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Ps 35.

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V. 1. Zum Ende, vom Knechte des Herrn, von David.

Inhalt.

Es enthält dieser Psalm eine Anklage wider den Übermuth des Judenvolkes und einen Tadel ihrer Bosheit, ausserdem eine Lobpreisung der gerechten Urteilssprüche, indem er die Erde unter dem Himmel schuf, ferner eine an den Vater gerichtete Danksagung für die durch Jesus uns erwiesenen Wohlthaten und nebenbei noch ein Gebet, welches darum fleht, daß man nicht in Uebermuth verfalle.

V. 2. „Es spricht der Ungerechte in seinem Herzen, daß er sündigen wolle.“ Es glaubt, will er sagen, der in der Bosheit erzogen wurde, daß Niemand die verborgenen Rathschläge seines Herzens schaue. Denn „spricht“ hat er für „glaubt“ und „meint“ gesetzt. Der Grund einer solchen Gedankenlosigkeit ist aber, daß er den Herrn nicht fürchtet, der Alles sieht. „Es ist die Furcht Gottes nicht vor seinen Augen.“ Wenn er einmal, will er sagen, den Vorsatz gefaßt hat, das Gesetz zu übertreten, so läßt er die Furcht Gottes aus den Augen. Denn in der Furcht des Herrn steht Jedermann vom Bösen ab.

V. 3. „Denn er handelte listig vor seinem Angesichte.“ Freiwillig lebt er in dieser Unwissenheit und will seine Thaten nicht überlegen und seine schlechten Thaten nicht hassen. „Daß man sein Unrecht finde und hasse. Auch daran, will er sagen, denkt er nicht, daß Gott seine Sünde findet und, wenn er sie gefunden hat, sie und haßt. 163

V.4. „Die Worte seines Mundes sind Unrecht und Trug.“ Unrecht nennt er sie wegen der Mißhandlungen, die sie Christo zufügten. Trug aber, weil sie ihn in ihren Netzen fangen wollten und ihm gute Worte gaben. „Er wollte nicht verständig sein, gut zu handeln.“ Freiwillig, will er sagen, schloß er sich von der Ausübung guter Werke aus.

V. 5. „Auf Unrecht sann er auf seinem Lager. Er verweilte auf jedem Wege, der nicht gut war.“ Er deutet an, daß ihre gegen Christus gerichtete Verfolgung ihnen den Schlaf raubte. „Der Bosheit grollte er nicht,“ das heißt, der Bosheit war er nicht abgeneigt.

V. 6. „Herr, im Himmel ist Deine Barmherzigkeit.“ Er spricht aus, daß durch seine Barmherzigkeit auch die himmlischen Dinge, das heißt, die vernünftigen Mächte ihren Bestand haben. „Und Deine Wahrheit bis an die Wolken. Deine Gerechtigkeit ist wie die Berge Gottes.“ Als wahr und zuverlässig, will er sagen, hast Du die Verheissungen der Propheten dargethan. Denn die Wolken sind die Propheten. Du hast aber diese als wahr dargethan und ein so großes Maß der Gerechtigkeit gezeigt, daß es den Bergen Gottes zu vergleichen ist.

V. 7. „Deine Gerichte sind ein tiefer Abgrund.“ Da Du so viel Wahrheit und Gerechtigkeit besitzest, so weiß ich nicht, warum Du langmüthig bist. Denn den unergründlichen Abgrund ahmen Deine Gerichte nach. Wie nämlich die Tiefe desselben den Menschen unergründlich ist, so sind auch Deine Gerichte für ihre Einsicht unerreichbar. „Menschen und Vieh wirst Du erretten, o Herr!“ Nachdem der Apostel von den zwei Völkern Dieß gesagt hatte: „Gott umschloß Alle im Unglauben, um Alle zu retten.164 fügte er bei: „Wie unerforschlich sind seine Gerichte! „165 Auch hier ist etwas Ähnliches. Denn da er daran ging, die Rettung der zwei Völker zu erzählen, die auch durch die Menschen und das Vieh angedeutet werden, die Menschen als die Israeliten, die im Gesetze unterrichtet sind und das Bessere denken, das Vieh als der Unvernünftige Theil, als die Heiden. — denn die Juden, die im Geheimniß durch Gesetz und Propheten unterrichtet worden waren, wurden dessen verlustig; die Heiden aber, die niemals davon gehört hatten, fanden Aufnahme. — so hat er deßwegen, zuvor gesagt: „Deine Gerichte sind ein tiefer Abgrund.“ Menschen nennt er wieder die, welche die Würde der Vernunft bewahren, Vieh aber, die sich abwärts zur Erde neigen und sich mit irdischem Sinne nähren. Er rief also nicht nur Gerechte, sondern auch Sünder zum Heile.

V. 8. „Die Söhne der Menschen werden hoffen unter dem Schutze Deiner Flügel.“ Er will nämlich sagen: Sie werden Dich zum Schützer und Helfer des evangelischen Wortes haben.

V. 9. „Sie werden berauscht werden vom Fette Deines Hauses, und Du wirst sie tränken mit dem Strome Deiner Lust.“ Strom der Lust ist Christus, wie es heißt: „Ich leite über sie hinab wie ein überschwemmender Strom die Herrlichkeit der Heiden.“166 Er ist aber Quelle des Lebens und Licht vom Lichte.

V. 11. „Es komme nicht über mich der Fuß der Hoffart.“ Er bittet vom Leiden befreit zu werden. „Und die Hand des Sünders bewege mich nicht.“ Und keine ungeziemende Handlung, will er sagen, hindere mich, an Deiner Seite zu stehen.


Erklärung der Psalmen

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