Читать книгу Der Bestseller - Arno von Rosen - Страница 14
Оглавление10. Kapitel
„Inge!“, rief Reiner nach seiner Assistentin, obwohl diese schon hinter ihm stand.
„Was ist den Chef?“, antwortete diese mit süffisanter Stimme, kannte sie doch die Stressanfälligkeit des Lektors, wenn es um schwierige Fälle ging. Den Autor des Bestsellers des Jahres zum Outing zu bewegen, war bestimmt in diese Kategorie einzuordnen.
Erschreckt drehte sich Reiner Groth um.
„Du sollst dich nicht immer so anschleichen, und lass den Mist mit dem Chef Getue, du weißt, dass ich das nicht leiden kann. Hast du die Messeausweise und Vertragsentwürfe fertig?“, bellte er unwirsch.
„Ich will nicht auf den letzten Drücker erscheinen, dass macht einen miesen Eindruck, und Blanke ist sowieso schon schwierig genug.“
„Keine Angst Reiner, ich habe alles in deine Mappe gepackt, inklusive Spesen für ein Mittagessen.“
Reiner stutzte für einem Moment.
„Kluges Mädchen, vielleicht können wir bei einem schönen Mittagessen alles unter Dach und Fach bringen, zumal ich ein paar gute Restaurants in der Nähe der Messe kenne“, fügte er schon freundlicher an.
Inge Museal war immer auf dem Laufenden, und hatte ihren Job als Assistentin von der Pike auf in diesem Verlag gelernt. Sie hoffte, bald auch eine Position als Lektorin zu ergattern. Ihre Hoffnungen in der Richtung wurden durch den Chef-Lektor des Verlages bestärkt, mit dem sie seit fast einem Jahr ein Verhältnis hatte, was im Haus aber keiner wusste, da Rolf noch verheiratet war, und seine Frau sich hartnäckig weigerte sich scheiden zu lassen.
Ihre Zeit würde bestimmt bald kommen und ein paar Autoren hatten auch schon durchblicken lassen, dass sie sich gerne von Inge betreuen lassen würden, war Reiner Groth doch oft ein bisschen zerstreut, und hielt es mit der nötigen Aufmerksamkeit für seine Klienten nicht ganz so genau.
Sie hoffte, dass der neue Klient mit dem Bestseller ihr keinen Strich durch die Rechnung machte, denn eigentlich hatte Rolf die Sache an Reiner nur abgegeben, um ein gutes Argument für eine baldige Verabschiedung, in eine andere Abteilung des Hauses zu haben. Dass dieses Buch so ein Erfolg werden würde, hatte er nicht sehen können.
„Hey Inge, träumst du?“
Reiner holte Inge aus ihren Tagträumen, und sah sie verständnislos an.
„Nein alles Bestens“, antwortete sie glücklich lächelnd.
„Fahr jetzt, sonst kommst du noch zu spät. Kommst du nach dem Termin noch mal ins Büro?“
Reiner überlegte kurz.
„Nur wenn es was zu feiern gibt, sonst verabschiede ich mich ins Wochenende, bevor der Stau wieder anfängt.“
„Dann sehen wir uns ja spätestens am Montag in alter Frische.“
Reiner hastete zum Fahrstuhl und drückte hektisch den Knopf des Aufzuges.
„Ich wünsch dir ein schönes Wochenende Inge“, rief er über den Flur in Richtung Büro zurück, aber die Bürotür hatte sich bereits geschlossen, und Inge widmete sich wieder dem Tagesgeschäft. Als erstes ein Telefonat mit Rolf, um das Wochenende zu planen, und dann musste sie noch die Presse mit den neuesten Entwicklungen des Bestseller Romans versorgen, damit die Nachfrage und der Trubel um den unbekannten Autoren weitere Nahrung bekamen. Schließlich ging es hier auch um ihre Karriere.
Indes trabte Reiner auf seinen grauen Volvo zu, schmiss die Unterlagen auf den Beifahrersitz, steckte sich sofort eine Zigarette an, und verließ den Parkplatz mit einem Affenzahn.
Bald würde er sich ein anderes Auto leisten können. Er wusste von anderen Verlagshäusern, dass dort auch Firmenfahrzeuge der eigenen Wahl aus Stuttgart oder München zur Verfügung gestellt wurden.
Er würde sich schon für etwas begeistern können, da war er sicher, und wenn alles prima lief, reichte es vielleicht sogar für ein Ferienhaus irgendwo im Süden.
Jetzt würde er erst einmal Blanke eintüten, und dann konnte er weitere Pläne machen. Es galt das Eisen zu schmieden so lange heiß war, wie man so schön sagte. Schließlich rackerte er sich schon seit über 20 Jahren im Verlag ab, ohne das es ihm bis jetzt zu nennenswertem Reichtum verholfen hätte.
Natürlich durfte er nicht vergessen darauf zu achten, ob ihm jemand folgen würde, um doch noch seinen Autor zu enttarnen.
Reiner fuhr durch diverse enge Gässchen und Anwohnergebiete, um lästige Reporter oder Fotografen abzuhängen.
Soweit er es beobachten konnte, hatte sich niemand an ihn rangehängt. Vielleicht hatten seine Verfolger durch die Zick-Zack Fahrerei auch den Spaß an der Sache verloren. Egal, Hauptsache sein Plan funktionierte wie eine gut geölte Maschine.
Er schob eine Musikkassette der Rolling Stones in das Kassettenfach, und stimmte sich schon mal auf bessere Zeiten ein.