Читать книгу Der Bestseller - Arno von Rosen - Страница 11
Оглавление7. Kapitel
Karl starrte aus dem Küchenfenster. Fast jeden Tag der Woche saß er hier mit Ben zum Frühstücken, und um zu besprechen, was für ihre Firmen auf der Tagesordnung stand, soweit es die gemeinsamen Aktivitäten wie Einkäufe und Marketing betraf.
Es hatte schon rituelle Züge, und die meisten Freunde beneideten sie, die Firmen so entspannt zu führen, vor allem diejenigen, die jeden Morgen ins Büro mussten, und schon am schuften waren, während die Freunde noch in der Küche der großen Altbauwohnung von Karl saßen, um den Tag ruhig angehen zu lassen.
Die Stunden, die sie auch spät am Abend, oder auch nachts im Büro saßen, sah natürlich nie jemand, aber das gehörte zum Spiel.
Karls Kinder waren in der Schule, bis zum späten Nachmittag, und seine Frau kam erst, wenn die Kinder mit dem Unterricht fertig waren, sodass es in der riesigen Wohnung angenehm still zuging. Heute Morgen allerdings, waren sie in kein lebhaftes Gespräch vertieft.
„Sag mal Ben, verkaufen wir alle Rechte an dem Buch an den Verlag, oder versuchen wir so, wie bisher, den Aufstand um die Veröffentlichung zu überstehen?“
Auch Ben war bis jetzt sehr schweigsam gewesen, hatte er sich doch gründlich über die Auswirkungen des Buches geirrt.
Reiner Groth, vom Verlag, saß ihnen, oder vielmehr Karl, im Nacken. So wie er die Situation jetzt einschätzte, wäre Groth auch mit dem Verkauf der Rechte an dem Buch einverstanden. Nach den Erzählungen von Karl, schien der Lektor ziemlich stark an einer weiteren Karriere interessiert zu sein, und wer letztendlich der Presse Rede und Antwort stand, war dem Verlag wohl egal.
Natürlich spekulierte der Verlagsangestellte noch auf weitere Bücher, aber zum Schluss war nur wichtig, was mit diesem Bestseller herauszuholen war.
„Wenn du mich fragst Karl, sollten wir die Rechte verkaufen. Handle noch ein bisschen den Preis hoch. Lass ihn von mir aus glauben, dass noch weitere Bücher folgen könnten, Hauptsache wir sind den Rummel um das Buch los.“
„Vielleicht sollten wir uns ein Haus im Ausland zulegen, von dem Geld. Was meinst du Karl?“
„Es ist dein Buch, und dein Geld Ben, auch wenn wir beide an der Story gesponnen haben, aber geschrieben hast du es alleine.“
Beide neideten sich nichts, und um Geld hatten sie sich noch nie gestritten. Es war nur Mittel zum Zweck, und auf Luxus konnten beide prima verzichten. Man nahm mit, was man kriegen konnte, ohne sich die Art von Eigentum und Luxus zu leisten, die weitere Anstrengungen zum Erhalt des Status „Q“ nötig gemacht hätten.
Sie hatten noch nie Neufahrzeuge gekauft, oder geleast, weil beide das als unsinnig empfanden, soviel Geld für dieselbe Ware auszugeben, obwohl der Markt mit Angeboten aller Art überschwemmt war. Damit waren sie zwar als Kunden nicht überall beliebt, aber die Freunde wollten ohnehin nicht den Wettbewerb des größten Verschwenders gewinnen.
Sie hatten oft genug gesehen, wie solche Sachen in die Hose gegangen waren. Autos für über 1.000 Euro Leasing pro Monat, Telefonanlagen für über 10.000 Euro, teure Mobiltelefone, und so weiter. Lieber arbeiteten sie etwas weniger, und genossen dafür das Leben ein bisschen mehr, oder aber sie kamen auf die blödsinnige Idee ein Buch zu schreiben, mit allen Verschwörungstheorien derer sie habhaft werden konnten, um sie zum Schluss noch ins Detail hin auszuschmücken. Ben kam allmählich aus dem Grübeln wieder heraus.
„Ich kenn’ da einen Geschäftsmann, der sich mit seinen Sachen ein wenig übernommen hat. Der hat eine riesige Hütte in Italien zu verkaufen. Die könnten wir für kleines Geld haben, und für uns zum Feriendomizil ausbauen. Dann arbeiten wir von da aus, wenn uns hier wieder das Wetter auf den Keks geht. Da kommt man auch noch einigermaßen mit dem Auto hin, in einem Tag. Was meinst du Karl?“, fragte er mit dem Anflug eines Lächelns.
„Klingt jedenfalls nicht schlecht, auch wenn ich ja schon was in Portugal habe.“
„Stimmt, aber da muss man immer mit dem Flieger hin, und im Sommer kann man es da kaum aushalten. Wir könnten unseren Freund Nicolae hinschicken, dass der uns die Innenräume herrichtet, sodass wir im nächsten Frühjahr schon mal zur Probe dort arbeiten könnten.“
„Weißt du denn, was die Bude kosten soll?“, fragte Karl, und runzelte dabei die Stirn
„Ne, nicht genau, aber ich habe schon die Adresse. Da ist kein großer Tourismus, und das Gründstück hat eine eigene Wasserversorgung. Es liegt in einem eigenen Tal ohne Nachbarn, wenn man von dem Kloster auf dem Berg mal absieht.“
Karl lächelte nun ebenfalls wieder ein wenig.
„Du hast ja seit Wochen keine Pläne mehr für irgendwas gemacht. Es geht tatsächlich wieder bergauf mit dir, oder?
Morgen sehe ich ja Groth auf der Messe in Düsseldorf, da werde ich ihm schon klarmachen, dass ich mich aus dem Schriftstellerleben vorerst zurück ziehe. Er wird zwar nicht begeistert sein, aber die goldenen Eier der Gans darf er ja behalten. Den Rest lassen wir unseren Anwalt machen, und dann haben wir unser Leben wieder.“
Sie nahmen sich beide noch einen Kaffee mit ins Büro, und machten sich ans Tagwerk. Es war noch viel zu tun, bevor Karl heute Abend nach Düsseldorf fahren konnte. Er hatte sich für morgen Vormittag um 11 Uhr in der Messehalle verabredet, um noch vor 14 Uhr wieder abzureisen zu können.
Der Verkehr am Freitagnachmittag auf dem Kölner Ring und der A 3 war mörderisch, und wenn man es vermeiden konnte, fuhr man nicht nach dieser Zeit in den Ruhrpott, zumindest nicht mit dem Auto.