Читать книгу Perry Rhodan 153: Der Tross des Kriegers (Silberband) - Arndt Ellmer - Страница 6

1. Wo ist TSUNAMI-113?

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»Er ist ein Meister der Intrige! Ich werde ihn entlarven, koste es, was es wolle. Schließlich hat er mich so gewaltig übers Ohr gehauen, dass ich es bis jetzt nicht begreife. Was gibt es hier so Tolles, Begeisterndes? Nichts, gar nichts! Er spielt falsch, dieser Stalker. Von mir aus auch Sotho Tal Ker, wie er sich nennt. Ich werde sein Geheimnis aufdecken und seinen Verrat an der Menschheit offenlegen.«

Ronald Tekener hatte sich in Rage geredet; die von den Lashat-Pocken stammenden Narben in seinem Gesicht schienen sich tief ins Fleisch eingegraben zu haben. Er lief in der Zentrale der LASHAT auf und ab und führte seinen Monolog, der charakteristisch für die Situation des Virenraumschiffs und seiner tausendköpfigen Besatzung war.

Dass sie bislang nichts von den Wundern von Estartu gesehen hatten, spielte dabei für die Führungscrew eine untergeordnete Rolle. Tekener war aus dem Solsystem aufgebrochen, um eine bestimmte Position nahe der Galaxis NGC 4649, Erendyra, aufzusuchen. Stalker hatte ihm zwei Dinge mitgegeben: das etwas seltsame Permit, eine Art eiserner Handschuh, dem die Finger fehlten, und die Koordinaten, an denen Tal Ker selbst – angeblich – den verwaisten TSUNAMI-114 aufgefunden hatte.

Das Permit interessierte den Smiler in diesem Zusammenhang wenig. Er wollte Stalker der Lüge überführen. Dafür musste er den TSUNAMI-113 aufspüren und das Schicksal der Besatzung des TS-114 klären. Gelang ihm das, hielt er den entscheidenden Trumpf in der Hand, den er brauchte, um Stalkers verderblichen Einfluss zu brechen.

Ronald Tekener war überzeugt, dass der ehemalige Warner ein falsches Spiel trieb. Die Erfahrungen seit der Ankunft nahe Erendyra bestätigten seine Ansicht. Die LASHAT hatte eine Woche lang das Zielgebiet abgesucht, ohne eine Spur des verschollenen Schiffes zu finden. Sogar die wenigen in der Nähe stehenden Sonnen waren angeflogen worden. Sie hatten entweder keine Planeten oder nur lebensfeindliche, die für eine Landung bestimmt nicht in Betracht kamen.

Jennifer Thyron musterte ihren Mann stumm. Sie hatte sich in eine bequemen Sessel gekuschelt. Neben ihr, auf der Armlehne, hockte das sechzehnjährige Anti-Mädchen Pathythia Baal.

Die drei weiteren Vironauten in der Zentrale der LASHAT gaben sich Mühe, das unruhige Hin und Her des Smilers zu ignorieren. Ihre eigene Anspannung war allerdings nicht zu übersehen.

»Stalker hat gelogen!« Tekener hielt inne. »Den Beweis dafür haben wir, nur nutzt er uns wenig. Hier ist nichts, gar nichts.«

»Wo nichts ist, kann einmal etwas gewesen sein«, meinte das Anti-Mädchen. »Vielleicht ist der TSUNAMI nur verschwunden.«

»Nur verschwunden?«, wiederholte Tekener scharf, und Pathythia zuckte zusammen, als hätte sie etwas Dummes gesagt.

»Du bist ungerecht, Tek«, protestierte Jennifer Thyron. »Der TSUNAMI könnte durchaus unter einem Ortungsschutz liegen. Oder seine Überreste wurden abtransportiert. Vergiss nicht, dass einige Monate vergangen sind, seit Stalker den TS-114 hier fand.«

»Jenny, du redest Unsinn. Du ignorierst, dass unsere TSUNAMIS immer zu zweit agieren. Stimmen die Koordinaten, dann waren beide Schiffe in diesem Sektor. Wo also ist der 113? Wo ist seine Besatzung?« Tekener holte tief Luft. Als er weiterredete, klang es zunächst wie ein Seufzen. »Ich mache Path keine Vorwürfe. Aber mich ärgert, dass wir bislang nichts erreicht haben, obwohl wir mit einem festen Ziel hierher gekommen sind. Bei Reginald und Roi sieht es besser aus, das wissen wir seit Tagen.«

»Seither haben sie sich nicht mehr gemeldet«, bemerkte Jennifer Thyron.

Tekener ignorierte den Einwand. »Nur bei uns tut sich nichts«, redete er weiter. »Hier herrscht bald Frust.«

»So schlimm ist es nicht«, wiegelte Jennifer ab.

»Doch, es ist so schlimm!« Tek schlug mit der zur Faust geballten Rechten gegen seine linke Handfläche. »Die Sehnsucht nach den Wundern von Estartu kann nicht über fehlende Erfolgserlebnisse hinwegtäuschen. Ich mache mir da wenig vor.«

»Vielleicht weiß Vi mehr«, meinte die junge Pathythia Baal.

»Das Virenschiff ist auch nicht schlauer als wir.« Tekener schüttelte den Kopf. »Im Vorfeld von Erendyra gibt es nichts Interessantes für uns.«

»Bis Erendyra ist es ein – wie sagt ihr Terraner? – ein Katzensprung.« Das Anti-Mädchen deutete auf die holografische Darstellung, die von der Virenintelligenz des Schiffes in den Raum projiziert wurde. »Wenn hier nichts zu finden ist, dann bestimmt in der Sterneninsel.«

Der Smiler seufzte. »In dem Sternendickicht die Spur eines verschollenen Raumschiffs zu finden, ist zwar unwahrscheinlicher, als bei der berüchtigten Suche nach der Nadel im Heuhaufen Erfolg zu haben, aber trotzdem sinnvoller als das leidige Herumschippern im Halo. Wir brechen die Suche hier draußen ab und fliegen nach Erendyra.«

In dem Moment meldete sich das Virenschiff mit seiner weiblich modulierten Stimme: »Ich empfange einen seltsamen Funkspruch, Ronald. Ein fremdes Idiom, und die Sendung ist insgesamt sehr schwach. Sie zeigt typische Anzeichen eines Notrufs.«

»Lass hören!«

Prasseln erklang, gefolgt von einzelnen kurzen Tonfolgen, die entfernt an Morsezeichen erinnerten. Die Lautstärke schwankte sehr stark.

»Ich empfehle einen Positionswechsel, damit eine grobe Peilung erfolgen kann«, schlug das Schiff vor. »Bestehen Einwände?«

»Kein Einwand«, antwortete Tekener.

In die unverständlichen Signale mischte sich kurz darauf eine Stimme. Sie klang rau und hart, zugleich flehend, blieb aber unverständlich. Die Lautstärke schwankte weiterhin extrem. Zeitweise klang die Stimme nur wie ein Murmeln im Hintergrund, dann wieder waren einzelne Worte deutlich zu hören.

»Ich kann einzelne Begriffe übersetzen«, teilte das Virenschiff mit. »Sie ergeben jedoch keinen Zusammenhang. Die Peilung ist erfolgt, ich fliege eine zweite Etappe. Einverstanden?«

»Selbstverständlich«, stimmte Tekener zu. »Was hast du herausgehört?«

»›... die Saubande mit den ... Briefen.‹ Es kann auch ›Sonderrechte‹ bedeuten. Mehrmals taucht der Begriff ›Gorim‹ auf, bei dem es sich wahrscheinlich um einen Namen mit besonderer Bedeutung handelt.«

»Gut. Wo liegt der Ausgangspunkt?«

»Die Peilung zeigt eine Entfernung von knapp achtzehn Lichtjahren. Mittlerweile gewinne ich den Eindruck, dass die Nachricht unbeabsichtigt abgesetzt wird. Fast scheint es, als führe jemand einen Monolog und habe nur übersehen, den Sender abzuschalten.«

»Also kein Notruf?«, fragte Path interessiert.

»Mit hoher Wahrscheinlichkeit kein Notruf«, bestätigte das Schiff.

»Wir fliegen hin!«, entschied Tekener. »Achtzehn Lichtjahre sind nicht der Rede wert.«

»Korrekt«, bestätigte das Virenbewusstsein.

Die LASHAT beschleunigte und erzeugte eine neue Projektion. Ein markierter Punkt schälte sich in dem Holo heraus und wurde zu einem an beiden Enden verdickten Strich. Vi blendete Maße ein. Das Objekt war über 100 Meter lang. Es bestand im Wesentlichen aus einem Metallskelett, das unterschiedlich verdichtete Bereiche erkennen ließ.

»Die Funksignale kommen von dort!«, meldete Vi.

»Versuche, Kontakt zu erhalten!«, sagte Tekener. »Wer immer das ist, ich will ihn mir näher ansehen.«

Perry Rhodan 153: Der Tross des Kriegers (Silberband)

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