Читать книгу Bekenntnisse - Augustinus von Hippo - Страница 27

2. Das sechzehnte Lebensjahr verfließt in glühender Sinnlichkeit.

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Und was anderes erfreute mich da, als zu lieben und geliebt zu werden? Aber nicht Seelenbande im lichtvollen Reiche der Freundschaft hielten mich; nein, aus der sumpfigen Begierde des Fleisches und dem Strom der Sinnlichkeit stiegen Nebel auf, die mein Herz so umwölkten und verfinsterten, daß es nicht mehr den hellen Glanz der Liebe von der Dunkelheit der Sinnenlust unterscheiden konnte. Wirr wogte beides in mir, riß meine widerstandsunfähige Jugend durch die Abgründe der Leidenschaften und versenkte sie in einen Strudel von Schandtaten. Mächtig schwebte dein Zorn über mir, ohne daß ich es wußte. Taub war ich geworden infolge des Kettengeklirres meiner Sterblichkeit; das war die Strafe für die Hoffart meiner Seele. Doch immer weiter entfernte ich mich von dir, ohne daß du mir ein Ziel setztest; hin- und hergeschleudert wurde ich, ich schwelgte, ich zerfloß und wallte über in meinen sinnlichen Ausschweifungen, und du schwiegst dazu, o meine späte Freude! Damals schwiegst du, und immer weiter entfernte ich mich von dir, und immer neue Saaten der Schmerzen entsprossen ohne Frucht meiner stolzen Verworfenheit und ruhelosen Ermattung.

Wer hätte auch meine Zerrissenheit endigen, wer dem flüchtigen Reiz, den jede neue Erscheinung hervorrief, ein festes Ziel setzen, wer ihrem süßen Zauber Einhalt tun sollen, daß die unruhigen Wogen meiner Jugendzeit im Hafen der Ehe sich brachen und ich mit dem Zwecke, Kinder zu erzeugen, so wie dein Gesetz, o Herr, es vorschreibt, zufrieden war? Du lässest ja unserem dem Tode verfallenen Geschlechte Samen erwachsen, wie du auch mit sanfter Hand die Dornenqualen, die dein Paradies nicht kennt, milderst. Denn deine Allmacht ist nicht fern von uns, auch wenn wir von dir entfernt sind. Oder hätte ich wenigstens genauer auf die Stimme geachtet, die aus deinen Wolken drang: „Den Stachel des Fleisches werden solche haben; ich aber schone euer“40 und: „Es ist gut für den Menschen, kein Weib zu berühren“41, ferner: „Wer kein Weib hat, sorgt für das, was Gottes ist, wie er nämlich Gott gefalle; wer aber durch die Ehe gebunden ist, sorgt für das, was der Welt ist, wie er dem Weibe gefallen möge“42. Hätte ich also wachsamer auf solche Stimmen geachtet, dann würde ich jetzt als „ein Verschnittener um des Himmelreichs willen“43- glücklicher deinen Umarmungen entgegenharren.

Doch als ich meinem ungezügelten Triebe folgte und dich verließ, entbrannte ich Unglückseliger und überschritt alle von dir gesetzten Schranken des Erlaubten, ohne jedoch deiner Züchtigung zu entgehen; wer von den Sterblichen vermöchte dies auch? Denn immer warst du mir nahe mit deinem erbarmungsvollen Zorne; alle meine unerlaubten Freuden übergossest du mit gar bitterem Weh, auf daß ich es lernte, Freuden ohne Schmerzen zu suchen, und dann nichts fände außer dir, o Herr, außer dir, der du uns „den Schmerz zum Lehrmeister gesetzt hast“44, der du schlägst, um zu heilen, tötest, damit wir dir leben. Wo war ich, wie weit verbannt von der Freude deines Hauses in jenem sechzehnten Jahre meines Lebens, als die Wollust Gewalt über mich erhielt und ich mich völlig der Sinnenlust auslieferte, die zwar wegen der schimpflichen Nachsicht der Menschen sich alle Freiheiten herausnimmt, aber trotzdem vor deinem Gesetze verboten ist? Und da sorgten noch nicht einmal die Meinigen, mich auf meinem abschüssigen Wege durch die Ehe aufzuhalten; ihre Sorge war es lediglich, wie ich es lernte, eine möglichst gute Rede auszuarbeiten und durch meinen Vortrag meine Zuhörer zu gewinnen.

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