Читать книгу K(L)EINE T.RÄUME - Band 3 aus dem speziellen Genre der Medizinischen Belletristik - Ben A. Deyval - Страница 7
ОглавлениеPemaron, Bali
`Es gibt schönere Träume´, befand sie und drehte und wälzte sich schwerfällig unter dem Moskitonetz hervor, um im Stockdunklen barfuß tastend die Leiter zum Außenbad herunterzuklettern. Deutlich schönere Träume. Sie war vom durchdringenden Krähen eines Hahns unter dem Stelzenhaus wachgeworden. `Scheißviecher, einen Krach machen die!´ Ihr Partner schlief diagonal im Bett wie ein Toter. Er hatte sich keinen Millimeter zur Seite bewegt, als sie über sein Bein hinwegkletterte. Wenigstens regnete es nicht, als sie auf dem Klo saß, zwei winzige, im Flackern einer Petroleumlampe nicht sichtbare Mücken von ihren Beinen verscheuchte. Der Dschungel hinter der Mauer rasselte, schnarchte, gurgelte, floss und sang wie üblich, das Meer jedoch war heute Nacht still. Mondlose Nächte machten sie irre, aber das durfte sie niemandem sagen, sonst hätte man sie für verrückt erklärt. Dabei fühlte sie sich schon verschroben genug – was zum Teufel machte sie hier eigentlich, eine halbe Welt weit weg von zu Hause? Sie befühlte ihren Bauch, während sie nochmal einen Tropfen Urin abpresste, damit für den Rest der Nacht Ruhe war. Drinnen alles in Ordnung im Becken?
Der Traum fiel ihr ein. Gruselig. Einen Berg war sie hochgestiegen, eine ewig lange Treppe, von Tempelfahnen gesäumt. Sie verschwanden im Nebel, die Treppe und sie stiegen immer weiter, immer weiter nach oben. Plötzlich war sie über den Wolken und sah unter sich ein glänzendes ringförmiges Gebäude mit Ausläufern in Kreuzesform. `Ein Labor´, wusste sie im Traum, denn aus dem Inneren drangen Schreie zu ihr hoch. Langgezogene, herzzerreißende Schreie. Welches Tier war in der Lage, so zu schreien?
Sie schüttelte sich und griff nach der Klopapierrolle, die an der Hauswand hing. Wenigstens kein Durchfall mehr, die Phase der Eingewöhnung hatte sie hinter sich. Und ihr Freund hatte daran gedacht, nach dem Regenguss eine neue Rolle einzuhängen. Es gab nichts Schlimmeres, als mit Übelkeit und Bauchschmerz auf einem WC unter freiem Himmel zu sitzen, den rußigen Qualm der Lampe einzuatmen – und dann schüttete es wie aus Eimern, nicht nur auf den einsamen Klogänger und die Pflanzenwelt in dem zauberhaften Paradiesgartenbad, sondern auch auf alle Klamotten und das letzte Klopapier in Greifnähe.