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VORWORT

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Anstatt die Leser mit einem langweiligen Vorwort zu inkommodieren, überlasse ich die Einleitung zu meinen dunklen Geschichten lieber dem unvergesslichen Peter Hammerschlag:

Die Ballade vom Lustmörder Alois Blawatschek oder Angewandte Psychonanalyse

Alle Jahre einmal im Quartale

Packte es den Alois Blawatschek.

Blawatschek an ihm war das Brutale,

Doch das Alois war ein lieber Schneck.

Und der Mädchen schlanke Sommerhälslein

Wuchsen braun aus duftigem Batist.

Gerne hätte Alois wie ein Gelslein

Hingestochen – nämlich: hingeküsst -

Doch er zahlte ihnen bloß ein Seitel

Und er war und blieb ein Mann voll Charme.

Dachte Blawatschek an Taschenfeitel,

Fiel ihm Alois hemmend in den Arm.

Eines Abends saß er bei den Schrammeln,

Denn das war sein angestammter Sitz,

Da begann um ihn sich zu versammeln

Dr. med. et phil. Knut Horowitz:

„Sie sind einer von den seltnen Fällen!

Lagen Sie im Mutterleibe schief?

Pflegen Sie beim Liebesakt zu bellen?

Träumen Sie? Wie oft, wie lang, wie tief?

Hatten Sie als Kind schon Mörderhände?

War die Frau Mama nicht schizophren?

Herr, ihr linkes Nasenloch spricht Bände!

Reagier’n Sie ab – sonst wer’n Sie sehn!"

Blawatschek griff sich ans Unterkieferl,

Kratzte es und schlenderte hinaus.

Dort tranchierte er das Psycho-Schlieferl

Und vergrub den Leichnam hinterm Haus.

Rein war nun sein Seelchen, wie ein Spiegel.

Himmelwärts schwamm blau Virginier-Rauch …

„Fräulein Mizzerl!! Gollasch und zwei Krügel,

Und den schwarzen Dokter zahl ich auch!"

Alois warf sein kleines Taschenmesser

Hinter Grinzing in den Abendwind.

Überhaupt: es war ihm schon viel besser,

Und er sah die Mädchen, wie sie sind.



Die Entdeckung des Klosterkerkers bei den Kapuzinern. Zeichnung von Vinzenz Katzler in Moriz Bermanns „Dunklen Geschichten aus Österreich“ (Wien 1868).

Dunkle Geschichten aus dem alten Wien

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