die den Planeten nie wieder verlassen werden: Elysische Ringe.«

Tekener nickte nachdenklich. Er dachte daran, wie Stalker in der Milchstraße die Wunder von Estartu angepriesen hatte. Eines davon waren die Elysischen Ringe von Erendyra. Stalker hatte also in diesem Punkt die Wahrheit gesagt; er hatte nur verschwiegen, was sich dahinter verbarg. Und das Schicksal der beiden TSUNAMIS? Tek war klar geworden, dass er die befremdlichen Spielregeln von Erendyra zunächst durchschauen musste. Was er bislang erfahren hatte, reichte nicht aus, Stalker zu überführen. Er musste weitersuchen. Für ihn war der Gesandte der ESTARTU ein Meister der Intrige.

»Wann werden die Trauerzüge die Monde erreichen, Vi?«, fragte Tekener.

»Bei unveränderter Geschwindigkeit in sechzehn Stunden.«

Tek hatte Stalkers Permit vor Kurzem erstmals übergestreift und erfolgreich eingesetzt. Der Zufall hatte dabei mitgewirkt, weil Longasc so merkwürdig über das Aussehen der Kaperbriefe sprach. Die sinnlose Zerstörung von 33 Monden würde er niemals zulassen. Der Smiler dachte darüber nach, ob er mit dem Fehdehandschuh diesen Wahnsinn verhindern konnte.

»Ich bin kein Telepath, Handschuhträger«, sagte Longasc unvermittelt. »Ich versuche, eure Sprache zu lernen, denn sie reizt mich. Ich habe nie eine andere Sprache als Sothalk gehört.«

»Was willst du?« Tekener reagierte ärgerlich, weil der Shabare ihn in seinen Überlegungen unterbrochen hatte.

»Ich bin kein Telepath«, wiederholte Longasc. »Aber ich ahne deine Gedanken. Du willst verhindern, dass die Monde zu Elysischen Ringen werden, willst dich in ein heiliges Ritual einmischen. Vor allem wirst du nicht auf meine Warnungen hören. Du hast mich schon ignoriert, als du auf Closcurt gestoßen bist. Auf einen Raumfledderer wie mich hört keiner.«

»Was willst du?«

»Lass es sein, mein Gorim-Freund! Wenn du die Zeremonie störst, von der ein Gorim nichts verstehen kann, wird das nicht nur deinen Tod bedeuten. Es wäre zugleich der Untergang deiner Freunde und Begleiter. Der Krieger duldet keinen Frevel.«

»Gut, ich habe deine Mahnung gehört«, entgegnete der Aktivatorträger. »Wir bleiben vorerst passiv und beobachten weiter.«

»Da wäre eine Kleinigkeit«, meldete sich das Virenschiff. »Ich habe Cepors Strahlung vermessen. Die Phänomene sind mehr als außergewöhnlich und keinesfalls natürlichen Ursprungs. Die Pulsation steht in exaktem Gleichklang zur Bewegung des zweiten Planeten. Hier wurde eine Manipulation vorgenommen, die ein bestimmtes Ziel hat.«

»Welches Ziel?«

»Darüber kann ich bislang keine Aussage treffen.«

Pathythia Baal hatte das Gefühl, in ihrer Kabine zu versauern. Sie fand keine Ruhe und war regelrecht aufgekratzt. Es quälte sie, dass es ihr nicht einmal möglich gewesen war, mit Jennifer Thyron über ihr wachsendes Unbehagen zu reden. Pathythia hatte Heimweh nach Trakarat. Sie wollte dieses Heimweh nicht wahrhaben, deshalb wuchs ihr innerer Zwiespalt.

Irgendwie musste sie es schaffen, sich abzulenken. Einfach nur ein paar Stunden zu schlafen, hätte ihr wenig genutzt. Sie nahm eine Mahlzeit zu sich, hielt es dann aber nicht länger aus.

»Vi! Hörst du mich?«, fragte sie.

»Natürlich, Pathythia.«

»Kann ich mit dir unter vier Augen reden, wie es bei den Terranern heißt?«

»Jederzeit.«

»Ohne dass Tek und Jenny davon erfahren?«

»Auch das ist möglich. Es ist nicht meine Aufgabe, die Vironauten zu reglementieren.«

Pathythia Baal erzählte, was sie sich überlegt hatte.

»Ich rate dir davon ab«, antwortete Vi. »Allerdings ich werde dich auch nicht aufhalten. Ich hoffe, du weißt, was du tust.«

»Weiß Tek immer, was er tut?« Die junge Anti war leicht verärgert. Sie hatte gehofft, dass Vi ihr ohne Vorbehalte zustimmen würde.

»Das ist eine andere Frage«, entgegnete das Schiff ausweichend.

»Ich gehe.« Path erhob sich. »Und du schweigst, bitte.«

Sie verließ ihre Kabine und achtete darauf, dass sie niemandem begegnete. Ihr Weg führte zu Falco Hoelzels Unterkunft. Das Türschott stand einen Spalt weit offen, leiser Gitarrenklang drang nach draußen. Path meldete sich kurz über den Summer, das Schott wich vollends zur Seite.

»Du kannst auch nicht schlafen?«, stellte sie zur Begrüßung fest.

»Ich übe eine neue Komposition.« Der Vironaut, er war immerhin einige Jahre älter als das Mädchen, spielte lächelnd mehrere Akkorde. »Sternenklang und ewige Ferne.«

Pathythia entdeckte den Distelfrosch; Plump lag am Fußende von Falcos Koje. Der Terraner hatte sich seine Unterkunft von Vi als antike Seemannskajüte gestalten lassen.

»Er kommt auch mit«, entschied sie.

»Mit? Wohin?« Falco Hoelzel legte die Gitarre zur Seite. »Was hast du vor?«

»Einen Ausflug. Zum Tross des Kriegers, oder nach Nagath. An Bord ist es mir jedenfalls zu langweilig; ich brauche Zerstreuung.«

»Das klingt verrückt!«, stellte Falco fest.

»Mag sein. Ich habe Heimweh. Obwohl alle Vironauten dem Fernweh folgen. Aber was soll ich machen? Deshalb glaube ich, dass mir etwas Abwechslung nicht schaden könnte. Nur fliege ich ungern allein.«

»Tekener würde das niemals erlauben. Und das Schiff auch nicht.«

»Vi?« Path lachte. »Vi hat schon zugestimmt. Sie macht uns keine Vorschriften. Selbstverständlich werden wir wachsam sein, und notfalls kann ich mir selbst helfen.«

»Mit deinem Holo-Zauber wirst du nicht viel erreichen. Imponieren kannst du mir damit schon gar nicht. Also: Auf mich musst du verzichten, Path. Sei froh, dass ich den Unsinn nicht sofort melde.«

»Ich will dir nicht imponieren, Falco.« Pathythia blieb hartnäckig. »Ich will dich erpressen.«

»Mach dich nicht lächerlich, Mädchen!«

»Ich erzeuge ein Hologramm von dir, das Tek übel beschimpft und ihm die Faust in die Magengrube donnert, wenn du nicht spurst.«

»Das würdest du nicht wagen.«

»Weißt du nicht, wie ich Perry Rhodan nach Trakarat gelockt habe und ihn dort auf die Nase fallen ließ? Klar, du weißt es. Ich könnte dich ebenfalls ein bisschen einmauern.«

Es gab fünf dumpfe Schläge, und Falco sah sich von Stahlwänden umgeben. Nur in Paths Richtung existierte eine kleine Öffnung.

»Willst du dich weiter widersetzen?«, fragte sie.

Obwohl Falco nicht antwortete, entfernte sie das Realhologramm wieder. Dafür stand plötzlich ein achtarmiger Roboter neben dem Vironauten.

»Was ist das?« Falco wich vorsichtshalber zurück. »Du bist wirklich verrückt«, stöhnte er. »Warum willst du gerade mich als Begleiter? Es sind genug andere an Bord.«

»Du hast achtzehn Stunden Freischicht. Es wäre schade um die Zeit, wenn du sie nur mit deiner Gitarre verbringen würdest. Also, mach voran! Wir nehmen die APTUT, eines der Vierer-Beiboote.«

Falco seufzte. »Wir haben kein Beiboot mit diesem Namen.«

»Die Nummer drei. Ich habe ihr den Namen gegeben. Kommst du?«

Falco griff nach dem offensichtlich schlafenden Distelfrosch, nahm ihn auf den Arm und erhob sich. Zögernd folgte er dem Anti-Mädchen. Wie alle Vironauten sehnte er sich nach dem Abenteuer. Nun bot sich die Gelegenheit, etwas auf eigene Faust zu unternehmen. Da er Pathythia durchaus sympathisch fand, gefiel ihm ihr Vorhaben sogar; er hätte es nur nicht ohne Weiteres zugegeben.

»Stopp!« Pathythia hielt Falco fest, weil Schritte hörbar wurden. Sie zog ihn in einen Seitengang.

»Plump!«, erklang ein halblauter Ruf. »Plump, ich weiß, dass du hier irgendwo steckst. Zeig dich!«

Falco grinste. »Longasc sucht den Distelfrosch. Fühlt sich wohl einsam, ohne seinen Begleiter.«

»Wir nehmen ihn mit.« Path trat auf den Korridor zurück, direkt vor den Shabaren.

»Ah, Longasc, da bist du ja«, sagte sie. »Wir haben einen Auftrag vom Träger des Fehdehandschuhs. Wir müssen mehr über die Intelligenzen auf Nagath herausfinden. Tek meinte, du solltest Falco und mich begleiten.«

»Heh?«, fragte der Shabare verblüfft. »Ich bin sicher, er hat nur Fernbeobachtung angeordnet.«

»Allgemein – das gilt nicht für uns.« Path winkte ab.

»Plump kommt selbstverständlich auch mit.« Falco Hoelzel trat von der Seite auf den Raumfledderer zu und hielt ihm den Distelfrosch hin.

Longasc nahm Plump an sich. Die Erwähnung des Fehdehandschuhs hatte ausgereicht, ihn zu überzeugen.

»Vier komplett«, blubberte der erwachende Distelfrosch.

Die kleinen Beiboote der LASHAT verfügten nur über einen einfachen Gravo-Antrieb und erreichten wenig mehr als drei Viertel der Lichtgeschwindigkeit. Für Pathythia Baal bedeutete es, dass sie mit der APTUT bis Nagath oder in den Sektor, in dem sich der Tross des Kriegers versammelte, mehrere Stunden brauchen würde. Sie hatte es allerdings nicht eilig.

Ihr Vertrauen in das Virenbewusstsein des Schiffes wurde nicht enttäuscht. Vi gab den Start des Beiboots nicht bekannt, denn sonst hätten sich Ronald Tekener oder Jennifer Thyron sofort über Funk gemeldet. Pathythia flog einen weiten Bogen, weil sie nicht wollte, dass ihr Kurs zur Entdeckung der LASHAT führte. Die APTUT selbst hatte nur eine einfache Positronik. Mit Sinn und Zweck des Fluges setzte sich dieses System nicht auseinander.

Nach vier Stunden Flugzeit war Paths Eigenmächtigkeit auf der LASHAT immer noch nicht bemerkt worden. Die APTUT überquerte die Umlaufbahn des sechsten Planeten und passierte den Gasriesen in wenigen Tausend Kilometern Entfernung.

Der Distelfrosch blubberte, quietschte und gluckste mittlerweile. Es war erstaunlich, wie verschiedenartig Plumps Stimme klingen konnte.

Sie kamen den fremden Raumschiffen näher, blieben aber selbst weiterhin unbemerkt. Path hatte den Ortungsschutz des Beiboots von Anfang an aktiviert.

»Wir weichen den Pulks aus und nähern uns Nagath aus Richtung der Sonne«, sagte das Mädchen. »Damit rechnet bestimmt keiner.«

»Das ist nicht ungefährlich!«, warnte Hoelzel. »Die Minimumphase der Sonne beginnt bald. Dann werden in dem Bereich weder Funk noch Raumflug möglich sein.«

»Unfug ist möglich«, plapperte der Distelfrosch.

Das Beiboot überquerte die Umlaufbahn von Nagath. Der Planet selbst stand etwa eine Lichtminute entfernt.

»Wir erreichen gleich den sonnennächsten Punkt!«, sagte Falco an die 15 Minuten später, und es klang geradezu beschwörend. »Die Ortung flimmert. Ich fürchte, es geht hier schon los ...«

»Die Geschwindigkeit verringert sich!«, meldete die Positronik.

»Keineswegs«, widersprach Pathythia. »Gleichbleibend bei null Komma acht Licht.«

»Nur mehr null Komma sieben«, widersprach die Positronik. »Unbekannte äußere Einflüsse.«

Falco Hoelzel stieß eine Verwünschung aus. »Wir sind viel zu nah an Cepor, Path! Wir müssen von hier verschwinden!«

Pathythia atmete tief durch. Sie nickte zögernd. »Positronik! Kurs auf Nagath!«

»Geschwindigkeit sinkt weiter!«, meldete die Positronik. »Keine Beschleunigung trotz erhöhter Schubkraft.«

Wenige Minuten später bewegte sich die APTUT nicht mehr schneller als mit 500.000 Kilometern in der Stunde. Das Beiboot würde bei diesem Dahinkriechen zwölf Stunden brauchen, um in die Nähe von Nagath zu gelangen. In elf Stunden würde die aktive Phase der Sonne beginnen.

»Pech gehabt«, kommentierte Pathythia die Hochrechnung. »Falco, bitte ruf die LASHAT zu Hilfe! Tek muss uns hier abholen.«

»Ein Funkkontakt ist unmöglich!«, stellte Hoelzel kurz darauf fest. »Vermutlich sind wir in einen frühen Strom der Hyperemissionen geraten. Oder die Berechnungen zum Verhalten der Sonne basieren auf falschen Ausgangsdaten.«

»Welche Lösung siehst du?« Noch während sie die Frage aussprach, ahnte Pathythia Baal schon die Antwort: keine!

Der Morgen des 5. Mai 429 NGZ brach an. An den wichtigen Positionen der LASHAT wechselte die Schicht routinemäßig.

»Gehört Falco nicht ebenfalls hierher in den Zentralebereich?«, fragte der Smiler.

Die A-Trento-Zwillinge hatten ihre Posten eingenommen. Laka bemühte sich sofort, Falco Hoelzel über Holokom zu rufen, bekam aber keine Antwort. Unterdessen erschien Pancar Vasares. Der schweigsame Mann ließ sich in seinen Sessel sinken und griff nach der Virotron-Haube.

»Es ist wohl an der Zeit, euch zu informieren, wohin Pathythia Baal, Falco Hoelzel und Longasc geflogen sind«, meldete sich Vi.

»Wie bitte?« Jennifer Thyron reagierte ungewohnt heftig. »Haben sie die LASHAT verlassen? Wann?«

»Gestern Abend.«

»Du hättest das nicht zulassen dürfen!«, sagte Tekener schneidend.

»Es war ihre freie Entscheidung«, antwortete das Virenbewusstsein. »Ich behielt das Beiboot permanent in der Beobachtung. Allerdings habe ich sie verloren, nachdem sie die Nagath-Bahn überquert hatten. Das war vor einer halben Stunde.«

»Das ist unverantwortlich!«, stöhnte der Smiler.

»Neue Daten«, sagte Vi. »Cepors Minimum beginnt einige Stunden früher als berechnet. Es scheint zudem das Signal für die Trauerzüge zu sein, denn sie beschleunigen. Ziel der Verbände sind eindeutig die Monde des zweiten Planeten.«

»Das ist jetzt bestimmt nicht unsere größte Sorge«, fuhr Jennifer Thyron auf. »Wir müssen Path, Falco und den Shabaren finden. Egal, ob die Sargschiffe die Monde atomisieren oder nicht.«

»Sobald die Hyperstürme ihren Höhepunkt erreichen, wird es zu spät sein«, sagte der Smiler. »Jetzt können wir den Wahnsinn noch verhindern. Path und die anderen sind in der Nähe von Nagath. Vi! Start! Gib mir eine Bildfunkverbindung zu den Trauerzügen!«

Nur Sekunden vergingen, dann signalisierte die Virenintelligenz, dass Verbindungen zu zumindest 20 Schiffen aufgebaut worden waren. Bildsequenzen wurden von dort aber nicht übertragen.

Ronald Tekener streifte sich Stalkers Permit über das linke Handgelenk und hielt den Arm in die Höhe. »Hier spricht der Träger des Fehdehandschuhs«, sagte er. »Ich wende mich an die Flotten, die Nagaths Monde anfliegen. Ich befehle euch Einhalt im Namen des Ewigen Kriegers Kalmer. Falls ihr meine Anweisung nicht befolgt, werdet ihr vernichtet.«

»Entfernung zu den Sargflotten und Diamantschiffen eine Lichtsekunde«, teilte Vi mit. »Ich stoppe in Höhe der Nagath-Umlaufbahn.«

»Bekommen wir Antworten?«, fragte Tekener.

»Keine. Die Schiffe behalten ihren Kurs bei. Sie werden die Monde in Kürze erreichen.«

»Halte nach Paths Beiboot Ausschau!«, verlangte Jennifer Thyron.

»Cepors Emissionen werden bald alles zum Erliegen bringen«, warnte Vi. »Schon der Kontakt zu den Trauerzügen wird schwieriger. Weiterhin keine Antwort.«

»Näher ran!«, drängte Tekener.

»Ich befolge die Anweisung, kann aber nicht beurteilen, wie lange ich manövrierfähig bleiben werde. Die Emissionen steigen an.«

Ronald Tekener wollte nicht nur die Zerstörung der Nagath-Monde verhindern, sondern vor allem Informationen über die verschollenen Besatzungen der beiden TSUNAMIS. Zudem musste er Pathythia Baal und ihre Begleiter in Sicherheit bringen. Die Schwierigkeiten wurden greifbar.

»Signal!«, meldete Vi. »Ein Objekt verlässt in drei Lichtminuten Entfernung das psionische Netz und nimmt Kurs auf uns.«

»Pancar!«, rief Tekener, mehr nicht.

Der ehemalige Sturmreiter reagierte prompt, die Virotron-Haube senkte sich über seinen Kopf. Zwischen Pancar Vasares und dem Virenschiff entstand eine parasomatische Verbindung, die gleichbedeutend mit einer Symbiose war. Ein sehr genaues Bild des Neuankömmlings im Ceporsystem entstand. Es zeigte ein Raumschiff, das keinem bislang bekannten oder im Tross georteten Typ entsprach. Zehn annähernd gleich große Kugeln, jede etwa 20 Meter im Durchmesser, bildeten das Schiff.

»Eine kurze, plumpe Perlenkette, die sich wie ein Wurm windet«, stellte Jennifer Thyron fest. »Ist der Enerpsi-Schirm wirksam?«

»Der Schirm ist aktiviert«, bestätigte Vi. »Entfernung achtzehn Lichtsekunden. Neues Signal über Enerpsi-Funk.«

Eine trillernde, singende Stimme erklang. Gleichzeitig erschien ein Bild, das an einen aufrecht gehenden Igel erinnerte. Zwei grüne Augen funkelten hinter einem Gesichtsgitter.

»Volcayr spricht! Ich habe mehrere kluge Leute an Bord, die euch sagen werden, was ihr zu tun habt.«

Das Bild des Gepanzerten wich dem Holo von vier Terranern in der typischen Montur der Vironauten. »Ich bin Mirandola Cainz«, stellte sich eine der beiden Frauen vor. »Meine Begleiter sind Agid Vendor, Doran Meinster und Colophon Bytargeau. Euch ist vielleicht bekannt, dass wir Hanse-Spezialisten sind. Wenn nicht, wisst ihr es nun. Der Elfahder Volcayr hat eure unsinnige Drohung gegen die Helden der Mondweihe aufgefangen. Es ist ein Glück für alle Vironauten und Galaktiker, dass wir rechtzeitig hier ankamen. Wir beschwören euch, die Mondweihe nicht zu stören. Ronald Tekener, zieh deine LASHAT sofort aus dem Ceporsystem ab. Dies ist eine Bitte, zugleich eine Warnung. Volcayr blufft nicht. Er macht seine Drohungen wahr, denn sie dienen dem Erhalt eines heiligen Rituals.«

»Ich verstehe das als schlechten Witz.« Tekeners Stimme verriet eine bedrohliche Ruhe. »Ihr könnt mir sagen, was ihr wollt, mit Überläufern und Intriganten verhandle ich nicht. Sagt Volcayr, dass ich ebenfalls nicht spaße!«

Weder Mirandola Cainz noch einer ihrer Begleiter antworteten.

»Kontakt unterbrechen!«, ordnete Tekener an. »Kurs auf die Sargflotten!«

Vi projizierte wieder das Bild von Volcayrs »Perlenkette«. Die vorderste der zehn Kugeln trennte sich ab. Sie beschleunigte schnell und raste auf die LASHAT zu.

Pancar Vasares flog ein geschicktes Ausweichmanöver und näherte sich dabei dem Planeten Nagath.

»Feuer!«, befahl der Smiler.

Der Angriff des Virenschiffs zeigte keine erkennbare Wirkung. Die einzelne kleine Kugel kam trotz Vasares' Geschick bedrohlich schnell näher.

Plötzlich war da nur noch Helligkeit. Und ein wahrer Aufschrei des Virenschiffs. Ronald Tekener wurde von den Beinen gerissen und wirbelte haltlos durch den Zentraleraum. Er erkannte in dem Moment, dass er den Gegner nicht nur unterschätzt, sondern ihn unnötig gereizt hatte. Der Enerpsi-Schild war wirkungslos gegen die Bewaffnung der Kugel.

»Keine Panik!« Pathythia Baal blieb gelassen. Vielleicht war das auch nur eine Mischung aus Reue und Verzweiflung, denn das Beiboot kämpfte sich wie durch zähen Sirup voran.

»Wir packen das«, fügte Path eine Weile später hinzu. »Nagath ist nicht weit. Wenn es gar nicht anders geht, landen wir dort und warten die Minimumphase ab. Ich ver...«

»Das könnte die LASHAT sein«, unterbrach die Positronik und erzeugte ein verzerrtes, nahezu unkenntliches Bild.

»Halt darauf zu!« Pathythia atmete auf.

»Da ist außerdem eine Kugel. Sie nähert sich der LASHAT ebenfalls.«

»Für uns unwichtig!«

Die Dunkelheit des Weltraums wurde jäh zum Inferno aus grellen Lichtkaskaden und brodelnden Energien.

»Ortung der LASHAT verloren!«, meldete die Positronik.

Path verwünschte den Augenblick, in dem sie die Idee für diesen Alleingang verwirklicht hatte. Sie trug die Verantwortung, denn sie hatte ihre Begleiter zu diesem Abenteuer genötigt.

Ein schwerer Stoß, vermutlich ein Schockwellenausläufer des Angriffs auf die LASHAT, erschütterte die APTUT. Falco Hoelzel wurde gegen eine Konsole geschleudert und sank in sich zusammen. Plump kreischte. Von dem Raumfledderer war ein Jammern zu hören. Pathythia schaffte es gerade noch, sich mit einem meterdicken dämpfenden Realholo abzufangen.

»Positronik?«, fragte sie.

»Das Boot ist intakt. Aber wenn die LASHAT im Zentrum stand, dann ... Die LASHAT ist beschädigt. Geringe Distanz. Ich versuche ein Andockmanöver.«

»Gut so. Bring uns heim!«

»Fehlende Enerpsi-Strahlung.«

»Wo?«

»Aus der LASHAT. Sie wurde getroffen. Trotz des aktivierten Enerpsi-Schilds ...«

»Andocken!« Path wischte alle möglichen Bedenken mit einer hastigen Bewegung beiseite.

»Ich habe die Schleuse als Kopplungspunkt«, bestätigte die Positronik. »Die LASHAT bewegt sich sehr unkontrolliert.«

»Funkkontakt? Wir sind nahe genug.«

»Kein Kontakt«, antwortete die Positronik. »Andockmanöver läuft. Es wird nicht einfach. Ich rate euch, schon zur Schleuse zu gehen.«

Ehe Pathythia Baal es sich versah, zerrte Longasc sie aus dem Sessel. Hoelzel rappelte sich ebenfalls auf, er folgte dem Shabaren.

Ein dumpfer Schlag hallte durch das Boot. Die Kopplung mit der LASHAT verlief keineswegs normal. Die APTUT prallte zurück und driftete ab.

Pathythia wurde aus der bereits aufgleitenden Schleuse gerissen. Die Funktionen ihres SERUNS versagten weitestgehend unter den extremen Hyperemissionen Cepors. Sie fiel zwischen beiden Schiffen ins Leere. Plump klammerte sich an ihr linkes Bein. Longasc trieb, sich überschlagend, an ihr vorbei. Immerhin war der Shabare in eine transparente Blase gehüllt, die ihn schützte. Path brauchte Sekunden, um zu erkennen, dass sie selbst instinktiv diesen Schutz erzeugt hatte.

Zwischen den letzten Glutschleiern der verwehenden Energien taumelte Falco Hoelzel dahin. Bevor sein Schatten aus Paths Blick entschwand, dachte sie an eine Art Gleitschirm, der Falco ausreichend Bewegungsmöglichkeiten bot. Sie wusste in dem Moment nicht einmal, ob das funktionieren konnte.

Die APTUT wirbelte an Path vorbei. Sie hatte Longasc aus den Augen verloren, aber Plump klebte an ihrem Bein.

Pathythia erschrak, als Nagath plötzlich vor ihr auftauchte. Der Planet war schon unglaublich nahe.

Ein pfeifendes Rauschen war das Erste, was Ronald Tekener wieder bewusst wahrnahm. Er hatte einen Fehler begangen, hatte die LASHAT stärker eingeschätzt, als sie es war.

Jennifer Thyron war schon wieder auf den Beinen. »Vi«, rief sie, »bist du noch da?«

»Ja! Ja!« Das klang überhastet.

»Wir stürzen ab, nicht wahr?«

Sekunden des Schweigens. Dann erklang wieder die sanfte Vishna-Stimme: »Der Enerpsi-Antrieb reagiert nicht. Wir stürzen bereits durch die Atmosphäre des Planeten. Ich versuche eine Notlandung.«

»Ich habe versagt«, gab Ronald Tekener zu.

»Nein, Tek«, entgegnete Vi. »Wir haben versagt. Der Krieger ist mächtiger, als wir dachten. Der beginnende Hypersturm lähmt meine Fähigkeiten. Ich habe nur mehr wenige Ortungsreflexe. Wir werden in einer Dschungelregion der nördlichen Hemisphäre aufschlagen. Reparatur unmöglich ... Systeme blockiert durch Hyperstrahlung. Path nicht gefunden ... keine Spur ... keine Spur der TSUNAMIS ...«

»Sende einen Notruf, Vi! Und wenn es deine letzte Handlung ist.«

»Ziemlich sinnlos ... Cepors Störungen ...«

»Notruf an alle Vironauten! Lass Sie wissen, dass wir manövrierunfähig sind und abstürzen!«

Schweigen.

»Hörst du, Vi?«

»Ja, ja.« Das klang, als ob das Schiff sich belästigt fühlte. »Ich habe es gesendet. An alle. Falls der Hypersturm überhaupt etwas davon durchlässt.«

Vi verstummte. Nagath konnte die Hölle oder die Rettung sein. Oder der Tod.

Vage Projektionen des Schiffes spiegelten das Chaos des drohenden Untergangs. Rings um die LASHAT loderte die Glut ionisierter Atmosphäre.

Ronald Tekener nahm seine Frau in die Arme. »Ich habe viele Fehler«, gestand er ein. »Mein größter ist, dass ich dir viel zu selten sage, wie sehr ich dich liebe.«

Perry Rhodan 153: Der Tross des Kriegers (Silberband)

Подняться наверх