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4. Kapitel New Haven, Connecticut – 30. April 2014

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Der Senior neben ihr klopfte an die schwere Eisentür. Mit einem Seufzer öffnete sich das Tor einen Spalt und dann ging alles sehr schnell. Uta wurde von einer Hand ins Innere des Hauses gezogen. Sie kniff die Augen zusammen. Im Inneren des Tempels, der sogenannten Gruft, war es bis auf ein paar Fackeln an der Wand dunkel. Die Flammen projizierten ein sehr sanftes Licht an die Wände. Schädel lagen überall verstreut am Boden. Menschenschädel und -knochen!

Aus der Dunkelheit traten plötzlich Männer mit schwarzen Masken ins Licht, Uta wollte schreien. Zuerst hatte sie sie gar nicht wahrgenommen. Nun sah sie die zwanzig Männer oder Frauen, die hinter schwarzen Teufelsmasken ihre Gesichter verbargen. Die Situation wirkte unwirklich, geradezu schockierend. Uta fühlte sich unwohl in ihrer Haut. Hatte sie einen Fehler gemacht? Dies hier fühlte sich wie eine Sekte an. Wozu die Verkleidung? Was geschah hier?

An der Wand gegenüber von ihr sah sie ein Wappen, einen Schädel mit gekreuztem Knochen, darunter stand die Zahl 322. Über dem Wappen stand in deutscher Sprache „Wer war der Tor, wer Weiser, Bettler oder Kaiser? Ob arm, ob reich, im Tode gleich“. Unter dem Wappen fiel ihr ein sehr großer maskierter Mann auf. War das der Großmeister?

Uta hatte den Gedanken noch nicht zu Ende gedacht, da packte sie jemand an der Schulter und schüttelte und schubste sie hin und her. Sie versuchte, sich aus dem Griff ihres Angreifers zu wehren. <Was soll das?> fragte sie gereizt. Im selben Moment ertönte verschwörerisch eine andere Stimme <schwörst Du Verschwiegenheit, Uta Fedderson?> Uta wollte am liebsten davonlaufen, doch irgendetwas an dem Szenario faszinierte sie. Deshalb spielte sie mit <Ja, ich schwöre!> sagte sie mit bebender Stimme. Das Ganze musste ein Scherz sein. Sie würde einfach mitspielen und dann mit den anderen zusammen über diese gruselige Situation lachen. Da war sie sich sicher! Nachdem viele reiche und einflussreiche Menschen bei dieser Vereinigung dabei waren, konnte das hier nur ein Scherz sein! <Ja, ich schwöre!> sagte Uta ein zweites Mal. <Wenn Dich jemand auf das Thema „Skull and Bones“ anspricht, dann musst Du den Raum verlassen und nichts dazu sagen! Schwöre es!> sagte die tiefe Stimme des großen Vermummten, der unter dem Wappen stand. Er klang irgendwie nicht wie ein Amerikaner. Bei diesem Mann spürte sie Macht. Er strahlte etwas aus, das sie frösteln ließ. Sogar unter dieser Maskerade. Wahrscheinlich war es seine Stimme und die Haltung oder der Körperbau! <Ja, ich schwöre!> sagte Uta wieder. Von der Seite trat ein weiterer Maskierter auf sie zu und schlug ihr mit dem Teufelsschwanz ins Gesicht. <Küss den linken weißen Schuh des Papstes!> forderte die Stimme des Mannes, der vor ihr stand, Uta auf. Was? Was für ein Papst? Dann trat ein Mann aus der Dunkelheit, er war als Papst verkleidet und hatte einen weißen Schuh an seinem linken Fuß. Uta schüttelte den Kopf! Das war nun nicht mehr lustig! Was sollte sie tun? Am liebsten würde sie allen die Masken vom Kopf reißen und die Gesichter entlarven. Hatten die anderen Mitglieder etwa ähnliche Erfahrungen gemacht? Sie hatte gehört, dass auch berühmte Persönlichkeiten, sogar Präsidenten bei den Bonesman waren. Beim besten Willen konnte sie sich nicht vorstellen, dass diese sich so demütigen ließen! Sie würde den Schuh küssen oder es andeuten, aber dann war Schluss!

Uta ging auf den, als Papst verkleideten zu, kniete sich neben seinen linken Schuh und deutete einen Kuss an. Von hinten ertönten leise Gesänge, die an Volumen langsam zunahmen. Es war ein Lied, das Uta bekannt vorkam, eine Melodie. Aber keine Amerikanische. Nein, deutsch vielleicht, aber die Texte wurden in Englisch gesungen. Da packte sie wieder eine Hand und zerrte sie zu einer Wanne, die im hinteren Bereich stand. Es war ziemlich dunkel, deshalb konnte sie nicht sehen, ob die Wanne mit Wasser gefüllt war. Mehrere Knochenmänner drängten sich um Uta und hoben sie in die Wanne. Sie wehrte sich noch mit Händen und Füßen, aber es war zu spät. Uta hievte ihre im Schlamm steckende Hand heraus und dann ihre Zweite. Sie versuchte, sich aus der Wanne zu befreien. Doch einige der Knochenmänner hielten sie fest, andere krakeelten obszöne Sprüche, die sie immer und immer wieder wiederholten. Als Uta nach fünf Minuten in der Wanne freigelassen wurde, strampelte sie sich nach oben. Ihre Kleidung war matschig. Sie hasste das, was man ihr antat. Was nun? Sie wollte aus dieser matschigen Kleidung schlüpfen. Alles klebte an ihrem Körper. Die Jeans hatte sich vollgesaugt. Wild schüttelte Uta den Dreck ab. <Zieh Dich aus!> sagte die tiefe Stimme des großen Knochenmannes, den Uta für den Großmeister hielt. Er stand neben ihr und seine Anwesenheit ließ sie frösteln. Langsam zog sie das T-Shirt und die Jeans aus. Sie hatte nur noch ihre seidene Unterwäsche an, die ebenfalls nass war. Jemand überreichte ihr eine schwarze Kutte. Uta nickte. Sie zog sie über und streifte ihre Unterwäsche ab. Gemischte Gefühle schienen sie zu übermannen. Einerseits fühlte sie eine immense Wut. Eine Wut, die sie noch nie zuvor gefühlt hatte. Andererseits spürte sie eine Scham. Nackt, nur mit einem Umhang bekleidet, stand sie vor den Vermummten, sie fühlte sich ausgeliefert. Von hinten kam einer der Knochenmänner und packte sie am Genick. Dann drehte er sie zu sich und stieß ihr ein Messer an die Kehle. Uta hielt den Atem an. Mit dem Leben hatte sie noch nie jemand bedroht. Die Klinge des Messers tat weh. Sie hatte Angst. Sie wusste nicht, wie weit die Knochenmänner gehen würden. Im fahlen Schein der Flammen sah Uta aus den Augenwinkeln, wie die anderen Knochenmänner mit den Totenschädeln und Menschenknochen hantierten. Der Augenblick war gespenstisch. Langsam ließ sie der Knochenmann wieder los. Uta sprang so weit wie möglich von dem Knochenmann fort. Sie drückte sich gegen die steinerne Wand und atmete erleichtert auf. Mit einer Hand fasste sie sich an die Kehle. Sie spürte eine kleine Fleischwunde. Dann führte sie die Hand vor ihre Augen. Im gespenstischen Licht der Fackeln sah sie, dass Blut an ihrem Finger klebte. Da wurde ihr bewusst, wie ernst die Lage war. Sie musste tun, was die sagten, sonst wäre ihr Leben in Gefahr. Sie hatte panische Angst. Wo war sie da nur hineingeraten? Sogleich kam wieder einer der maskierten Männer. Wieder packte er sie mit festem Griff und zog sie noch weiter hinein in die dunkle Gruft. Die anderen Knochenmänner beleuchteten den hinteren Raum mit ihren Fackeln. War das etwa ein Sarg da hinten? Was sollte das nun? Uta wurde panisch. Sie verkrampfte sich, hielt den Atem an. Wie krank waren diese Leute nur? Wenn ihr das vorher jemand erzählt hätte, hätte sie es nicht für möglich gehalten, dass im 21. Jahrhundert noch solche geheimen Sitzungen abgehalten wurden! Sie versuchte, sich gegen den Knochenmann zu wehren. Doch er war kräftig. Sie hatte keine Chance. Er ging mit ihr geradewegs auf den Sarg zu. Uta wollte schreien! Pure nackte Angst packte sie. Sie versuchte, sich an der Wand festzukrallen. Es half nichts, außer dass sie sich die Nägel abbrach. Beim Sarg angekommen, kamen weitere Knochenmänner hinzu und packten sie an Armen und Beinen. Sie wurde gegen ihren Willen in den Sarg gelegt. Den Umhang hatten sie ihr vorher noch vom Körper gestreift. Nun lag sie nackt im Sarg. Sie fühlte sich so ausgeliefert, als wäre sie ein Kleinkind, das gleich misshandelt würde. Niemand konnte sich diese Qualen vorstellen, die sie in diesem Moment durchlitt. Gedemütigt, erniedrigt, bis auf die Knochen blamiert. In ihrer Persönlichkeit demontiert. Sie würde nie wieder ihr Spiegelbild ansehen können, ohne an diese Schmach denken zu müssen. Sie fühlte sich in ihrer Persönlichkeit verletzt. Langsam drang die Stimme des großen Bonesman an ihr Ohr. <Nun musst Du ein Geständnis ablegen. Du musst uns alles über Dein Sexualleben berichten, bis ins kleinste Detail. Dann erst bist Du eine richtige Knochenfrau! Los!>

Das Palmölsyndikat

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