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7. Virenraumschiff LOVELY BOSCYK

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Demeter war eine schöne Frau. Nicht sehr groß, doch wohlproportioniert. Ihr Gesicht zeigte den klassisch-griechischen Schnitt mit schmalrückiger Nase und vollen, sinnlichen Lippen. Ihre Bewegungen verrieten vollendete Körperbeherrschung, und wenn sie sprach, klang ihre dunkle Stimme ähnlich der des Virenschiffs. Jeder an Bord wusste, dass die Frau aus der fernen Galaxis Algstogermath keinen Zellaktivator besaß, aber trotzdem nicht alterte.

Zwei Ckatoner warteten im Kommandostand. Die Kopffüßler setzten ihre acht Tentakel wahlweise als Arme oder Beine ein. Die gut zwei Meter langen Gliedmaßen wuchsen ringförmig aus dem Halsansatz. Im Kugelkopf jedes dieser Wesen dominierte ein faustgroßes rotes Auge. Der Körper hing einem faltigen Sack gleich zwischen den Extremitäten und war mit dichten braunen Borsten bedeckt.

Demeter erging es wie allen an Bord, sie konnte die Ckatoner nicht auseinanderhalten. Abwartend blieb sie stehen.

»Das sind Pendebar Kluk und Machen Ufftal!« Roi Danton trat zu ihr und legte einen Arm um ihre Taille. »Beide sind eben eingetroffen. Sie kündigen uns den Besuch des Meisterschülers Edym Varuson an. Ganz Lemparr fiebert seiner Ankunft entgegen. Die Bevölkerung will die wundervollen Lebenslehren der Upanishad aus seinem berufenen Mund hören.«

Etwas rauschte neben Demeter. Es war Cornelius »Chip« Tantal, der sich mithilfe eines Antigravgürtels auf ihrer linken Schulter niederließ.

»Es muss sich erst herausstellen, was mit Varuson los ist«, hauchte der Siganese verschwörerisch. »Upanishad! Stalker hat für meinen Geschmack entschieden zu viel Süßholz geraspelt.«

»Schscht!«, machte Demeter.

»Wir freuen uns darauf«, redete Roi Danton weiter. »Auch bei uns ist Edym Varuson willkommen. Trotzdem wäre es uns lieb, wenn die Antwort des Imperators bald bei uns einträfe.«

Das Virenschiff übersetzte ins Kriegeridiom Sothalk, die Geschäfts- und Diplomatensprache im Imperium von Ckaton.

»Handle nie schneller als eine Sonne«, dozierte Machen Ufftal. »Das ist ein sehr altes Sprichwort. Ihr seid fremd, aber ihr seid unsere Gäste. Genießt die Gastfreundschaft, verlangt aber nie mehr. Vor allem niemals, dass sich der Herrscher eurem Willen beuge!«

Ufftal setzte sich in Bewegung, Pendebar Kluk folgte ihm. Danton brachte die beiden Boten der Ckatoner persönlich zu einer der Schleusen und begleitete sie sogar ein Stück auf den Raumhafen hinaus, auf dem die LOVELY BOSCYK wie ein riesiger Fladen lag.

Perry Rhodans Sohn hatte das Gefühl, dass Heire Mankidoko ihn hinzuhalten versuchte. Der Besuch Edym Varusons erschien ihm im Zusammenhang damit in einem etwas anderen Licht als den meisten Vironauten.

Vor zwei Wochen hatte die LOVELY BOSCYK das Ckaton-Imperium erreicht und Kontakt aufgenommen. Über mehrere Zwischenstationen waren die Vironauten zur Außenwelt Lemparr gelangt. Hier warteten sie darauf, dass der Imperator ihnen die Erlaubnis zum Besuch der Hauptwelt erteilte, dem Planeten Ckaton im Irrilamsystem.

»Wenigstens wissen wir nun, warum Mankidoko uns warten lässt«, bemerkte Demeter. »Er erwartet bestimmt, dass wir den Meisterschüler kennenlernen. Wenn wir diese Ehre ablehnen ...«

Danton wusste, worauf seine Frau abzielte. Es gab wohl nichts Schlimmeres, als den Imperator zu beleidigen.

Jo Polynese, eigenes Log:

(Aufzeichnung einige Tage vor der Landung auf der Ckatoner-Außenwelt Lemparr)

Ich bin Jo Polynese. Die Vironauten nennen mich Jo. Ich stamme aus Polynesien und war eine Touristenattraktion. Das ist vorbei. Ich bin Roi Danton und allen Vironauten dankbar, dass sie mir ihr Vertrauen geschenkt haben. Ich darf das Log der LOVELY BOSCYK führen – eigentlich das Log der neuen Freifahrer.

Im Grunde bin ich ein Geschenk der Kosmischen Hanse. Dort hat mich jemand sogar als Trojanisches Pferd bezeichnet, aber das ist lächerlich. Ich wüsste auch nicht, warum das so sein sollte. Da fehlt mir der Zusammenhang. Aber egal. Unsere Mission ist friedlich, wir neuen Freifahrer tun nichts, was gegen die Moral wäre. Wir handeln und suchen Vorteile, das ist nicht verwerflich.

Vor Kurzem ist der Kontakt zu Ronald Tekener in der LASHAT abgebrochen. Von Reginald Bull und seinem EXPLORER-Konglomerat haben wir schon länger nichts gehört. Ich will Dantons Sorge um Bull nicht wiederholen, zumal ich sie nicht teile. Bull ist Rois Taufpate. Den rotblonden Haaren nach könnte er sogar Rois Vater sein. Nein, das gehört nicht hierher.

Ich habe mir vorgenommen, in diesen Aufzeichnungen vor allem über mich und meine Empfindungen während der Reise zur Mächtigkeitsballung der Superintelligenz ESTARTU zu berichten.

Es gibt mich seit 59 Jahren. Mein Vater ist Wissenschaftler, meine Mutter das Erzeugnis einer Gruppe begnadeter Ingenieure. Ich diente von Anfang an als Schauobjekt und Modell eines ausgestorbenen Menschentyps. Nach mir sollten weitere Modelle als Repräsentanten verschwundener Typen wie Indianer, Inuit und Aborigines zum Einsatz kommen. Irgendwann fiel jedoch eine politische Entscheidung, die das verhinderte. Oder die Planung ging während der Zeit unter, in der die Kosmische Hanse ihrer Blüte entgegenstrebte.

Also: Ich bin ein Relikt, und mein Arbeitsgebiet wurde auf einer gedruckten Landkarte abgegrenzt. Ich bekam einen historischen, aus heimischem Holz gehauenen Einbaum. Mit diesem Boot bereiste ich ganz Mikronesien und Polynesien. Ich erhielt eine Hütte auf jeder Insel, erntete Kokosnüsse und lebte unter den einfachen Verhältnissen meiner angeblichen »Vorfahren«.

Als Touristenattraktion war ich verpflichtet, mich zu benehmen wie echte Polynesier vor über zwei Jahrtausenden. Niemand kümmerte sich um meine Gedanken. Ich glaube heute noch, kein Mensch konnte sich damals vorstellen, dass ich mir überhaupt Gedanken machte. Keiner der Menschen jedenfalls, die darüber informiert waren, was ich bin.

Ich sage es absichtlich so: Ich bin nicht jemand, sondern etwas. Genau deshalb sehe ich es als hohe Auszeichnung für mich, dass ich an Bord das Log führen darf. Nicht etwa, weil es wichtig wäre. Das Bewusstsein des Virenschiffs verfügt über eine unbeschränkte Speicherkapazität. Und würde die LOVELY BOSCYK eines Tages zerstört, dann bliebe auch von meinem Log nichts. Ja, Menschenwerk ist endlich. Maschinen sind es ebenso.

Ihr wundert euch? Nun gut. Ich bin äußerlich ein Mensch; ich fühle, denke und handle wie ein Terraner. Tatsächlich bin ich das Kind von Wissenschaftlern, Ingenieuren und einer Maschinerie – ein biochemisches Produkt, ein künstlich hergestellter Mensch sozusagen.

Ich heiße zwar weiterhin Jo Polynese, aber meine Zeit als Touristenattraktion ist vorbei. Nun bin ich Vironaut – das klingt bedeutungsvoll, nach Fernweh, endloser Weite und Ewigkeit. Alle Vironauten der LOVELY BOSCYK wissen, dass ich kein richtiger Mensch bin. Früher war es mein Geheimnis, wohl alle Touristen hielten mich für echt. Seitdem habe ich viel Selbstbewusstsein ausgebildet und vor dem Einschiffen dem Spuk ein Ende gemacht.

Ich bin jemand. Mein künstliches Gehirn verfügt über ein enormes Fassungsvermögen. Mein Körper ist leistungsfähiger als der eines Menschen. Was will ich mehr? Als Geschenk war ich ein Kind. Als Touristenattraktion ein Jugendlicher. Erst als Vironaut habe ich das Stadium eines Erwachsenen erreicht. Dazwischen lagen viele Sehnsüchte, und Sehnsucht lenkt mich bis heute.

Ein Androide, wird behauptet, habe keine Seele, sondern ein künstliches Bewusstsein. Er sei eine Maschine, eingepackt in Menschenhaut. Ich hasse diese Vergleiche, weil sie falsch sind. Ich bin kein Roboter mit weicher Haut, sondern ein Wesen wie alle aus Fleisch und Blut. Mit ein paar Verbesserungen. Der Evolution wurde sozusagen auf die Sprünge geholfen.

Perry Rhodan 153: Der Tross des Kriegers (Silberband)

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