Читать книгу Testen und Bewerten fremdsprachlicher Kompetenzen - Barbara Hinger - Страница 20
5.1 TestzweckTestzweck
ОглавлениеDer Testzweck, also die Antwort auf die Frage, warum getestet wird, ist eine der wichtigsten Entscheidungen im Rahmen der Erstellung eines Tests. So kann z. B. der Zweck die Form eines Tests entscheidend prägen (McNamara 2000, 6). Fulcher (2010) zieht hier einen Vergleich mit dem Bau eines neuen Hauses: Wenn die ArchitektInnen einen Planungsauftrag erhalten, müssen sie ein klares Bild davon haben, welchen Zweck das neue Gebäude erfüllen soll. Ein Supermarkt und ein Einfamilienhaus unterscheiden sich in vielen großen wie auch kleinen Details ebenso voneinander wie eine Autowerkstatt und ein Restaurant. Ein Gebäude kann nur unter vielen Einschränkungen für einen anderen, zunächst nicht intendierten Zweck genutzt werden.
Ganz ähnlich verhält es sich mit der Entwicklung eines Tests. An erster Stelle steht die Notwendigkeit einer genauen Vorstellung darüber, warum und was getestet werden soll. Man unterscheidet Testarten4 Arten von Tests: Sprachstandstests, Qualifikationsprüfungen, Einstufungstests und diagnostische Tests aufgrund der unterschiedlichen Zwecke, für die sie entworfen werden. Für den Schulkontext besonders relevant sind SprachstandstestsSprachstandstest (achievement testsachievement test), QualifikationsprüfungenQualifikationsprüfung (proficiency testsproficiency test), EinstufungstestsEinstufungstest (placement testsplacement test) und diagnostische Tests (diagnostic testsdiagnostic test). Wenn beispielsweise der Lernfortschritt von SchülerInnen auf Basis der Lerninhalte der letzten Monate in Form einer Klassen-/Schularbeit überprüft werden soll – also ein Sprachstandstest erstellt wird –, ist bei der Auswahl der Testinhalte auf andere Aspekte zu achten als bei der Überprüfung des Kompetenzniveaus von SchülerInnen, das unabhängig von bestimmten schulischen Lerninhalten anhand einer Qualifikationsprüfung festgestellt werden soll.
Prinzipiell stehen der Lehrperson zwei Vorgehensweisen beim Erstellen von Prüfungen offen (Fulcher 2010, 95). So kann die Festlegung des Inhalts des Tests auf Basis des Lehrplans und unter Zuhilfenahme lehrplankonformer Lehrwerke erfolgen. Die Aufgabenstellungen haben dann einen klaren Bezug dazu, was unterrichtet und geübt wurde, erlauben aber möglicherweise nur bedingt Aussagen über die tatsächliche Sprachkompetenz der Lernenden: Wenn ein Test beispielsweise nur aus Lückentexten und isolierten Vokabelüberprüfungen besteht, die sich auf den Wortschatz der letzten Lektionen beziehen, dann ist dieser Test kongruent mit den vermittelten Lehrinhalten, die Ergebnisse lassen aber nur bedingt Rückschlüsse auf die Sprachhandlungskompetenz in kommunikativen Situationen außerhalb des schulischen Kontextes zu.
Des Weiteren können die Testaufgaben auch mit Blick auf angestrebte Lernergebnisse und die tatsächliche Verwendung der Zielsprache erstellt werden, authentisch sein und eine hohe Vorhersagekraft haben. In diesem Fall orientieren sie sich auch deutlicher an einer Qualifikationsprüfung, welche unabhängig von Unterrichtsinhalten gestaltet wird. Letztlich liegt gerade im schulischen Kontext oft eine Kombination von beiden Vorgehensweisen vor (Fulcher 2010). Als erstrebenswert gilt dabei eine Annäherung zwischen pädagogischen und authentisch ausgerichteten Aufgabenstellungen (vgl. Bachman & Palmer 1996), was u.a. durch den handlungsorientierten Ansatz im GeR und durch entsprechende Curricula und Lehrpläne gestützt wird.