Читать книгу Aus dem Tagebuch der kleinen Neptun - Astrid Marie Ferver - Страница 13
Ängste fühlen
Оглавление6. September 2012
Da bin ich wieder… So zwischen Nickerchen und nächstem Spaziergang, heute wohl wieder am See. Wow, da freu ich mich schon drauf. Aber jetzt seid Ihr erst mal dran. Wisst Ihr, was es heute für mich gab?! Meinen ersten Knochen! Das war so wunderbar, so lecker, so köstlich…! Wenn ich könnte, ich würde es Euch so beschreiben, dass auch Euch das Wasser im Mund zusammen läuft. Aber es gibt für diesen Genuss einfach nicht genug Worte…
Ja meine Spaziergänge sind immer toll, ab und zu im Wald, dann wieder am See… Da kann ich dann so richtig rennen und toben, das brauch ich halt immer mal. Vor ein paar Tagen waren wir auf einem großen Feld, da stand wohl bis vor Kurzem Mais drauf. Jetzt sind es nur noch die Stoppeln. Meine Familie hat dort noch nach ein paar Maiskolben für die Meerschweinchen im Winter gesucht und ich durfte rennen und schnuppern und schnuppern und rennen. Ja aber beim Schnuppern blieb es nicht, da waren irgendwie so köstliche Sachen. Da hab ich eben da mal gekostet und dort mal probiert. War schon ganz schön lecker. Vor allem die Düfte, so nach anderen Tieren. Da kommt wohl in mir der Jagdhund langsam durch. Aber eben auch mein unbändiger Appetit. Da riecht es mal hier gut und mal da, nicht nur auf dem Feld. Ganz besonders auch am See, wo die Badegäste lagen. Die essen aber auch ganz schön tolle Sachen. Das gefällt meiner Chefin so gar nicht, da ruft sie dann immer recht energisch und wenn ich meine schönen lockigen Ohren auf Durchzug geschaltet habe, dann kommt sie mich auch glatt mal holen. Das find ich dann nicht so prickelnd, könnt Ihr Euch sicher vorstellen.
Kommen wir doch nun von meinem Essen zu Eurem bzw. zur aktuellen Zeit: jetzt steht die Sonne im Tierkreiszeichen Jungfrau. Das ist die Zeit der Ernte, der Vorsorge. In früheren Zeiten hing davon das Überleben der Familie für den Winter ab. Heute ist das wohl nicht mehr ganz so dramatisch, da ja genügend Lebensmittel industriell hergestellt werden. Aber eben damals war es so und aus dieser Zeit resultieren die Ängste ums Überleben, was das Essen angeht. Heute zeigt sich das bei vielen Menschen so, dass sie für alles Vorsorge schaffen wollen. Seien es die Vorräte im Keller oder aber die Versicherungen für die Zukunft oder die Impfungen gegen eventuelle Krankheiten… Ansonsten löst es Ängste aus und die wollen wir ja nun mal gar nicht haben, klar.
Aber Ihr solltet wissen, dass jede Angst seine Berechtigung hat und man sollte sich einmal die Wurzel der Angst anschauen. Denn wenn Ihr sie kennt und angeschaut und auch gefühlt habt, dann wird sie Stück für Stück kleiner. Keiner will sie haben, aber sie gehört bei jedem dazu. Alle rennen weg vor ihr. Das geht aber nicht, denn was da ist, ist nun mal da. Auch wenn wir es nicht wollen und ihr lieber den Rücken kehren. Aber nur weil wir sie nicht sehen wollen, heißt das nicht automatisch, dass es sie nun nicht mehr gibt. Ganz im Gegenteil, umso mehr wir vor ihr weglaufen, umso mehr holt sie uns wieder ein und wird noch stärker und stärker…
So wie eben auch das Handyklingeln immer lauter wird, wenn Ihr bei einem Anruf nicht rangeht. Oder Eure Mutter immer energischer wurde, wenn Ihr nach dreimaligem Rufen immer noch nicht zum Essen erschienen seid…
Sich den Ängsten zu stellen ist gar nicht so schlimm, glaubt es mir. Es blockiert Euch immer nur die Angst vor der Angst. Sich aber einmal mit ihr zu beschäftigen, das lohnt sich wirklich. Dann werdet Ihr merken, dass es sich dabei nur um ein Körpergefühl handelt und nicht mehr.
Sicher geht das nicht so ohne Weiteres und es bedarf dafür vielleicht auch Begleitung und Unterstützung. Keine Frage. Aber wenn Ihr es wollt, dann könnt Ihr meine Chefin fragen, denn die weiß wohl, wie sich Angst anfühlt, wie man sich ihr stellen kann, welche Methoden unterstützend sein können. Auch sie ist ein ängstlicher Mensch, aber sie hat den Mut und stellt sich… Und das finde ich toll, denn Ängste haben alle Menschen, auch ich kleine Neptun. Sie gehören zum Leben dazu und wichtig dabei ist, dass wir uns von ihnen nicht dominieren lassen. Das ist auch gar nicht nötig und nicht der Sinn und Zweck der Ängste. Sie sind zum Überleben schon wichtig, aber sie sollten sich nicht vom Gesellen zum Meister über uns aufschwingen!