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2.2 Die infantile Sexualität

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Für die Psychodynamische Psychotherapie mit Kindern und Jugendlichen ist das psychoanalytische Verständnis der infantilen Sexualität von großer Bedeutung. Sie ist durch drei Merkmale gekennzeichnet (Burchartz et al. 2016, S. 61 ff.).

Sie vollzieht sich in Anlehnung an Körperfunktionen. Sexuell sind nicht die Körperfunktionen selbst, wie etwa das Stillen, sondern die begleitenden Lustempfindungen. Diese Lustempfindungen verlangen nach Wiederholung, sie lösen sich von den Körperfunktionen und können auch hervorgerufen werden etwa durch das Lutschen an anderen Körperteilen oder Gegenständen, unabhängig von Funktionen wie z. B. der Nahrungsaufnahme (Freud 1905d, S. 82).

Damit sind die Körperteile und Gegenstände nicht selbst lusterregend oder einfach Ersatz für die Mutterbrust, vielmehr entsteht die Erregung an sog. erogenen Zonen, z. B. der Mundschleimhaut, später dem Analbereich oder den Genitalien. Die erogenen Zonen sind nicht Ursprung des Sexualtriebes, sondern Orte der Erregungsabfuhr.

Die infantilen Sexualbetätigungen sind autoerotisch, kennen noch kein Objekt, an dem ein Triebziel erreicht wird.

In dieser Konzeption ist der Trieb vornehmlich ein psychisches Geschehen, das sich körperlicher Vorgänge bedient. Die infantile Sexualität ist noch nicht von Scham, Ekel oder kulturellen Verboten gehemmt, sie ist vielgestaltig und primär objektlos. Erst im Verlauf der Umgestaltungen der Sexualität in der Pubertät ordnen sich die »Partialtriebe« dem »Primat der Genitalität« unter (Freud 1905d, S. 92, 109 ff.), ohne jedoch gänzlich in dieser aufzugehen.

Allmählich aber taucht ein Objekt auf, welches das Kind findet oder besser: wiederfindet. Freud geht noch einen Schritt weiter: Das Kind erschafft sich das Sexualobjekt, das es mit seinen libidinösen Strebungen besetzt.

Umgekehrt aber besetzen auch die Eltern das Kind in sublimer Form als Sexualobjekt. »Der Verkehr des Kindes mit seiner Pflegeperson ist für dasselbe eine unaufhörlich fließende Quelle sexueller Erregung und Befriedigung von erogenen Zonen aus, zumal da letztere – in der Regel doch die Mutter – das Kind selbst mit Gefühlen bedenkt, die aus ihrem Sexualleben stammen, es streichelt, küßt und wiegt und ganz deutlich zum Ersatz für ein vollgültiges Sexualobjekt nimmt.« (Freud 1905d, S. 124). Die infantile Sexualität hat demnach seine Wurzel in einer Beziehung, in welcher das Begehren von den Erwachsenen ausgeht. Diesen Gedanken griff später Jean Laplanche in seiner »allgemeinen Verführungstheorie« auf (Laplanche 2004, 2017).

Psychodynamische Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter

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