Читать книгу Island Sommer Liebe - Ava Lennart - Страница 10
CHRISTIAN
ОглавлениеIch folge Fanney die hölzerne Treppe hinauf, die in den zweiten Stock führt. Ihr glattes, hellblondes Haar, das sich unter dem Kopftuch den Rücken hinunter ergießt, wippt bei jedem Schritt. Mein Blick wird unweigerlich auf ihr recht üppiges Hinterteil gelenkt. Nicht schlecht!
Oh Mann. Was denke ich denn hier? Das muss die Luftveränderung sein. Ich senke den Blick.
Die ansonsten zierliche Frau riecht nach Pferdestall. Innerlich seufze ich. Vielleicht hätte ich mich besser in das Hotel in Vík einquartieren sollen. Ein hässlicher beigefarbener Klotz, der mir sicherlich Anonymität gewährt hätte. Aber die Fotos im Internet von diesem Bed & Breakfast, dem Atlishof, hatten mir den Eindruck von echtem Islandflair vermittelt: ein rotes Haupthaus mit mehreren spitzgiebeligen Nebengebäuden, auf deren Dächern das Gras wächst. Auf den Fotos weidete eine Herde Islandponys auf den Hängen rund um das Haus. Es sollte mich also nicht wundern, dass sie nach Stall riecht. Ich räuspere mich. Gott, was gäbe ich für einen Kaffee. Oder Schlaf.
Auf der Fahrt hierher habe ich Melanie am Handy schon genug vorgejammert, wie grässlich ihre Idee mit dem Nachtflug gewesen ist. Dieser Jon hätte mich nach einer halben Stunde wahrscheinlich am liebsten aus dem Jeep geworfen. Wie ein Kleinkind habe ich gebockt. Bereits als ich das Gate verließ, hatte mich der Mann von oben bis unten gescannt. Ich konnte ihm ansehen, wie er sein Misstrauen hinter Höflichkeit verbarg. Zugegeben, er könnte sich nicht deutlicher von mir unterscheiden. Sieht er doch aus wie ein isländischer Cowboy. Er wirkt wie ein Model aus einem Outdoor-Katalog. Kerniger Blick, pragmatische Kleidung. Und hat ein faszinierendes Gesicht. Eine große Narbe zieht sich über seine rechte Wange und die Gesichtszüge sind fast nicht greifbar. Hochinteressant. Ich speichere alles ab. Vielleicht kann ich dieses Gesicht irgendwann für eine Buchfigur verwenden.
Als ich das Handy endlich weggesteckt habe, darf ich einen phänomenalen Sonnenaufgang erleben, der die schroffe Graslandschaft in ein zauberhaftes Morgenlicht taucht. Einzig die Masten von Hochspannungsleitungen, die sich über die Landschaft ziehen, zeugen von Zivilisation. Ab und an zeigt mir Jon eine auffällige Felsformation oder weist mit der Hand auf das Meer. Und einmal auf einen Vulkan. Das also ist der berühmte Vulkan, der 2010 den europäischen Flugverkehr lahmgelegt hat. Eyjafjall... Okay. Das werde ich wohl nie aussprechen können. Nicht einmal, wenn ich es geschrieben vor mir sähe. Von dieser Sprache kann ich mir gerade mal ‚Takk’, ‚Nei’, ‚Bless’ und ‚Skál’ merken, also Danke, Nein, Tschüss und Prost.
Je mehr Zeit auf der Fahrt verstreicht, desto mehr hebt sich meine Stimmung. Die Landschaft ist atemberaubend und sehr inspirierend. Vielleicht ist die Idee mit Island gar nicht so schlecht gewesen.
Auch Jon taut langsam auf. Ich gebe meiner schriftstellerischen Neugier nach und spreche ihn auf die Narbe an. Viel erfahre ich nicht, nur, dass er bei einem Trip durch Südamerika ausgeraubt wurde und dabei Bekanntschaft mit einem Butterflymesser gemacht hat. Jon scheint mir die Neugier nicht übelzunehmen und gibt bald Geschichten von Trollen und Vulkanen zum Besten.
Da habe ich es gefühlt. Es könnte sein, dass ich hier endlich wieder die Inspiration zum Schreiben finde, die mir seit einiger Zeit abhandengekommen ist.
Fanney öffnet die Zimmertür und ich folge ihr in einen hellen Raum. Sie dreht sich zu mir um und ich kann den Stolz in ihren Augen sehen, als sie meine positive Reaktion auf das Zimmer sieht. Alles ist in einem modernen Landhausstil gehalten. Die Wände sind weiß getüncht, der hölzerne Fußboden hell lasiert. Im Kopfende des Betts prangt eine herzförmige Aussparung, soweit ich das durch den lichten Vorhang, der das Bett aus Kiefernholz einfasst, ausmachen kann. Karierte Zierkissen laden dazu ein, sich sofort auf die Matratze zu werfen und zu entspannen. Ein kleiner Sekretär, versehen mit einem modernen Designstuhl, steht an einer Wand. In der Ecke gegenüber unterstreicht ein Ohrensessel neben einem Kaffeetischchen vor einem Einbauschrank die behagliche Gemütlichkeit. Ich bin erstaunt, wie professionell alles wirkt. Fast wie in einem Fünf-Sterne-Hotel in den Schweizer Alpen. Sicherlich nicht das, was ich auf einem Pferdehof in Island, der Zimmer vermietet, erwartet habe. Ich nicke anerkennend und echte Freude huscht über Fanneys Gesicht. Wirkte sie soeben noch erschöpft und routiniert, fällt mir jetzt umso mehr auf, wie ihre hellblauen Augen aufleuchten. Ihr Gesicht ist großflächig, was durch die hohen Wangenknochen unterstrichen wird. Der Mund ist voll, die Lippen von einem natürlichen Roséton. Sie ist nicht geschminkt. Und dieses helle Haar... Ob ihr bewusst ist, wie natürlich schön sie ist? Sie ist jung. Diese Elin schätze ich auf etwa siebzehn. Fanney wirkt reifer. Sie wird Mitte zwanzig sein. Ob dieser Jon ihr Freund ist? So wie ihr Gesicht aufgeleuchtet hat, als er mit ihr gesprochen hat, nehme ich das an.
Mit raschen Schritten durchmisst Fanney den Raum und öffnet eine schmale Tür.
„Hier ist das Badezimmer. Wir haben erst kürzlich renoviert.“ Ich blicke kurz durch den kleinen Raum, der konsequent den Stil des Hauptraums fortführt. Helle Materialien und schlichte Formen ergeben die perfekte Mixtur aus rustikal und modern. Hier lässt es sich aushalten.
„Danke, Fanney. Ein wunderschönes Zimmer. Wenn ich jetzt einen Kaffee bekommen könnte, wäre ich restlos glücklich.“ Sie strahlt und wirkt erleichtert.
„Ich setzte in der Küche einen auf. Das ist die Tür neben der Islandflagge beim Eingang. Komm einfach runter, wenn du so weit bist. Ich brauche auch dringend einen.“ Damit wendet sie sich ab und lässt mich allein.
Ich lege die Steppjacke über den Schreibtischstuhl, benutze kurz das Bad und schöpfe mir herrlich eiskaltes Wasser ins Gesicht. Während ich mich abtrockne, entdecke ich einen kleinen Austritt vor dem Badezimmerfenster. Ich öffne die Tür. Würzige, kühle Luft schlägt mir entgegen, als sich mir der eindrucksvolle Blick über das Meer offenbart. Einen Moment starre ich sprachlos auf die endlose Weite. Der Hof liegt oberhalb des Ortes Vík, dessen bunte Häuserreihen sich in die Bucht schmiegen. Rechterhand thront auf einem Hügel eine hölzerne Kirche. Sie passt in ihrer skandinavischen Schlichtheit perfekt hierhin. Bei der kargen Szenerie kann ich mir lebhaft vorstellen, wie damals die Wikinger hier gelebt haben.
Ein Gefühl, das ich lange nicht mehr hatte, überkommt mich. Ein Funken der Inspiration, eine Ungeduld, Worte zu Papier zu bringen. Ich werfe das Handtuch achtlos auf den Boden und versuche mich zu entsinnen, in welchem meiner Koffer der Laptop verstaut ist. Erst beim dritten Gepäckstück werde ich fündig und ziehe die flache Schutzhülle heraus. Stirnrunzelnd betrachte ich den Sekretär, bis mir eine Eingebung kommt und ich den Schreibtisch vor das Fenster im Raum verschiebe. Zufrieden setze ich mich auf den bequemen Stuhl und klappe den Laptop auf. Das Meer liegt in seiner Pracht vor mir. Kleine dunkle Punkte sausen durch die Luft und steuern eine Felsformation in der Steilküste an. Ich tippe auf Seevögel. Möglicherweise Papageientaucher, die im Internet auf vielen Islandbildern zu sehen sind. Ich freue mich schon auf die Erkundung der Gegend. Die Trollfelsen, die Jon mir bei der Ankunft gezeigt hat, blinken in der Sonne. Wow! Ich hatte selten einen schöneren Schreibplatz.
Kaum ist der Computer hochgefahren, verharren die Finger über der Tastatur. Mit zusammengekniffenen Augen versuche ich vergebens, die Inspiration, die mich soeben angetrieben hat, in Geschichten zu übertragen. Tief Luft holend starre ich aus dem Fenster auf den Horizont des Meeres.
In meinem Hirn herrscht Leere.
Absolute Leere, die sich schal anfühlt. Ich spüre das Versagen fast körperlich.
Mist! Es klappt nicht. So sehr ich auch nach dem Gedanken greifen möchte, der gerade so präsent war. Er ist weg. Wie ein Traum, an den man sich vergeblich zu erinnern versucht. Frustriert schnaubend klappe ich den Laptop zu und fische nach meinem Handy in der Jackentasche.
„Das war eine Schnapsidee“, poste ich an Melanie. Postwendend klingelt es.
„Nun sei doch mal geduldig, Chris. Hatten wir nicht ausgemacht, dass du dich weniger selbst unter Druck setzt? Komm doch erst einmal richtig an. Hattest du wenigstens einen Kaffee?“
„Im Flieger“, brumme ich in den Hörer.
„Siehst du. Wie soll das klappen? Du hast kaum geschlafen, viele neue Eindrücke und noch nicht mal deinen üblichen Koffeinlevel.“ Seufzend fahre ich mir mit der freien Hand durchs Haar.
„Du hast vermutlich recht. Ich sollte nichts übers Knie brechen. Es war nur .... für einen kurzen Moment habe ich es gespürt. Und dann war es weg, bevor ich auch nur ein Wort aufs Papier bringen konnte.“ Ungeduldig klopfe ich mit den Fingern auf den Schreibtisch.
„Aber das ist doch wunderbar! Sieh es als gutes Zeichen. So eine Schreibblockade geht nicht von heute auf morgen weg. Nimm dir ein paar Tage frei und versuche es dann noch einmal.“ Eine Weile schweige ich ins Telefon, was Melanie, die Stille nie ertragen konnte, nicht lange durchhält.
„Zur Not bringen wir diesen Herbst ein Best-of oder ein Lexikon heraus. So à la J.K. Rowlings Verzeichnis zu den Fabelwesen in den Harry-Potter-Büchern. Deine Gestaltwandler-Reihe bietet sich dafür hervorragend an. So etwas lieben die Leser.“ Ich schnaube verächtlich. Klar, dass Melanie, wenn sie als meine Verlegerin argumentiert, betriebswirtschaftlich denkt. Aber wäre das nicht ein öffentliches Bekenntnis, dass ich ausgebrannt bin?
Ich seufze und widerstehe dem Drang, das Telefon in die Zimmerecke zu pfeffern.
„Also Melanie. Ich werde mich ein paar Tage ausklinken. Wir sprechen uns.“ Melanie murmelt noch etwas, als ich auflege.
„Sei geduldig!“, wiederhole ich in nachäffendem Tonfall Melanies letzte Worte. Mit beiden Händen reibe ich übers Gesicht.
Kaffee, ich brauche definitiv Kaffee. Und vorher eine Dusche.
Milder gestimmt, wenn auch nicht wie neugeboren, betrete ich zwanzig Minuten später geduscht und umgezogen die Küche. Fanney hantiert am großen Herd und nickt mir lächelnd zu. Ihr Blick bleibt an meiner wattierten Weste hängen. Sie mustert mich einen Moment stirnrunzelnd von oben bis unten und beißt sich auf die Lippe. Als unterdrücke sie eine Anmerkung. Was? Gefällt ihr mein Outfit nicht? Melanie hat mir vor der Reise mehrere Sets bei einem Ausstatter für Globetrotter im Internet bestellt. Garantiert Goretex.
„Magst du nur Kaffee? Ich kann dir auch ein spätes Frühstück servieren.“
„Ja, ich esse gerne etwas. Und dazu viel Kaffee. Am liebsten schwarz und süß.“ Sie reicht mir eine volle Tasse und nickt in Richtung Küchentisch.
„Setz dich doch zu meinem Vater.“
Erst jetzt entdecke ich auf der hölzernen Eckbank einen älteren Mann, der fast mit den Landhausküchenmöbeln verschmilzt. Er trägt einen dieser Island-Strickpullis. Sein Alter ist schwer zu schätzen und er sieht aus, wie sich Klein-Fritzchen einen Seemann vorstellt: wettergegerbte Haut, grauer Bart und verschlossener Gesichtsausdruck. „Zäh“ ist das erste Adjektiv, das mir in den Sinn kommt. Ganz im Gegensatz zu dem „erfrischend“, das ich seiner Tochter zuschreibe.
„Willkommen auf dem Atlishof, Junge.“ Er ergreift herzlich meine Hand und drückt sie mit einem Nicken.
„Sehr erfreut, Herr Atlisdottir. Ich bin Christian Helm aus Deutschland.“
Fanney und ihr Vater schauen mich einen Moment irritiert an und brechen dann in schallendes Gelächter aus. Na toll! Was habe ich Lustiges gesagt?
Prustend versucht Fanney, mir etwas zu erklären, kriegt sich aber kaum ein. Der Vater erholt sich schneller. „Also, mein Junge. Hier in Island nennen wir uns alle beim Vornamen. Und Atli ist mein Vorname. Das ‚dottir’ nach einem Namen bedeutet: Tochter von ... Da ich hoffentlich auch für dich eindeutig ein Mann bin, klingt das ‚Tochter’ schon lustig. Mein Nachname ist Stefansson. Weil mein Vater Stefan hieß.“
Dann sagt er etwas zu seiner Tochter, die sich daraufhin mit einem weiteren unterdrückten Lachen abwendet und in einer Küchenschublade kramt. Mit einer großen Haushaltsschere in der Hand, kommt sie auf mich zu.
„Dreh dich bitte mal um.“ Zu verdutzt, um nachzufragen, wende ich ihr den Rücken zu. Was hat sie vor? Sie wird mir doch nicht etwa die Haare schneiden? Ist das vielleicht die isländische Strafe, wenn man das mit den Töchtern und Söhnen durcheinanderbringt? Ich höre ein Schnittgeräusch im Nacken. Sie hat etwas von meiner Kleidung abgeschnitten.
„Hier, das hätte dich doch nur gejuckt.“ Entgeistert nehme ich das Preisschild des Fleecepullis entgegen.
„Noch irgendwo eins?“ Sie scheint die Frage ernst zu meinen und blickt mich mit erhobener Schere erwartungsvoll an.
„Nicht, dass ich wüsste“, murmle ich und versenke die Nase im Kaffee. Na sauber, jetzt habe ich mich als extremer Island-Ignorant und gleich noch als Fake-Globetrotter geoutet. Meine Antwort auf Fanneys nächste Frage wird diesen Eindruck nicht gerade widerrufen.
„Hast du schon Ausflüge geplant? Jon kann dich überall hinfahren.“ Ich zögere.
„Ich habe erst einmal beschlossen, hier in der Gegend zu bleiben. Das ist besser für mein Buchprojekt.“ Über den Rand der Tasse kann ich die Verwirrung in ihrem Gesicht sehen. Ich erinnere mich an den Spruch des Mädchens bei meiner Ankunft. Auch Fanney wird davon ausgehen, dass ich einen Reiseführer verfasse. Warum sonst war Elin so erpicht darauf, dass ich den Atlishof erwähne? Aber ich sehe keinen Anlass, ihren Irrtum zu korrigieren. Sobald hier jemand herausfindet, wer ich bin, wäre es vermutlich mit der Ruhe vorbei. Ich habe schon Fanpost aus Island erhalten. So schaue ich Fanney nur herausfordernd an. Sie erwidert meinen Blick und mir fallen erneut ihre ungewöhnlich hellen Augen auf. Sie mustert mich forschend. Als durchschaue diese Frau mich ganz und gar und könne in die Tiefen meiner Seele blicken. Eine wohlige Gänsehaut überzieht meinen Nacken. Erst als Atli sich räuspert und nach mehr Kaffee fragt, unterbrechen wir den Blickkontakt.
Fanney füllt die Tasse und wendet sich dann wieder dem Herd zu.
„Wir sind zwar offiziell ein Bed & Breakfast. Du kannst aber gerne bei uns abendessen. Ich koche täglich und es macht mir nichts aus, für dich mitzukochen. Ansonsten hat das Hotel im Ort bis zwanzig Uhr warme Küche.“ Sie wirft einen Blick über die Schulter.
„Bis acht?“, frage ich. Wow! Hier im Dorf ist ja richtig was los. Fanney muss mir die spöttischen Gedanken wohl angesehen haben, denn sie kraust die Nase. Sie wendet sich mir zu und macht mit dem Pfannenwender eine bekräftigende Geste in der Luft.
„Wir haben auch eine Bar.“
Ich hebe belustigt die Augenbrauen.
„Komm doch mal vorbei. Freitagabends ist Live-Musik.“
Ich habe zwar keine Lust, Zeit in einer Dorfkneipe voller isländischer Männer in Strickpullis zu verbringen, doch etwas hält mich davon ab, Fanney vor den Kopf zu stoßen und so nicke ich nur. Zufrieden wendet sie sich wieder dem Herd zu und stellt wenig später einen Teller und mehrere Schälchen auf den Tisch. Jetzt erst merke ich, wie hungrig ich bin. Ich greife nach einer Scheibe Brot und inspiziere den Inhalt der Schälchen.
„Darf ich fragen, was das ist?“ Ich zeige auf Würfelchen in Soße. Im Vorfeld hatte ich mich über die isländische Küche informiert und mit Schaudern von Hammelhoden, fermentiertem Hai und gekochten Schafsköpfen gelesen. Am ersten Tag und vor allem zum Frühstück, bin ich nicht bereit für solche ‚Delikatessen’.
„Das ist Síld. Hering. Das Weiße ist mit Dill und dieses Gelbliche dort mit Honigsenf.“ Aha. Besser als Hoden, aber Hering zum Frühstück ist nicht mein Ding. Sogar das absolute Gegenteil. Ich bin nicht der Fisch-Typ. Skeptisch beäuge ich ein weiteres Schälchen, in dem sich eine dunkelrote Masse befindet.
„Dann ist das hier wohl Hering mit Roter Bete?“ Sie lacht hell auf, wirft dabei den Kopf in den Nacken und entblößt ihren zarten Hals. Ihr hellblondes Haar reicht ihr fast bis zur Hüfte. Der ganze Körper schüttelt sich. Eine Träne aus dem Augenwinkel wischend schüttelt sie den Kopf.
Super. Irgendwie komme ich mir so langsam wie eine Witzfigur vor, die die Alleinunterhaltung der Dame des Hauses bestreitet.
„Nein, kein Hering. Das ist Erdbeermarmelade. Selbstgesammelt und selbstgekocht.“
Jetzt kann auch ich mir ein Lachen nicht mehr verkneifen.