Читать книгу Die Augen des Habichts - Arndt Matthias Heigl - Страница 10

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3. Kapitel

„Grobe Fehler werden oft, wie dicke Seile, aus einer Vielzahl dünner Fäden gemacht.“

Victor Hugo

„Bis 13.00 Uhr wollen die Spezialisten versuchen, eine Strategie zu entwickeln, wie die Kuh wieder vom Eis kommt!“

Der dickliche Major Vetter beendete gerade sein unerfreuliches Telefonat mit seinem Vorgesetzten, als Mummert am Türrahmen des offenen Besprechungsraums anklopfte. Vetter fuhr herum, rot im Gesicht mit blutunterlaufenen Augen.

Er sieht heute aus, wie ein Stier!

Als dieser Gedanke Mummert durchzuckte, schnaubte Vetter schon los. „Sie Idiot, Sie dämlicher! Wie konnte so was nur passieren? Sind Sie Anfänger?“

Mummert, der in seiner Schwarzkombi mit hängenden Schultern immer noch im Türrahmen stand, straffte sich. Vetter lehnte an dem quadratischen Besprechungstisch mit der Sprelacartplatte. Hinter ihm auf einem der Alustühle hockte ein Oberleutnant, den Mummert noch nie gesehen hatte und dem die Szene offenbar recht peinlich war. Schräg über Vetter hing nicht wie üblich das Konterfei des Staatsratsvorsitzenden und Generalsekretärs, sondern eine nicht mehr ganz aktuelle Fotografie vom ewigen Chef, dem anderen Erich. Mummert wusste immer noch nicht, weshalb die Aktion von heute Morgen einen derartigen Zornesausbruch heraufbeschwor.

„Verschwinden Sie! 13.00 Uhr, Cottbus!“, presste Vetter heraus, um sich dann auf einen der Stühle fallenzulassen. Sein rundes Gesicht verfärbte sich jetzt ungesund violett. Der Oberleutnant blickte immer noch betreten auf seine nicht vorhandenen Notizen. Mummert trat grußlos ab.

Das kommt von dieser verdammten Geheimniskrämerei!

Klaus Mummert könnte platzen vor Wut. Er straffte sich in seiner ungewohnten Verkleidung und wollte nur noch weg hier. Ein übereifriger Kontrollposten verlangte sogar die Rückseite des Ausweises zu sehen und blickte dem merkwürdigen Major nach, bis dieser bereits umständlich seinen Lada bestiegen hatte und vom Parkplatz rollte. Klaus Mummert musste sich beeilen.

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„Wir sollen zwei Verletzte überführen, einen Leutnant Tanner und einen Patienten, der mit ihm gemeinsam eingeliefert wurde, dazu alle Papiere.“ Der schlaksige Feldwebel überragte Helm um einen reichlichen Kopf. Er hatte eng stehende Augen und den Anflug eines Dreitage-Bartes.

Lass Dich so nur nicht von Rockstroh erwischen, sonst gehst Du in den Bau, dachte Helm, sagte aber: „Ich hol gleich mal den Stabsarzt!“

„Den Namenlosen können Sie mitnehmen. Papiere gibt es eh keine.“

„Und der Leutnant, Genosse Hauptmann?“

„Leutnant Tanner bleibt hier, der ist nicht transportfähig!“, und im Davoneilen, „Helm, Sie helfen beim Verladen, damit hier wieder Ordnung einzieht!“

Unschlüssig tappte der fremde Feldwebel hinter Helm her. Er würde gern telefonieren, sich absichern, doch das hatte irgendwie so endgültig geklungen: „…nicht transportfähig!“

„In welches Krankenhaus fahrt ihr eigentlich?“, wollte Helm wissen, um überhaupt etwas zu sagen.

„Krankenhaus? Nee, Cottbus - vergiss es!“

Helm fragte nicht weiter. Er half dem Namenlosen noch bis in den grünen Wartburg, der direkt vor dem Med.-Punkt auf der ausgetrockneten Wiese parkte. Der Gefreite hinter dem Lenkrad startete. Der Feldwebel warf etwas ungelenk die rechte hintere Tür zu und kletterte auf den Beifahrersitz. Noch eine Tür wurde geräuschvoll geschlossen und schon war der Spuk vorüber.

Hoffmann zog sich den weißen Kittel über die Uniform, fingerte in der rechten Tasche aus der halb leeren Schachtel eine leicht geknickte F6 heraus und schlurfte gedankenverloren zum Raucherplatz.

Die Augen des Habichts

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