Читать книгу Der Amok-Insasse: Die Psychothriller Parodie - Bastian Litsek - Страница 8

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49.


Das Ende

Weltraum

An Bord der Offlander

Erdumlaufbahn

Es ist kaum jemand da, um Rafal zu begrüßen. Normalerweise war ein großes Aufgebot üblich. Doch der kurze Zeitraum, in dem alles geplant werden musste, hatte jegliche prunkvolle Vorbereitungen unmöglich gemacht.

Auf dem Landedeck des gewaltigen Raumschiffs wartete normalerweise eine Mannschaft aus bewaffneten Soldaten und Führungskräften niedrigen Ranges, die in Formation einen Gang zum Inneren des Raumschiffs bildeten.

Das war hier nicht der Fall.

Nervös wartete Feldwebel Quartek auf die Ankunft der kleinen Kapsel, kaum zum Kampf ausgelegt, und doch würde sie hier unter Verfolgung eintreffen.

Er stand am Rande des blau-transparenten Schutzschilds, der die Atmosphäre innerhalb des Landedecks aufrechterhielt und zeitgleich Schiffen mit entsprechendem Zugangscode ermöglichte, zu landen. Ein Zugangscode, der gestohlen wurde. Vor ihm lag der Weltraum, der Planet Erde.

In der Ferne erkannte Quartek die Kapsel, wie sie von der Erde angeschossen kam. Ein Triebwerk stand in Flammen und ihr auf den Fersen war ein größeres Schiff. Ein stattlicher Kreuzer, wie ihn die Bruwaki benutzten, um zwischen Planeten Waren und Daseinsformen zu schmuggeln. Das größere Schiff feuerte mit seiner Gulaschkanone Laserkanone auf die Kapsel.

Die Ladung verfehlte die Kapsel nur knapp und raste auf den Schutzschild zu. Quartek sprang nach hinten. Eine Sekunde später krachte der zerstörerische Energieimpuls gegen den Schutzschild. Er flimmerte, eine Druckwelle war zu spüren. Der blau-transparente Schutzschild ließ kurz seine einzelnen pigmentartigen Bauteile erkennen, wurde dann aber wieder durchsichtig.

„Sir?“, piepste der Kommunikator, den Quartek in Händen hielt. „Sollen wir das feindliche Schiff unter Beschuss nehmen?“

Quartek rappelte sich auf, zog seine schwarze Uniform stramm und brüllte in den Kommunikator: „Nichts dergleichen werden Sie tun. Wir haben strenge Anweisungen vom Lord Commander, das Schiff passieren zu lassen.“

„Aber Sir.“

Er schleuderte den Kommunikator in eine Ecke und ging zu einer weißen Tafel an der Wand. Drückte zwei Tasten, die Tafel wich zur Seite. Waffen kamen zum Vorschein, große wie kleine.

Quartek nahm eine Klinge und versteckte sie an seinem Körper.

Unterdessen kamen die beiden Raumschiffe unaufhaltsam näher.

Er griff eine schwere Kanone, die er mit beiden Händen halten musste, und sprintete zur hintersten Ecke des Raumes.

Schon durchbrach die Kapsel den Schutzschild, prallte gegen den Boden und rutschte Funken sprühend, brennend bis ans Ende des Landedecks.

Vorbei am rennenden Quartek, welcher auf halber Strecke zur hintersten Ecke des Raumes überholt wurde.

Mit einem metallischen Kratzen kam die Kapsel auf dem Boden zum Stehen.

Endlich angekommen, nahm Quartek Position ein und richtete seine Kanone auf den Kreuzer, welcher sanft und unbeschadet hinter der Kapsel ins Landedeck schwebte.

Der Kreuzer fuhr sein Landegestell aus und setzte vorsichtig auf. Die Stoßdämpfer des Raumschiffs gaben sanft nach, als das Schiff aufsetzte.

Quartek zielte auf den Ausgang des Kreuzers.

Die Außenhülle der Kapsel wurde abgesprengt und knallte gegen die Wand.

In diesem Moment geschahen zwei Dinge.

Zum einen befreite sich Rafal aus seiner Kapsel.

Zum anderen zielte die Außenbordkanone des Kreuzers auf Quartek.

„Scheiße“, rief der humanoide Widaner, senkte die Waffe und kniff die Augen zusammen.

Der rote Plasmafeuerball schleuderte ihn gegen die Wand und verbrannte seinen Körper zu Asche. Lediglich die Klinge, mit der er sich ausgerüstet hatte, fiel zu Boden.

Weißer Rauch stieg aus der Mündung der Bordkanone des Kreuzers. Sie surrte und suchte sich ein neues Ziel.

***


Phill sprang vom Sitz und wollte aus dem Cockpit rennen. Er hatte ihn endlich, den Mann, der seine Tochter entführt hatte, die er nur mit Mühe und unter großen Verlusten hatte befreien können. Er wollte nicht mehr warten. Jetzt ging es um alles.

Mariam jedoch hielt ihn am Arm fest: „Nicht, du bist ihm nicht gewachsen!“, flehte sie.

„Er hat meine Familie bedroht, meine Tochter entführt, und jetzt wird es ein für alle Mal vorbei sein!“, sagte er und riss sich los.

„HALT“, schrie Mariam ihm hinterher. „Du kennst die ganze Wahrheit nicht!“

Phill Jerkoff wollte nicht auf sie hören. Er war Rafal Strawinsky bis hierher gefolgt und jetzt würde er es zu Ende bringen.

Das Scheusal würde hier und jetzt den Tod finden.

Phill griff sich beim Rausrennen einen Blaster und schob ihn in das Halfter an seinem Bein.

Dr. Bieder kam gerade die Leiter empor, von der aus er die Bordkanone bemannt hatte.

„Was haben Sie vor, Jerkoff?“

Phill rannte an ihm vorbei.

Ihm war alles egal.

Er hatte genug verloren, um bis aufs letzte Blut zu kämpfen. Seine Frau, seinen Sohn. Seine Familie. Und auf der Suche nach dem Mörder seines Sohnes seinen Verstand. Es interessierte ihn nicht mehr, was Mariam getan hatte. Alles, was er noch wollte, war den zur Rechenschaft zu ziehen, der die Fäden dieses schaurigen Theaters gezogen hatte.

Phill rannte die sich noch absenkende Rampe des Kreuzers herunter. Den letzten Abstand sprang er zu Boden, zog den Blaster und schlich vorsichtig voran. Das Landedeck war voller Rauch. Auf ihrer Flucht von der Erde hatten sie das linke Triebwerk der Kapsel erwischt.

Mariam Karkuffian kam hinter ihm aus dem Kreuzer. Sie hielt sich ihren Bauch und stützte sich an der Wand ab.

Dr. Bieder hatte sich mit einem Bogen bewaffnet, der Laserpfeile verschoss. Bereit, Phill zur Seite zu stehen.

Lange musste Phill nicht suchen, da war er. Im Rauche des abgewrackten Raumschiffs, in dem er versucht hatte, seinem Schicksal zu entkommen. Rafal Strawinsky.

Der Umhang seines Widersachers wehte im Wind. Droiden waren dabei, das brennende Triebwerk der Kapsel zu löschen.

„Bleib stehen“, schrie Phill ihn an.

„Willst du es so beenden?“, fragte Rafal und hielt die Hände auf. „Soll es so sein Ende finden? Mit dem Schuss einer Laserpistole?“

„Du hast den Tod verdient, du Schwein“, sagte Phill. Und er meinte es auch.

„Das mag sein“, sagte Rafal und lief in einem linken Halbkreis.

Phill lief in einem rechten Halbkreis.

Die beiden behielten sich im Auge.

Kalkulierend. Abschätzend. Abwartend. Immer bereit, den ersten Zug vor dem anderen zu machen.

„Mir war klar, dass es irgendwann zu einer Konfrontation kommen musste“, sagte Rafal. Er warf seinen Kopf nach hinten und grinste. „Du warst äußerst einfach zu manipulieren, du und deine Frau. Sogar deine Tochter hat mir jedes einzelne Wort geglaubt.“

Irgendwo heulte eine Sirene auf.

„Wir haben dir vertraut“, schrie Phill über den Lärm hinweg.

Rafal erwiderte alles mit einem genussvollen Grinsen. Reue war in seinem Gesicht nicht zu erkennen.

„Und jetzt willst du mich töten, Phill Jerkoff? Glaube mir, mein Tod wird dir keine Linderung verschaffen. Ich habe Dutzende Leben gelebt. War glücklich und habe mir immer das genommen, was ich wollte. Was hätte ich schon zu bedauern, wenn du mich jetzt niederstreckst?“

Nein, dachte sich Phill. Das wirst du mir nicht nehmen. Nicht die Genugtuung, dir in die Augen zu sehen, wenn das letzte bisschen Leben erlischt und ich derjenige bin, der dir die Pupillen weitet.

„Ein Duell“, rief Rafal und warf seinen Umhang so zur Seite, dass sein Oberschenkelhalfter zum Vorschein kam.

Phill steckte seine Laserpistole in das Halfter und spreizte die Finger.

„Bereit?“, fragte Rafal.

„Willst du, dass ich uns von drei runterzähle? Ein Countdown?“

„Das wird nicht nötig sein …“

Phill riss seine Laserpistole aus dem Halfter, zielte und gab aus der Hüfte zwei Schüsse ab.

Alles ging so schnell, dass Rafal gar nicht verstand, worauf er sich eingelassen hatte.

Zwei lilafarbene Plasmageschosse krachten nacheinander in Rafals Brust, direkt in die Mitte.

Er ächzte. Die Wunde dampfte.

Phill steckte seine Laserpistole wieder weg und ging auf Rafal zu, welcher am Boden kauernd, mit einer zitternden Hand seine Brust abtastete. Sein Gesicht verzog sich vor Schmerz.

Er wusste, das Unausweichliche stand ihm bevor. Er konnte nichts mehr tun, um seinen eigenen Tod aufzuhalten. All die Arglist und Heimtücke, all die Intrigen, welche er über Jahre hinweg gesponnen hatte, um sich glaubwürdig erscheinen zu lassen, und mit der er auch das Vertrauen von Phills Frau erschlichen hatte. Mit all dem war es jetzt vorbei.

Rafal sah seinem Vollstrecker entgegen.

Phill blickte ihn mit kalten Augen an. Jetzt war er es, der keine Reue zeigte. Alles, was er noch wollte, war, dem Schöpfer seiner Pein beim Sterben zuzusehen.

„Du musst gewusst haben, dass es nur so enden kann“, sagte Phill.

Rafals Unterlippe zitterte.

Der Saum seines Umhangs war vom Dreck des Fußbodens leicht grau geworden.

„Weißt du, Phill, da ist eine Sache …“, sagte er und schluckte eine Mischung aus Blut und Schleim herunter, „die du nie herausgefunden hast. Es wundert mich, dass es dir Mariam nie gesagt hat“, er grinste. Ein einzelner dünner Faden Blut lief ihm aus dem Mund. Sein Herz war zerstört, was noch übrig war, pumpte Blut durch Adern, die von der Hitze der Einschusswunde versiegelt worden waren. Ein Schwall trat aus seiner Brust hervor und lief herunter.

„Ich bin es gewesen, der …“

Phill zog die Waffe und feuerte einen Schuss.

Rafals Kopf wurde nach hinten gerissen. Auf seiner Stirn ein kreisrundes schwarzes Einschussloch.

„Nimm dein Geheimnis mit ins Grab“, sagte Phill, ließ die Laserpistole in seiner Hand kreisen und steckte sie zurück ins Halfter.

Er drehte sich um und ging.

Er war hier fertig.

Rafal knallte hinter ihm Kopf voraus auf den Boden.

Die Sirene lärmte noch immer. Rauch stieg vom gelöschten Wrack der Kapsel auf.

Dr. Bieder schulterte seinen Bogen und folgte Phill Jerkoff zurück ins Innere des Kreuzers.

Mariam schaute betrübt auf den Leichnam von Rafal Strawinsky. Andächtig strich sie über ihren Bauch. Das Schicksal hatte sich wiederholt.

Die Rampe des Kreuzers hob sich und Mariams Gesicht verschwand.

Phill wendete das Schiff und feuerte mit den schwachen Seitenkanonen auf die Schutzschildgeneratoren im Inneren des Landedecks. Der Schutzschild brach zusammen.

Keiner an Bord sagte ein Wort.

Dr. Bieder erhob schließlich die Stimme: „Ich könnte einen Bissen vertragen, ihr nicht auch? Zumindest einen Kaffee.“

„Ich kenne da ein tolles Restaurant am Ende der Milchstraße“, sagte Mariam.

Phill legte den Hebel des Hyperantriebs um. Licht zuckte und zappelte. Das Schiff explodierte vom Fleck ins Unbekannte.

Dann waren sie verschwunden.

Der Amok-Insasse: Die Psychothriller Parodie

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