Читать книгу Der Amok-Insasse: Die Psychothriller Parodie - Bastian Litsek - Страница 9
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Der Anfang
Mensch, hier ist es mal angenehm.
Dafür, dass Mariam gerade die Bruchbude eines Serienmörders betreten hatte, war der erste Eindruck mehr als positiv. Hier und da gab es kleine Fenster, durch die Licht nach innen fiel, die Möbel und das Dekor waren im Lagom-Stil gehalten, umso komischer, da das Haus von außen den Eindruck einer heruntergekommenen Jagdhütte erweckte, und alles war bis aufs letzte Detail geputzt, verziert und mit Liebe dorthin gesetzt, wo es sich befand. Eine rundum einladende Atmosphäre, wäre da nicht der Zweck ihrer Besichtigung: Das hier war ein Tatort, an dem sich grauenvolle Dinge zugetragen hatten.
Der Polizist lief voraus, die Kellertreppe hinunter. Dass sie vorausgehen sollte, hatte für Mariam überhaupt keinen Sinn ergeben, daher hatte sie den Polizisten gebeten, sich korrekt zu verhalten und diese illegale Tatortbesichtigung gefälligst mit einer Fremdenführung, wie es sich gehörte, voranzugehen. Man ging ja auch nicht auf Stadtrundfahrt und erklärte sich die Sehenswürdigkeiten selbst.
Der Keller war wesentlich weniger einladend. Der Geruch von verwesendem Fleisch und getrocknetem Blut stieg ihr in die Nase. Mariam kannte diesen Geruch nur zu gut.
Anfangs hatte sie sich noch gewundert, dass sich ein Beamter des deutschen Staates dazu hinreißen ließ, der Mutter eines Opfers einen noch blutigen Tatort zu zeigen. Aber was hatte er schon zu verlieren außer Beruf, Pension, seinen Ruf und seine Selbstachtung. Und was konnte Mariam schon zustoßen, abgesehen von einem seelischen Trauma, das sie für immer sozial und mental verkrüppelte? Oder wie es der Zufall wollte, dass sie dem Killer persönlich in die Hände lief. Man wusste nie bei der Kompetenz der Gendarmerie dieser Tage. Im Tatort fanden die Ermittler den Killer innerhalb von 90 Minuten. Im wahren Leben brauchte es dazu so viele Hinweise von außen, dass der Mörder längst an Altersschwäche verstorben war oder so dement, dass er keiner Anklage mehr standhielt.
Sie bemerkte, wie der Polizist kurz davor war, an ein Heizungsrohr zu stoßen. Doch sie sagte nichts.
„Aua“, rief der Mann, als er geräuschvoll mit seiner Birne gegen das Rohr prallte.
„Bin ich aber froh, dass Ihnen das passiert ist“, sagte Mariam. „Tut weh was?“
„Wieso froh?“, sagte der Polizist, blieb am Ende der Treppe stehen und drehte sich um.
„Na, Sie haben sich hier den Schädel angeschlagen. Das sagt mir, Sie waren auch noch nie hier. Als Sie mich gestern Abend angerufen haben und mir angeboten haben, mich zum Tatort zu bringen, war ich schon stutzig. Wer macht denn so was aus freien Stücken? Als Sie dann noch in dem Fiat Panda vorgefahren sind und das in einer derart abgetragenen Uniform, da habe ich mir gedacht: ‚Ne Mariam, der Mann will dir nichts Gutes.‘ Aber dass Sie sich hier die Birne anschlagen wie ein Idiot, der noch nie hier war, das sagt mir, Sie sind echt.“
„Na, da bin ich aber beruhigt“, grummelte der Polizist mit dem Namen Herbig und ging weiter.
Mariams Stimmung blieb ungetrübt. Sie hatte fünf Kinder und war insgeheim etwas enttäuscht, dass nur eines davon entführt worden waren. Aber immerhin das nervigste und jüngste, das Baby. Man musste es im Leben nehmen, wie es kam. Was hätte sie dafür gegeben, wenn jemand sich ihr fünfzehnjähriges Pubertätsmonster namens Tobias gegriffen hätte. Den ganzen Tag dröhnte Black Sabbath aus seinem Zimmer.
Die Decke des Kellers war recht hoch, was das Rohr von gerade eben nur noch komischer wirken ließ. Mariam begutachtete den Polizisten. Er war größer als sie und auch stärker. Darüber hinaus wies er die für einen Mann üblichen Schwachstellen auf. Wie hatte ihre Oma immer gesagt? Ein Tritt in die Eier und ein Schlag in den Nacken hat noch jeden Mann unterworfen, der seinen Platz nicht kennt: zu ihren Füßen kauernd.
Mariam trug immer ein Rohr in ihrer Handtasche bei sich. Das Metall war effizienter, wenn es zur Konfrontation mit Weichteilen und Nacken kam. Benutzt hatte sie es auch schon ein paarmal. Seit Ewigkeiten wollte sie sich ein neues, längeres holen, das besser in der Hand lag.
Mariam wusste, dass Kinder generell beliebt waren wie Schnitzel oder lange Wochenenden, und wer etwas Schlechtes über sie sagte, gerne mal krumm angeschaut wurde. Gesellschaftlich gesehen war ein Kind immer was Gutes. Selten fielen Sprüche wie: „Du schwanger? Beantragt das Kind dann auch gleich Hartz IV, wenn es geboren ist?“ oder „Dem Fachkräftemangel werdet ihr zwei Idioten mit eurem Sprössling nicht gerade entgegenwirken.“ Man beglückwünschte Leute zu ihrem Segen, dessen Kehrseite ja bekanntlich ein Fluch war. Mariam jedoch wusste, dass nicht alle Kinder gleich viel wert waren. Eine Meinung, die sie aber, seit sie sich in ihrem Kopf geformt hatte, für sich behielt.
In diesem Keller hatte sich ein perfider Kranker einen wahren Zwinger seiner Psychose eingerichtet. Der Killer, wie sie wusste, liebte Kinder. Hier sah es aus wie in einem nicht sonderlich geräumigen Kindergarten. Der Boden war ein Buchstabenteppich, bei dem man die Buchstaben herausnehmen konnte. In der Mitte ein Tisch mit Brettspielen. Mariam spürte, wie ihr die Galle hochkam. Sogar eine Leseecke und eine Kiste mit Bauklötzen waren vorhanden. Überall waren Leichen von Kindern verstreut, welche in Position gesetzt wurden wie ausgestopfte Jagdtrophäen. Ein Kind, das Bauklötze auftürmte, ein anderes, welches ein Buch verkehrt herum versuchte zu lesen. Die Haut der Kinder erinnerte an Wachs.
„Wieso sind denn die Leichen noch da, Herr Herbig?“, fragte Mariam.
„Ähm das ist so, die Spurensicherung …“, begann er, sich ein Lügenlabyrinth zurecht zu bauen, „die brauchen recht lange, da sie neu sind. Genau. Und die kommen später wieder, denn … Arbeit ist Arbeit, aber Gewerkschaft ist Gewerkschaft und … äh. Die sind Mittagessen?“, sagte er fragend und hob die Hände in einer fragwürdigen Geste. „Mein Punkt ist, Sie dürfen hier eigentlich gar nicht rein und ich tue Ihnen einen riesigen Gefallen.“
„Indem Sie mir die Leiche meines Kindes vor Augen führen?“
„Genau“, sagte er, schnipste mit dem Finger und lächelte.
„Und Sie glauben, dass ich Ihnen glaube, dass Sie glauben, dass ich hier im guten Glauben bin, dass Sie sind, wer Sie vorgeben zu sein?“, sagte Mariam und umklammerte ihre Handtasche.
Polizist Herbig war irritiert. Sein mickriges Hirn schien die Option noch hin und her zu wälzen, ob das Gesagte für ihn positive oder negative Konsequenzen haben könnte.
„Also, wo ist das Baby?“, fragte Mariam und zog den Rotz hoch wie jemand, der heute auch noch anderes vorhatte. Und das hatte sie.
Herbig löste ein Absperrband mit der Aufschrift: „VORSICHT GLAS“ von einem Brutkasten, der auf einem Wickeltisch stand. „Das andere war gerade aus. Wir haben aber bereits VORSICHT POLIZEI nachbestellt“, sagte er, während er das Absperrband „VORSICHT GLAS“ abwickelte.
„Sicher doch“, sagte Mariam und schaute sich im Raum um. Da war die Uniform eines Bademeisters, die eines Postboten und auch die eines Müllmanns. Der Mörder schien sich gerne zu verkleiden. Welche Kinder er allerdings als Müllmann abfischen konnte, war ihr ein Rätsel.
Sie erinnerte sich, dass ihr Baby verschwunden war, nachdem sie mit ihrer Kindermannschaft beim Baden gewesen war. Irgendwelche Pakete waren auch gekommen und der Müll am Morgen abgeholt worden. Es konnte jeder und alle gewesen sein. Vielleicht hätte sie den Säugling nicht den Müll heraustragen lassen sollen. Aber schon ihre Oma hatte gesagt, wer krabbeln und schreien kann, kann auch arbeiten. Normalerweise dauerte es ewig, bis das Baby die vier Treppenetagen runtergekullert war, der Müllsack, den sie ihm dabei mit einer Schnur an den Körper band, half bei der Beschleunigung und beim Bremsen des Aufpralls. Es war eine durchdachte Sache, immerhin war sie kein Scheusal.
Was sie an diesem Verschwinden fuchste, war das Ungewisse. Sie plagte die Angst, dass das verschwundene Balg zu jeder Tageszeit wieder auftauchen konnte und sofort wieder, wie es alle Kinder taten, Forderungen stellte. Hunger, langweilig und Will-haben schien das Mantra jedes Menschen in ihrem Haushalt, der noch mit Heranwachsen beschäftigt war.
Polizist Herbig ging vor dem Brutkasten in Position.
„Sind Sie sicher, dass Sie das sehen wollen?“, fragte der Polizist. Er hatte die Hände schon an dem Tuch, das den Blick auf den Brutkasten versperrte (jedoch den Brutkasten erahnen ließ). „Ich nehme mir hier karrieregefährdende Freiheiten, wissen Sie? Noch nicht mal die Bildzeitung durfte bisher hier rein.“
„Wissen Sie was?“, sagte Mariam und ging wieder Richtung Treppe, „warum sich unnötig den Schlaf rauben.“ Sie ging. Diesen Anblick konnte sie sich ersparen.
Da hatte der Polizist einen sinnvollen Einwand hervorgebracht.
„Hey Moment!“, rief der Polizist und kam ihr hinterher. „Wollen Sie denn nicht wissen, ob es Ihr Kind ist, das da tot in dem Kasten liegt?“
„Woher wissen Sie überhaupt, dass da ein totes Kind drin liegt?“
„Weil ich schon mal hier war.“
Er war also doch schon mal hier. Was für ein kausaler Depp, dachte sich Mariam.
„Leute wie Sie werden zur Erstbesichtigung eines Tatorts gerufen? Streifenpolizisten?“
„Na ja, äh …“
„Na gut“, sagte Mariam und kam die Treppe wieder runter. „Jetzt haben wir den Sprit verfahren, jetzt schauen wir uns das Elend auch an. Uff!“, rief sie und gestikulierte dem Polizisten, sich zu beeilen.
Herbig begann zu erklären: „Der Täter hat viele Jahre in einem Kinderkrankenhaus gearbeitet, konnte aber kein Blut sehen und hat in den Kindergarten gewechselt. Bis er auf eine private Kindertagesstätte umgesattelt hatte und Pflegekinder betreute, für nicht mal schlecht Geld, will ich anmerken. Zahlt alles der Staat.“
„Hab ich aus Versehen eine Frage gestellt, an die ich mich nicht erinnern kann?“, sagte Mariam schnippisch. „Versuchen Sie nicht, mit irgendwelchen diffusen Alltagstatsachen Abscheu zu erzeugen. Auch ein Mörder muss für sein Geld arbeiten, er ist ja kein Dieb. Weg mit dem Tuch, du Zeitverschwender.“
„Wollt ja nur sagen …“
„Genug haste gesagt. Weg damit.“
Der Polizist nickte und hob das Tuch an.
In dem Brutkasten lag der steife Körper eines toten Kindes. Eingebettet in Katzenstreu. Maden krochen dem toten Säugling aus dem Mund.
Mariam trat näher und kniff die Augen zusammen.
„Dieses Kind“, sagte sie und zeigte auf den Kadaver, „ist von dunkler Hautfarbe. Sehe ich vielleicht aus wie eine Afrikanerin?“
Mariam war käsebleich, als hätte sie ihr Lebtag die Sonne nur auf Bildern gesehen.
„Oh“, sagte der Polizist.
„Es ist ja nicht so, als ob ich noch nie etwas mit einem schwarzen Mann gehabt hätte, aber ein Balg ist daraus noch nie hervorgegangen. Man wird doch zumindest ab und an, selbst in einer missratenen Ehe, Spaß haben dürfen, ohne morgens die Konsequenzen aus dem Bett treiben zu müssen, oder?“
„Mein Fehler“, sagte Herbig. Er öffnete die Tür, hastig auf der Suche nach der richtigen Leiche. Hinter der ersten lag ein toter Mann mit einem Pfeil in der Brust.
„Mist“, murmelte Herbig. Er machte eine Tür daneben auf. Darin lag das VFB-Maskottchen, Fritzchen. Ermordet. An seiner Brust heftete ein Zettel „Es grüßt der Fanblock“. Der Kopf des Maskottchens war mit Gewalt entfernt worden und lag in dessen Schoß.1 Sofort riss Herbig noch eine Tür auf. „Habs gleich, ehrlich.“ Darin stand ebenfalls ein Brutkasten. Er riss das Tuch zurück. Drunter lag ein totes weißes Baby. Erleichtert gab er den Weg frei und wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Bitte sehr“, sagte er, als hätte er die letzte Brezel im Regal gefunden.
„Sie sind mir einer“, sagte Mariam und kam näher. Wieder ein Kadaver in Katzenstreu. Auch hier hatten die Maden schon ihr Camp Zero aufgeschlagen und arbeiteten sich durch den Körper. Mariam holte tief und schmerzhaft Luft. Kein Zweifel. „Das ist meine Klara“, sagte sie mit zitternder Stimme, „tot … Warum das Katzenstreu?“, fragte sie irritiert.
„Es saugt die Flüssigkeit auf, die der Kadaver absondert.“
„Und dann?“
„Wie meinen Sie das und dann?“
„Na, um sie zu konservieren, reicht das wohl nicht aus“, sagte die Frau sachlich und ernst, „und los wird man sie so auch nicht. Was ist denn das für eine Art? Dass mein jüngstes Kind von einem derartigen Schlamper umgebracht wird“, sagte sie und schluchzte, „des geht mir jetzt schon nahe.“
Sie zog langsam den Rotz hoch, um ihrer tiefen Betroffenheit Ausdruck zu verleihen. Tränen liefen ihr die Wangen runter.
„Ich bin mir sicher, der Mann hat sich sehr viel Mühe gegeben“, sagte der Polizist und legte ihr eine Hand auf die Schulter.
„Ach Mühe, Mühe“, sagte sie und schüttelte seine Hand ab. „Nichts dergleichen hat er! Da hätte er ihren kleinen Körper mal in Rohrreinigungsmittel aufgelöst, das geht viel besser als Salzsäure, wissen Sie?“
„Tatsächlich?“
„Wollen Sie etwa hier neben meinem toten Kind meine Worte infrage stellen?“, schluchzte Mariam mit einem Anfall von Hysterie in der Stimme. Noch eine Träne lief ihr die Wange herunter.
„Aber nein“, sagte der Polizist. Irgendwas übermannte ihn. Er wischte ihr die Tränen mit dem Zeigefinger von der Wange und begann, daran zu lutschen.
„Haben Sie einen an der Klatsche?“, fragte Mariam angeekelt.
Schnell zog der Polizist den Finger aus dem Mund.
„Es gibt keinen Grund zur Sorge“, beteuerte er.
„Denn Sie sind ja da, oder wie?“
„Korrekt.“
„Haben Sie das VFB-Maskottchen ermordet? Wie kommt das überhaupt hier nach Berlin?“
„Ich bin gebürtiger Schwabe.“
„Aha! Sie gestehen.“
„Natürlich.“
„Wie viele Leute haben Sie schon ermordet?“
Der Mann dachte nach: „Zwölf … nein dreizehn. Na, es ist ja auch egal“, sagte er und grinste wie jemand, der bald alle Preise im Baumarkt um einen Cent anheben würde. „Die Zahl steigt sowieso ständig. Gleich wird sie wieder steigen“, sagte er und sein Grinsen nahm infernale Züge an.
Er griff unter den Brutkasten und zog eine Axt hervor.
Das dauerte etwas, denn die Axt war zu gut festgeklebt.
Mariams Blick fiel auf die scharfe Klinge, welche im einfallenden Licht reflektierte.
„Wenn ich mit Ihnen fertig bin“, sagte der Mann und ging auf Mariam zu.
Sie wich zurück.
„Kommen Sie hinter Tür Nummer vier.“ Der mordlustige Polizist blieb stehen. „Ich bin übrigens gar kein Polizist“, sagte er.
„Na, was für eine Überraschung“, sagte Mariam und rollte mit den Augen, „das war mir spätestens dann klar, als ich in Ihrem Fiat Panda die Rechnung des Kostümverleihs im Handschuhfach gefunden habe. Hätten Sie mal nicht an der Tanke gehalten, um zu pinkeln. Aber ich hab mir halt gedacht: Ne Mariam, das schauste dir jetzt mal an und ganz wehrlos bist du ja auch nicht.“
„Was soll ich sagen? Ich brauche ein ordentliches Klosett, um meine Notdurft zu verrichten. Und Ihnen werde ich die Axt zwischen die Augen hauen.“
„Wollen Sie mir nicht davor noch ein Bild malen?“
„Ahhh“, schrie Herbig und schleuderte die Axt in Mariams Richtung.
Das Beil krachte in das Holz der Treppe und blieb darin stecken.
„Daneben. Aber machen Sie sich nichts draus. Sie konnten bestimmt noch nie gut werfen. Und das auf weniger als zwei Meter Entfernung. Seien Sie mal stolz auf alles, was Sie bisher erreicht haben. Denn jetzt ist Schluss.“
Mariam griff hinter sich und zog mit einem Ruck die Axt aus dem Treppengeländer. Die vom Schock geschwächte Mutter war schlagartig verschwunden. An deren Stelle trat eine Amazone. Die Muskeln ihres dünnen Körpers spannten sich an. Sie war ihm vielleicht körperlich unterlegen, aber geistig hatte Mariam die Oberhand.
Sie schleuderte das Beil zurück zum Absender. In der Schule war sie immer die Beste im Speerwurf gewesen.
Knirschend bohrte sich das Metall in Herbigs Oberkörper. Direkt in die Brust. Die halbe Klinge war in seinem Brustkasten verschwunden.
„Na, wie gefällt es Ihnen, einfach so ermordet zu werden?“
Blut rann Herbig aus dem Mund und über die Brust.
Mariam ging um ihn herum, zog das Rohr aus ihrer Handtasche und schlug ihm mit Schwung ins Genick. Er ging hart zu Boden und landete dabei auf dem Beil, das sich tiefer in seinen Brustkasten bohrte.
Blut breitete sich über dem Buchstaben-Teppich aus.
„Irgendwelche letzten Worte?“, fragte sie und setzte einen Fuß auf seinen Rücken, um ihm den Rest zu geben.
„Das hab ich mir … irgendwie anders …“
Mariam trat zu. Das Beil bohrt sich durch Herbigs Brustkasten hindurch und trat auf der anderen Seite wieder hervor. An der blutigen Klinge hing ein Fleischfetzen.
„So mein Freund“, sagte Mariam und klatschte abschließend in die Hände. „Verarschen lass ich mich nämlich nicht. Irrglauben soll ja schon tödlich gewesen sein.“
Herbig röchelte.
Mariam beugte sich zu ihm herunter und riss ihm den Kopf an den kurzen Haaren in den Nacken. Seine Augen rollten zur Seite, als er versuchte, sie anzusehen. Noch war er nicht tot. „Du bist übrigens meine Nummer zwanzig. Glückwunsch Herbig, du bist eine runde Zahl.“
Sie ließ seinen Kopf los, der zu Boden ging. Direkt auf den Buchstaben H.
Mariam blickte sich im Raum um.
Das Kind, welches gerade noch leblos sein Buch gelesen hatte, drehte langsam seinen Kopf in ihre Richtung. Die wächserne Haut knackte und knarzte, und das bis eben noch totgeglaubte Kind fing an zu pfeifen. Ein nettes Liedchen, und nach und nach stimmten alle mit ein. Sogar das tote Fritzchen im Schrank wackelte im Takt mit dem Schwanz.
Mariam traute ihren Augen nicht.
Was wurde hier gespielt?
1 Wenn Sie ein großer VFB-Fan sind, ist es halt Uli Hoeneß vom FC Bayern oder sonst irgendeine Fußballgaleonsfigur. Stellen Sie sich nicht so an!