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Kein Flirt mehr mit Perfektionismus

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Im Beruf muss man manche Spielchen mitspielen, obwohl man sie durchschaut hat.

Die dümmsten Fragen der Welt werden leider noch immer in Bewerbungsgesprächen gestellt, meist aus Routine oder aus Einfallslosigkeit. »Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?« zum Beispiel, als ob das Leben so planbar wäre. Dabei weiß man nicht einmal sicher, wo man in fünf Stunden sein wird. Oder: »Was ist ihre größte Schwäche?« In Berufsratgebern wird oft empfohlen, darauf solle man kokett »Perfektionismus« antworten. Weil das für Arbeitgeber angeblich nach »Ich arbeite gern zu viel und bin auch noch stolz darauf« klingt. Dabei weiß heute doch jeder: Von innen sieht ein Hamsterrad wie eine Karriereleiter aus. Man könnte darauf auch ganz entspannt entgegnen: »Zu viel Ehrlichkeit, Sie dumme Nuss!« Das wäre mal eine echte Stärke.

Für viele Mitarbeiter ist das, was sie jeden Tag bei ihrem Arbeitgeber beobachten, im Grunde eine intellektuelle Beleidigung. Jeder, der ein bisschen länger dabei ist, hat durchschaut, was da wirklich abläuft, sagt aber nicht viel – wissend, dass der andere das wahrscheinlich auch schon alles längst durchschaut hat. Die Kunst liegt darin, sich den Optimismus zu bewahren, dass sich doch etwas verändern kann, und das richtige Maß zu finden, wie viel alle Beteiligten leisten und verkraften können.

Die besten Chefs sind nicht diejenigen, die großartige Pläne verkünden, sondern diejenigen, die Idealismus mit Realismus kombinieren können und die Beharrlichkeit haben, sich anschließend über mehrere Jahre täglich darum zu kümmern, dass es in kleinen Schritten trotz aller üblichen Probleme und Widerstände langsam in die gewünschte Richtung geht. Es gibt solche außergewöhnlichen Führungskräfte. Sie wiederholen bei jeder Gelegenheit dieselben drei oder vier Punkte, die ihnen wichtig sind – bis sie wirklich an jedem Schreibtisch, an jeder Werkbank oder an jedem sonstigem Arbeitsplatz verstanden und umgesetzt sind.

Eine kleine Übung: Gewöhne dich daran, mehr zu delegieren

Du kannst also deinen Perfektionismus mildern, indem du lernst, langfristiger zu denken und Aufgaben zu delegieren. Anfangs fällt das schwer: Das Erklären braucht Zeit, und die ersten Ergebnisse frustrieren fast immer. Aber Delegieren beginnt damit, dass deine Mitarbeiter von dir lernen und besser werden. Dafür brauchen sie deine Ermutigung, deinen Rat und die Freiheit, manches anders umzusetzen, als du es machen würdest. Oft dauert das drei bis sechs Monate. Erst danach können sie dir Arbeit und Verantwortung abnehmen. Überlege dir drei berufliche oder private Aufgaben, die du zukünftig delegieren könntest – wer übernimmt sie, was erwartest du?

Perfektionismus ist ein Arschloch

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