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Die erste Shoa in Wien

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Kaum jemandem fällt die kleine Tafel am Hundertwasserhaus auf, die an die Massentötung von Juden auf der Gänseweide im Jahre 1421 erinnert. Über 200 Wiener Juden fielen damals der Verfolgung durch Herzog Albrecht V. zum Opfer; in einigen Quellen werden auch 10 oder 400 Menschen genannt. Diese „große Katastrophe“2 ging unter der Bezeichnung „Wiener Geserah“3 in die Geschichte der Stadt ein; die Motive des Landesfürsten für dieses beispiellos grausame und rechtlich längst nicht mehr gedeckte Vorgehen sind ungeklärt. Aus dem „Judenregal“, dem landesfürstlichen Privileg, für den Schutz der Juden Abgaben und Steuern lukrieren zu können, hatten die Habsburger Jahr für Jahr beträchtliche Summen angehäuft.

Nach diesem Pogrom gaben die Juden Österreich den Namen „das blutgetränkte Land“ (Erets ha-Damim) und Wien wurde als „die Stadt des Blutes“ (Ir ha-Damim) bezeichnet. Eine skandalöse lateinische Inschrift am Haus Judenplatz Nr. 2, das nach seinem ehemaligen Besitzer Georg Jordan den Hausnamen „Zum großen Jordan“ trägt, erinnerte lange Zeit hindurch an diesen Massenmord. Die Inschrift, in der von „Verbrechen der Hebräerhunde“ die Rede ist, wurde 1998 durch eine weitere Gedenktafel ergänzt, auf der erstmals selbstkritisch die Täterschaft der Christen Wiens eingestanden wird.


Gedenktafel für die Opfer der Judenverfolgung von 1421 am Haus Kegelgasse 40.

Dunkle Geschichten aus dem alten Wien

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