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Ganz anderes Leben geplant

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Die Auswahl an Kandidaten täuscht, auch wenn es anfangs anders scheint.

»Geplant war das alles nicht so«, erklärte Cornelia bei unserem ersten Termin und klang eher ernüchtert als enttäuscht. »Mein Partner und ich wollten heiraten, nachdem unsere Tochter geboren sein würde. Ein Haus hatten wir uns schon angesehen, das für uns als Familie gepasst hätte. Leider musste er während meiner Schwangerschaft eine Affäre mit einer Kollegin anfangen, die ich sogar kannte. Ich habe durch Zufall davon erfahren, als ich eine Chat-Nachricht von ihr auf unserem iPad sah. Er hat es erst abgestritten, sich dann ewig entschuldigt. Aber für mich passte sowieso schon davor einiges nicht mehr. Ich traute mir auch völlig zu, die Kleine alleine groß zu kriegen. Wenn ich ehrlich bin, schien mir das damals sogar einfacher. Ich konnte allein entscheiden, mich auf das Leben zu zweit konzentrieren. Mein Partner kam mir manchmal vor wie ein zusätzliches Kind.«

Nach der Trennung blieben sie freundschaftlich verbunden, teilten sich das Sorgerecht und unternahmen gelegentlich sogar etwas gemeinsam. Sie verbrachte mehrmals einige Urlaubstage im Haus seiner Eltern auf dem Land, mit denen sie sich weiterhin gut verstand und denen sie die Enkelin nicht vorenthalten wollte. »Ich habe natürlich oft darüber nachgedacht, ob wir nicht wieder zusammenkommen sollten«, sagte Cornelia. »Praktisch wäre es gewesen, auch gut für unsere Tochter. Aber inzwischen war da auch kein romantisches Gefühl mehr zwischen uns. Für mich ist er heute wie ein guter Freund, aber eigentlich keine Partner-Option.«

Auf den Rat mehrerer Freundinnen meldete sie sich bei verschiedenen Dating-Plattformen an. »Anfangs fand ich das aufregend. So viele Männer um einen herum, die man anders gar nicht kennenlernen würde! In den Apps sieht man heutzutage ja sogar auf den Meter genau, wer um einen herum auch sucht.« Als alleinstehende Mutter fand sie das sehr praktisch, da es zeitlich schwierig und nicht mehr besonders interessant für sie war, abends noch in Clubs oder Bars zu gehen. Bald sah ihre Bilanz aber so aus: »Etwa die Hälfte – gebunden oder alleinstehend – suchte einfach eine Affäre. Alle anderen hatten einen Hau.«

Beim Dating merkt man, wie viele gar nicht bereit für eine Beziehung sind.

Ein Großteil der Männer schien tatsächlich zu suchen – aber nicht sie, sondern sich selbst. »Einer kam zu jedem Date mit Ehering am Finger, erzählte mir von seiner schwierigen Frau, ihrem letzten Urlaub und den Problemen mit seinem Chef. Ich habe nur höflich zugehört und krampfhaft überlegt, was ich darauf antworten soll«, erinnerte sich Cornelia. »Ein anderer breitete beim ersten Treffen seine sexuellen Erlebnisse aus, Partnertausch und so. Vielleicht sollte mich das anmachen oder seine Erwartungen klarstellen. Ich fand es nur gruselig.« Einem netten, gebildeten Mann, frisch geschieden, standen beim Gespräch die Tränen in den Augen. »Auch schlimm, er tat mir leid. Er hätte eher Trost gebraucht, keine Verabredung. Er war überhaupt nicht bereit für etwas Neues.«

Nur zweimal lud sie in all den Jahren jemanden zu sich nach Hause ein, damit er als angeblicher »Kollege« beim Kaffee einmal ihre Tochter kennenlernten konnte. »Aber das habe ich bald wieder gelassen«, meinte Cornelia. »Ich hatte auch keine Lust mehr auf die ewig gleichen Gespräche: Wer bist du, was machst du, was suchst du?« Gelegentlich zweifelte sie inzwischen daran, ob sie überhaupt wieder mit einem Mann zusammenleben wollte: »Brauche ich es noch, dass einer überall seine Klamotten rumliegen lässt?« Aber sie wollte die Vorstellung, gemeinsam mit jemandem alt zu werden, nicht aufgeben und war auch der Ansicht, dass ihrer Tochter ein täglich anwesender Ersatzvater guttun würde. »Aber wo findet man denn so ein Exemplar?« Manchmal schien es ihr inzwischen, als ob sie Ansprüche ans Leben stellte, die völlig überzogen waren. Dann wieder, als ob es hier doch um Selbstverständliches ginge.

Perfektionismus ist ein Arschloch

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