Читать книгу Aus dem Tagebuch der kleinen Neptun - Astrid Marie Ferver - Страница 12
Mut
Оглавление29. August 2012
Wie doch die Zeit vergeht. Jetzt bin ich schon über drei Wochen bei meiner Chefin und ihrer Familie und ich hab mich noch nicht mal bei Euch gemeldet. Es ist aber auch viel los gewesen in dieser Zeit, ich weiß gar nicht so richtig, wo ich anfangen soll mit dem Bericht erstatten. Ich glaub, da muss ich mich jetzt auf ein Thema konzentrieren, um mich nicht zu verfransen.
Es ist ja nun so, dass ich meine Chefin dermaßen auf Trab halte, dass sie gar keine Zeit mehr hat, um hier für mich zu schreiben. Denn das kann ich ja nun nicht. Ich brauch, um Euch aus meinem Leben zu berichten, nun mal ihren Kopf und ihre Hände. Und nun ist sie dauernd geschafft, hat dazu viele Termine und und und… Wie gesagt, ich werde berichten… Stück für Stück in der nächsten Zeit, denn es hat ja seine Gründe, warum sie immer so müde ist.
Ich hab mich glaub ich, ganz gut entwickelt. Gehe jeden Tag in den Wald und manchmal abends an den See. Im Wasser war ich auch schon, meist aber nur mit den Füßen. Für das Ganz-Körper-Abtauchen ist es mir manchmal schon zu kalt und etwas unheimlich. Ich übe noch und ich glaub, das wird dann schon werden.
Ja und im Wald trainiert meine Chefin mit mir so Dinge wie „Hier“ und das ich immer in ihrer Nähe bleibe. Mach ich ja auch, denn wo soll ich sonst hin so ganz allein. Ich bleib da lieber bei ihr. Nur manchmal rappelt‘s mich und ich geh meiner eigenen Wege. Muss ja auch mal die Welt erkunden, könnt Ihr sicher verstehen. Meine Chefin akzeptiert das, nur nicht immer, dann ruft sie mich etwas energischer, aber wenn’s was Tolles zu entdecken gibt, dann lass ich sie halt stehen. Sie bleibt ja sowieso dort, weiß ich doch. Also kann ich in Ruhe auf Entdeckungstour gehen… Hab ich zumindest gedacht, ja, aber leider funktioniert das doch nicht immer so. Dann dreh ich mich um und… dann ist da keiner mehr. Frauchen weg und was nu? Da hab ich dann schon mal leichte Panik bekommen. Aber ich hab sie wieder gefunden. Gott sei Dank!
Was ich nur nicht so ganz verstehe ist die Tatsache, dass meine Chefin immer mit so einem wunderbar großen Stock rumwedelt, wenn sie mit mir im Wald ist. Diesen hätte ich gern zum Spielen, aber sie gibt ihn mir nicht. Da komm ich noch nicht so ganz klar, was sie damit bezwecken will. Ihr müsst Euch das so vorstellen: Sie geht, bepackt mit einem kleinen Rucksack, wo Spielzeug für mich und eine lange Leine und auch eine Wasserflasche drin sind. In der linken Hand diesen besagten Stock und in der rechten Hand meist ein Leckerlie für mich. Den Ast hält sie mehr vor sich und bewegt ihn von oben nach unten und zurück. Was würdet Ihr denn da an meiner Stelle denken? Sie will spielen, richtig. Will sie aber gar nicht, denn sie findet es überhaupt nicht toll, wenn ich an den schönen dicken Zweig springe und mal reinbeißen möchte. Nun hat sie gestern auch noch mit den Bäumen gesprochen und gesagt: „Ja, da steht Ihr so kerzengerade und rührt Euch nicht. Aber ich weiß, Ihr biegt Euch gerade vor Lachen!“ Und da haben sie ihr zustimmend geantwortet…
Nun hat sie mir mittlerweile Licht in mein Dunkel gebracht: Es kommt schon mal vor, dass um diese Jahreszeit Spinnen ihre Netze in den Weg gehangen haben! Und da ekelt sie sich, könnt Ihr das verstehen? Ich nicht. Ich spring durch den Wald, durch das Gebüsch, egal was kommt. Hhm, aber klar, sie ist ja nicht so mutig wie ich. Das soll sie ja erst noch werden. Könnt Ihr Euch an meine erste Geschichte hier erinnern? Da hab ich Euch doch geschrieben, dass sie ein Widder werden soll. Immer mutig und vorne weg. Das kann sie aber noch nicht so gut. Und dafür ist es super, dass es jetzt mich in ihrem Leben gibt. Jetzt ist nix mehr mit ständig drinnen rumhocken. Nun ist sie oft draußen. Sogar im Wald, wo sie seit Jahren nicht mehr war. Wegen der besagten Spinnen und auch möglicher Wildschweine. Aber mit mir zusammen hat sie erst mal wieder bemerkt, wie schön es draußen in der Natur ist. Und sie arbeitet jeden Tag an sich und nimmt all ihren Mut zusammen, um mit mir in den Wald zu gehen. Immer vorne weg, wie es sich für einen Widder gehört…
So, nun kommen wir aber mal von der Natur wieder zurück in das Hier und Jetzt und da ist es schon längst Schlafenszeit. Ich bin erst mal froh, nun nach so langer Zeit wieder einen Bericht bei Euch abgegeben zu haben. Nun ist der Anfang gemacht und es geht sicher bald munter mit uns weiter.
Dann schlaft mal recht schön, ich tu es auch…