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Am Ende ein Anfang Helena Baum

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Seit Monaten redet sie kein Wort mit mir. In dem großen Haus weichen wir uns aus, beobachten und belauern uns. Gehen in dem weiten Flur aneinander vorbei wie Fremde auf einem Bahnsteig. Warten darauf, dass irgendetwas passiert. Ich wäre verstockt wie mein Vater. Schlecht wie mein Vater. Genauso verdorben und nutzlos wie er. Ich solle ihr aus den Augen gehen. Verschwinden. Mir würde man das Schlechte sofort ansehen. Immer. Es wäre für jeden sichtbar. Mütter können unendlich grausam sein. Seit ich denken kann, höre ich diese Sätze und habe keine Ahnung, wer er ist. Mein Vater, der Unbekannte. Mein Vater, der schlechte Mensch. Der Mann, der sie kurz nach meiner Geburt verlassen hat. Durch und durch ein Versager.

Wenn ich richtig wütend bin, knalle ich meiner Mutter ihre Fehlentscheidungen wie faustgroße Steine an den Kopf. Einen nach dem anderen. »Wieso warst du mit ihm im Bett, wenn er so ein Versager war? Was stimmte mit dir nicht? Und überhaupt: Wieso hast du mich zur Welt gebracht und behalten?«

In der Regel macht es das nur schlimmer. Sie nennt mich die undankbarste Tochter der Welt. Aus den zunächst faustgroßen einzelnen Steinen formiert sich blitzschnell eine bedrohliche Steinlawine, die uns den Weg zueinander noch deutlicher versperrt.

Ich hasse sie und sehne mich gleichzeitig nach ihrer Liebe. Würde so gern einfach zu ihr gehen, wie ich es bei meinem Bruder sehe. Den Arm um sie legen und sie zum Lachen bringen. Doch die Hindernisse sind zu groß, die Abwehr zu stark. Das Konstrukt unserer Zuneigung zu instabil.

Ich hoffe auf morgen, denn morgen werde ich achtzehn Jahre alt. Vielleicht schenkt sie mir ein versöhnendes Wort, eine Geste der Verbundenheit, einen weicheren Blick. Manchmal haben wir es geschafft, uns über das Steingeröll hinweg wieder anzunähern. Meistens gab es äußere Anlässe. Besuch, Feierlichkeiten, Urlaube. Meine Volljährigkeit wäre ein guter Anlass. Mit großer Hoffnung und kneifenden Magenschmerzen lege ich mich spätabends ins Bett. Wälze mich von einer Seite auf die andere, überlege, wie lange ich noch zu Hause leben will. Wo sollte ich hin? Mit dem wenigen Lehrlingsgeld? Das reicht alles hinten und vorn nicht. Irgendwann bringt mir der Schlaf das Vergessen.

Am nächsten Morgen wache ich in meiner liebsten Schlafposition auf, der Embryonalstellung, und entrolle mich langsam. Ein freundlicher August-Sommertag blinzelt mich an. Im Zimmer tanzen die ersten Sonnenstrahlen ihr Ballett und locken mich aus den Federn. Im Flur höre ich Geräusche. Ein Flüstern und Zischen. Mein Stiefvater? Mein Bruder? Meine Mutter? Oder alle?

Es poltert. Etwas ist auf den Boden gefallen und ich freue mich so sehr, dass es anscheinend doch eine Geburtstagsüberraschung für mich geben wird. Für mich, das schlechte Mädchen. Die böse Tochter. Die von dem anderen Mann. Das wird ein guter Tag.

Schnell stehe ich auf, ziehe die Vorhänge weit auseinander und flute das Zimmer mit dem Morgenlicht. Komm, pralles Leben, komm ruhig herein. Komm zu mir, ab heute bin ich volljährig und kann machen, was ich will. Verträge unterschreiben, mein Leben in die Hand nehmen, das Ruder herumreißen, sogar heiraten. Ein neues Freiheitsgefühl keimt in mir und ich gebe mich meinen Träumereien hin.

Die Zimmertür wird aufgerissen. Ich drehe mich um und zeige meiner Mutter ein breites Lächeln als Zeichen meines Beitrages zur Versöhnung. Ich stutze.

Sie hat eine Reisetasche in der Hand, öffnet meinen Kleiderschrank, ohne mich eines Blickes zu würdigen, und packt wahllos Klamotten in die Tasche. »So, mein Frollein. Jetzt bist du achtzehn und kannst machen, was du willst. Hau ab hier! Verschwinde!« Sie schmeißt mir die Tasche vor die Füße. Ihr Blick ist eiskalt und das Blut in meinen Adern gefriert. »Worauf wartest du? Du findest doch alles hier schrecklich. Jetzt kannst du gehen.« Sie geht in den Flur. Wartet.

Wo ist mein Stiefvater, wo mein Bruder? Das können sie nicht zulassen! Wo soll ich denn hin? Ich schaue mich um, suche nach ihnen wie nach einer rettenden Schwimmweste. Es ist niemand da. Ich werde ertrinken.

Mein Herz rast viel zu schnell und ich brauche alle Kraft, um nicht ohnmächtig zu werden. Mein Atmen ist auf ein Minimum beschränkt. Worte habe ich keine. Nicht mal Satzanfänge. Alles ist eingefroren. Standby-Modus. Soll ich wirklich gehen? Was mache ich nur?

»Ich warte!«, sagt sie genervt und ich sehe ihr an, dass sie es ernst meint. Am liebsten würde sie mich aus der Tür schieben.

Also nehme ich die Tasche, packe noch ein paar persönliche Dinge dazu und begebe mich so langsam wie möglich in den Flur. Ich kann nicht glauben, was gerade passiert. In Zeitlupe ziehe ich meine Straßenschuhe an. Noch langsamer lege ich die Hand auf die Türklinke. Kann immer noch nicht glauben, was gerade passiert. Vielleicht sagt sie gleich: »April, April. Komm her!« Und öffnet die Arme für mich.

»Lass den Schlüssel hier«, höre ich das Erbarmungslose in ihrer Stimme. Wo, verdammt noch mal, sind mein Stiefvater und mein Bruder? Was für Feiglinge. Wieso halten sie sie nicht auf? Eigentlich weiß ich die Antwort: Ich bin nur ihre Tochter.

»Mischt euch da nicht ein! Das geht nur uns beide etwas an.« Ihre Wut in jedes Wort gebrannt.

Vor Schreck lasse ich den Schlüssel fallen, bücke mich und strecke die Hand aus, um ihn ihr zu geben. Bis zum Schluss hoffe ich auf etwas Wärmeres. Auf ihr Einlenken. Doch sie nimmt den Schlüssel und dreht sich weg, als würde sie sich vor mir ekeln.

Langsam glaube ich, was gerade passiert. Gedemütigt und verletzt, aber auch mit wilder Entschlossenheit verlasse ich mein Elternhaus und ahne nicht, dass ich es mehr als zehn Jahre nicht wieder betreten werde.

Vor der Tür spüre ich die Hitze des Augusttages. Obwohl es noch früh am Morgen ist, zeigt die Sonne volle Power. Genau diese Power brauche ich und erinnere mich, im Sternzeichen des Löwen geboren zu sein. Unmissverständlich rüttle ich die Löwin in mir wach, denn wir brauchen einen Plan. Allein schaff ich das nicht. Ohne mich noch einmal umzudrehen, laufe ich los.

Wie ein gut eingestellter Roboter führen mich meine Beine zu einem bestimmten Haus im Ort. Fünfzehn Minuten später drücke ich auf den Klingelknopf meiner Großmutter, der Mutter meines schlechten Vaters. Meine Oma, die mich nie treffen durfte, weil meine Mutter es nicht wollte.

Bereits als kleines Mädchen, wenn ich im Dorf allein Brötchen kaufen gegangen bin, streichelte mir eine fremde Frau über den Kopf, weinte und wiederholte ständig: »Meine Kleine. Meine Kleine.« Erst viele Jahre später erfuhr ich, dass die Frau, die immer Tränen vergoss, wenn sie mich sah, meine Oma ist.

Nach dem dritten Klingeln öffnet sie die Tür und weint sofort, als sie mich mit der Reisetasche vor sich stehen sieht. »Kathi. Was ist passiert? Ich habe immer gewusst, dass das nicht gut geht. Komm rein, mein Mädchen. Komm rein.« Sie zieht mich in die kleine Wohnung und ich erzähle ihr, was passiert ist.

Meine kleine Oma, sie ist untröstlich. »Du hättest damals bei uns bleiben sollen. Aber deine Mutter wollte nichts mehr mit uns zu tun haben, seit sie den neuen Mann kennengelernt hatte.« Oma schnieft in ihr Taschentuch und stopft es sich dann umständlich in die Schürzentasche.

»Sei nicht traurig, Omilein. Ich will mich von dir verabschieden. Ich gehe nach Berlin, suche mir ein Zimmer und mache meine Ausbildung zu Ende.«

»Aber hast du denn genug Geld für ein Zimmer in der Hauptstadt? Ist doch alles so teuer. Hier …« Sie schiebt mir einen Hunderter in die Hand.

»Danke, Oma. Ich verdiene doch Geld in meiner Ausbildung und in sechs Wochen ist sie zu Ende, danach verdiene ich mehr.« Wir umarmen uns und ich registriere, dass sie schon wieder kleiner geworden ist. »Ich pass auf mich auf. Versprochen! Aber ich muss weg hier.«

Sie schluchzt und weint, hält meine Hand. »Willst du einen Kaffee? Hast du überhaupt gefrühstückt?«

Meine Oma, der einzige Mensch auf dieser Welt, der mich von Anfang an bedingungslos geliebt hat. Einfach so, weil ich geboren wurde. Sie versucht, meinen Abschied hinauszuzögern, aber ich will weg. Weg aus dem Dorf. Keinen Kaffee mehr, Hunger habe ich auch nicht. »Ich muss los, Omi.«

Ich versuche, tapferer zu sein, als ich bin. Eigentlich ist mir nach Heulen zumute. Doch das geht jetzt nicht, ich muss mir ein Bett für die nächsten Tage organisieren. Ein letzter Kuss, ein letztes Umarmen und dann los.

Die fünfzig Kilometer fahre ich mit dem Zug in die große Stadt, wie sonst auch. Quetsche meine Reisetasche in ein Schließfach am Alexanderplatz und treffe mich wie jeden Morgen mit Andreas, meinem aktuellen Freund.

»Kathi, was ist los?« Er beäugt mich vorsichtig, spürt, dass etwas nicht stimmt. Dann nimmt er mich in den Arm. »Egal, was es ist. Erst mal herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, meine Schöne.« Er überreicht mir eine große Sonnenblume und ein kleines eingepacktes Geschenk.

Für einen Atemzug lasse ich mich in seine Umarmung fallen. Noch immer habe ich keine Träne vergossen und mir ist schleierhaft, wo sie feststecken. »Meine Mutter hat mich heute Morgen rausgeschmissen. Das ist los, und ich brauche einen Schlafplatz. Ich gehe nicht mehr zurück.«

Er schaut mich entgeistert an. »Spinnt die? Für ein paar Nächte kannst du mit zu mir kommen. Aber weißt ja, ich wohne auch noch zu Hause, und meine Eltern werden nicht begeistert sein.«

Ich weiß, er hat auch nur ein schmales Bett und ein kleines Zimmer in der elterlichen Wohnung. Da ich noch keine Alternative habe, willige ich ein, später mit zu ihm zu kommen. Doch zuerst laufen wir in das Gebäude, in das Büro, in dem wir beide als Lehrlinge arbeiten.

Er nimmt meine Hand. »Wir finden eine Lösung.« Ich nicke, aber alles in mir ist taub.

Auf meinem Platz im Büro stehen achtzehn rote Rosen, ein Kuchen und viele bunte Kerzen. Ein rosa Luftballon schmückt meinen Computer. Unvermittelt breche ich nun doch in Tränen aus und habe Angst, alle zu erschrecken.

Rosi, meine Chefin, nimmt mich zur Seite. »Alles in Ordnung, Kathi?« Sie schaut mich prüfend an.

»Alles in Ordnung«, antworte ich. »Ich bin nur so gerührt, dass ihr daran gedacht habt.« Wie meine Oma vorhin schniefe ich in mein Taschentuch und schaffe es kaum, mich zu beruhigen.

»Ach, Kathi. Klar denken wir an deinen Geburtstag, der achtzehnte ist doch immer etwas Besonderes im Leben.« Sie streicht ganz selbstverständlich die Tränen aus meinem Gesicht. »Ich habe noch eine Überraschung für dich. In sechs Wochen bist du mit deiner Ausbildung fertig … und … tata … wir wollen dich gern übernehmen.« Sie überreicht mir einen Arbeitsvertrag und schaut mich an. Abwartend, eine schwarze Augenbraue hochgezogen. »Kathi?«

Ich muss schon wieder weinen und erneut fehlen mir die Worte.

»Bist du schwanger?«, fragt sie, nun beide Augenbrauen hochgezogen.

Meine Hand wandert zum Bauch. »Nein! Nein, oh Gott, nein! Auf keinen Fall.« Das würde mir gerade noch fehlen. Ich schaffe es, mich zu beruhigen, adäquat zu antworten und so etwas wie Freude zu zeigen. Sie weiß noch nicht, dass es nicht der Beruf ist, der mich glücklich macht. Eins nach dem anderen flüstert mir meine innere Löwin zu. Du brauchst das Geld. Sag ja!

Nach der Arbeit holen Andi und ich meine Reisetasche aus dem Schließfach und fahren zu ihm. Andi erklärt seinen Eltern etwas kleinlaut und beschämt, was bei mir zu Hause los ist. Seine Eltern zeigen sich geschockt und sind betont freundlich zu mir, doch ich höre die darunter liegende Botschaft: Niste dich nicht bei uns ein! Für unseren Sohn haben wir an jemand anderen gedacht. Niemand aus solchen Verhältnissen, wo die Mutter die eigene Tochter …

Hier bleiben wir auf keinen Fall länger, entscheidet die Löwin in mir. Ich weihe meine Freundinnen Birgit und Anna in die Situation ein und übernachte abwechselnd bei einer von ihnen. Meine Tasche bleibt im Schließfach, bis ich eine längerfristige Lösung gefunden habe. Ich möchte niemandem zur Last fallen.

Andi fragt, warum ich nicht mehr bei ihm schlafe.

»Lass mal, Andi. Das funktioniert nicht mit deinen Eltern und ich sehe, wie du dich mir zuliebe verbiegst. Das passt nicht.« Meine Antwort ist diplomatisch, aber insgeheim nehme ich ihm übel, dass er nicht mehr für mich kämpft. Sich auch mal gegen seine Eltern stellt und deutlicher an meiner Seite steht. Er ist feige. Wie mein Bruder und mein Stiefvater. Immerhin bin ich in einer Notlage. Ich ahne, dass unsere Geschichte zu Ende ist. Mein Rückzug hat schon begonnen. Unmerklich für ihn, aber mehr als deutlich für mich.

Am Samstagabend gehen wir alle zusammen in unseren Club. Birgit, Andi, Hannes, Anna und ich. Ich trinke von Anfang an zu viel, tanze losgelöst von meinen Problemen und will einfach nur abschalten.

Andreas nervt. Er zieht an meinem Arm, will mich ständig küssen. Ich will nicht. Weder reden, noch küssen. Er soll abhauen, mich in Ruhe lassen. Doch ich bin zu nett. Ihm zuliebe gehe ich mit nach draußen auf die Straße. Wir setzen uns auf eine kleine Treppe vor dem Club.

Es ist drei Uhr nachts und die Stadt pulsiert. Unmengen von Menschen bewegen sich vor uns. Hin und her. Her und hin. Wie emsige Ameisen, die einen Plan haben, was zu tun ist. Ich hätte auch gern einen Plan. Seine geflüsterten Worte erreichen mich nicht mehr, seine eindringlichen auch nicht. Enttäuscht haut er ab und lässt mich einfach sitzen.

Zurück im Club tanze ich weiter, trinke weiter, flirte weiter. Die Anonymität hilft, mich als eine andere zu sehen, mich schwerelos und frei wie ein Vogel zu fühlen. Ich tanze, nehme jeden Song mit, schließe die Augen und versenke mich in der Musik. Verschmelze mit ihr, bis ich selbst Musik bin und mich auflöse.

Jemand tippt mir auf die Schulter. Nein, ich will nicht zurück in die Realität. Ich will hierbleiben, in meinen Bildern hinter den geschlossenen Augen.

»Kathi«, nennt der Unbekannte meinen Namen.

Ich schaue in zwei schokoladenbraune Augen, sehe einen wuscheligen schwarzen Lockenkopf und einen großen, dünnen Jungen.

»Ich bin Mike, ein Freund von Hannes. Er meint, ich soll ein Auge auf dich werfen.«

Ich höre mein albernes Lachen wie aus weiter Ferne. »Tolle Augen wirfst du auf mich.« Ich forme meine Hände so, als hätte ich seine Augen aufgefangen. »Willst du sie zurück?«, frage ich ihn.

Er lacht und tut so, als würde er sie sich wieder einsetzen. »Ich habe zwar nur eins auf dich geworfen. Aber was soll`s! Her mit den Augen. Davon kann man nie genug haben.« Er tanzt eine Runde mit mir und ich schließe die Augen wieder.

»Komm, Kathi. Es ist schon morgen.« Er nimmt einfach meine Hand und zieht mich nach draußen. »Wo wohnst du? Ich bring dich ein Stück.« Es ist schon morgen, sinniere ich über seinen Satz. Jetzt. Heute. Morgen.

»Ich weiß nicht, wo ich wohne.« Ich erzähle ihm, dem Fremden, meine Geschichte.

»Komm mit zu mir. Du kannst nicht auf dem Bahnhof schlafen.« Wir holen meine Tasche und ich gehe mit diesem fremden Jungen nach Hause. Die Löwin ist ruhig, als würde sie ihm vertrauen.

Wir schleichen uns in die Wohnung. Das Licht geht an und eine sehr blonde, dünne Furie schreit erschrocken: »Mike! So geht das nicht. Es ist früh am Morgen und ich mache mir die ganze Zeit Sorgen, wann du endlich nach Hause kommst.« Sie schaut auf ihre riesige Armbanduhr. »Sechs Uhr morgens. Bist du verrückt geworden! Ich hab kein Auge zugemacht.«

Ich schenke ihr mein schönstes Lächeln. Was würde ich für so eine Mutter geben.

»Mama, beruhige dich. Ich bin seit einem halben Jahr achtzehn und kann kommen, wann ich will. Das ist Kathi, die hat gerade kein Zuhause und bleibt erst mal bei uns.« Das klingt wie basta!

Und ich blinzle meine Tränen weg. Die Klarheit dieses fremden, schönen Jungen beeindruckt mich zutiefst.

»Aber nicht in einem Bett!«, keift seine Mutter wieder. Sie geht in sein Zimmer und macht das grelle Deckenlicht an.

»Mama«, er hebt belehrend den Zeigefinger und schaut sie in aller Seelenruhe an. »Achtzehn«, erinnert er an seine Volljährigkeit. Knipst ein kleines Nachtlicht an und dimmt das grelle Licht.

Wenn ich nicht so müde und angetrunken wäre, würde ich mich köstlich über die beiden amüsieren. Doch ich will nur ins Bett. Mike zieht mich in sein Zimmer, während ich noch immer fasziniert auf seine Mutter schaue.

»Gute Nacht, Mama von Mike und danke«, sage ich schnell, bevor die Tür ins Schloss fällt.

Kaum ist die Tür zu, küssen wir uns. Da ist jemand, der zu dir steht, flüstert mein Herz, einfach so.

Ich höre noch sein: »Schlaf gut, Kathi. Morgen sehen wir weiter. Du kannst erst mal hierbleiben.« Er legt seinen Arm um mich, ich schlüpfe in seine Armbeuge, nehme seinen Geruch auf und weiß, dass er gut ist. Innen und außen.

»Ich liebe deine Mutter«, flüstere ich, bevor ich einschlafe und meiner Oma ein stilles Zeichen sende, dass es mir gut geht.

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