Читать книгу Der Bestseller - Arno von Rosen - Страница 5

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1. Kapitel

Am Horizont ist nur ein dunkelrotes Glimmen zu sehen.

Der Ozean ist noch tiefschwarz, und scheint beinahe erstarrt zu sein. Langsam kriecht ein dunkles, fast noch schwarzes Rot heran, als ob sich von weit her ein Feuer seinen Weg durch einen undurchdringlichen Wald bahnt.

Die Farbe des Wassers ändert sich in kürzester Zeit von schwarz, in fast alle Farben, um dann in Schattierungen von Rot- und Silbertönen zu wechseln.

Kein Mensch ist weit und breit zu sehen.

Im Gegensatz zu Deutschland, geht die Sonne in Äquatornähe schneller auf und unter, und der aufgehende Feuerball spiegelt sich im nahezu unbewegten Ozean.

Das Wasser sieht jetzt wie Quecksilber aus, und am fernen Rand des flüssigen Metalls, beginnt eine riesige, glühende Scheibe ihr Tagwerk.

Ein Meeresrauschen ist um diese Uhrzeit kaum wahrnehmbar, da so gut wie keine Dünung vorhanden ist. Nur ein paar Vögel sind aus dem nahen Wald zu hören, die ihre morgendliche Begrüßungszeremonie lautstark, auf der Suche nach ihresgleichen, beginnen.

Ich sitze schon eine ganze Weile am Strand, und bohre meine Füße in den warmen Sand, umspült vom angenehm temperierten Wasser des Pazifiks.

Wie lange ich hier schon sitze, weiß ich nicht. Meine Uhr ist irgendwann stehen geblieben, und die Zeit hat hier und jetzt auch keine Bedeutung für mich.

So stellt sich wohl fast jeder das Paradies vor, wenn zu Hause am heimischen Tisch gemeinsam der Urlaub für das kommende Jahr geplant wird. Die Fragen sind stets die Gleichen.

Was kostet die Reise?

Wie viele Wochen bekomme ich Urlaub, und kann ich mir das leisten?

Anschließend bucht man ein drei oder vier Sterne Hotel in der Karibik, oder in Spanien, oder sonst wo auf der Welt, je nachdem was der eigene Geldbeutel zulässt.

Im Ferienort sucht man sich dann eine einsame Bucht, oder weniger besuchte Strandabschnitte, an denen sich die romantische Vorstellung von einem gelungenen Urlaub im Paradies, umsetzen lässt.

Den einsamen Strand habe ich, und nahezu unbegrenzte Zeit, aber ich bin alleine, und der nächste Mensch ist hunderte, oder vielleicht sogar tausende Kilometer weit entfernt von mir.

Häufig werden Prominente gefragt, was sie auf eine einsame Insel mitnehmen würden. Und man erhält sehr oft die Antworten, ein Buch, Musik, oder einen Ratgeber, wie sich ein Leben als Robinson bewerkstelligen lässt.

Ich habe hier die Antwort gefunden.

Einen Menschen.

Egal ob er meine Sprache spricht, Mann oder Frau, alt oder jung ist.

Ich war in meinem bisherigen Leben, weit davon entfernt, mich ständig mit Leuten zu umgeben, als ich noch Mitglied der so genannten Zivilisation war. Mein Bekanntenkreis lässt sich an den sprichwörtlichen zehn Fingern abzählen.

Aber einen Menschen zu sehen, und mit ihm einfach nur zu reden, vermisse ich sehr. Das Gefühl der Einsamkeit ist ohne die unmittelbare Nähe von meinesgleichen, oder zumindest der Möglichkeit welche zu treffen, schwer zu ertragen, auch wenn ich eher zu den Typen gehöre, die auch gerne eine Weile alleine sein können, ohne gleich den Telefonhörer in die Hand zu nehmen, um andere Mitmenschen mit meiner Aufmerksamkeit zu belästigen.

Selbst ein Hund würde jetzt Glück bedeuten, auch wenn er nur zuhören kann, was schon viel bedeutet, wenn einem sonst niemand zuhört.

Aber es ist besser, sich darüber nicht dauernd Gedanken zu machen. So versuche ich jeden meiner Tage mit sinnvollen, und zeitraubenden Aufgaben zu füllen. Es könnte März, oder vielleicht sogar schon April sein, aber sicher bin ich mir nicht.

Ich bin schätzungsweise seit drei oder vier Monaten auf dem Eiland, ohne jemanden gesehen zu haben.

Nur Honesto, der Fischer, der mich hierher gebracht hat, weiß von mir. Er hält mich für einen von diesen Aussteigern, die es ja mittlerweile rund um den ganzen Globus gibt. Geplagt von der Zivilisation, dem Arbeitsstress, oder auf der Suche nach dem Paradies. Er hat mich nicht gefragt, warum ich auf eine dieser Inseln wollte, und ich habe ihm nichts darüber erzählt.

Ich befinde mich irgendwo zwischen den Marshall Inseln und Mikronesien, zumindest bis auf ein paar hundert Seemeilen genau.

Wir waren tagelang hierher unterwegs, fischten ab und zu, um etwas Frisches zu essen zu haben, neben den kargen Essensvorräten die der alte Fischer an Bord hatte.

Meine Nahrungsvorräte, die Honesto wahrscheinlich eher merkwürdig fand, beschränkten sich eigentlich nur auf Dosen, ein paar Packungen Salz, um Fische haltbar zu machen, als Notreserve, falls der Fischfang wegen schlechten Wetters ausfiele.

Der alte Mann schien keine Probleme zu haben sich zu orientieren, obwohl ich nie sehen konnte, dass er einen Kompass benutzte oder etwas in dieser Art.

Ich hatte schon von den „Wasser Essern“ gehört, die nur am Geschmack, der Temperatur, der Strömung, und der Farbe des Wassers feststellen können, wo sie sich befinden, und so immer an ihr Ziel gelangten. Wahrscheinlich gehörte Honesto zu dieser Spezies, die diese Fähigkeiten von ihren Vorfahren über Generationen hinweg überliefert bekommen hatten.

Nachts schützten wir uns mit einer groben Decke vor der Kälte, und wenn Honesto überhaupt schlief, legte er sich das schwere Tuch um die Schultern, und döste ein wenig am Ruder.

Sorgen schien er sich nicht zu machen, und sprang ein Fisch aus dem Wasser, oder die Wellen schaukelten das Boot mehr als gewöhnlich, sah er kurz auf, um gleich wieder einzunicken, falls es sich nicht lohnte einen weiteren Blick zu riskieren.

So vergingen annähernd zwei Wochen, bis er diese kleine Insel ansteuerte, und das Boot gekonnt über die flachen Riffe manövrierte.

Die letzte Insel, die in Sichtweite lag, hatten wir vor vier oder fünf Tagen passiert, aber diese hier war größer, und hatte einen kleinen Wald, während das andere Eiland nur von wenigen Palmen geziert wurde, und auch kaum eine Erhebung besessen hatte.

Honesto blieb einen Tag mit mir auf der Insel, bevor er wieder in See stach, und er versprach wieder nach mir zu sehen, wenn die Saison es zuließ. Er hatte seine Wasservorräte aufgefüllt, und sich Kokosnüsse ins Boot geladen. Mehr benötigte der alte Fischer nicht. Wir schoben gemeinsam den kleinen Nachen vom Strand ins Wasser, und Honesto setzte das einzige Segel des Fischerbootes. Nach einer Stunde, verschwand auch der letzte Zipfel des Mastes am Horizont, und ich war endgültig mir selbst überlassen.

Ich hatte ihm einen Teil meines restlichen Geldes gegeben, mit der Bitte, mir beim nächsten Mal Vorräte mitzubringen. Ich vertraute darauf, dass er sich nicht mit dem Geld aus dem Staub machte, und mich hier für immer sitzen lassen würde, aber sicher sein konnte ich mir nicht, zumal auch die Möglichkeit bestand, dass ihm etwas zustieß, und er nicht wieder kam.

Im Moment, war die Möglichkeit auf der Insel zu sterben, nicht so unfassbar, wie es sich anhörte. Bedachte ich die Alternativen, war ein Leben als moderner Robinson bereits eine Verbesserung meiner Situation, und ich hätte mir gewünscht, es gäbe heutzutage mehr unentdeckte Flecken auf dem Globus, die nicht ganz so schwer erreichbar waren wie dieser.

Es gibt auf dem Archipel wohl hunderte, oder tausende dieser Inseln, größere und kleinere, so wie mein grün bewachsener Sandhaufen, und ich fragte mich, wie er mich unter all diesen winzigen Tupfern des Pazifiks, wieder finden wollte.

Unsere Gespräche hatten sich ohnehin auf ein wenig gebrochenes Englisch beschränkt, das wohl jeder Philippino sprach, alleine schon wegen der Touristen.

Mein kleines Paradies war für Investoren nicht attraktiv genug, da es durch Riffe, und zu flaches Gewässer, nur schwer mit Booten erreichbar war, und für Flugzeuge fehlte der Platz zum Landen.

Es gibt eine Anhöhe, die an die 80 bis 90 Meter hoch sein mochte, von der ich eine ganz gute Rundumsicht auf den Ozean hatte. Trotzdem sind die nächsten Inseln außer Sichtweite, zumindest für das menschliche Auge. Mein Paradies besitzt eine eigene Quelle, die zwar nur spärlich fließt, aber für mich ausreichend ist. Der perfekte Ort, um lange Zeit hier bleiben zu können und zu warten.

Auf was ich wartete, weiß ich nicht, und ob ich jemals diesen Ort verlassen werde, kann ich noch nicht sagen. Mein selbst gewähltes Exil war wohl vielmehr der Wunsch, sich nicht dauernd umdrehen zu müssen, ob jemand zu sehen ist, oder ob irgendeine Gefahr droht.

Ich habe mir aus ein paar abgestorbenen Bäumen, und großen Blättern von Pflanzen, die ich nicht einmal bestimmen kann, eine recht komfortable Unterkunft gebaut, und die Konstruktion mit einem großen Stück Segeltuch regenfest gemacht.

Mein Schlafplatz ist nicht in Quellnähe, aber dafür nicht weit vom Strand entfernt, in einer kleinen Kuhle, die ich extra hierfür ausgehoben habe, und die vom Wasser aus nur schwer zu entdecken ist.

Ich lebe von den Vorräten, die ich mir mitgebracht habe, überwiegend Dosen, welche ich im kühlen Sand unter Bäumen vergraben habe, damit sie nicht so schnell verderben.

Feuer mache ich so wenig wie möglich, obwohl es genug trockenes Holz gibt, dass kaum Rauch erzeugt.

Ich habe durch die karge Nahrung zwar schon etliche Pfund abgenommen, aber ich wollte ja schon seit Jahren ein paar Kilo abspecken, wenn dieses jetzt auch unfreiwillig geschah.

Bei den Pflanzen und Früchten halte ich mich an die Devise; schmecken oder riechen sie schlecht, esse ich nichts davon. Ich habe mir zwar oft im TV Sendungen über Natur und Umwelt angesehen, aber da konnte ich ja noch nicht ahnen, dass ich dieses Wissen einmal selber benötigen würde.

Es ist erstaunlich, mit wie wenig der Mensch auskommt, wenn es die Umstände verlangen. Mit grimmigem Humor denke ich an die vielen leckeren Dinge zurück, die für mich früher selbstverständlich zum Leben dazugehört haben.

Wenn ich, vor nicht einmal sechs Monaten, am Morgen Appetit auf ein saftiges Steak hatte, brutzelte es am Abend bereits in der Pfanne.

Jetzt fange ich mir jeden Tag einen Fisch mit einem angespitzten Stock, den ich wie eine Art Harpune mit einem Widerhaken versehe habe, oder ich suche Muscheln, wenn mir das Jagdglück nicht hold ist. Allerdings habe ich Wochen gebraucht, um die richtige Technik, und die nötige Geduld zu erlernen, damit ich etwas fangen konnte.

In den letzten Wochen hat mir der linke Arm immer weniger Probleme bereitet, sodass ich meine Technik verbessern konnte, und meine Angelausflüge öfter von Erfolg gekrönt sind.

So komme ich leidlich über die Runden. Mittlerweile habe ich mich sogar an Sushi gewöhnt, auch wenn ich anfangs Schwierigkeiten hatte, rohen Fisch zu essen.

Es gibt auch ein paar genießbare Früchte, sodass ich jetzt ganz gut versorgt bin, und es gibt natürlich Kokospalmen, die anscheinend auf keiner Insel fehlen dürfen.

Kokosnüsse sind für die Inselbewohner die reinste Wundermedizin. Kokosmilch ist isotonisch, und somit ein ausgezeichnetes Getränk, aber man kann es auch wie eine Blutkonserve verwenden, vorausgesetzt natürlich, dass man über genug medizinisches Wissen, und die entsprechenden Gerätschaften verfügt.

So vertreibe ich mir den Tag mit fischen und sammeln von Früchten, aber nie mehr als ich brauche, und nur soviel, dass ich auch am nächsten Tag noch Beschäftigung habe, um nicht stundenlang grübeln zu müssen.

Ich bin jeden Morgen am Strand, und denke an meine Familie, und meine Freunde. Ein Telefon habe ich nicht mit auf die Insel gebracht, und natürlich auch kein Radio, oder andere technische Geräte. Wozu auch, es gibt sowieso keinen Strom, abgesehen davon, dass es natürlich auch kein Fernsehen und kein Radio gibt, oder überhaupt Empfang, in dieser Region der Erde.

Es könnte sein, dass es inzwischen einen schwarzen Präsidenten, oder eine Frau im Weißen Haus gibt, oder der dritte Weltkrieg ausgebrochen ist, und ich würde es nicht wissen.

Vielleicht ist ein Mittel gegen Krebs erfunden, oder endlich Energien entwickelt worden, um keine fossilen Brennstoffe mehr zu verschwenden, und damit die gewaltigen Konzerne in die Knie zu zwingen, aber ich weiß nichts davon, auch wenn ich bei dem Gedanken lächeln muss.

Eigentlich ist das der Grund warum ich hier sitze. Genauer gesagt, habe ich darüber vor fast zwei Jahren mit meinem ältesten Freund ein paar Spekulationen angestellt, wie wir das regelmäßig bei einem gemeinsamen Frühstück getan haben. Nur, dass wir die Gedanken im Gegensatz zum üblichen Verlauf der einstündigen Zeremonie weitergesponnen, und zu Papier gebracht haben. So eine Art Bierlaune zum Frühstück, wenn sie so wollen.

Es ging um nichts, was nicht jeder aus dem täglichen Gespräch mit Kollegen oder Freunden kennt.

Der Sprit ist zu teuer, man bekommt im Discounter für 70 Euro kaum noch den halben Wagen voll, während man vor fünf Jahren noch für 50 Mark das Ding kaum schieben konnte, den teuren Strom, oder die Selbstbedienungsmentalität unserer Politiker.

Nichts, worüber man nicht mit jedem spricht, sei es der Bäcker, der Metzger, die lieben Kollegen, oder natürlich die Freunde und die Familie.

Uns gefiel die Idee, dahinter eine Verschwörung zu sehen, die sich durch alle Nationen zieht, und die von Wirtschaftsimperien gesteuert wird.

Ich wünschte, ich hätte es wie immer bei ein paar Sprüchen gelassen.

So kamen wir an jenem Morgen auf die Idee, unsere wirren Gedanken in einem Buch zu verewigen.

Wir redeten uns tagelang die Köpfe heiß, über die Manipulationen auf dem Ölpreismarkt, und dass die Kurse von den Saudis und den USA bestimmt werden, weil die Amerikaner bei den Arabern mit über 30 Prozent des eigenen Staatshaushaltes verschuldet sind, und deshalb Bush zum Präsident gewählt worden ist, um die Interessen der Ölmultis zu vertreten, und ihnen damit Milliarden, oder gar Billiarden Dollar zu sichern.

Die Abhängigkeit der Deutschen von den Energiekonzernen, und die Steuerung aller Regierungen durch die größten börsennotierten Unternehmen, und natürlich nicht zu vergessen, die Banken, über die in „Null Komma Nix“ Milliarden elektronisch verschoben werden, egal ob diese von normalen Angestellten stammen, von Terroristen, oder der ehrenwerten Mafia. Diese Transaktionen laufen so schnell ab, dass sie von Maschinen gesteuert werden müssen, da der menschliche Faktor zu langsam ist.

Natürlich haben wir auch nicht die Medien vergessen, die von den einzelnen Unternehmen und Regierungsstellen dazu missbraucht werden, die Bevölkerung dumm zu halten, und uns immer wieder die Mähr von der Globalisierung aufzutischen, oder uns Statistiken um die Ohren zu hauen, dass man nicht mehr weiß, ob man Männlein oder Weiblein ist, ohne jemals zu erfahren, wer sich die ganzen Zahlen ausgedacht hat, oder von wem dieser begnadete Jongleur bezahlt wurde.

Es gab ja genug Auswüchse, wie zum Beispiel, dass die Chinesen unsere Butter essen, und deshalb der Preis so stark steigen müsse, obwohl die gar keine Milchprodukte in größeren Mengen vertragen, da die Asiaten genetisch bedingt die entsprechenden Enzyme nicht besitzen, um diese Produkte zu verdauen.

Auf gut Deutsch. Bei dem Genuss von Milchprodukten wird es dem Chinesen einfach schlecht.

Diese, und andere Theorien griffen wir auf, und verwursteten diese in einem Buch, das mir leicht aus der Hand kam. Jeden Tag kamen neue völlig abstruse Theorien dazu. Teilweise konnte ich mich vor Lachen kaum noch auf die Schreiberei konzentrieren, obwohl das Buch natürlich in einem verschwörerischen Ton verfasst war, um eine hohe Glaubwürdigkeit unserer vermeintlichen Tatsachen zu gewährleisten.

So saß ich keine drei Monate an dem Machwerk, bevor wir es an einige Verlage versendeten, in der Gewissheit, dass niemand sich für unsere Ergüsse interessieren würde.

So blieb es auch, bis sich ein kleiner Verlag dazu entschloss, sich für ein paar Euro das Buch zu sichern, und für die Buchmesse im Herbst zu drucken, quasi als Lückenfüller für die eigene Buchpalette.

Da ich aber immer schon lieber im Hintergrund agiert habe, beschlossen wir, dass mein Freund Karl für die Öffentlichkeit der Autor sein sollte, während ich mit der Sache offiziell nichts zu tun hatte.

Die Scheu vor der Öffentlichkeit hat keinen bestimmten Anlass bei mir. Sicherlich würde ein Psychologe Gründe in meiner Kindheit finden, die nicht einmal mir bekannt sind.

Tatsache ist, dass ich zwar sehr gesprächig bin, wenn Freunde um mich herum sind, ich aber andererseits sehr misstrauisch Fremden gegenüber bin, ohne diese etwas von meiner Zurückhaltung spüren zu lassen.

So bin ich über die Jahre ein ganz passabler Menschenkenner geworden, und kann in der Regel nach der ersten Begegnung, oder einem Telefongespräch sagen, wie mein Gegenüber tickt.

Im Verkauf ist das eine wichtige Eigenschaft, da kaufen eine sehr emotionale Angelegenheit ist, obwohl viele von sich glauben, rational zu handeln. Aber Fragen sie sich mal selber, warum sie bei einem Produkt, das nicht einmal einen Euro kostet sauer sind, wenn der Preis um wenige Cent steigt, und bei dem Kauf eines Autos Scham empfinden, den Verkäufer nach allen Regeln der Kunst um den bestmöglichen Rabatt zu erleichtern, und nicht einmal mit der Wimper zucken, wenn der Mistkerl dann noch sagt, dass die Überführungskosten noch einmal mit 800 Euro zu Buche schlagen, obwohl der Wagen nur 250 Kilometer vom Händler entfernt zusammengebaut wird?

Sie haben es richtig erkannt!

Es handelt sich um Emotionen, und zwar um ihre. So sind die meisten Menschen an der Tankstelle sauer auf die Ölkonzerne, obwohl der Löwenanteil von der Knete an den Staat geht, und Politiker dann auch noch die Frechheit besitzen, sich vor eine Kamera zu stellen, und die Tankstellenketten wegen Gier anzuprangern.

Sie sehen, wie einfach es im Grunde genommen ist eine Verschwörungstheorie auszuarbeiten, die jedem plausibel erscheint.

So harmlos begann die ganze Geschichte und wir hätten uns nie träumen lassen, was daraus einmal entstehen könnte.

Aber der Reihe nach.

Am besten, ich fange bei dem Tag an, als uns der Verlag die gute Nachricht mitteilte, dass mein Freund Karl unter die Schriftsteller gegangen war.

Ach ja, ich habe mich ja noch nicht einmal vorgestellt. Mein Name ist, Benjamin Timm

Ich schreibe diese Zeilen auf, in der Hoffnung, dass diese irgendwann gefunden werden, falls ich diese Insel nie mehr verlasse, oder zumindest, dass unsere Geschichte nicht völlig an der Menschheit vorbei geht, oder einfach nur, weil ich jeden Tag eine Menge Zeit habe, und mich die Schreiberei von meinen trübsinnigen Gedanken ablenkt.

Der Bestseller

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