Читать книгу Der Bestseller - Arno von Rosen - Страница 15

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11. Kapitel

Verzweifelt suchte Ben die diversen Schubladen durch, ohne den geringsten Erfolg.

„Verdammt!“, fluchte er, „wo sind meine beschissenen Socken? Hey Schatz, weißt du wo meine Strümpfe abgeblieben sind?“

Ben wusste eigentlich schon, welche Antwort seine Frau ihm geben würde, aber so kamen sie wenigstens ins Gespräch. Die Mitteilung, dass er jetzt am Wochenende nach Italien fahren würde, um sich das Anwesen eines zukünftigen Pleitiers anzusehen, war nicht auf Gegenliebe gestoßen.

„Ja Benjamin, es sei denn, die 50 Paar Socken in der obersten Schublade deines Schlafzimmerschrankes, sind gestohlen worden“, antwortete seine Frau in sarkastisch gefärbten Tonfall.

Treffer, versenkt, dachte Ben. Überrasche deine Frau nicht mit Auslandsreisen in schöne Länder, an denen sie nicht teilnehmen kann, denn das wird sich rächen, früher oder später. Seine Frau ließ sich allerdings nie viel Zeit für eine Revanche.

„Ich meine die kurzen, weißen für die Sneakers, die du immer als Füßlinge bezeichnest“, rief Ben zurück, und bemühte sich um einen hilfebedürftigen Ton in seiner Stimme.

„Die hängen noch auf der Leine auf dem Balkon“, bekam er als knappe Antwort. Mehr Anteilnahme hatte er im Moment wohl nicht zu erwarten, und so nahm er seine Tasche und ging runter in den 1. Stock, zielstrebig auf den Balkon zuhaltend.

Gerade wollte er die Tür nach draußen öffnen, als seine Frau ihm die Socken schon unter die Nase hielt.

„Was bist du immer so pingelig mit deinen Socken“, schnaufte sie. „Wärst du doch auch so, wenn es darum geht, sie in die Wäsche zu schmeißen. Oder noch besser, kauf dir mal ein neues Paar oder gleich mehrere, wenn du sie immer zum Auto fahren anziehen willst.“

„Nicht immer“, jammerte Ben ein wenig.

„Nur wenn ich die Sneakers anziehe, und die ziehe ich nur an, wenn ich in Länder fahre wo es Schweineheiß ist.“

Elisabeth zog kurz die Stirn in Falten, dass jeder nachdenkliche Großvater vor neid erblasst wäre.

„Fahr bloß vorsichtig, und ruf mich an, wenn du angekommen bist.“

Natürlich zielte seine Frau auf seine Anrufschwäche ab, da er oft vergaß ein Telefon mitzunehmen oder dieses einzuschalten. Irgendwie konnte er sich bis heute nicht daran gewöhnen ein Mobiltelefon mitzuschleppen, oder zu benutzen. Es war ihm unverständlich, wie sich Menschen andauernd anrufen konnten, die sich permanent sahen, nur um an der Fleischtheke im Supermarkt die Wurstsorten durchzugehen.

„Ja ja, ich rufe dich an, sobald ich da bin, versprochen“, sagte er schon in ruhigerem Ton, da Ben es überhaupt nicht aushielt sich mit seiner Frau zu streiten, kurz bevor er irgendwo hin fuhr.

„Wo wirst du schlafen?“, fragte sie in einem fast besorgten Tonfall.

„Es gibt in der Nähe der Immobilie ein sehr schönes Designer Hotel, bei Palazzo, das einem deutschen Pärchen gehört. Da werde ich mal anhalten. Die haben bestimmt ein Zimmer für ein oder zwei Nächte. Den Zettel mit der Adresse habe ich dir auf den Küchentresen gelegt, falls irgendetwas sein sollte.“

Elisabeth ging in die Küche, und er folgte ihr. Sie sah den Zettel, ließ ihn aber liegen, und räumte stattdessen die Schubladen auf. Fast beiläufig bemerkte sie.

„Ich werde am Wochenende zu meinem Vater fahren, und meine Schwester besuchen, da war ich schon lange nicht mehr.“

„Das ist eine klasse Idee“, rief Ben über die Schulter, während er sich freudestrahlend verdrückte.

„Grüß deinen Vater von mir, und natürlich auch deine Schwester.“

Er konnte sein Glück kaum fassen. Der jährliche Termin bei seinem Schwiegervater, mit Besuch der halben Verwandtschaft ging also an ihm vorbei, während er in Italien war. Dies sollte wohl sein Jahr werden, oder zumindest sein Wochenende. Vielleicht sollte er noch Lotto spielen bevor er fuhr, man weiß ja schließlich nie, wann eine solche Glückssträhne mal abreißt. Zumindest im Moment lief alles wie am Schnürchen.

In ein paar Stunden würde Karl aus Düsseldorf wiederkommen, Seine Frau machte die Jahresvisite in ihrer Heimat, und er fuhr für ein paar Tage in die Marken nach Italien, um für sie ein neues Domizil anzusehen, indem er in ein paar Monaten den Anstrengungen des Büroalltags entfliehen konnte.

Ben packte schon mal alles in den Wagen, inklusive Fotoapparat und Snacks, da er kein Freund davon war unterwegs in Autobahnraststätten einzukehren, um dort vertrocknete Brötchen mit hart gewordenem Käse zu kaufen, und das für horrendes Geld.

Nachdem Ben alles wieder und wieder kontrolliert hatte, setzte er sich mit seiner Frau auf den Balkon, um noch ein wenig die Nachmittagssonne zu genießen. Sie schlürften gemeinsam einen Cappuccino aus ihrer neuen, sündhaft teuren Kaffeemaschine, die durch die Einnahmen aus dem Buch bezahlt worden war.

Elisabeth und Ben malten sich das Leben in Italien schon in den buntesten Farben aus, kochten virtuell alle leckeren Gerichte des Landes durch, und überlegten, wo sie überall spazieren gehen wollten. Da sie beide eigentlich ganz passabel kochten, war Essen kein Streitthema im Urlaub, auch wenn er persönlich mit Rezepten auf Kriegsfuss stand.

So entspannten sie sich schon mal für die Zukunft, und genossen die untergehende Sonne. Seine Frau von Italien zu überzeugen war kein schweres Unterfangen gewesen, da sie bereits im September damit anfing, sich den Frühling, und damit angenehmere Temperaturen herbei zu wünschen.

Ein Problem, dass man in den Marken nicht hatte. Dort konnte man von März bis tief in den November hinein im T-Shirt in der Sonne sitzen und die Wärme genießen.

Später am Abend war Elisabeth schon losgefahren, und wollte noch bei ihrem gemeinsamen Sohn Nicolas anhalten, um zu fragen ob er mit zu seinen Großeltern wollte. Ben saß im Wohnzimmer, sah sich Nachrichten im Fernsehen an, nachdem er noch gearbeitet hatte, und er sicher sein konnte, dass alle Kunden genau das bekamen was sie bestellt hatten.

Das schöne am Online Geschäft ist, dass man überall arbeiten kann, solange man über einen Internetanschluss verfügte. Er ließ seine Ware jetzt im Drop-Shipping Verfahren versenden. Das hieß, ein Logistikpartner versandte für ihn die Ware, und er würde später die Rechnung per E-Mail verschicken.

Das konnte er auch ganz problemlos für zwei Wochen Urlaub organisieren, falls Karl mal keine Zeit hatte ihn zu vertreten.

Er fragte sich schon, wo Karl blieb, denn eigentlich wollte er bereits ab dem späten Nachmittag zurück sein, und jetzt war es schon bald 21 Uhr.

Ein Anruf auf seinem Handy blieb erfolglos, und wurde nur von einer weiblichen Stimme beantwortet, die ihm mitteilte, dass der gewünschte Gesprächspartner zurzeit nicht erreichbar war. Brauchte man die Dinger mal, konnte man sowieso keinen erreichen, wie immer.

Karl wusste ja, dass Ben nachts fahren wollte, und würde ihn sicher noch anrufen oder vorbei kommen. Derweil sah er eine Dokumentation und entschied sich dann, gleich liegen zu bleiben wo er war und auszuruhen, bevor er sich auf den Weg machte. Immerhin waren es bis zum Ziel ganze 1200 Kilometer, und er fuhr meistens Non Stopp, zumindest wenn er alleine war.

Um in München, oder am Brenner nicht in dichten Verkehr zu geraten, würde er gegen 1 Uhr in der Nacht los fahren, da dann weniger LKWs unterwegs waren, und Urlauber sich ja sehr gerne am Vormittag in den Stau auf der A 8 bei München stellten, oder später am Brenner.

Das war aber nicht mehr so schlimm, wie in den 70er Jahren, als er mit seinen Eltern nach Italien gefahren war, und der Grenzübergang beim Brenner immer ein Abenteuer für die Kinder dargestellt hatte. Für seine Eltern war es jedes Mal der blanke Horror gewesen, sich stundenlang in der Autoschlange vorwärts zu wälzen, um ins gelobte sonnige Italien zu kommen.

Leider waren seine Eltern schon vor Jahren gestorben, sonst hätten sie bestimmt ihren Spaß an einem Haus in Italien gehabt.

Er legte sich ein Sofakissen unter den Kopf, mit der Gewissheit, dass er eine sehr schöne Zeit vor sich hatte und er sich den einen oder anderen kulinarischen Leckerbissen unterwegs gönnen würde, und döste mit diesen Gedanken friedlich ein.

Der Bestseller

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