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8 Worum es (nicht) geht
ОглавлениеGegenstand und Erkenntnisinteresse der vorliegenden Arbeit lassen sich damit genau einkreisen. Zu untersuchen ist, welchen Beitrag mittelalterliche Erzählformen des Wettkampfs für die Entwicklung von Vielfalt leisten. ›Wettkampfkulturen‹ gehören in diesem Sinne zu den Versuchen mittelalterlicher Gesellschaften, diesseits von Diversitäts- oder Kontingenzperspektiven gleichwohl Darstellungsmöglichkeiten für Vielfalt zu entwickeln. Wettkampferzählungen zeigen davon nur einen Ausschnitt – es gibt andere Motive, Semantiken und Logiken mehr, mit Differenz umzugehen –, doch bieten sie einen besonders produktiven, risikofreudigen und daher aufschlussreichen Objektbereich.
Er ist für die mediävistische Forschung bis heute schwer zu fassen. Denn nicht nur gilt es, unreflektierte Übertragungen moderner Kulturbegriffe einzuklammern. Auch ist zu berücksichtigen, dass im Mittelalter kein Begriffsäquivalent für unbestimmte Vielfalt zur Verfügung steht. Erzählformen, die wie Wettkampf kulturfunktional wirksam sind, zeigen sich instabil und experimentell; obwohl ihre Texte keineswegs randständig sind, bilden sie keine zusammenhängenden Diskurse, Gattungen oder Traditionen.1 Aus diesem Grund strebt die folgende Untersuchung weder eine Gattungs- noch eine Kulturgeschichte von ›Wettkampf im Mittelalter‹ an, deren Grundlagen erst noch zu legen sind. Ihr Ziel sind allenfalls Vorstudien, die eine solche Geschichte vorbereiten. Dafür sind Fallstudien fruchtbar, die ein möglichst breites Spektrum von Wettkampfformen in prägnanten Momenten erkunden, in denen Vielfalt ›diesseits von Kulturkonzepten‹ greifbar wird. Um sie zu erschließen, setzen alle Analysen erstens auf der Ebene konkreter Erzählarrangements mittelalterlicher Wettkämpfe an. Sie fragen zweitens nach typischen Formen, die daraus hervorgehen, und suchen drittens allgemeinere Gesichtspunkte anzugeben, unter denen man ihre Komplexität kulturtheoretisch auswerten kann. Während die textnahen Beschreibungen auf erzähltheoretische Analysekategorien zurückgreifen und hermeneutische Lektüren erarbeiten, wagt dieser letzte Schritt formale Abstraktion, um die Einzelstudien an Grundfragen der Kulturtheorie anzuschließen.